„Ruckus 2“ wurde in Deutschland als angebliches Sequel zu „Ruckus“ verkauft, ist aber ein ganz anderer Film ohne jede Bezüge zum vermeintlichen Vorgänger. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Ninja-Action und Rausholfilm, welche die schwarzgekleideten Kämpfer für eine Mission nach Vietnam schickt.
Originaltitel: Ultimax Force__Herstellungsland: Philippinen__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Willie Milan__Darsteller: Arnold Nicholas, Jeremy Ladd, Patrick Scott, Vincent Griffin, Eric Hahn, Vivian Cheung, Ray Uhen, Brad Cassini u.a. |
In Deutschland „Ruckus 2“ getauft und mit dem Untertitel „Unternehmen Condor“ versehen – mit dem „Rambo“-artigen „Ruckus“ hat der Film allerdings nicht zu tun. Der nur hierzulande als Pseudosequel verkaufte „Ultimax Force“ ist vielmehr eine Mischung zweier beliebter Actionfilm-Subgenres: Ninjareißer und Vietnam-Rausholfilm.
In letzterer Disziplin überholt er selbst Werke wie Cannons „Missing in Action“-Reihe von Beginn an politisch rechts, wenn der Einleitungstext an der Legende von immer noch in Vietnam befindlichen P.O.W.s weiterstrickt. „Ruckus 2“ erzählt davon, dass angeblich Unmengen gefangene US-Soldaten in den Camps in Vietnam schmoren und dort verrecken. Werden deren Gebeine dann nach Hause geschickt, dann erzählt die vietnamesische Regierung dann etwas von Funden unmarkierter Gräber. War „Rambo 2“, der Initiator der Rausholwelle, noch vergleichsweise zurückhaltend, so fabulierten dessen Plagiate immer doller am Mythos der P.O.W.s herum, der hier vielleicht seinen Höhepunkt erreicht haben dürfte.
Blöd für die fiesen Vietcong: Einer der Gefangenen ist ein Ninja, weshalb dessen schwarzgewandete Brüder vier Amerikaner aus ihrer Mitte losschicken, um ihn nach Hause zu holen: Chris Burton (Arnold Nicholas), Dick Foster (Jeremy Ladd), Bill Norton (Patrick Scott) und Mike Dobson (Vincent Griffin), deren Rollennamen so klingen, als hätte Drehbuchautor Joe Mari Avellana („Fast Gun“) möglichst ultramännlich klingende Namen gesucht. Bevor die vier aufbrechen, müssen sie sich aber erst einmal in einer actionreichen Bewährungsprobe bei der „Ninja Society of California“ bewähren, die ihren Namen auf einem Schild am Eingang des Geländes ausstellt. Mit der vielbeschworenen Heimlichtuerei der Ninjas hat „Ruckus 2“ also nicht so viel am Hut.
Natürlich bestehen die vier ihre Probe mit Bravour, brechen für die Mission den Ninja-Code und stellen sich einander unverkleidet vor, ehe sie sich mit Waffen ausrüsten und nach Vietnam reisen. Dort warten der schurkische Colonel Minh (Ray Uhen) und seine Leute…
httpv://www.youtube.com/watch?v=hDdGfzURMLU
Ein philippinischer Actionreißer, verfasst von einem Cirio-H.-Santiago-Spezi, mit lauter Nobodys in den Hauptrollen – da weiß der geneigte Genrefan, was er zu erwarten hat. Will heißen: Erzählerisch auf jeden Fall nicht besonders viel. Es gibt ein paar Storystandards, wie den Schmuggler, den man erst mit Gewaltandrohung rekrutieren kann, den versoffenen US-Guide, Lloyd Mitchum (Eric Hahn) den man im Land braucht und bei einer Kneipenschlägerei rekrutiert, und den vermeintlichen einheimischen Freund, der sich als dreckiger Verräter entpuppt. All das wird begrenzt enthusiastisch abgespult und ist mal wieder nur der Vorwand, damit die Ninja-Jungs regelmäßig den Dschungel und den Bildschirm zum Brennen bringen.
