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Resident Evil: The Final Chapter

Originaltitel: Resident Evil: The Final Chapter__Herstellungsland: Australien, Deutschland, Frankreich, Kanada__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Paul W.S. Anderson__Darsteller: Milla Jovovich, Ali Larter, Shawn Roberts, Ruby Rose, Eoin Macken, William Levy, Iain Glen, Rola, Lee Joon-ki, Ever Anderson, Lee Raviv u.a.
Resident Evil: The Final Chapter

Milla Jovovich kämpft erneut gegen Zombies in “Resident Evil: The Final Chapter”.

Wir erinnern uns: „Resident Evil: Retribution“ endete mit Ansichten Washingtons, das gerade von einer riesigen Zombie-Armee überrannt wurde. Derweil dröhnte uns noch Weskers Drohung in den Ohren, dass die bevorstehende Schlacht „die letzte Schlacht der Menschheit“ sei. Und dann heißt der anschließende Film auch noch „The Final Chapter“ und soll angeblich die gesamte „Resident Evil“-Reihe zu einem runden Ende bringen.

Wer sich von all diesen Vorzeichen eine epische Abfolge noch viel epischerer Mensch-vs.-Zombie-Schlachten erhoffte, sollte seine Erwartungen jedoch deutlich zurückschrauben. Denn Paul W.S. Anderson verweigert uns den großen Money Shot. Und zwar so richtig. Stattdessen beginnt „Resident Evil 6“, wie schon einige Teile vorher begannen: Alice erwacht…

Blöderweise erwacht sie NACH all den epischen Schlachten. Dass diese stattgefunden haben müssen, davon zeugt das vollkommen zerstörte Washington DC, welches Alice zu Beginn des Streifens schlaftrunken durchwandelt. Die Bilder sind zwar vom Feinsten, dennoch fühlt man sich als Zuschauer ein wenig betrogen. Und es wird noch schlimmer…

httpv://www.youtube.com/watch?v=TAyLsKQEt6g

Denn Paul W.S. Anderson („Pompeii“) hat es sich in den Kopf gesetzt, „seine“ Filmreihe da enden zu lassen, wo sie einst begann: In Raccoon City. Im Hive. Also beginnt er das Erzählen. Dabei kommt viel sinnloser Kram herum. Es gibt Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat. Einen Bogen zu den Anfängen will Regisseur und Drehbuchautor Anderson schlagen. Und der Zuschauer sitzt einfach nur entgeistert in seinem Kinosessel und fragt sich permanent „Warum?“. Warum hat Anderson nicht einfach die bisher etablierte Geschichte weiter gesponnen? Warum macht er nicht einfach nur Zombie-Daueraction? Warum macht er es sich selber so schwer?

Und wenn überhaupt nichts mehr geht, erscheint sowieso wie gewohnt die Red Queen und labert ganz viel Dünnes. So auch diesmal. Einen Antivirus gäbe es. Der alles töte, was vom T-Virus befallen sei. Der sei im Hive zu finden. Tief unter der Erde in Raccoon City. Und der müsse innerhalb von zwei Tagen freigesetzt werden. Sonst werde die gesamte Menschheit bereits ausgerottet und nicht mehr zu retten sein. Wieso der große Exitus für die letzten menschlichen Enklaven droht, bleibt dabei vollkommen schleierhaft. Erst recht der eng gesteckte Zeitrahmen. Für Andersons Drehbuch scheint der aber wichtig zu sein, so oft wie Alice hernach auf ihre Uhr starrt.

Resident Evil: The Final Chapter

Alice in Action…

Auf jeden Fall ist nun zumindest irgendein Grund da, um wieder gen Raccoon City zu reisen. Zwischendurch macht Alice nur Halt, um mit den Überlebenden um Claire Redfield (Ali Larter verweigert einfach jedwede Form des Schauspiels) eine Zombie-Armee zu besiegen und sich bewusst zu werden, dass der in Teil 2 und 3 aufgetauchte, totaaaaal fiese Mad Scientist Dr. Alexander Isaacs (ganz ok: „Game of Thrones“-Star Ian Glen) die größte Gefahr für die Menschheit darstellt. Dann noch ein bisserl Geschwurbel um Klone, schnell noch ein paar heldenhafte Begleiter für Alice installiert und schon kann man im Hive großes Finale spielen. Am Horizont steigt derweil der Dreck von zwei weiteren anrückenden Zombie-Armeen auf… und der Zuschauer guckt gelangweilt zur Uhr.

„Wir sind beim letzten Mal gescheitert, weil wir versagt haben!“ Nur ein Beispiel für eine der gelungeneren Dialogzeilen im Film. Ganz nach der Devise, dass mit ernster Miene dargereichte Dialoge gut sein müssen, gibt’s davon mit der ganz groben Kelle. Ein bisschen Pathos untergemischt und schon lockt der Oscar. Nunja, nicht ganz. Diese Dialoge werden von absolut austauschbaren Gesichtern aufgesagt, die Anderson immer wieder nach Lust und Laune und ohne irgendein erkennbares Muster aus dem Spiel nimmt. Wer hier also warum verreckt… who cares? Aber das ist bei einem Film, der keine Sekunde spannend ist und dem Zuschauer seine vom Sounddesign her brachialen Jump Scares absolut plan- und hilflos um die Ohren feuert, eh nicht schlimm.

