Originaltitel: Rocky__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1976__Regie: John G. Avildsen__Darsteller: Sylvester Stallone, Talia Shire, Burt Young, Carl Weathers, Burgess Meredith, Thayer David, Joe Spinell, Jimmy Gambina, Bill Baldwin, Al Silvani, George Memmoli, Jodi Letizia u.a. |
„Die besten Geschichten schreibt das Leben.“, so oder so ähnlich dachte Sylvester Stallone sicher, als er 1975 den Kampf zwischen Muhammad Ali und Chuck Weppner sah. Hier trat ein krasser Außenseiter gegen den Weltmeister im Schwergewicht an und schaffte es, entgegen aller Voraussagen, beinahe über die Runden und schickte den Champion während des Kampfes sogar auf die Bretter. Davon inspiriert schrieb Stallone nach eigener Aussage innerhalb von dreieinhalb Tagen den ersten Entwurf des Drehbuchs, welches ihm den Durchbruch als Schauspieler ermöglichte und gleichzeitig eines der zwei Franchises begründete, die auch heute noch als Inbegriff des filmischen Schaffens Stallones gelten.
Der ungeschlagene Schwergewichts-Boxweltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) bangt aufgrund einer Verletzung seines Gegners um die bereits großspurig beworbene Titelverteidigung am Unabhängigkeitstag der USA in Philadelphia. Aufgrund der zu kurzen Zeit, die möglichen Kontrahenten Creeds bis zum Kampf bleiben würde, ist es den Veranstaltern und dem Champion selbst nicht möglich, einen hochklassigen Ersatz für den Herausforderer zu finden. Aus der Not wird die Idee geboren, am höchsten Feiertag der USA einem unbekannten Kämpfer die Chance zu geben, seinen persönlichen amerikanischen Traum wahr werden zu lassen. Die Wahl fällt auf den „italienischen Hengst“ Rock Balboa (Sylvester Stallone). Dieser sieht in der unerwarteten Chance die Möglichkeit, endlich allen etwas zu beweisen und trainiert verbissen für sein Ziel als erster gegen Creed über die volle Distanz zu gehen. Unterstützt wird er dabei von seinem Manager Mickey Goldmill (Burgess Meredith) und der Schwester seines Freundes Paulie (Burt Young): Adrian (Talia Shire), seiner großen Liebe.
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“Wenn ich beim Läuten vom Schlussgong immer noch stehe, dann werde ich zum ersten Mal in meinem Leben wissen, dass ich nicht nur irgendein Penner, ein Niemand bin.”
Wie später auch bei der Rambo-Reihe, lässt sich bei Rocky eine deutliche Wandlung der Hauptfigur im Verlauf des Franchises feststellen. Doch vollzieht sich hier die Wandlung der Hauptfigur weniger in Bezug auf deren Charakter, sondern viel deutlicher in Bezug auf deren Außendarstellung und Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Klar, auch Rocky selbst entwickelt sich im Verlauf der Reihe ein gutes Stück weiter, vom anfänglich eher unbedarften nicht sonderlich cleveren Niemand, der eigentlich selbst nicht weiß, wo er hingehört oder wo hin es für ihn geht, zu einem Mann, der, auch dank seiner Familie, mit beiden Beinen im Leben steht und weiß was er will. Auch wenn das Leben später versuchen wird, ihm einige Steine in den Weg zu werfen. Doch die deutlich größere Wandlung wird sich in dem Ansehen vollziehen, das ihm die Öffentlichkeit entgegenbringt; weg vom belächelten Haudrauf, der sogar von Kindern nicht ernst genommen wird, hin zum All-American-Hero, der von allen verehrt und bewundert wird.
Doch so weit ist Rocky in Teil I noch lange nicht. In diesem Moment ist er schlicht und ergreifend ein Nichts: er kämpft für ein Taschengeld und verdient sein Geld als Schuldeneintreiber für einen Mafiosi. Kinder, denen er nur helfen will, verspotten ihn und sein Trainer schmeißt ihn schier aus der Halle, da er ihn für einen Taugenichts hält, der sein Talent verschwendet. Deswegen ist sein erster Gedanke auf die Anfrage des Promoters auch, dass er als Sparringspartner für den Weltmeister dienen soll und lehnt die Anfrage, ob er kämpfen will, zunächst ab, da er nicht glaubt, dass Creed sich mit ihm messen will. Als der Kampf dann letztendlich feststeht, dauert es nicht lange, bis sich in Form von Paulie der erste anträgt, ihm zu helfen. Dem entgegnet Balboa jedoch, dass es bisher nie jemanden interessierte, was er tat und gegen wen er kämpfte, er habe sich alles selbst erarbeitet und alleine trainiert und gedenke dies auch jetzt zu tun. Dementsprechend weist er auch erstmal seinen Trainer ab, als dieser in seiner Wohnung steht, besinnt sich aber bald und profitiert von dessen reichlichem Erfahrungsschatz. Auch Paulie darf später noch einen Teil zu Rockys Training beitragen. Und während Rocky Adrian näher kommt und dabei versucht, mit dem unverhofften Ruhm klar zu kommen, rückt der Tag des Kampfes näher und näher.
