Originaltitel: Rumble through the Dark__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2023__ Regie: Graham Phillips, Parker Phillips__ Darsteller: Aaron Eckhart, Bella Thorne, Marianne Jean-Baptiste, Amanda Saunders, Jeanne Caldarera, Ritchie Coster, Mike McColl, … |
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“Rumble through the Dark” ist ein gritty-emotionales Drama mit einzelnen Action- und Thriller-Anteilen aus dem Jahr 2023, welches von den Gebrüdern Graham und Parker Phillips (“the Bygone”) in Szene gesetzt wurde sowie auf dem 2018er Roman “the Fighter” von Michael Farris Smith (“Desperation Road”) basiert, der das Drehbuch dieser Spielfilm-Adaption seines Werks zudem auch selbst verfasste. Im Zentrum der in Mississippi angesiedelten Geschichte steht Jack (Aaron Eckhart), dessen Vergangenheit als erfolgreicher Bare-Knuckle-Brawler (mit dem Kampf-Namen “the Butcher”) über die Zeit hinweg u.a. in einer Schädigung seines Gehirns resultierte, durch die sein Erinnerungsvermögen beeinträchtigt ist sowie er regelmäßig von Blackouts und heftigen Kopfschmerzen heimgesucht wird, wegen denen er dann wiederum häufig (je nach Verfügbarkeit) zu Alkohol oder illegalen Painkillern (sprich: Drogen) greift…
Ohne einem Job, hat er nicht nur bei der Unterwelt-Größe Big Momma Sweet (Marianne Jean-Baptiste) einen Haufen Schulden angesammelt, sondern hatte obendrein auch nicht die nötigen Zahlungen für das Haus seiner Mutter MaryAnn (Jeanne Caldarera) tätigen können – weshalb jenes in Kürze nun zwangsversteigert werden soll, sofern er die geforderten $30.000 nicht vorzulegen vermag. An Demenz erkrankt, ist die ältere Dame momentan in einem Pflegeheim einquartiert – doch hatte er ihr fest versprochen, sie “wieder nach Hause zu holen”. Um das zu schaffen, willigt Jack ein, absichtlich einen Kampf zu schmeißen – wonach er mit der Entlohnung dafür schnurstracks ein Casino ansteuert, wo das Glück an jenem Abend tatsächlich gar mal auf seiner Seite ist: Mit genügend Cash, um zumindest seine Verbindlichkeiten bei Big Momma Sweet zu begleichen, tritt er einige Stunden später den Weg zurück an…
Leider mündet eine Verkettung von Umständen sowohl darin, dass er nach einem Halt an einer Tankstelle überfallen wird sowie der Umschlag mit den Dollars verloren geht, als auch dass eben jener daraufhin in den Besitz von Annette (Bella Thorne) gelangt – einer mit einer Kirmes-Truppe durchs Land ziehenden “exotischen Tänzerin”, welche die nicht unerhebliche Summe aber nicht so ohne weiteres für sich behalten will, so lange sie nicht wenigstens versucht hat, die zugehörigen Hintergründe herauszufinden. Schon bald gerät sie dabei jedoch selbst in Gefahr, da ein anderer Mitarbeiter des Jahrmarkts (Mike McColl) davon Wind bekommt, sie kurzerhand in die Stadt verfolgt sowie im Rahmen eines Stopps gewaltsam bedrängt. Es ist just dann und dort, dass sich die Pfade Jacks und Annettes kreuzen – vom Schicksal zusammengeführt, wie es scheint: Zeuge des Übergriffs werdend, schreitet er ein und rettet sie vor dem Widerling…
In “Rumble through the Dark” wird einem ein Teil von Jack´s Backstory via Flashbacks dargereicht – z.B. dass seine leibliche Mutter ihn als Kind ausgesetzt hatte, bevor ihn MaryAnn (Amanda Saunders) adoptierte, welche allein auf einem schönen alten Südstaaten-Anwesen wohnte und sich fortan liebevoll um ihn kümmerte. Sie war es auch, die ihm bestärkend zusprach, sich von ihn in der Schule hänselnden Bullys nicht alles gefallen zu lassen. Also wehrte er sich – mit seinen Fäusten. Gut darin, nutzte er dieses Können schließlich, um damit Geld zu verdienen – als Boxer in rabiaten Fights, die ihn zu einer von einigen selbst heute noch bewunderten “lokalen Legende” werden ließen. In jener Phase hatte er Big Momma Sweet eine Menge eingebracht – und nur deshalb hat sie ihm zugestanden, sich derart bei ihr zu verschulden, ohne dass ihm “etwas Gravierendes” angetan wird…