Dabei haben die Helden zwar markige Namen, aber kaum Eigenschaften. Chris ist der umsichtige Anführer, Dick der hitzige Stinkstiefel und die anderen besitzen keinerlei Profil. Es sei denn, man hält die Alltagssituationen (beispielsweise beim Training oder kurz vorm Beischlaf mit der Holden), in denen man sie anfangs sieht, schon für Charakterzeichnung. Unmotiviert tauchen Figuren wie eine Reporterin mit Informationen über die verschollenen P.O.W.s auf und verschwinden wieder, auch eine geknechtete Vietnamesin aus dem Gefangenenlager des Vietkong ist am Ende einfach nur da. Sie wird nicht als Love Interest aufgebaut, greift kaum in die Kämpfe ein und liefert den Ninja-Helden auch nur minimale Informationen.
Dafür liefern Regisseur Willie Milan („Mad Warrior“) und seine Crew in der Kernkompetenz Action ordentlich ab. Filigran ist das alles nicht, aber es wird ordentlich geballert und gefightet. Manche Regieentscheidung ist sicher fragwürdig, etwa jene bei der Bewährungsprobe schwarzgekleidete Ninjas gegen schwarzgekleidete Ninjas antreten zu lassen. Ein paar farbige Kopfbänder helfen nicht bei der Identifikation der Kämpfer. Dafür ist die Choreographie der Fights gar nicht mal schlecht und in Sachen Kameraführung und Dynamik der Szenen befindet man sich auf dem oberen Niveau dessen, was Kollege Cirio H. Santiago ablieferte. Will heißen: Es gibt auch mal Kamerabewegung, die Kämpfer rennen durch die Gegend und rollen sich ab, anstatt immer nur statisch aufeinander zu ballern. Denn auch unsere Ninjas kennen den Wert von Uzi, Maschinengewehr und Schalldämpfer, weshalb nicht nur Ninjaschwert und Wurfsterne, sondern auch Schießprügel reichlich zum Einsatz kommen. Genregemäß würden die Vietkong einen See noch nicht einmal dann treffen, wenn sie auf dem Grund stehen, rennen aber dafür wie die Moorhühner vor die Flinten der Helden und fallen bei Salven fast schon synchron um. „Ruckus 2“ mag sich inszenatorisch zwar am oberen Ende der Qualitätsskala für Philippino-Billigactioner bewegen, bleibt am Ende des Tages aber eben ein Philippino-Billigactioner, bei dem Actionmasse vor Actionklasse geht.
Doch das Ninja-Element bringt etwas Würze ins Geschehen, die Fights sind brauchbar choreographiert und die Stuntleuten legen sich rein. Die verstehen ihren Job auch, im Gegensatz zu den Schauspielern. Für alle vier Darsteller der Ninja-Helden blieb dies der einzige Filmcredit, was angesichts ihres hölzernen Schauspiels, ihrer emotionslos vorgetragenen Dialogzeilen und ihrer steifen Mimik durchaus verständlich ist. Nebenrollengesicht Eric Hahn, in diversen Actionreißern der Ära zu sehen, wenn auch oft nur in Miniparts, darunter „Delta Force 2“, „American Fighter“ und „Platoon ohne Rückkehr“, zieht sich noch ganz achtbar aus Affäre, über den Rest breitet man besser den Mantel des Schweigens.
Cirio H. Santiago entsandte die „Hells Angels in Vietnam“, sein philippinischer Regiekollege Willie Milan lässt dort die Ninjas los. „Ruckus 2“ ist schlecht gespielt und bestenfalls zweckmäßig geplottet, dafür ist aber reichlich Bambule in Form von Gehaue, Gesteche und Geballer angesagt. Wer sich für anspruchsarme Dauerfeueraction der Marke „Killer Instinkt“, „Equalizer 2000“ oder „Ninja – In geheimer Mission“ begeistern kann, der kann durchaus Spaß mit „Ruckus 2“ haben.
Auf VHS erschien „Ruckus 2“ in Deutschland ungekürzt mit FSK-18-Freigabe. Lange Zeit gab es ihn auf DVD nur in Großbritannien, dort allerdings um zwei Minuten wegen des Einsatzes von Ninjawaffen geschnitten (u.a. fehlt dort das Ende der Bewährungsprobe, bei der reichlich Wurfsterne zum Einsatz kommen). Seit 2019 gibt es den Film ungekürzt als deutsche DVD von dem Label Danger Zone, welche ungeprüft von der FSK erschien. Das Bonusmaterial umfasst lediglich Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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