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Sabel is still young

Originaltitel: Bata pa si Sabel__Herstellungsland: Philippinen__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Reynold Giba__Darsteller: Micaella Raz, Julio Diaz, JC Tan, Benz Sangalang, Rash Flores, Richard Solano, Angela Morena, Stephanie Raz, Gardo Versoza, Ina Alegre, Katya Santos td>
Sabel is still young DVD Cover

“Sabel is still young” entspringt dem Rape ‘n’ Revenge Genre.

Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich an dieser Stelle den philippinischen Rape ‘n’ Revenge-Streifen „Nightbird“ vorgestellt. Ein Jahr vor diesem Streifen versuchte sich der philippinische Regisseur Reynold Giba ebenfalls an einem Genre-Beitrag. Dieser trägt den Titel „Sabel is still young“.

Die titelgebende Sabel ist eine junge Dame, die gerade die Ehe mit ihrem geliebten Bryan vollzogen hat. Als die beiden zu dem Ressort fahren, wo sie ihre Hochzeitsnacht genießen wollen, werden sie von Jethro und dessen beiden Kumpels verfolgt. Jethro, der politische Ambitionen hat und bald seinem Vater als Bürgermeister nachfolgen soll, hat schon länger ein Auge auf Sabel geworfen. Dieses bislang unerhörte Begehren entlädt sich in einem barbarischen Akt.

Bryan und Sabel werden in ihrem Liebesspiel unterbrochen. Während Bryan zusehen muss, fallen die drei jungen Männer über Sabel her. Die Tatsache, dass alle während der Vergewaltigung ihre Masken herunterreißen, deutet schon an, dass die Vergewaltigung für die Opfer nur noch fieser enden wird. Und wirklich: Bryan fängt sich alsbald eine Kugel und Sabel wird beim folgenden Handgemenge mit dem Kopf voran gegen ein Möbelstück geschleudert.

Die Vergewaltiger greifen sich die vermeintlichen Leichen und versenken sie in einem nahe gelegenen Gewässer. Doch Sabel ist nicht wirklich tot. Ein Fischer mit düsterer Vergangenheit findet sie und päppelt sie wieder auf, damit sie ihre Rache nehmen kann.

Rape ‘n’ Revenge von den Philippinen

Im Vergleich zu dem eher tumben „Nightbird“ geht „Sabel is still young“ nach der Vergewaltigung seine Thematik etwas anders an. Denn anstelle auf Sabel und deren Rachgelüste oder die Peiniger zu fokussieren, legt das Drehbuch sein Interesse eher auf Nebenschauplätze. Das erklärt dann auch die wahrhaft epische Laufzeit von 135 Minuten.

Wir erleben mit, wie Verwandte der Opfer die Tat zu rekonstruieren versuchen, wie nach der verschwundenen Sabel gesucht wird, wie Cops ermitteln und wie mächtige Männer Strippen ziehen. Und wir erfahren, dass noch andere Personen Anteil an der Vergewaltigung hatten.

Das sorgt für eine durchaus spürbare Grundspannung, wird aber auch durch verschiedene Umstände komplett konterkariert. So kennt der Zuschauer bereits die Abläufe der Missetat, die die Dorfbewohner sich erst erarbeiten müssen. Und die Entwicklungen rund um die Suche nach Sabel packen ebenfalls nicht, weil das Publikum weiß, dass sie noch lebt. Entsprechend sind große Teile des lang ausgewalzten Mittelteils nicht wirklich aufregend.

Sabel is still young Kata auf Sandbank

Sabel trainiert, um sich rächen zu können.

Zudem verwundert, wie lange „Sabel is still young“ seine Hauptfigur aus dem Film heraushält. Nur sporadisch erleben wir mit, wie sie die Vergangenheit ihres Retters erkundet und von dem für ihre Rache trainiert wird. Diese Szenen wissen zu gefallen und bieten sogar etwas überzogenes Eyecandy, wenn Sabel Katas auf einer Sandbank vollführt. Insgesamt sind diese Einsprengsel aber viel zu kurz, um in Sabels Gedankenwelt, ihren Schmerz und ihre Pein einzutauchen. Demzufolge ist man leider auch in ihrem Rachefeldzug nicht wirklich drin.

Auch hat man den Eindruck, der Film würde die Täter bis auf eine Ausnahme gerne etwas ambivalenter anlegen wollen. Das wirkt in der Umsetzung zu gewollt. Obendrein nimmt diese Art der Figurenzeichnung ausgerechnet in Richtung Showdown nur noch mehr Druck vom Kessel.

Rollt der Showdown an, hat man schnell das Gefühl, dass das Drehbuch einfach alle aufgerissenen Baustellen eindrücklich zuzuschütten gedenkt. Vieles bleibt unausgesprochen, diverse Fragen bleiben nach wie vor offen. Potentiale für mehr Spannung gehen einfach über den Jordan. Im Grunde sind die bisher erlebten gut 90 Minuten bis auf die Vergewaltigung komplett egal. Denn „Sabel is still young“ schaltet nun einfach einen Gang höher und wird deutlich exploitativer.