Der Schwerpunkt in diesem Film liegt hier ganz klar auf der Geschichte. Im Gegensatz zu den späteren Teilen, vor allem die Teile 3 und 4 seien hier genannt, nimmt die Box-Action nur einen sehr kleinen Teil ein. Dies ist aber keinesfalls als Nachteil zu sehen, da die Story um den Underdog, der die Chance seines Lebens bekommt, absolut brillant und herzergreifend erzählt wird. Schon die Einführung Rockys im Ring, sein erster Besuch in der Trainingshalle, sein Job als Geldeintreiber, all das bringt einem den auf seine Art und Weise durchaus charmanten Kerl näher. Nichts wirkt irgendwie aufgesetzt, selbst die unbeholfene (von Seiten Rockys) Liebesgeschichte mit Adrian fügt sich perfekt ein. Hier muss Drehbuchautor Stallone definitiv ein riesiges Kompliment ausgesprochen werden.
Nichtsdestotrotz wird natürlich auch geboxt und das auch ungemein mitreißend, zunächst klein und dreckig, eben auf unterstem Niveau, und dann, mit Feststehen des Kampfes, wird sich auf das Training konzentriert. Doch auch das hat auf jeden Fall seine Reize. Wer bei der letzten Trainingssequenz, vor dem Kampf, zu Bill Contis ‘Gonna Fly Now’ nicht mit Gänsehaut schattenboxend vor dem Fernseher steht, dem ist vermutlich eh nicht mehr zu helfen. Der abschließende Kampf um den Titel ist dann ein Gänsehautmoment sondergleichen. Man spürt praktisch selbst die Schläge, die auf die Kämpfer niederprasseln. Und nach dem Schlussgong der letzten Runde, wenn Rocky und Adrian sich in die Arme fallen, verdrückt sich wohl auch der härteste Mann ein kleines Tränchen. Einen großen Teil zum Gelingen der Story trägt sicher auch eine sehr passende musikalische Untermalung bei. Das schon erwähnte ‘Gonny Fly Now’ sticht hier natürlich als die Erkennungsmelodie der gesamten Reihe heraus, aber auch beim Rest machten Bill Conti und Co. einen verdammt guten Job.
Doch selbst die beste Geschichte ist wenig wert, wenn man keine Schauspieler hat, die sie ordentlich rüberbringen. Aber glücklicherweise ist auch hier bei Rocky alles mehr als im Lot. Stallone selbst zeigt in der Titelrolle, dass er, so er denn will, ein mehr als talentierter Schauspieler ist; gerade im Vergleich zu seinen Genre-Kollegen gehört er mit Sicherheit zur Spitzenklasse. Man kann sich wahrlich keinen anderen in dieser Rolle vorstellen, überzeugt Stallone doch sowohl als etwas tumber, unbeholfener Mensch außerhalb des Rings als auch innerhalb von diesem. Es darf wohl als echter Glücksfall angesehen werden, dass Sly seinen Kopf durchsetzen konnte, bevorzugte das Studio doch James Caan oder Ryan O’Neal als Rocky. Doch Stallone boxte sich durch und übernahm für ein bescheidenes Honorar (und eine deutlich weniger bescheidene Gewinnbeteiligung von 10%) die Rolle. Neben ihm überzeugt Talia Shire als Adrian und damit als sich von ihrem Bruder emanzipierende Frau, die sich von der schüchternen Tierverkäuferin zur selbstbewussten Frau an der Seite Rockys entwickelt. Auch Burt Young als eigentlicher Unsympath, der dennoch irgendwie das Herz am rechten Fleck hat und deswegen so etwas wie Rocky bester Freund ist, und Burgess Meredith als Trainer agieren mehr als überzeugend. Gegenüber diesen hervorragenden Leistungen fällt Carl Weathers als Apollo Creed ein wenig ab, spielt aber den sich seiner Überlegenheit bis kurz vor der Arroganz bewussten Box-Champion durchaus überzeugend und auch irgendwie sympathisch; schön, dass Gegner nicht immer nur hassenswerte und furchterregende Gestalten sein müssen. Da hat ‘Das Comeback’ viel später unter übelster Beugung der Geschichte ganz andere Seiten aufgezogen (auch wenn der Film ansonsten über jeden Zweifel erhaben ist).
Was diesem Film folgt, ist Geschichte: Von Kritik (bester Film, beste Regie und bester Schnitt bei den Oscars 1977, dazu 7 weitere Nominierungen, davon 2 für Stallone als Hauptdarsteller und Drehbuchautor) und Publikum (erfolgreichster Film des Jahres 1976) begeistert aufgenommen, machte „Rocky“ Sylvester Stallone zum Superstar und zog noch 5, größtenteils sehr gelungene Fortsetzungen nach sich. John G. Avildsen drehte einen Film, der wirklich alles hat: Überzeugende Schauspieler, eine tolle Geschichte, fantastische Musik und auch mitreißende (Box-)Action. Ein Meilenstein des Sportfilms und einer der Filme, die man gesehen haben muss. Selten war ein Film so berührend und zugleich packend. Ein Gänsehautfilm! Danke Sly!
Auf DVD und BD gibt es Rocky sowohl einzeln als auch als Box mit allen 6 Teilen der Reihe. Der Film kommt von Twentieth Century Fox, ist ab 12 freigeben und ungeschnitten.
© Mr_Pink
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