Originaltitel: Fu Maang Wai Lung__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Yuen Woo-Ping__Darsteller: Kenny Ho, Christy Chung, Collin Chou, Elaine Lui, Cecilia Ng Sin-Si, Cho Wing, Woo Fung, Mary Hon, Michael Lai, Mandy Chan, Tam Suk-Mui u.a. |

„Red wolf“ verlagert das „Stirb Langsam-Szenario aufs offene Meer.
Alan hat sein Leben seinem Job verschrieben. Er ist Cop mit Leib und Seele, der in den seltensten Fällen loslassen kann. Als er eines Tages mit seiner Ehefrau unterwegs ist und seine Freizeit genießt, kommt es zur Katastrophe. Ein Lump muss gestellt werden. Dauercop Alan mischt sich ein. Er wirft sein Messer, der Lump wird getroffen, die Waffe in seiner Hand geht dennoch los und die Kugel erwischt Alans Frau.
Traumatisiert schmeißt Alan seinen Job hin. Er nimmt eine Anstellung als Sicherheitsmann auf einem Passagierschiff an. Ungefährlicher kann ein Job nicht sein, denkt zumindest Alan. Denn natürlich geht auch hier schief, was schiefgehen kann. Eine Handvoll Lumpen kapert das Schiff. Ihr Ziel: Uran, das in einem Tresor auf dem Schiff lagert. Warum auch immer.
Sofort ist Alan wieder in seinem Element und er beginnt, die Lumpen Mann um Mann auszudünnen. Doch die Terroristen sind reichlich gnadenlos unterwegs und fordern einen enormen Blutzoll ein…
Schaut in das Stirb-Langsam-Rip-Off von Yuen Woo-Ping hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=sqbv26h1XBE
Man kommt gar nicht darum herum: Man muss bei „Red Wolf“ bei der hanebüchenen Story beginnen. Warum zum Teufel wird auf einem Passagierschiff Uran gelagert/mitgeführt? Falls man den Motor vom Schiff mal kickstarten muss? Der Zuschauer weiß es nicht, das Drehbuch weiß es nicht und der Regisseur weiß es auch nicht. Also wird das gar nicht erst groß thematisiert. Das Uran ist da, basta!
Hat man diesen Klops geschluckt, kann man sich eigentlich extrem gut in das gezündete „Stirb Langsam“-Szenario fallen lassen. Das Schiff ist flott übernommen, die Gangster machen keine Gefangenen und das anfängliche Verwirrspiel darum, wer hier nun gut und wer böse ist, sorgt für einige spannende Momente. Irgendwann ist dann auch dem letzten Depp klar, wie hier die Rollen verteilt sind und dann kann Regisseur Yuen Woo-Ping („Iron Monkey“) das machen, was er am besten kann: Action!
Und der Regisseur, der in westlichen Breiten eher für seine choreographischen Arbeiten an „Matrix“ oder „Tiger and Dragon“ bekannt ist, steigert sich in „Red Wolf“ von Minute zu Minute. Beständig wird sein Film härter und spektakulärer. Wo zunächst noch kurze Fights dominieren, werden selbige immer mehr ausgekostet. Und es wird hart hingelangt. Genicke, Knochen und Körper zerbrechen, Stuntman werden durch die Gegend geschleudert und die Moves werden zunehmend akrobatischer und wagemutiger.
Dasselbe gilt für das Geballer. Zu Beginn sind die Shootouts kurz und trocken. Hier und da platzt auch mal ein Bloodpack. Doch spätestens auf der Mitte des Filmes fangen sich so gut wie alle Passagiere blutigst eine Bleivergiftung ein. Und Yuen Woo-Ping kennt hier keine Gnade, lässt Frauen über die Klippe springen und spannt um kleine Kinder gewaltige Bedrohungsszenarien auf.
Blöde Komik konterkariert die steile Action
In der Action fühlt sich vor allem Hauptdarsteller Kenny Ho („Police Story 2“) als Alan sichtlich wohl. Der Mime darf spektakulär um sich treten und schlagen und hat auch eine durchaus sympathische Ausstrahlung. Als sein Sidekick agiert die sexy anzuschauende Christy Chung („Bodyguard von Peking“) als Diebin und Bordkellnerin Lai. Mithin der größte Pferdefuß an „Red Wolf“. Denn um Frau Chung lancieren Regie und Drehbuch bis zur letzten Filmminute immer nerviger werdende, seltsam überspannte Gags, die einem irgendwann nur noch auf die Ketten gehen und einen Lai richtiggehend hassen lassen.
Das kann Elaine Lui als fiese rechte Hand des Oberfieswichtes nicht passieren. Die muss einfach nur eiskalt sein und Christy Chung im Catfight des Filmes ordentlich eine überbraten. Aus heutiger Sicht am bekanntesten ist der Darsteller des Oberfieswichtes: Collin Chou („Special ID“). Der muss sich lange zurückhalten, was die Action angeht. In Richtung Showdown darf er dann aber beiläufig Kollateralschäden verursachen und sich amtlich mit Kenny Ho eine vors Fressbrett ballern.
In Sachen Optik sieht man „Red Wolf“ an, dass er nicht allzu teuer sein durfte. Das Passagierschiff wirkt teilweise extrem schmucklos. Hier und da denkt man schon bei sich, dass man für den Film wenigstens mal die Planken hätte wienern können. Die Innenräume sind eher funktional denn schön. Und es dauert erstaunlich lange, bis der Film mal auf die Idee kommt, die verschlungenen Gänge des Schiffes richtig zu nutzen. Das gelingt ebenfalls vor allem in Richtung Finale und hat dann sogar richtiggehend schlitzohrige Szenen zur Folge: Etwa wenn unser Held durch Regenklamotten isoliert in einen unter Strom stehenden Raum auf seine Gegner trifft.
„Red Wolf“ bietet eine Luxusfahrt für Actionfans
Es ist wahrlich nicht die Story, die „Red Wolf“ glänzen lässt. Der ist ein mehr als offensichtliches „Stirb Langsam“-Plagiat und kopiert das Original in Einzelszenen sogar 1:1! Doch die in der altbekannten Handlung gezündete Action rockt richtig steil – wird von Minute zu Minute ausladender, blutiger und besser. Die Choreographien von Yuen Woo-Ping haben Druck unterm Pony, es wird sich hart durch Glasscheiben gezimmert und so mancher Hieb wirkt teilweise brutal ungebremmst.
Das Ergebnis ist ein Action-Powerhouse, bei dem man immer nur dann zu schlucken bekommt, wenn Christy Chung auf der Bildfläche erscheint und ihre Figur vom Drehbuch nicht an die Kette genommen wird. Die daraus resultierenden Humor-Momente beißen sich teils brutal mit dem ganzen Grundton der Geschichte und der gnaden- und humorlos gereichten Action.
Über eine deutsche Veröffentlichung des kleinen Hongkong-Krachers ist mir nichts bekannt. Das Label Hongkong Legends hat dem Film als DVD eine Special Platinum Edition verpasst. Mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten und einer zusätzlichen DVD voller Extras.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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