Keine Rückblenden gibt es indes, welche die Geschehnisse zwischen Jack´s früher Jugend und der Gegenwart aufzeigen. Es ist allerdings ein Leichtes, das Maßgebliche dazu dem Kontext zu entnehmen: Verschiedene Äußerungen und aktuelle Gegebenheiten machen einem problemlos deutlich, was seither so passiert ist. Mit Mitte 50 ist er ein von der Brutalität seines Werdegangs (inner- und außerhalb des Rings) gezeichneter Mann: Frei von Kopfschutz, Handschuhen sowie nicht selten auch Regeln, hat nicht nur sein Gehirn Schaden genommen. Seine Haltung ist buckelig, er humpelt ein wenig, hat immerzu schmerzen und notiert sich Wichtiges in einem Buch, um es schlichtweg nicht zu vergessen. Verwirrtheits-Zustände, Gedächtnislücken sowie seine Bemühungen, trotz all dem seine beiden (mit MaryAnn und Big Momma Sweet verbundenen) Haupt-Herausforderungen zu bewältigen, prägen seinen Alltag…
Für Jack wird´s “zuspitzend enger”: Big Momma Sweet lässt nach ihm ausschauen – und die Zwangsversteigerung rückt stetig näher. Einzelne Auseinandersetzungen verschlimmern das Ganze nur zusätzlich – ebenso wie die emotionale Pein, seine Mutter so zu sehen sowie im Hinblick auf sein bedeutungsvolles Versprechen wohlmöglich zu versagen. Erinnerungsfetzen blitzen vor seinem inneren Auge auf – bspw. als er sich im Haus seiner glücklichen Kindheit aufhält; die schwere Last seiner Schuldgefühle auf ihn niederkrachend – worüber hinaus ihm MaryAnn in besonders desorientierenden oder hoffnungsarmen Momenten sogar (ihm einen gewissen “Fokus” zurückverleihend) erscheint. Das mag durchaus klischeehaft-kitschig-melodramatisch klingen – und ein klares Stück weit ist es das unbestritten auch – allerdings sind das nunmal die Empfindungen, die auf ihn einwirken und sein Handeln motivieren…
Als Jack im Zuge eines Kampfs, der sich in der Fahrerkabine seines mit hoher Geschwindigkeit durch die Pflanzen-Reihen eines Mais-Ackers rasenden Pickups entfaltet, den Umschlag mit seinem Casino-Gewinn “verliert”, tritt kurz darauf der zweite zentrale Erzähl-Strang von “Rumble through the Dark” hervor: Annette entdeckt das Geld und nimmt es an sich. Nur der mit ihr befreundete, auf sie aufpassende Kirmes-Leiter Baron (Ritchie Coster) weiß noch davon – und warnt sie prompt vor einigen Leuten aus ihrem Umfeld, die schon für wesentlich geringere Summen Verbrechen begangen haben. Mit einem Wohnwagen als Unterkunft, tanzt sie lasziv für zahlende Kundschaft und sehnt sich nach ihrem Vater, den sie nie kennengelernt hat. Aufgrund dessen, wie sie an das kleine Vermögen gekommen ist, beschäftigt es sie, wem es wohl gehört – u.a. da der Mann, der Jack zuvor angegriffen hatte, dort in ihrem Beisein verstorben war…
Zum Zeitpunkt letzterer Ereignisse hatte sich Jack bereits (stark benommen) weggeschleppt und war schließlich in einer Bar zusammengesackt. Erst am folgenden Morgen kehrt er zurück – wo er auf die Leiche stößt und verzweifelt registrieren muss, dass er nun vermutlich keine Chance mehr hat, die drohenden “nächsten Schritte” abzuwenden. Da Big Momma Sweet nicht länger zu warten gedenkt, gewährt sie Jack keinen weiteren Aufschub und teilt ihm mit, dass die einzige Lösung für ihn ein Fight wäre, den sie organisieren würde. Notgedrungen willigt er ein. Zufällig beobachtet er später dann, wie Annette in der Stadt attackiert wird: Er streckt den Typen nieder, erkundigt sich, ob sie okay ist, und fährt davon. Sie wiederum heftet sich postwendend an seine Versen, nachdem sie von einer Dame (Virginia Newcomb) ein paar Infos über ihn herausfindet, welche sie veranlassen, ihm einige bestimmte (ihr sehr wichtige) Fragen zu stellen…