Wo man Paul W.S. Anderson aber keinerlei Vorhaltungen machen kann, ist die optische Umsetzung seines Streifens. Wie von ihm nicht anders gewohnt, sieht auch „Resident Evil: The Final Chapter“ um ein Vielfaches teurer aus, als er vermutlich war. Bei Anderson sieht man jeden Cent auf der Leinwand: Angefangen bei den fetten Bildern des zerstörten Washingtons über die verschiedenen Endzeit-Szenerien in Richtung Raccoon City (die durchaus Erinnerungen an „Resident Evil 3“ hervorrufen) hin zu fetten Bildern eines zerstörten Hochhauses, das von gigantischen Feuersäulen erhellt wird, welche Tausende Zombies ordentlich durchbraten. Auch die CGIs von riesigen Zombie-Armeen und seltsamen T-Virus-Kreaturen überzeugen durch die Bank.

Resident Evil: The Final Chapter

Die vollkommen egale Heldenparty…

Der optische Bruch im Hive funktioniert ebenfalls gut. Hier tendiert „Resident Evil 6“ wieder mehr in Richtung der vorhergehenden zwei Teile. Wird stylisher und technischer im Look. Und holt ein paar Motive des ersten „Resident Evil“ hervor. Genannt sei etwa der Laserschranken-Korridor.

Die Action bekommt von Anderson ordentlich Druck eingehaucht, wird aber leider vom Editor komplett zerschnitten. Als habe ihm keiner gesagt, dass der Film als 3D-Streifen geplant ist, schneidet er so hysterisch schnell, dass man von der meisten Action mehr hört als sieht. Fast wünscht man sich das ewige Zeitlupen-Gepose aus den Vorgängerfilmen zurück, denn die ließen wenigstens auch in der Action eine gewisse Räumlichkeit erahnen. In „Resident Evil: The Final Chapter“ kommen das Auge und das Hirn schlichtweg nicht hinterher, die stereoskopischen Daten irgendwie gewinnbringend zu verarbeiten.

Das finale Kapitel der Reihe ist im Übrigen erstaunlich blutleer geraten. Der eine oder andere Kopf wird zerschmettert und halbiert, wirkliche Härten sucht man aber mit der Lupe. Die Fights von Alice – so man diese erkennt – wirken in ihrer Choreographie durchaus geschmeidig und flott und auch Milla Jovovich („Survivor“) wirkt ziemlich sicher in ihren Bewegungsabläufen. Wirklich mitreißen will aber keines der Action-Setpieces.

Resident Evil: The Final Chapter

Puff, Puff!!!

Tja ja, back to the roots. So mancher Filmreihe hat das ja in letzter Zeit durchaus etwas gebracht (Man denke an die „Jurassic Park“-Saurier oder „Star Wars“). Doch obwohl bei einem Franchise wie den „Resident Evil“-Filmen, die eh nie irgendwer ernst genommen hat und die nie mehr als mindless fun waren, keine irgendwie geartete qualitative Fallhöhe vorhanden war, enttäuscht das Finale der Reihe auf breiter Flur. Es wirkt fast schon verzweifelt, wie das Drehbuch die in „Retribution“ installierten Grundlagen ignoriert und unbedingt zurück nach Raccoon City will. Der Weg dahin und die Ereignisse vor Ort verlaufen teils absolut unlogisch, die Figuren sind einem vollkommen egal, die Dialoge lassen einem die Ohren bluten (auch wegen der wirklich miesen deutschen Synchronisation), die Darsteller sind stocksteif und mies, das 3D ist in der Action ein schlechter Witz und die Musik von Paul Haslinger stampft leider auch nicht so brachial und vorwärtsdrängend wie die Soundtracks von tomandandy (man denke nur mal an den brachialen „Retribution“-Score). Ein Totalausfall ist der Film darum aber dennoch nicht. Dafür sind die Actiondichte und das Erzähltempo einfach zu hoch. Obendrein weiß Paul W.S. Anderson nur zu gut, wie er seine Schauwerte gelungen in Szene setzen kann. Ab und an gelingt ihm das auch mit seiner Frau Milla, die in dem Film bei weitem nicht so steif wirkt, wie in den Vorgängern. Also zumindest in der Action. Darstellerisch will ich nichts Lobendes gesagt haben…

4 von 10

„Resident Evil: The Final Chapter“ ist ab dem 26. Januar 2017 in den deutschen Kinos zu sehen, ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut und kommt von Constantin Film.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Constantin Film Verleih GmbH__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 26.1.2017 in den deutschen Kinos

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