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Road House (2024)

Joel Silver produzierte das Remake seines eigenen Kultfilms „Road House“, in dem Jake Gyllenhaal die Hauptrolle unter der Regie von Doug Liman spielt. Als ehemaliger MMA-Champ wird er als Türsteher im titelgebenden Road House auf den Florida Keys angeheuert, wo fiese Subjekte im Auftrag eines Spekulanten Stress machen. Sein Hauptgegner ist ein durchgeknallter Conor McGregor.

Originaltitel: Road House__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Doug Liman__Produktion: Joel Silver__Darsteller: Jake Gyllenhaal, Conor McGregor, Daniela Melchior, Billy Magnussen, Jessica Williams, Lukas Gage, B.K. Cannon, Dominique Columbus, Post Malone, Joaquim de Almeida, Arturo Castro, Beau Knapp u.a.
Road House

Joel Silver produzierte das Remake seines eigenen Kultfilms “Road House”, in dem Jake Gyllenhaal unter der Regie von Doug Liman gegen Conor McGregor antritt

„Road House“ von Rowdy Herrington war ein seltsames Pflänzchen. Einerseits gern verlacht und für mehrere Goldene Himbeeren nominiert, andrerseits über Jahre hinweg ein Kultfilm und schon bei Release mit 60 Millionen Dollar Einspiel bei einem Budget von 15 Millionen alles andere als ein Verlustgeschäft für Produzent Joel Silver. 2006 kam ein verspätetes Direct-to-Video-Sequel heraus, jahrelang war ein Remake in der Mache, bei dem erst Ronda Rousey die Hauptrolle spielen sollte, das 2024 dann jedoch mit Jake Gyllenhaal als Protagonist erschien.

Auch beim Remake war Joel Silver („Die Warriors“) als Produzent beteiligt, der Blockbuster-erfahrene Doug Liman („Edge of Tomorrow“) führte Regie, nur um enttäuscht zu werden, als sich Amazon für eine Streamingauswertung anstelle eines Kino-Releases entschied. Elwood Dalton (Jake Gyllenhaal) ist im Remake kein „gelernter“ Türsteher mehr, sondern ein MMA-Fighter, dem ein derartiger Ruf vorauseilt, dass manche Konkurrenten lieber direkt die Segel streichen anstatt die Hucke vollzubekommen. Ähnlich mythisch wie der Dalton von 1989, ähnlich pragmatisch, wenn es um die (Selbst-)Verarztung von Wunden geht, weshalb der frühere Champ die Aufmerksamkeit von Barbesitzerin Frankie (Jessica Williams) erregt. Die sucht gerade Unterstützung und sieht nicht nur Daltons legendären Ruf, sondern auch dass der abgebrannte Ex-Weltmeister in seinem Auto lebt.

Das Angebot als Rausschmeißer zu arbeiten lehnt Dalton kurzzeitig ab, sitzt eine selbstmörderische Aktion später dann aber doch im Bus nach Florida, wo Frankie auf den Keys ihr Road House betreibt, das im Remake nicht mehr Double Douce, sondern tatsächlich Road House heißt. Wieder einmal machen zu viele Radaubrüder Stress in der Bude, doch dieses Mal sind die Stammtürsteher keine Pfeifen oder Großkotze, sondern einfach unerfahren. Dalton lernt Billy (Lukas Gage) an, engagiert Reef (Dominique Columbus) als weiteren Rausschmeißer, wobei auffällt, dass im fertigen Film Daltons Ansprache aus dem Trailer fehlt, in der er seine Philosophie erklärt („Always be nice. Until it’s time to not be nice.“).

Allerdings ist die gestiegene Anzahl an Schlägereien im Road House kein Zufall, sondern Teil des Plans von Ben Brandt (Billy Magnussen), der sich das Gelände unter den Nagel reißen will. Dem ist Dalton daher ein Dorn im Auge, weshalb er zu immer drastischeren Mitteln greift, um ihn loszuwerden…

