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San Sebastian

Originaltitel: La Bataille de San Sebastian__Herstellungsland: Frankreich, Italien, Mexiko__Erscheinungsjahr: 1968__Regie: Henri Verneuil__Darsteller: Anthony Quinn, Anjanette Comer, Charles Bronson, Sam Jaffe, Silvia Pinal, Jorge Martínez de Hoyos, Jaime Fernández, Rosa Furman, Jorge Russek u.a.
San Sebastian mit Charles Bronson

Charles Bronson gibt in dem Western-Schelmenstück den Antipoden von Anthony Quinn.

Der mit Geldern aus Mexiko, Italien und Frankreich produzierte „San Sebastian“, der in Deutschland auch als „Die Hölle von San Sebastian“ vermarktet wurde, gilt als einer der wenigen Spaghetti-Western, die nicht in Spanien, sondern in Mexiko heruntergekurbelt wurden. Der Western von Regisseur Henri Verneuil basiert auf dem Roman „A Wall for San Sebastian“ von dem Schriftsteller William Barby Faherty, der folgende Geschichte ersann.

Der Outlaw Leon Alastray flieht vor der Staatsgewalt in die Kirche von Priester Joseph. Der gutmütige alte Mann nimmt Leon auf und bewahrt ihn vor dem Zugriff der Regierungstruppen. Dafür wird er von ihm vorgesetzten Würdenträgern hart bestraft. Sie versetzen ihn in eine christliche Gemeinde an den Arsch von Mexiko: San Sebastian.

Für Leon kommt diese Versetzung seines Retters zur rechten Zeit. Er schließt sich dem Priester an und flieht – gut versteckt – aus der für ihn immer brenzliger werdenden Situation. Auf der gemeinsamen Reise bieten sich für Leon zahlreiche Möglichkeiten, die Zweckgemeinschaft mit Joseph aufzugeben. Allerdings fühlt er sich dem alten Priester verpflichtet. In San Sebastian angekommen, finden sie eine vollkommen verlassene, verfallene Gemeinde ohne einen einzigen Einwohner vor.

Pflichtbewusst läutet der Priester die Glocke der zerfallenen Kirche und lockt damit Banditen an. Die verpassen dem Priester eiskalt eine Kugel. Leon beerdigt seinen Freund und nimmt sich dessen Habseligkeiten an. Da tauchen erneut die Banditen auf und halten ihn für den neuen Priester. Sie wollen ihn töten, doch die ebenfalls plötzlich auftauchenden, vor Indianerangriffen in die nahe gelegenen Berge geflohenen Einwohner von San Sebastian retten Leon.

Der unorthodoxe „neue Priester“ wird bald zum Anführer des Widerstandes gegen die Banditen um das Halbblut Teclo, ebenfalls ein ehemaliger Bewohner der Stadt, und gegen den Stamm der Yaqui, die schon häufiger Leid über San Sebastian brachten.

Schaut in den Western mit Charles Bronson hinein

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„San Sebastian“ ist im Grunde seines Herzens ein unterhaltsames Schelmenstück. Ein Schelmenstück, in dem ein Atheist und Verbrecher eine neue Rolle zugeschrieben bekommt, die ihm so gar nicht steht. Mit welcher Verve Anthony Quinn („Revenge“) diese Rolle interpretiert, ist einfach großartig. Sein Priester schimpft und flucht, nimmt das Wort „Teufel“ häufiger in den Mund als „Gott“, schaut bei den netten Chicas unter seinen Schutzbefohlenen ganz genau hin und bleibt durchweg ein störrischer Saulus, der nur ganz langsam zum an alle denkenden Paulus mutiert. Ohne sich final komplett zu verbiegen.

Diese Reise des Hauptcharakters, die durchaus Humor in sich trägt, ohne den Film zur Klamotte verkommen zu lassen, ist schon die halbe Miete. Den Rest besorgt die gar nicht mal so unspannende Handlung. Die wirkt in ihrem Haupterzählstrang zwar sehr schematisch, vermag hier und da aber auch ein paar kleinere Überraschungen zu offerieren. Schade ist, dass das Drehbuch all seine Kraft auf Leon verlegt und ihm weder einen wirklich charismatischen Gegenspieler noch starke Sidekicks zu bieten vermag.

