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Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac – Der Film

Originaltitel: Knights of the Zodiac__Herstellungsland: Japan, Ungarn, USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Tomasz Baginski__Darsteller: Mackenyu, Sean Bean, Famke Janssen, Madison Iseman, Mark Dacascos, Nick Stahl, Diego Tinoco, David Torok u.a.
Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac Poster

Mark Dacascos hat eine Nebenrolle in “Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac”.

1986 feierte die Manga-Serie „Saint Seiya“ des japanischen Zeichners Masami Kurumada mit ihrer Story um verschiedene Charaktere, die Reinkarnationen griechischer Götter und Mythengestalten sind und in dieser Form verschiedene Abenteuer erleben, Premiere und trat einen Siegeszug rund um den Erdball an. Erst im Dezember 1990 war die Originalstory, die zu dem Zeitpunkt 28 Sammelbände füllte, zu einem Ende gebracht.

Allerdings sollten noch einige Veröffentlichungen mit neuen Geschichten nachfolgen, darunter eine Anime-Serie. Auch mit der Idee zu einer Verfilmung ging man lange schwanger. Jetzt ist es endlich vollbracht und „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ erobert – wenn auch zumeist nur für einen Tag – sogar die deutschen Kinoleinwände.

In dem Film dreht sich alles um den Waisen Seiya, der sich mit brutalen Streetfights über Wasser hält und mit dem gewonnen Geld auch seine Suche nach seiner verschwundenen Schwester finanziert. Für deren Verschwinden macht er sich selbst verantwortlich, weshalb er diese Mission nur noch ehrgeiziger verfolgt.

Bei einem seiner Fights gerät er irgendwann so in Bedrängnis, dass sein Körper instinktiv in sich ruhende, magische Kräfte abruft. Das macht den Geschäftsmann Alman Kido auf Seiya aufmerksam. Er nimmt den jungen Mann mit in sein Anwesen, stellt ihm seine Tochter Sienna vor und erzählt ihm eine wilde Geschichte.

Sienna sei eine Reinkarnation der Kriegsgöttin Athene. Seiya hingegen sei ein Krieger, der Athene beschützen müsse. Natürlich schenkt Seiya den Ausführungen keinerlei Glauben, bis er miterlebt, wie sich die magischen Kräfte Athenes in Sienna manifestieren. Zögerlich erklärt er sich bereit, sich auf seine Aufgabe als ihr Beschützer einzulassen. Doch bevor er sich dieser Aufgabe widmen kann, muss er selbst erst einmal lernen, seine eigenen Kräfte zu beherrschen.

Derweil formiert sich große Gefahr am Horizont. Denn Vander Guraad, die Ex von Alman Kido, ist gewillt, alles zu tun, um ihrer Tochter habhaft zu werden. Dabei geht es ihr kein Stück um das Mädchen. Stattdessen will sie die Kräfte der ihr innewohnenden Göttin.

Schaut in den Film hinein

Fantasy-Kokolores mit Mark Dacascos

Was immer die Faszination des weltweit erfolgreichen Mangas „Saint Seiya“ ausmachen mag, seine Live-Film-Reinkarnation kann es nicht auf die große Leinwand wuchten. Die Story des Filmes, der selbst offen zugibt, nur auf den Mangas zu basieren, erzählt eine toppenöde Origin-Story im Fahrwasser von MCU und DCU, ohne auch nur einen Funken eigener Ideen einzubringen. Selbst das für die Mangas tragende Story-Element um die Reinkarnation griechischer Mythologie-Figuren bekommt „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ nicht zu seinem Vorteil verwurstet.

Die Folge ist eine wirre und zerklüftet wirkende Erzählweise, die von zahlreichen dumm gesetzten, sich ständig wiederholenden Flashbacks zu egalen Ereignissen in der Vergangenheit immer und immer wieder unterbrochen und ausgebremst wird. Ständig wird von irgendeinem Cosmo gelabert, ohne dass auch nur irgendeine Figur mal erklären würde, was das eigentlich sein soll. Meinen die den Hund aus „Guardians of the Galaxy 3“? Natürlich nicht. Aber mehr, als dass es wohl irgendeine Energie sein soll, die uns allen irgendwie innewohnt, kann man sich aus knapp zwei Stunden Film, der ganz offensichtlich die Ouvertüre für einen umfassenderen Filmkosmos werden sollte, nicht zusammenreimen.

Doch es bleibt noch weit mehr im Dunklen, denn das Drehbuch von den gleich drei Drehbuchautoren Josh Campbell, Matt Stuecken und Kiel Murray ist nicht unbedingt freigiebig, was das Preisgeben von Informationen angeht. Was ein wenig involvierendes World Building und reichlich rückgratlose Figuren zur Folge hat. Vor allem bei den Bösewichten hat man keinerlei Ahnung, was eigentlich deren Motive sind. Was etwa Vander Guraad von ihrer Tochter will, man weiß es nicht. Denn das vermutete Hauptmotiv wird direkt zu Beginn als obsolet hingestellt.