Schaut euch den Trailer zu „Road House“ an

Ein großer Teil des Appeals des Originals lag sicherlich darin, dass er eine naive Macho-Welt aufbaute, humorvoll war, aber sein Unterfangen gleichzeitig ernst nahm – etwas, das in dieser Form nicht mehr replizierbar ist im Zeitalter der wissenden Selbstironie. So versucht „Road House“ anno 2024 den Spagat und das gar nicht mal so ungeschickt. Einerseits wird manches offen ausgestellt, etwa wenn eine Nebenfigur explizit auf das Westernszenario hinweist, wenn Dalton als eine Art rechtschaffener Cowboy in der Stadt der Gesetzlosen ankommt. Oder wenn der Film quasi kommentiert wie aus der Zeit gefallen dieses oder jenes gerade ist. Andrerseits versucht auch das Remake den cheesy Spaßfaktor des Originals ins neue Jahrtausend zu bringen und seine eigene Form des Worldbuilding zu betreiben. So ist Dalton auch hier der betont höfliche, unkonventionelle Typ, der im Zweifelsfall aber auch ohne mit der Wimper zu zucken Körperteile bricht – um seine Opfer danach selbst ins Krankenhaus zu fahren. Ganz besonders drüber ist der Film bei seinem Oberschurken, dem Schläger Knox (Conor McGregor). Dessen Einführung beginnt damit, dass er nackt von einem Schäferstündchen kommt, im Adamsgewand auf einen Marktplatz schlendert und dann den Typen verprügelt, dessen Hemd er gerne haben möchte. So geht Knox stets wie ein asozialer Schulhof-Bully durch die Welt, der vermutlich an jeden Gegenstand in seinem Besitz auf diese Weise kommt – später sieht man ihn einmal mit einem Fahrschulauto durch die Gegend cruisen und gegen einen Baum fahren.

Plotseitig sieht es allerdings ähnlich dünn wie beim Original aus, nur dass das Remake nicht so schnörkellos daherkommt. Ben hat gleich mehrere höhergestellte Henchmen, von denen Vince (Beau Knapp) allerdings fast die ganze Zeit nur rumsitzt, ehe er für eine besondere Schandtat loszieht. Auch die verschiedenen Eskalationsstufen des Privatkriegs wirken manchmal eher gestellt als wirklich aufeinander aufbauend, zumal manches auch nur wenig Sinn ergibt. Da wollen korrupte Polizisten Dalton ein Verbrechen anhängen und ihn aus der Stadt jagen, doch durch das Eingreifen einer Person löst sich der ganze Plan in Luft auf. Da verheimlicht Frankie ihrem Rausschmeißer, dass hinter den Attacken auf das Road House mehr steckt, obwohl das schon nach kurzer Zeit klar wie Kloßbrühe ist (für das Publikum und für Dalton). Und dann gibt es die seltsame Begründung, warum Dalton an einer Stelle wirklich beinahe das Handtuch werfen will. Da rascheln die Drehbuchseiten bisweilen schon etwas, um „Road House“ auf seine knapp zwei Stunden zu bekommen.

Die Drehbuchautoren Anthony Bagarozzi („The Nice Guys“) und Chuck Mondry basteln manchen Subplot des Originals nach. So trifft der verletzungsaffine Dalton auch hier eine Ärztin als Love Interest, nämlich Ellie (Daniela Melchior), doch so wirklich ausgespielt wird die Romanze bis auf einen Bier-und-Boot-Ausflug nicht. Auch die Sprüche kommen in Sachen Kultfaktor nicht an das Original nicht heran, haben aber schon ein paar gute Gags zu bieten. Etwa wenn sich Knox und Dalton in einem Schlauchboot gegenüberstehen, der Schurke „Our own little octagon“ brüllt und Dalton nur ein entgeistertes „Who taught you shapes?“ entgegnet. Die Verlegung vom ländlichen Amerika auf die Florida Keys macht optisch tatsächlich was her, inklusive Dalton-Bleibe auf einem Boot, einem Road House mit Bacardi-Werbung-Feeling und einem hungrigen Alligator im Wasser. Bemüht wirken dagegen die Handlungsstränge um Daltons Ringvergangenheit. Diese wird lange Zeit nur angedeutet, obwohl sich jeder halbwegs aufgeweckte Zuschauer schnell denken mag, was damals vorgefallen ist. Dieser Part soll dann auch die Freundlichkeit des Helden zwischen allen Arschtreter-Einlagen erklären und psychologische Tiefe simulieren, doch tatsächlich wirkte Swayzes Dalton in den 1980ern stimmiger, der einfach von sich aus diese Mischung aus Zen-Ruhe und Draufhau-Tatkraft in sich vereinte.