Trainer der missbrauchten Heldin

Er erkennt die gepeinigte Seele in Sabel und trainiert sie für ihren Rachefeldzug.

Der Sex- und Gewaltfaktor geht deutlich nach oben. Sabel nutzt für ihren mit unlogischen Momenten eingeleiteten (wegen etwas Make-up erkennt niemand Sabel!?!?) Rachefeldzug – emotional wenig plausibel – ihren Körper als Waffe. Verführt ihre Peiniger und tötet sie mitten im Liebesakt. Hier wird es durchaus explizit. Es setzt drastische Kehlenschnitte, Flaschen werden in Körperöffnungen gerammt und es wird brutal entmannt.

Im Zusammenhang mit diversen sexuell expliziten Momenten, in denen immer wieder erigierte Penisse für Sekundenbruchteile im Bild baumeln, könnte sich die FSK an „Sabel is still young“ durchaus stören. Zumal die Rachethematik ja nicht das Ding der Prüfinstanz ist. Doch eventuell wirken sowohl der eher thrillernde Mittelteil als auch die fehlende Intensität durchaus mäßigend.

Darstellerisch macht Micaella Raz als Sabel einen guten Job. Leider verfängt sie nicht ausreichend beim Zuschauer, was aber eben an der seltsamen Entscheidung des Drehbuches liegt, sie lange Zeit nicht als Hauptfigur zu behandeln. Die fiesen Kerle im Film erinnern optisch eher an eine philippinische Boyband als an fiese Vergewaltiger und die ambivalenteren Züge mögen vielleicht dem Film insgeamt nicht so räudig erscheinen lassen, schaden aber dem Involvement. Man hasst sie einfach nicht genug.

Sabel is still young mit Micaella Raz

Die hübsche Micaella Raz spielt Sabel.

In den Nebenrollen gibt es ein paar Ausfälle zu beobachten. Die deutsche, absolut emotionslose, stocksteife und unauthentische Synchronisation hingegen schadet allen Darstellern des Filmes. Sie mündet gar in Dialoge, die den Zuschauer mit ihrer unfassbar gleichtönigen Anmutung einfach nur massiv nerven.

In technischer Hinsicht ist die Kamera eine echte Herausforderung für Hasser der Shaky-Cam. Regisseur Reynold Giba wollte offensichtlich mittenrein ins Geschehen und eine möglichst unmittelbare Erfahrung generieren. Und Giba nutzt die wackelnden Bildern teils auch sehr clever. So versteckt er darin gerne sowohl die expliziten sexuellen Details als auch die gebotene Gewalt, was zu einem reizvollen „Habe ich das wirklich gesehen?“-Effekt führt. Und in der Mehrfachvergewaltigung nimmt die Wackelkamera gekonnt die Orientierung und sorgt für einen verstörenden Effekt. In den Dialog- und Handlungsszenen ist es dann aber öfters mal des Guten zu viel.

„Sabel is still young“ kann sein Potential nicht entfalten

Was am Ende bleibt, ist ein Film, in dem schöne Menschen in schönen Schauplätzen wenig schöne Sachen machen. Dieses Gebräu verfängt im Falle von „Sabel is still young“ nicht beim Zuschauer. Nicht einmal die Vergewaltigung zeitigt einen wirklichen Effekt, was auch und vor allem daran liegt, dass man Bryan und Sabel zu diesem Zeitpunkt wirklich null kennt. Und aus unerfindlichen Gründen haben Regie und Drehbuch auch über die Missetat hinaus kein echtes Interesse an Sabel.

Stattdessen erleben wir einen Mittelteil, der sich als Thriller mit ein paar dramatischen Einsprengseln geriert. Dabei werden durchaus spannende Verstrickungen aufgedeckt und die Erzählung funktioniert, aber der Zuschauer ist dem Präsentierten größtenteils viel zu weit voraus. Der im finalen Drittel anrollende Revenge-Teil walzt dann einfach den Mittelteil platt und ergeht sich in Sex and Violence, ohne rechten Impact zu entwickeln und im Bauch des Zuschauers zu zünden. Dem Rape ‘n’ Revenge-Streifen passiert so das Schlimmste, was einem Vertreter des Subgenres passieren kann: Er lässt kalt.

03 von 10

Die deutsche DVD und ein Mediabook mit Blu-ray und 4K UHD zum Film erscheinen am 07. November 2024 von der Busch Media Group. Wie erwartet, störte sich die FSK an dem Streifen heftig, so dass dem Verleiher nur der Weg zur SPIO/JK bleib. Hier kassierte der Film ungeschnitten das leichte Siegel, das dem Film „keine schwere Jugendgefährdung“ attestiert. Ab dem 24. Oktober 2024 kann der Film auch gestreamt werden.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: SPIO/JK__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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