Mackenyu als Seiya in "Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac"

Sonny Chibas Sohnemann Mackenyu spielt Seiya.

Infolgedessen dürfen Vander Guraad und einige ihrer Henchmen noch im Showdown lustig nach Antrieben für ihr Handeln suchen und gleich mehrere Turns hinlegen, die alle keinen Sinn machen. Doch zu diesem Showdown muss man es erst einmal schaffen, denn „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ mag auf MCU und DCU machen, kann aber erzählerisch auf keinem Fall DC und erst recht nicht Marvel irgendwie das Wasser reichen.

Vor allem im Mittelteil hängt der Film komplett in den Seilen. In einer ewig langen Sequenz soll hier Seiya im Setting einer Playstation-Zwischensequenz die Beherrschung seiner Kräfte erlernen. Trainiert von einer vollmaskierten Dame (wer da wohl druntersteckt, wenn der Hauptcharakter eine bestimmte Person wie besessen sucht?) wird eine repetitive Trainingseinlage an die andere gehängt und mit „Du musst dich fokussieren“-Gesäusel und dummen Sinnsprüchen untermalt. Keine Ahnung, was sich die Macher von dem Abschnitt versprochen haben, das finale Ergebnis jedoch schickt einen mühelos schlafen.

Auch weil die Handlung drumherum komplett pausiert wird. Weder schmachtet Sienna nach ihrem neuen Boytoy noch treibt Vander Guraad ihre nicht bekannten Pläne voran. Der Film ist zur Mitte komplett auserzählt. Und nach der ewigen Trainingseinlage schubst er einfach alle Charaktere in Richtung Showdown. Fertig ist die Laube.

Zumindest actiontechnisch hat der mit einem kolportierten 60-Millionen-Dollar-Budget arbeitende Streifen ein paar krachige Szenen zu bieten. Gleich zu Beginn gibt es in einem Oktagon ordentlich aufs Maul. Obwohl die von Andy Cheng („Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“) koordinierten Fights versuchen, Druck zu machen, wirken sie leider ein wenig zu sehr/zu viel geschnitten. Dafür machen immer wieder eingewobene Superzeitlupen einen echt edlen Eindruck. Auf das Martial-Arts-Gekeile folgt eine mit fetten Explosionen wuchernde Verfolgungsjagd zwischen einem Auto und einem Fluggerät.

Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac Effekte

Viele Settings gemahnen in ihrer Künstlichkeit an schlechte Videospiele.

Blöderweise stammen die aufwändigeren Bilder dabei immer komplett aus dem Rechner, was man leider auch sieht. So werden zwar teils sehr coole Kameraeinstellungen möglich, wirklichen Impact haben die immer künstlich wirkenden Momente aber nicht. Die zweite große Actionszene im Film setzt mehr auf physische Action und zahlreiche Fights, verbockt es dann aber mit einem finalen Großwumms, der erneut ausschaut, wie aus einem Computerspiel geklaut.

Im großen Showdown dürfte jedem, der auf Blitze und Lichteffekte steht, die Hose mehrfach aufgehen. Für „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ braucht man keinen Ambilight-TV, das besorgt der Film ganz alleine. Das Geblitze sieht insgesamt aber erstaunlich wertig aus, die darin steigende Action eher weniger. Grund ist, dass die wesentlichen Charaktere nun als reinkarnierte Figuren in ihren Rüstungen auftreten, was reichlich cheesy aussieht.

Und prallen diese Figuren aufeinander, wird direkt immer die ganze Umgebung mit zerstört. Das könnte freilich geil aussehen, „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ beweist, dass man dafür aber mehr als 60 Millionen braucht. Zudem fehlt dem Film aufgrund seiner PG-13-Ausrichtung in allen Konfrontationen die rechte Wucht. Entsprechend wirkt auch der Showdown kaum konsequent.

Mark Dacascos als Mylock in "Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac".

Mark Dacascos spielt Mylock in “Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac”.

Darstellerisch macht Hauptdarsteller Mackenyu („Pacific Rim: Uprising“), im Übrigen der Sohn von Actionlegende Sonny Chiba, dem im Abspann auch gedankt wird, eine ganz gute Figur. Er kann nichts dafür, dass dem Drehbuch zu seiner Heldenreise nichts einfällt und seine Figur viel zu lange im irgendwann leicht nervigen Trotzmodus verharren lässt. Das gleicht der Mime mit Ausstrahlung und Engagement in der Action aus.