Über Annette´s Vater wurde ihr nämlich nur verraten, dass er ein Boxer war und einen “Beinamen” besaß. Ihr ist bewusst, dass das auf viele zutrifft – doch vielleicht…? Jack selbst kann sich nicht daran erinnern, ob er ihre Mutter kannte oder damals gerade in jener Gegend war – und auch seine Aufzeichnungen geben in der Hinsicht nichts Herauslesbares her. Als sie wiederum mitbekommt, in welcher Lage er steckt sowie dass der Umschlag tatsächlich seiner ist, erklärt sie ihm diese “Fügung des Schicksals” damit, dass sie sozusagen “sein Engel” sei – um mit genau diesen Worten den Grundstein einer Connection zu ihm zu legen. Definitiv könnten die Plot-Conveniences, mit denen das Drehbuch die zwei zueinander führt, den einen oder anderen zum Augenrollen animieren – allerdings wird nie konkretisiert, ob Annette wirklich seine Tochter ist, und setzen einem Filme häufig ja noch deutlich üblere Unglaubwürdigkeiten vor…
Das ruhige Tempo und die eher dramatische Ausrichtung von “Rumble through the Dark” dürfte all den Zuschauern missfallen, die in erster Linie auf einen “zünftigen Klopper-Streifen” aus sind (bzw. waren). Nicht falsch verstehen: Situationen mit Action jener Sorte werden einem im Verlauf schon geboten – bloß nehmen sie im Gesamt-Geschehen nur eine untergeordnete Position ein. Es geht vorrangig um Jack als Person – um seine emotionalen Belastungen und körperlichen Beeinträchtigungen ebenso wie um seine mit seiner gegenwärtigen Bredouille verknüpften Anstrengungen. Er ist allein, hat anwachsend Schwierigkeiten im Alltag und könnte Unterstützung gebrauchen – während sich Annette nach “mehr Stabilität und Sinn” in ihrem Dasein sehnt. In der Beziehung ist es durchaus möglich, dass sie sich als Menschen prima ergänzen – strikt non-romantisch sowie vollkommen egal, ob sie nun verwandt sind oder nicht…
Als Lead liefert Aaron Eckhart (“the Dark Knight“) eine kraftvolle, intensive Performance ab, im Rahmen derer er u.a. Jack´s Kummer, Schmerzen und Sorgen überzeugend vermittelt sowie man ihm das Durchgemachte zudem permanent anhand seiner Reaktionen und Bewegungen anmerkt – wobei einem zugleich aber auch gewahr wird, wie rasch er (auf der Basis seiner Instinkte und Erfahrungen) noch immer dazu fähig ist, wenn nötig anzugreifen oder sich zu verteidigen. Eckhart gibt “100 Prozent” – so gut wie hier war er seit Ewigkeiten nicht mehr. Unabhängig dessen, dass das Skript Annette weniger reichhaltig ausgestaltet hat als Jack, geht Bella Thorne (“Girl“) als diverse coole Tattoos aufweisende “anständige Seele in einer betrüblichen Welt” rundum in Ordnung – speziell im Bereich der Entschlossenheit Annettes, Jack beizustehen. Die sich zwischen ihnen aufbauende Verbindung nimmt man ihnen in einem passablen Maße ab…
Neben den jeweils solide spielenden Mike McColl (“Escape Plan 2“), Christopher Winchester (“Renfield“) und Ritchie Coster (“Blackhat“) ragt vor allem noch Marianne Jean-Baptiste (“Fatman“) positiv heraus, welche Big Momma Sweet (die übrigens jedem, der es sich “mit ihr verscherzt”, ein glühendes $-Zeichen-Brandeisen auf die Haut presst) wunderbar charismatisch-bedrohlich portraitiert. Zwar hält sie stets ihr Wort – agiert jedoch nichtsdestotrotz heimtückisch manipulativ, wenn es ihren Interessen dienlich ist. So z.B. gestattet sie Jack, dass er den just bevorstehenden Kampf nicht mehr antreten muss, als er ihr schließlich das zurückbekommene Geld aushändigt – ruft ihm dann aber stracks ins Gedächtnis, dass seine anderen finanziellen Probleme damit ja noch immer nicht gelöst seien. Ein Sieg von ihm als “Underdog” – mit einer auf sich selbst abgeschlossenen Wette bei der derzeitigen Quote – würde das allerdings ändern…