Doug Liman zürnte Amazon und ging sogar soweit zu behaupten, dass diese Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal („Der Pakt“) durch die Streaming-Auswertung um eine Oscar-Nominierung gebracht hätten. Damit überschätzt Liman allerdings sowohl seinen Film als auch Gyllenhaals Performance: Die ist sicherlich souverän, ist der Star doch in körperlicher Topform und auch schauspielerisch meist glaubhaft als unkonventioneller Deluxe-Türsteher, doch allzu große Komplexität verlangt ihm das auf Fun ausgelegte Drehbuch dann doch nicht ab. Die talentierte Daniela Melchior („Fast X“) ist leider ziemlich verschenkt als Love Interest, das gegen Ende zum In-Gefahr-Geraten da ist. Conor McGregor spielt eine absolute Vollatze, muss also in erster Linie sich selbst verkörpern, aber overactet sich dabei auch noch (ganz amüsant) einen Wolf. Billy Magnussen („Keine Zeit zu sterben“) macht sich recht gut als BWL-Schleimi-Schurke, Beau Knapp („Black and Blue“) hat kaum was zu tun. Soliden Support gibt es von Jessica Williams („Booksmart“) und Joaquim de Almeida („Killer’s Bodyguard“), während ansonsten vor allem Arturo Castro („Die irre Heldentour des Billy Lynn“) noch Akzente setzen kann, spielt er doch jenen der angeheuerten Biker, der eigentlich zu nett und zu naiv für das Rockerleben ist.

In Sachen Wemmsereien wird 2024 spektakulärer hingelangt als 1989, nicht zuletzt wegen des MMA-Hintergrundes. Fight Coordinator Steve Brown („God Is a Bullet“) leistet choreographisch einen guten Job, denn hier gibt es vor allem auf die Mütze. In der Welt von „Road House“ sind Knarren in erster Linie dazu da, um nicht abgefeuert zu werden, weil der Nahkampf-Bad-Ass-Gegner einen vorher entwaffnet. Im UFC-Stil gibt es neben Schlägen und Tritten auch Würfe, Grappling, Knie- und Ellenbogeneinsatz, wobei manche Einlage nur mit Computerunterstützung realisiert wurde, was den Fights ein wenig an Impact nimmt. Schade drum, denn McGregor ist eh Experte auf dem Gebiet, Gyllenhaal hat sichtlich gut trainiert und auch der Rest vom Fest kann ganz gut austeilen und einstecken. Die Action ist gut über den Film verteilt, in regelmäßigen Abständen versuchen irgendwelche Lumpen rumzustressen oder Dalton umzunieten, wofür sie dann meist mit Watschen belohnt werden. Knox‘ Attacke auf das Road House hat etwas von einer Comedy-Einlage, wenn quasi alle Gäste bei dem Barfight mitmischen und sich sogar in unter der Decke hängen Deko-Booten prügeln. Wesentlich härter und humorloser kommt dann der Showdown zwischen Dalton und Knox daher, in dem der Held dann zu einem Sample aus dem Metallica-Song „Enter Sandman“ nochmal seine Reserven mobilisieren darf. Manche inszenatorische Kapriole ist ganz nett gemeint, aber funktioniert nicht so gut gedacht, etwa wenn die Kamera in einer Schlägerei zwischenzeitlich eine POV-Perspektive einnimmt, was einen aber eher rausreißt als hineinzieht.

Am Ende steht dann die Erkenntnis, dass man Eighties-Kult anno 2024 nicht so einfach replizieren kann, dass Doug Limans „Road House“-Remake aber immerhin den naiv-stumpfen, aber humorvollen Machoton des Originals ganz gut herüberretten und auf die heutige Zeit übertragen kann. Die Geschichte ist eher simpel, nicht alles so wirklich sinnig, dafür gibt es in regelmäßigen Abständen aufs Fressbrett und das auch recht sehenswert, auch wenn man manche Computerunterstützung in den Fights lieber hätte bleiben lassen.

Knappe:

Das „Road House“-Remake gibt es als Streaming-Premiere derzeit nur bei Amazon sehen. Diese legten den Film trotzdem der FSK vor, die ihn ab 18 Jahren freigab.

© Nils Bothmann (McClane)

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