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Red Force 6: Sea Wolves

Originaltitel: Hei Lang__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Cheng Siu-Keung__Darsteller: Cynthia Khan, Simon Yam, Norman Tsui Siu-Keung, Gary Chow, Philip Kwok, Eddie Maher, Tai Bo, Wong Chi-Wai, Lau Wai Man u.a.
Red Force 6: Sea Wolves Blu-ray Cover

„Sea Wolves“ heißt in unseren Breiten auch „Red Force 6“.

Gary und seine Schwester sind aus Vietnam geflohen. Doch das Boot, das sie nach Hongkong bringen soll, fängt unterwegs plötzlich Feuer. Glücklicherweise werden alle Flüchtlinge von einem Frachter gerettet. Das Blöde: Die Besatzung des Frachters, selbst vietnamesische Flüchtlinge, treiben allerlei Schindluder. Sie schmuggeln Drogen und andere Wertgegenstände. Und sie haben keinerlei Hemmungen, die geretteten Flüchtlinge brutalst niederzumetzeln und deren Habseligkeiten zu stehlen.

Nur Gary überlebt das Massaker. Ein gewaltiger Schlag gegen den Kopf löscht allerdings sein Gedächtnis aus. Er hat Glück im Unglück: John, ein guter Freund Garys aus der Zeit in Vietnam, ist Teil der Frachter-Crew und versteckt ihn. In Hongkong angelangt, verhilft John Gary zur Flucht. Blöderweise kriegen die Crew-Mitglieder das spitz. Für sie ist klar: Wenn Gary auch nur ansatzweise offenlegt, was auf ihren Schiff abgeht, sind sie geliefert. Sie starten eine erbarmungslose Jagd.

Doch Gary hat erneut Glück im Unglück, denn er läuft der Hongkonger Polizistin Yeung über den Weg. Die macht ihrerseits zwar auch Jagd auf Gary, weil die Frachter-Crew ihm einige Morde in Hongkong anhängen konnte, aber so recht traut sie dem Braten nicht.

Schaut in den Actionfilm hinein

Simon Yam und Cynthia Khan machen rabiate Action

Der im Original „Hei Lang“ betitelte Actioner aus Hongkong wurde international als „Sea Fighter“ und als „Sea Wolves“ ausgewertet. In Deutschland wurde er zum sechsten Teil der Fantasiereihe „Red Force“ gemacht. Was das Absurde dieser Fantasiereihen nur unterstreicht, ist die Tatsache, dass „Red Force 5“ (aka „Yes, Madam 5“) tatsächlich erst fünf Jahre später das Licht der Heimkinos erblickte. Die Red-Force-Reihe hatte neben der Actionausrichtung nur eine echte Konstante: Action-Heroine Cynthia Khan („Death Zone“) in einer tragenden Rolle.

„Red Force 6: Sea Wolves“ beginnt denkwürdig. Wenn sich die Frachterbesatzung mit gewaltigen Messern über die geretteten Flüchtlinge hermacht und diese extrem blutig zurichtet, ist das ein ordentlicher Schock. Den die Hongkonger Filmemacher freilich auch richtig breit auskosten. Hier ist der Actionfilm noch ganz bei sich. Und auch die ersten Story-Entwicklungen um Gary und John verfangen. Doch dann beginnt sich das Drehbuch mehr und mehr zu verzetteln.

Uninteressante Rückblenden in die Bromance von John und Gary verschleppen das Tempo. Es werden immer mehr Figuren eingeführt, die einen nicht interessieren. Auch weil das Drehbuch nicht erklärt, warum sie einen jucken sollten. Die als Hauptdarstellerin geführte Cynthia Khan verschwindet nach einer Eröffnungsactionszene für Ewigkeiten aus dem Film. Um sie wieder einzuführen, wird eine ultratumb gezeichnete Escort installiert, die mit Gary in Hongkong anbandelt und sich als beste Freundin der Polizistin entpuppt.

Was die Bösewichte treiben, ist irgendwann gar nicht mehr durchschaubar. Und die Begründungen der Cops, warum sie Morde auf Schiffen nicht jucken, werden immer abstruser. Irgendwann wird sinnlos in einem Baugerüst herumgehangen und man beginnt sich schon zu fragen: Interessiert das Massaker vom Einstieg wirklich niemanden? Warum war es dann da? Nicht einmal der Tod von Garys Schwester hat irgendwelche Folgen. Wieso ist die als Ablenkung gedachte Action immer so schnell vorbei? Und warum hat auch sie kaum irgendwelche Folgen?

