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Rocky V

Originaltitel: Rocky V__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: John G. Avildsen__Darsteller: Sylvester Stallone, Talia Shire, Burt Young, Sage Stallone, Burgess Meredith, Tommy Morrison, Richard Gant, Tony Burton, Jimmy Gambina, Delia Sheppard, Mike Sheehan, Kevin Conolly, Michael Buffer, Lloyd Kaufman, Jennifer Flavin, Dale Jacoby u.a.
Rocky V

Mit „Rocky V“ versuchte Drehbuchautor und Hauptdarsteller Sylvester Stallone die Reihe wieder mehr in Richtung Drama zu bewegen

Nachdem Teil drei und vier der berühmten Boxersaga vor allem auf Action gesetzt hatten, versuchte sich Stallone mit „Rocky V“ wieder mehr am Drama.

Rocky Balboa (Sylvester Stallone), dem man schon seit Teil eins gepredigt hatte, dass er aus körperlichen Gründen an sich nie wieder boxen dürfe, ist nach dem Fight gegen Ivan Drago am Ende. Zittrige Hände sind nur ein äußeres Anzeichen für die Schäden, die er davon getragen hat. Damit setzt „Rocky V“ deutliche Signale, dass man von der Prügelägide der beiden davor kommenden Filme abrückt, stattdessen soll das Menschliche wieder mehr im Mittelpunkt stehen.

Zuhause steht jedoch die nächste Katastrophe an: Onkel Paulie (Burt Young) hat das Familienvermögen in die falschen Hände gegeben, weshalb Rocky, seine Frau Adrian (Talia Shire) und sein Sohn Rocky Jr. (Sage Stallone) pleite sind. Das heißt zurück in die arme Wohngegend aus Teil eins, wo Rocky wieder für schmales Geld arbeitet – dieses Mal als Boxtrainer. Das wirkt dann auch nicht so furchtbar konstruiert wie es klingt, jedoch zeigt „Rocky V“, dass hier die frischen Ideen fehlten und die danach genommene Auszeit nur gut war.

Eines Tages spaziert jedoch der junge Tommy Gunn (Tommy Morrison) in Rockys Halle und bittet um Unterstützung. Rocky erkennt das Talent des jungen Boxers, sieht seine nächste Chance – erkennt aber nicht, dass er dafür seine Familie vernachlässigt…

httpv://www.youtube.com/watch?v=C2_k8p3RQx4

„Rocky V“ ist ein an sich löblich gedachtes Sequel, das ambitionierter als Teil vier daherkommt, und doch der schwächste Film der Reihe ist. Hier soll also die Beziehung zu Sohnemann an erster Stelle stehen, wenn der angepisst ist, weil Rocky eher Ersatzvater für Tommy spielt als den leiblichen Sohn zu umsorgen. Jedoch sind die Familienstreitigkeiten hier schwach gemacht, die Dialoge einfach mau und alles so inszeniert, dass selbst Begriffsstutzige kapieren, was läuft: Rebellische Kinder widersprechen dem Vater nicht nur, nein, sie lungern rum, tragen plötzlich protzige Ohrstecker und fangen das Rauchen an.

Neben dieser recht unsubtilen Familienstory geht es natürlich wieder um Rockys Seelenheil, gefangen zwischen Familienglück in Armut und der kalten Welt der Reichen. In Rückblenden erscheint Mickey noch mal, um die Werte hochzuhalten, die Rocky so wichtig sind, während der Schüler sich bald als Karrierist entpuppt. Den Konflikt beschreibt „Rocky V“ auch gar nicht mal uninteressant, jedoch regiert auch hier wieder Holzhammercharakterisierung: Der verführerische Promoter George Washington Duke (Richard Gant) ist einfach nur mies, sieht im Boxen eine reine Methode Geld zu machen und auch seine Helfer sind nichts weiter als eiskalte Handlanger. Zwar inszeniert John G. Avildsen („Inferno“) ohne größere Längen, aber der erhoffte Tiefgang will angesichts dermaßen flacher Figurenzeichnung nicht aufkommen.

Geboxt wird weniger, über den größten Teil der Filmlänge sieht man kurze Szenen aus Tommys Kämpfen, die allesamt ordentlicher Standard sind, aber kaum hängen bleiben. Dafür gibt es dann zum Schluss wieder einen Endfight, darauf kann auch dieser „Rocky“-Teil nicht verzichten, doch statt einer Auseinandersetzung im Ring gibt es Streetfight. Der bietet eine nette Abwechslung, da die Gegner in dieser Auseinandersetzung auch mal jene Sachen anwenden, die im Ring selbstverständlich verboten sind. Realismus ist dem Kampf zwar fremd (diverse Hiebe ohne Boxhandschuhe ins Gesicht hinterlassen keine Platzwunden oder ähnliches, bestenfalls kurze Benommenheit), jedoch bietet der Endkampf einen netten Abschluss.

Sylvester Stallone („Reach Me“) spielt seine Paraderolle als Working Class Held dann auch wieder gewohnt gut, reicht nicht an seine Darbietung aus den Vorgängern heran, leistet aber ordentliches. Tommy Morrison („Sie leben!“) ist mimisch eher minderbegabt, Talia Shire („I Heart Huckabees“) und Burt Young („Excessive Force“) agieren hingegen wieder überzeugend. Richard Gant („Raven“) holt aus seiner klischeehaften Rolle noch das Beste raus, auch wenn die Figur so unsubtil als Anspielung auf Don King angelegt ist, weshalb gefühlte 470 mal dessen berühmte „Only in America“-Phrase fallen muss, damit es auch der Dümmste kapiert.

„Rocky V“ hat gute Ansätze, einen netten Schlussfight und eine halbwegs flotte Erzählweise, aber es mangelt an der nötigen Dramatik. Tiefgang oder das richtige „Rocky“-Flair wollen sich nicht einstellen, weshalb es nur zu Mittelmaß reicht.

MGM/20th Century Fox hat mehrere DVD- und Blu-Ray-Auflagen des Films einzeln oder in „Rocky“-Gesamtboxen veröffentlicht. Alle Veröffentlichungen sind ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben und bieten in Sachen Bonusmaterial maximal den Trailer zum Hauptfilm.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: MGM/20th Century Fox__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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