Originaltitel: Runaway Train__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Andrei Konchalovsky__Darsteller: Jon Voight, Eric Roberts, Rebecca deMornay, Kyle T.Heffner, John P. Ryan, T.K. Carter, Kenneth McMillan, Walter Wyatt, Danny Trejo u.a. |
Legendär für ihre guten alten 80s-Actionvehikel, in denen sich Ein-Mann-Armeen der Marke Chuck Norris reaktionär und politisch unkorrekt durch die Reihen ihrer Gegner ballern durften, produzierte die legendäre Actionschmiede Cannon der israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus 1985 auch einen Klassiker, der sich zwar im weitesten Sinne ins charakteristische Cannon-Genre einordnen lässt, anstatt ausufernder Zerstörungsorgien und Bodycounts jedoch auf Spannung und Atmosphäre setzt und sich mehr als Abenteuerthriller denn Actionkracher deklarieren lässt.
Basierend auf einer Story von „Die sieben Samurai“-Legende Akira Kurosawa inszenierte der russische Regisseur Andrei Konchalovsky, im Westen vor allem durch die vier Jahre später folgende Stallone/Russell-Gaudi „Tango & Cash“ bekannt, mit seinem zweiten US-Film “Runaway Train – Express in die Hölle” ein – vor allem aus heutiger Sicht – nicht originelles, wohl aber unterhaltsames Thrillerspektakel.
Einige Impressionen des flotten Thrillers “Runaway Train” mit Eric Roberts
httpv://www.youtube.com/watch?v=HW5armfYw6w
Verbrecherlegende Mani (Jon Voight) schafft es, mithilfe seines Mithäftlings Buck (Eric Roberts) aus einem schwer bewachten Hochsicherheitsgefängnis in Alaska zu türmen. Auf ihrer Flucht durch die unwirtliche Eiswüste beschließen die beiden, sich als blinde Passagiere in einem Güterzug zu verstecken. Dummerweise fällt kurz darauf der Lokführer tot aus seinem Waggon und der Zug rast unkontrolliert durch Alaska – Absprung unmöglich.
Während die Verantwortlichen fieberhaft versuchen, den Geisterzug umzuleiten, sodass er nicht mit entgegenkommenden Loks kollidiert, bekommt der Gefängnisdirektor, den mit Mani eine persönliche Feindschaft verbindet, spitz, dass sich auch die zwei entflohenen Häftlinge auf dem Zug befinden und bläst zur Jagd. Die müssen sich unterdessen widerwillig zusammenraufen und versuchen, die Todesfahrt auf eigene Faust zu stoppen – zunächst ohne Erfolg…
Was anno 1985 noch neu gewesen sein mag, weiß storytechnisch aus heutiger Sicht keinen Hund mehr hinter dem Hofen hervorzulocken: An unkontrolliert rasenden Zügen, Bussen (man denke an den 90s-Hit „Speed“) und sonstigem Gefährt ist die Filmgeschichte wahrlich nicht arm, weshalb “Runaway Train” weniger durch Originalität als durch Atmosphäre, Spannung und das Spiel seiner Protagonisten auftrumpft. Bevor die beiden allerdings ihre Todesfahrt beginnen, scheint “Runaway Train – Express in die Hölle” sich zunächst als klassischer Knastthriller zu entwickeln.
Von intriganten, messerstechenden Mitknackis über sadistische Wärter bis zu brutalen Boxkämpfen zwischen den Insassen (bei denen einiges Actionpotential verschenkt wird, ohne jetzt gleich Florentinesche Sphären eines „Undisputed II“ zu erwarten) hat das Drehbuch alles an Bord, was derartige Szenarien gemeinhin typisiert – nur dass all das vor 25 Jahren wohl noch frischer war, als es aus heutiger Sicht wirkt, zumal einige Klassiker des Knastfilmsgenres nach “Runaway Train” entstanden.
Jedenfalls hat Konchalovsky die Chose souverän im Griff und weiß sowohl mit einigen Härten als auch der hochspannenden Inszenierung des Ausbruchs (hier konnte er schon mal für „Tango & Cash“ üben) zu punkten, während Jon Voights („America’s Most Wanted“) geniale, aufbrausende Darstellung der Verbrecherlegende dem die Krone aufsetzt.
Seine Oscar-Nominierung hat der Altstar wahrlich nicht zu Unrecht erhalten, während die für Co-Star Eric Roberts („Ambulance“) weniger nachvollziehbar ist: Mehr als den dampfplaudernden Gegenpart zum ernsten, harten Mani zu spielen, hat seine Figur des Buck nämlich kaum zu tun.
Sind die Protagonisten nach erfolgreicher Flucht auf dem Todeszug angekommen, weiß “Runaway Train” vor allem durch seine Atmosphäre zu gefallen: Konchalovsky weiß die eisige Kälte der Location durch Schneestürme und frierende nackte Füße wahrlich gekonnt zu transportieren, während die Versuche der beiden Ausbrecher, den Zug durch waghalsige Kletterpartien und Abkopplungen aufzuhalten, ein passables Maß an Spannung garantieren.
Action steht dabei nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Wenn entsprechende Momente eingestreut werden, sind sie jedoch fein inszeniert: Die Hindernisse durchbrechende und entgegenkommende, im Ausweichmanöver befindliche Züge zur Seite rammende Lok ist nämlich immer mal wieder für ordentlich in Szene gesetzte Krawall-Einlagen à la Cannon gut.
“Runaway Train – Express in die Hölle” zählt nicht grundlos zu den Klassikern der Cannon Group, rechtfertigt aus heutiger Sicht aber auch keine allzu hohe Wertung. Viel zu verbraucht ist mittlerweile das grundlegende Szenario, aufgrund eisiger Atmosphäre, eines hervorragenden Jon Voight, solider Spannung und dezent eingestreuter Actioneinlagen erweist sich der Film von „Tango & Cash“-Regisseur Andrei Konchalovsky allerdings als durchaus sehenswerter Abenteuerthriller im 80er-Jahre-Look.
Die deutsche DVD von MGM trägt ein FSK-16-Siegel und ist genauso wie die von Fox vertriebenen Auflagen uncut. Zuletzt bemühte sich das Label Capelight Pictures um den Film. Dementsprechend erscheinen am 1. Dezember 2017 diverse Neuauflagen des Filmes, inklusive HD-Fassung auf Blu-ray! Die neuen DVDs und Blu-rays erscheinen sowohl als Amarays als auch als hübsche Mediabooks.
© Ed Hunter
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