Als Annette ihm das nicht auszureden vermag, muss sie daraufhin (getreu der klassischen, einem da nicht etwa plötzlich eine Überraschung bietenden Struktur solcher Werke) mit ansehen, wie Jack mit einem Hünen (Derek Russo) in den Ring steigt: Ein nächtliches Maschendraht-Cage-Match auf Big Momma Sweet´s Anwesen vor grölendem Publikum, bei dem im Prinzip alles erlaubt ist. Aufgrund seiner Verfassung ist die Wahrscheinlichkeit per se schon nicht unbedingt gering, dass er den Fight nicht überlebt – und sein Widersacher nun ist ein muskulöser, aggressiver, aufgeputschter Kerl. Ein brutales, packendes Finale im “MMA-Brawl-Stil” entbrennt, welches einen absolut zufrieden stellt sowie dank der vorangegangenen Konzentration des Films auf seine Figuren – also was Jack und Annette jeweils an diesen (nun gemeinsamen) Punkt in ihren Leben gebracht hat – umso ergiebiger mitfiebern lässt…
Smith´s Roman habe ich nicht gelesen – bin mir aber sicher, dass die vertiefte Betrachtung sowie die Verflechtung und der verschiedenen Stränge und Elemente der Geschichte (inklusive der Erinnerungen Jacks) in jenem Medium besser funktionieren. Im Vorliegenden hat man mitunter das Gefühl, dass ein Verzicht auf eine der Storylines – also entweder auf Annettes oder die zahlreichen Flashbacks in Jack´s Vergangenheit – eventuell (bspw. zwecks Straffung der knapp 115-minütigen Laufdauer) effektiver gewesen wäre – allerdings ist es natürlich begreiflich, warum Smith sein Buch nicht derart heftig abgewandelt hat. Dennoch hätte ein anderer Editor als Ned Thorne (“Chokehold“) da vielleicht noch einzelne Optimierungen vornehmen können. Gelangweilt habe ich mich jedoch nie: Genügend Abwechslung sowie eine generelle Empathie gegenüber Jack´s Bemühungen und Schicksal waren das erfolgreich zu verhindern in der Lage…
An der Regiearbeit gibt es nichts Nennenswertes zu beanstanden. Des Weiteren kann die “charakteristische Atmosphäre” Mississippis (alte Gebäude, beileibe nicht die glücklichsten, besten Existenzen führende Menschen, schwüle Hitze, oft Regen oder Gewitter ankündigende dunkle Wolken am Himmel etc.) nicht nur via kräftige Farbtöne sowie durch die mit etlichen ansprechend schicken Shots aufwartende Bebilderung David J. Myricks (“Burning Bodhi”) stimmig vermittelt werden – á la der Anblick eines straßennahe Felder mit Pestiziden besprühenden Kleinflugzeugs, die Lichter des Jahrmarkts, eine Schlägerei auf der Terrasse eines Casinos am Fluss oder als Jack im Schein von Feuer-Tonnen eine Leiche zu Big Momma Sweet schleppt. Die inhaltliche Eskalation vollzieht sich in Form eines “Slow Burns”: Von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung genährt – tragisch, deprimierend und düster – jedoch nicht ohne Hoffnung…
Fazit: Losgelöst gewisser Pacing-Schwächen ist “Rumble through the Dark” ein brauchbares, durchaus bewegendes gritty-emotionales Drama – u.a. mit einem mitreißenden Schluss-Kampf und einem wahrlich “alles gebenden” Aaron Eckhart in der Hauptrolle…
gute
Hierzulande ist “Rumble through the Dark” bislang (01/2024) bloß als “Video-on-Demand” (u.a. via Amazon zu haben) verfügbar. Wer den Film dagegen gern auf DVD oder BluRay besitzen möchte, der kann z.B. in England oder den USA fündig werden…
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Rumble through the Dark” Cover-/Postermotive und Pics: Phillips Pictures / Crooked Letter Picture Company / Elevated Films / Grindstone Ent. Group / Lions Gate Films, Lionsgate Home Ent. (US) / Universal Pictures (D)__ Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay/VoD: nein/nein/ja |