Originaltitel: The Ray__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Christopher Borrelli__Darsteller: Ben Milliken, Angela Sarafyan, Richard Kind, Janel Parrish, Mark Dacascos, Brad William Henke, Alison Thornton, Hudson Yang, Rafael Cebrián, Michelle Jubilee Gonzalez u.a. |

Mark Dacascos gibt einen Fieswicht in „Run & Gun“.
Gangster Ray soll mitten in der Wüste am Strick enden. Seine Chefin hat die Geduld mit ihm verloren und will ihn loswerden. Doch Ray findet einen Ausweg. Und er nimmt diese Ereignisse zum Anlass, sein Leben zu verändern. Er wird Angestellter einer Versicherung. Aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit und den hierbei gemachten Erfahrungen entlarvt er Versicherungsbetrüger wie kein zweiter. Er hat auch eine sexy Freundin gefunden und versteht sich mit deren Sohn blendend.
Es könnte also schöner kaum sein. Doch die Vergangenheit holt Ray unversehens ein. Er soll für den Lump Grayson einen Austausch durchziehen, sonst ergehe es seiner neuen Idylle schlecht. Natürlich willigt Ray ein und natürlich geht schief, was schiefgehen kann. Alsbald hat Ray zahlreiche Leichen am Hals, eine Kugel im Bauch und diverse Verfolger an den Hacken.
Und die spielen alles andere als fair. Schnell merkt Ray, dass er all seine verbrecherischen Fähigkeiten wieder zu Tage fördern muss, will er den Tag heil überstehen.
Gangsterfilm mit Mark Dacascos
„Run & Gun“ hat leider kein sonderlich cleveres Drehbuch. Viel zu freigiebig werden bereits zu Beginn die meisten Story-Clous verraten. Wer will hier wen verladen, wer arbeitet mit wem zusammen und wer verrät wohl wen? Es liegt alles vor dem Zuschauer. Der tut sich entsprechend schwer, Spannungspotential in der Geschichte zu erkennen. Hinzu kommt, dass Hauptfigur Ray seltsam charismabefreit rüberkommt und so nicht viel als Identifikationsfigur taugt.
Nach spätestens 40 Minuten wirkt der Film komplett auserzählt. Also startet das Drehbuch zum Film einfach eine neue Episode. Ray gerät hier in einer alten Fabrikanlage in der Wüste an einen Sicherheitsmann, der nicht ganz koscher zu sein scheint. Als Zuschauer checkt man kein Stück, was dieser Abschnitt soll. Man merkt nur: Die Episode nimmt einfach kein Ende, hat wenig mit dem Rest des Filmes zu tun und bringt ihn kein Stück weiter.
„Run & Gun“ tritt ab sofort – und zwar bis zum Showdown – nur noch auf der Stelle. Und präsentiert Figuren, die sich durchweg dämlich verhalten, nur damit die Episode nicht zu früh endet. Das enerviert. Das lässt mit den Augen rollen. Und es langweilt. Tierisch. Rollt dann der Showdown, entschuldigt der für nichts mehr. „Run & Gun“ wurde da vom Zuschauer innerlich längst abgehakt.
Zumindest gefällt der Film optisch. Denn das durchweg dominierende Wüstensetting sorgt für schöne, lichtdurchflutete Bilder, die niemals zu billig oder glatt rüberkommen. Sogar das zu lange zelebrierte Fabriksetting liefert einiges an optischer Abwechslung. Was dem Film, der sich betont locker zu geben meint, etwas fehlt, sind ein paar technische Spielereien, die die Lockerheit vielleicht untermalt hätten. Vollkommen egal: Der Score.
Darstellerisch wird der Film von Ben Millikan („Blue Crush 2“) als Ray dominiert. Der spielt nicht übel, ihm fehlt es allerdings an Ausstrahlung, um einen schlitzohrigen Gauner zu verkörpern. Antagonist Grayson wird von Richard King („Argo“) gegeben. Der sonst eher als Komiker bekannte Darsteller hat viel Spaß an seinem leicht weird angehauchten Charakter und darf auf einem wundervoll seltsamen Motiv für die Handlungen seines Charakters aufbauen.
Als Graysons Bruder und dessen rechte Hand erleben wir Mark Dacascos („Jade“). Der ist erneut mit Glatze am Start, trägt durchweg nur feine Zwirne und bekommt angenehm viel zu tun, sprich: Er spielt eine durchaus große Rolle. Leider hält diese für den Mimen keine Action bereit. Ganz im Gegenteil: Im Showdown wird er total unwürdig abgeräumt. Schade. Ab der Mitte wird dann Brad William Henke („Frozen Ground“) zum Hauptgegner aufgebaut. Der hat ein paar gute schauspielerische Momente, wirklich plausibel wirkt seine Figur aber nie.
„Run & Gun“ stiehlt keine Herzen
Regie-Debütant Christopher Borrelli, der „Run & Gun“ auch geschrieben hat, tut sich schwer, der bereits zigfach besser umgesetzten und allzu bekannten Story neue beziehungsweise unterhaltende Seiten abzugewinnen. Vieles wirkt nicht richtig zu Ende gedacht. So scheint es, als könne der Film sich nie festlegen, was er eigentlich sein will. Ein wenig Komödie hier, ein wenig Action da und ein bisschen Western ist auch nie verkehrt – nur findet das alles nie zusammen. Die Handlung plätschert spannungsfrei vor sich hin und hat leider auch keine wirklich faszinierenden Figuren zu bieten.
Spätestens mit der Ankunft in dem Fabriksetting verzettelt sich der Film total und scheint sich selbst zu vergessen. Zumindest hat Borrelli seinen Film technisch total im Griff, die Wüstenbilder stimmen und so manche Nebendarsteller, darunter auch ein immer wieder herrlich angepisster Mark Dacascos, spielen besser, als es „Run & Gun“ verdient hat. Kaum Action, selten funktionierender Humor, nervig dumme Momente und nicht zu leugnende Langweile schlagen zusätzlich ins Kontor.
2021 produziert, hat es der Film in Deutschland nie zu einer physischen Veröffentlichung gebracht. In den USA ist eine DVD erschienen. Für den deutschen Markt ließ Paramount zumindest eine gute deutsche Synchronisation anfertigen. Entsprechend könnt ihr den Film bei verschiedenen VoD-Plattformen mit einer Freigabe ab 16 streamen. Mitte Februar feierte der Film seine Free-TV-Premiere bei Tele 5. Hier lief er unter dem Alternativtitel „The Ray“.
In diesem Sinne:
freeman
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