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Rumble

Nach „La Linea 2“ und „Misfire“ arbeitet B-Actionstar Gary Daniels zum dritten Mal mit Regisseur R. Ellis Frazier zusammen. In dem günstig zusammengeschusterten „Rumble“ gibt er den MMA-Champ David Goran, der in Mexiko an Untergrundfights teilnimmt und in Teufels Küche kommt, als seine Freundin von einem Gangsterboss entführt wird.

Originaltitel: Rumble__Herstellungsland: Mexiko__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: R. Ellis Frazier__Darsteller: Gary Daniels, Sissi Fleitas, Eddie J. Fernandez, Luis Gatica, Justin Nesbitt, Toktam Aboozary, Pedro Rodman Rodriguez u.a.
Rumble

Die dritte Zusammenarbeit von R. Ellis Frazier und Gary Daniels: “Rumble”

Während nur wenige Newcomer wie Scott Adkins Anspruch auf den Actionthron erheben, altert die Garde der verdienten Actionstars. Viele machen diese Tatsache zum Bestandteil ihrer Filme, weshalb nach A-Listern wie Clint Eastwood oder Sylvester Stallone auch die Stars im B-Bereich nachziehen, etwa Gary Daniels in „Rumble“.

So sind der Protagonist und seine Freundin hier zwei alternde Körperarbeiter: MMA-Champ David Goran (Gary Daniels) kämpft trotz eines von Alter und Verletzungen gezeichneten Körpers immer noch bei Untergrundfights in Mexiko, um Geld für sich und Eva (Sissi Fleitas) zu verdienen. Eva ist eine Prostituierte, die vor ihrem Zuhälter floh, und David will nicht, dass sie ihren Körper verkauft. Als tragischer Held nimmt er auch krumme Wege zum Geldverdienen, etwa indem er bei Kämpfen absichtlich verliert, damit die Buchmacher (und er) absahnen können.

Dummerweise macht David einen Fehler: Durch seine Absprachen kostet er ein kriminelles Mastermind viel Geld. Der große Unbekannte lässt deshalb Eva entführen. Während David nach seiner Holden sucht, meldet sich der Verbrecher bei ihm: David soll für weitere Fights in den Ring steigen, die (für ein nie gezeigtes Publikum) gestreamt werden, um seine Schulden abarbeiten…

httpv://www.youtube.com/watch?v=YCM7ISBcPSY

Drehbuchautor Benjamin Budd schrieb für R. Ellis Frazier schon dessen vorige B-Heuler „Larceny“, „Dead Drop“ und „Misfire“ – letzter ebenfalls mit Gary Daniels in der Hauptrolle. Das mag nach einem eingespielten Team klingen, aber auch vorige Beiträge bekleckerten sich nicht mit Ruhm und das wirre Script von „Rumble“ ist eine einzige Vollkatastrophe. Das fängt schon damit an, dass sich der Film gar nicht entscheiden kann, ob er Untergrundturnier-Klopper oder Einsamer-Held-sucht-seine-Liebste-Actioner sein möchte und deshalb gar nichts von beidem so wirklich ist. Also stapft der Held durch die Gegend, stellt Ermittlungen an, die der Rede nicht wert sind, und wird in regelmäßigen Abständen zu Turnierfights abberufen. Würde er nur letzteres tun, im Ergebnis würde „Rumble“ genauso aussehen. Aber selbst wenn man sich auf diesen Plot einlassen möchte, entdeckt man nur Konfusion und Chaos. Ein auftauchender Bundesagent namens Fonseca (Luis Gatica) will David mal einbuchten, mal unterstützen. Außerdem weiß er anscheined immer intuitiv, wo er David gerade finden kann. Leute, denen Eva aus ihrer Vergangenheit Knete schuldet mischen auch noch mit. Sowieso hat anscheinend jede Figur Schulden bei Dunkelmännern, damit immer mal wieder schwerbewaffnete Übelwichte auf der Matte stehen können und sich gegenseitig umpusten – auch wenn besagte Schulden vorher nie wirklich thematisiert wurden.

Für den Hauptdarsteller scheint das fast ein Rücksturz zu seinen ganz frühen Karriereanfängen zu sein, als er sich durch ähnlich schlecht geschriebene und ähnlich billige Vehikel wie „Full Impact“ oder „Kickbox Terminator“ prügeln musste. „Rumble“ hat einen moderneren Billiglook, ist aber ähnlich unterfinanziert und spielt deshalb mit Sparbesetzung an wenigen Locations, bei denen es sich meistens um Hinterhöfe, Wohnungen oder Lagerhallen handelt. Gary Daniels („Vengeance“) ist der einzige Schauspieler, der diesen Namen auch verdient und schlägt sich noch ganz annehmbar, während der Rest seine einfältigen Dialogzeilen laienhaft in die Kamera sagt.

Ganz besonders bemüht wirkt Budds Script, wenn seine Gangster mal cool oder etwas schräg sein sollen, aber einfach nur wie Hansel wirken, die aufgeschriebene Zeilen vortragen. Nicht dass der Rest der Chose besser wäre: Wenn eine Person eine andere betuppen will, dann tut sie das für den Zuschauer so offensichtlich, dass sie auch ein Schild um den Hals tragen könnte mit der Aufschrift „Ich spiele ein doppeltes Spiel“. Die meisten Twists sind abzusehen, selbst die vermeintlich große Überraschung am Ende, wenn man halbwegs aufpasst. Aber es hängen sowieso fast alle Leute mit Sprechrolle drin in der Verschwörung, denn es gibt nicht so viele davon – Frazier und seine Crew mussten halt sparen.

Auch bei der Action wurde gespart. Ein paar Schusswechsel sind kaum der Rede wert, eine kurze Autojagd stümperhaft inszeniert. Bleiben die Martial-Arts-Szenen, für die man immerhin einen amtlichen Kicker an Bord hat, der mit über 50 zwar nicht mehr ganz so akrobatisch wie zu seinen besten Zeiten unterwegs ist, aber immer noch überzeugend zulangt. Leider darf er das nicht so ausführlich, denn gerade die Untergrundmatches sind enttäuschend kurz und oft eher mau choreographiert: Ein paar Tritte, ein paar Schläge, etwas Grappling und vorbei ist der Spuk. Seine Gegner bringen kaum individuelle Stile mit und so findet der brauchbarste Fight dann außerhalb des Rings statt, nämlich in einer Hotellobby.

Immerhin: In seinen Actionszenen kann „Rumble“ kurzfristig die Laune haben und Gary Daniels steht auch die Altersrolle gut zu Gesicht. Selbiges sollte er aber lieber in anderen Filmen zeigen als diesem unterfinanzierten, erbärmlich geschriebenen und mäßig inszenierten Murks.

Auf DVD oder Blu-Ray ist „Rumble“ hierzulande bisher nicht erschienen. Dafür kann man ihn, wie „Misfire“ und „Larceny“ vom gleichen Regisseur, stream, im Originalton, wahlweise mit deutschen oder englischen Untertiteln. Netflix weist ihn mit 16er-Freigabe aus, bei der FSK ist aber keine offizielle Prüfung verzeichnet.

© Nils Bothmann (McClane)

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