Problematisch ist auch die Zeichnung des Stammes der Yaqui geraten, die außer Rauben und Brandschatzen kaum andere Beschäftigungen zu kennen scheinen und im großen Finale wirklich zu Hunderten in die ewigen Jagdgründe geschickt werden. Spätestens wenn zahllose tote Indianerkörper in einem Fluss treiben, ist das schon ein schwer zu ertragendes Bild. Welches vom Film selbst auch kein Stück aufgebrochen wird oder bei den handelnden Charakteren irgendwie dafür sorgt, dass sie ihr Handeln hinterfragen. Zur Erinnerung: Sie sehen sich – abgesehen von Leon – alle als gottesfürchtige, nächstenliebende Christen.

Darstellerisch schmeißt Anthony Quinn als Leon alles an Charisma und Ausstrahlung in die Waagschale, was er aufzubieten hat. Zudem macht der Mime auch in der Action eine erstaunlich starke Figur. Als sein Widersacher Teclo bemüht sich Charles Bronson („Death Wish 4“) um eine einigermaßen ambivalente Anlage seiner Figur. Als Halbblut steht er zwischen den Welten, wirkt ab und an getrieben von den Erwartungen seiner Männer, ist aber selbst auch ein ziemlich fieser Einflüsterer, der andere zu manipulieren weiß.

Bronson, der mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ im gleichen Jahr einen echten Superhit landen sollte, spielt seine Rolle ohne Fehl und Tadel. Kann aber gegen die große Quinn-Show auch mangels Screentime nie so wirklich ankämpfen.

Die restlichen Darsteller im Film leisten ordentlichen Support. Optisch lanciert Regisseur Henri Verneuil („Die Glorreichen“) sonnengegerbte, sepiafarbene Bilder. Die werden mit dem mehr und mehr wachsenden San Sebastian, etwa um die für den Roman titelgebende Mauer, zunehmend aufwändiger. Was dann im Showdown gekonnt zum Höhepunkt geführt wird. Der hat neben fetten Explosionen, waghalsigen Pferdestunts, athletischen Mauerstürmereien und zahlreichen Schussduellen eine Menge zu bieten. Ein mit gar nicht mal schlechten Rückprojektionen arbeitender Big Bang setzt den Schlussstrich unter den ausgewalzten Actionreigen.

„San Sebastian“ präsentiert Anthony Quinn in Bestform

Was am Ende bleibt, ist ein unterhaltsamer, in seinen besten Momenten schelmischer Euro-Western, in dem es letzten Endes um den Kampf um die Glaubensfreiheit geht. Diesem Motiv zum Trotz wird in „San Sebastian“ niemals gefrömmelt. Dafür sorgt schon der extrem engagiert aufspielende, alles an sich reißende Anthony Quinn, der den Film mit seiner Heldennummer immer wieder erdet und sich bis zum Ende störrisch dagegen wehrt, an einen Gott glauben zu müssen.

Quinns Darbietung alleine ist schon ein gewaltiges Argument für den Film. Dazu gesellen sich atmosphärisch stimmige Bilder und ein wirklich angenehm ausufernder, aufwändiger Showdown. Bessere/bedrohlichere Bösewichter, ein weniger klischeehaftes Bild der amerikanischen Ureinwohner, ein Finish ohne moralisches Geschmäckle und hier und da ein wenig mehr Tempo hätten „San Sebastian“ durchaus gut getan.

6 von 10

„San Sebastian“ erschien bislang in Deutschland nur auf VHS – immerhin ungeschnitten. Allerdings zoomte man das Scope-Bild des Kinofilmes auf 4:3 ein und nahm ihm damit eine Menge seiner optischen Wucht. Ebenjenes Format wird leider auch bei den nicht gerade häufigen TV-Ausstrahlungen angeboten. In Sachen digitaler Datenträger muss man gen USA schauen, wo Warner Brothers den Film auf DVD und Blu-ray veröffentlichte. Auch in Spanien bekommt man den Streifen auf DVD und Blu-ray sowie mit gebräuchlicherem Regionalcode. Das Label Hansesound hat nun für den 18. März 2022 eine Mediabook-Veröffentlichung zum Film angekündigt! Dieses wartet entsprechend erster Informationen auch mit dem richtigen Bildformat auf!

In diesem Sinne:
freeman

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