Dazu gesellt sich etwas arg haltloses Dauergebrubbel, das keinen interessiert. Und ein paar seltsame Humoreinlagen inklusive geschmacklosem Aids-Witz passen null zum Rest des Filmes. Der beginnt sich früh zu ziehen, ist kein Stück spannend und bekommt vor allem keinen Fokus auf das Schicksal von Gary gelegt. Vermutlich auch, weil dessen Darsteller Gary Chow („Expect no Mercy“) richtig schlecht spielt.

Da wirkt Simon Yam („Raging Fire“) als John aufgrund der unentschlossenen Anlage seiner Figur deutlich präsenter, geht in dem allgemeinen Story-Tohuwabohu aber auch irgendwann unter. Und Cynthia Khan ist eine Randnotiz im eigenen Film, die erst im Finale richtig hinlangen darf, dann aber wirklich alles und jeden an die Wand kickt.

Die Action wird in „Red Force 6: Sea Wolves“ zwar ganz ordentlich über die Laufzeit verteilt, aber die Intermezzos sind durchweg viel zu kurz. Die unterschiedlichen Settings, etwa jenes einer Baustelle oder eines Friedhofes, werden gar nicht ausführlich bespielt und wirken total verschenkt. Auch die ganz großen Härten bleiben aus. Ab und an spritzt etwas Blut, auch der eine oder andere Kopfschuss ist am Start.

Nur in der Massakerszene und im Showdown wird dann derber hingelangt. Im Showdown wird beispielsweise mit Hämmern und Schaufeln aufeinander eingedroschen. Und man bemüht sich, das Setting des Frachters für „innovativere“ Todesarten zu präsentieren. Davon funktioniert manches (Strangulation durch Ankerseil), anderes so gar nicht (Typ fällt in ein Netz, das nach oben gezogen wird, und verstirbt dabei – vermutlich an Höhenangst).

Im Showdown sorgt vor allem Cynthia Khan mit ihren Fähigkeiten für schön anzuschauende Martial-Arts-Momente. Leider bekommt sie keinen echten Gegner für einen ausführlicheren Kick, wodurch ihre Actionszenen allgemein etwas durchgerusht wirken. Trotzdem sollte der Showdown auch dank seiner allgemein rabiaten Anlage jedem Actionfan ganz gut runtergehen.

In optischer Hinsicht gibt sich Cheng Siu-Keungs (berühmter als seine wenigen Regie-Arbeiten ist sein Wirken als Kameramann etwa für „Ip Man 4“ oder für zahlreiche Johnny-To-Filme wie „Vengeance“) „Red Force 6: Sea Wolves“ ziemlich gritty-düster. Hier haben weder Hongkong noch der Frachter oder der offene Ozean schöne Seiten. Nur rund um die Escort zieht der Film dann mal auf und wird farbiger. Die Action wurde versiert in Szene gesetzt und von Philip Kwok (Mad Dog aus „Hard Boiled“!) choreographiert. Ein wenig nervig fand ich den durchweg arg eintönigen Score zum Film.

„Red Force 6: Sea Wolves“ bietet harte Action an mauem Drehbuch

Die ungelenke Erzählweise von „Red Force 6: Sea Wolves“ schadet der Wahrnehmung des Actionfilmes wirklich massiv. Es wirkt beständig, als finde der Film immer noch eine Möglichkeit, ja nicht zu seinem Showdown überleiten zu müssen. Doch nichts davon ist irgendwie spannend oder unterhaltsam. Es dauert nicht lange, dass sich wirklich langweilige Momente aufeinander türmen. Man findet nicht so wirklich in die Figuren und erst recht nicht in den Plot hinein.

Leider bietet die patent und hart in Szene gesetzte Action nur selten echte Ablenkung von diesen Unzulänglichkeiten. Einzig das bereits mehrfach erwähnte Frachtermassaker und der ebenfalls an Bord des Frachters steigende Showdown machen wirklich etwas her. Davon abgesehen quält man sich doch reichlich durch den Streifen.

04 von 10

Zu Videozeiten war dieser in Teilen sehr harte Streifen freilich nicht uncut in Deutschland zu haben. Mit Aufkommen der DVD bemühte sich HDMV um den Film. Die brachten ihn ungeprüft und ungeschnitten als „Sea Fighter“ in einer Einzelausgabe, mit „Red Force 5“ im Bundle und mit allen „Red Force“-Teilen in einer Gesamtausgabe heraus. Die Bildqualität von „Red Force 6: Sea Wolves“ geht dabei absolut in Ordnung. Für den 21. Februar 2025 hat TG Vision den Film als Blu-ray angekündigt. Diese kommt mit einer Freigabe ab 18.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: TG Vision__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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