Madison Iseman („Jumanji – The Next Level“) als Sienna/Athene habe ich dank ihres „Spiels“ in der Serie „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ hassen gelernt und sie ging mir auch hier richtig auf den Zünder. Ganz abgesehen davon, dass auch sie vom Drehbuch total alleine gelassen wird. Aber wenn ich das Drehbuch gewesen wäre, ich hätte es genauso gemacht. Hihihi. Nick Stahl („Sin City“) hat verwirrend viel Spaß an seiner Asi-Rolle und scheint als einer der wenigen Mitwirkenden erkannt zu haben, dass am Ende der Dreharbeiten eher Trash denn Kult stehen würde.

Die bekanntesten Namen im Cast gehören Famke Janssen („Dangerous“) und Sean Bean („Possessor“). Beide glänzen mit formvollendeter Arbeitsverweigerung. Sean Bean, sichtlich als Erklärbär gecastet, hat nicht einmal Bock, zu erklären und langweilt sich durch den Plot. Und Famke Janssen spürt man in jeder Szene an, dass sie ihre eigene Figur nicht versteht – womit es ihr wie dem Zuschauer geht. Zudem hat sich die Schauspielerin vor den Dreharbeiten noch einmal sichtlich das Gesicht glatt ziehen lassen, weshalb nun der Mund das einzige ist, was sich in Famkes Gesicht bewegt.

Blitzdingsbumms

Zum Ende hin wird es in “Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac” richtig trashy. Dann tragen die Charaktere ihre Rüstungen auf.

Die Rolle der coolsten Sau im Film kommt Mark Dacascos („Blade of the 47 Ronin“) zu. Der hat als Mylock im Dunstkreis von Sean Bean die coolsten Auftritte und die geilsten Outfits abbekommen. Leider darf er so gut wie nie in die Action eingreifen. Wenn er es dann mal darf, wird er spürbar runtergepegelt und die Szene wird unvorteilhaft in zwei Blöcke zerlegt. Und trotzdem macht er selbst in der Action die meiste Laune.

In technischer Hinsicht wurde schon einiges gesagt. Hervorheben muss man, dass die Drehorte der in Ungarn und Kroatien runtergekurbelten Manga-Verfilmung schöne Bilder und wertig wirkende Schauplätze zur Folge haben. Dennoch ist es reichlich seltsam, wenn japanischer Erzählkult um griechische Mythologiefiguren im Ostblock gedreht wird. Allgemein sieht man dem Film an, dass er durchaus Geld kosten durfte. Obendrein hat „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ immer mal wieder Einstellungen aufzubieten, die die Herkunft des Filmes verraten. Manche Bilder wirken wie 1:1 aus dem Panel einer Comic-/Manga-Vorlage entnommen. Auch wird gerne und viel von unten gefilmt, was ebenfalls eine leicht comichafte Wirkung hat.

Etwas nervig ist der allgegenwärtige, alles zukleisternde Score, der zudem recht hilflos in seiner Suche nach echten Themen wirkt. Im Abspann klingen dann neben einem für den Film komponierten Song von Pink durchaus auch brauchbarere Themen an.

„Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ ist im Großen und Ganzen misslungen

Wenn „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ nach der wilden Blitzdingsbums-Szenerie, die der Langfilm-Regiedebütant Tomasz Baginski Showdown nennt, endlich durchgestanden scheint, fangen Regie und Drehbuch das große Teasen an. Und auch wenn einige Handlungsfäden offen geblieben sind, so recht kann man sich nicht für eine Weiterführung DIESER Herangehensweise an die Vorlage anfreunden. Ich glaube gerne, dass im Original von Masami Kurumada noch tolle Storys stecken. Die Storys jedoch, die in den Hirnen der Leute stecken, die die erste Realverfilmung verbrochen haben, interessieren mich einen Scheiß.

Denn „Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac“ ist nicht mehr als eine uninspirierte, öde und mit zunehmender Laufzeit immer langweiliger werdende Superhelden-Origin-Story. Ein B-Film, der dank unvermutet hohem Budget auf dicke Hose zu machen versucht, und trotzdem nur cheesy CGIs, lachhafte Kostümierungen, Blitzgewichse und wenig eindrucksvolle Action zu bieten hat.

Ja, der Film hat ein paar brauchbare Momente, der Hauptdarsteller, Nick Stahl und Mark Dacascos waren ihr Geld wert und abseits der Action sieht der Film auch noch angenehm wertig aus. Ansonsten muss man sich aber nur die Gesichter von Sean Bean und Famke Janssen in ihren Szenen anschauen und man weiß alles, was man über die Qualitäten dieses Filmes wissen muss: Der präsentiert sich lustlos, leblos, angeödet und keinen Plan habend, was er da gerade macht/erzählt.

3 von 10

Sony Pictures spendierte dem Film einen begrenzten Kinorun, der in den meisten deutschen Städten auf eine sogenannte Event-Programmierung, meist im Rahmen von Anime Nights, hinauslief. Der Film lief hier ungeschnitten mit einer Freigabe ab 16. Sony hat in Sachen physischer Veröffentlichung bislang nichts verlautbart.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 18.5.2023 in ausgewählten Kinos

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