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Satin Steel – Zwei wie Samt und Stahl

Originaltitel: Chung Gam Suk__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Tony Leung Siu-Hung__Darsteller: Jade Leung, Anita Lee, Russell Wong, Kenneth Chan, Wong Chun-Kong, Kong Miu-Deng, Wan Seung-Lam u.a.
Satin Steel DVD Cover

Hongkong-Action in “Satin Steel”.

Seit ihr Ehemann beim Vollzug der Hochzeitsnacht von fiesen Killern gemeuchelt wurde, ist Jade Leung vollkommen am Ende. Sie stürzt sich zum Ausgleich in ihre Arbeit und räumt in Hongkong so richtig auf. Dabei schlägt sie auch gerne mal über die Stränge. Weshalb sie ihre Vorgesetzten aus der Schusslinie haben wollen. Sie versetzen sie nach Singapur, wo sie einen gefährlichen Waffenhändlerring ausheben soll.

In Singapur wird ihr die regeltreue und naive Ellen Cheng an die Seite gestellt. Freilich können sich die beiden grundverschiedenen Frauen zunächst so gar nicht riechen, doch je weiter sie in ihren Ermittlungen voranschreiten, umso mehr werden sie zu einer schlagkräftigen Einheit. Bald schon führen sie die Spuren nach Indonesien, wo sich Jade auch noch in den Anwalt des Oberbösewichtes verliebt. Das kann ja heiter werden …

Schaut in den Actionfilm hinein

Hongkong-Action mit Jade Leung

Die Inhaltsangabe deutet es an: Der Film von Tony Leung Siu-Hung („Karate Tiger 9“, „Guns of Dragon“) ist ein waschechtes Buddy Movie mit weiblichem Powerfrauenanstrich. Und die Klischees des Subgenres bedient „Satin Steel“ auch sehr souverän und ohne nennbare Schwachstellen. Hier der verbitterte, alle Regeln missachtende und mit suizidalen Tendenzen ausgestattete Part, da der naive, regeltreue und auf ein solides Familienleben ausgerichtete Part.

Die beiden gegensätzlichen Pole werden von Jade Leung („Black Cat“) und Anita Lee („Kalte Wut“) hinreichend mit Leben befüllt und funktionieren auch als Paarung durchaus gut. Rundherum steigt eine beliebige Waffenhändlerstory, die weder sonderlich spannend noch irgendwie frei von Klischees daherkommt. Zumindest bemüht sie sich um Internationalität und führt von Hongkong über Singapur nach Indonesien, wobei vor allem letzteres mit den präsentierten Vulkanlandschaften einiges an Augenfutter bereithält.

Nervig ist, dass sich Tony Leung Siu-Hung nicht so recht entscheiden zu können schien, was sein „Satin Steel“ nun eigentlich sein soll. Actioner, Romanze oder Komödie. Und so bekommt man nun alle Ingredienzien gereicht, die nie so wirklich zusammengehen. Vom lockerleichten Verhaften der Goons im sexy Badeoutfit geht es hier zum knochentrockenen Geballer mit amtlich spritzendem Blut und deftigem Fratzengeballer. Und direkt danach wird sich minutenlang aneinander im Bett geschubbert. So richtig zusammen geht dieses Gebräu nicht, aber es unterhält. So war es mal, das Hongkong-Kino.

Auf jeden Fall zieht „Satin Steel“ seinen Stiefel flott durch und schafft es, in seinen ökonomisch knappen 80 Minuten Nettolaufzeit niemals zu langweilen. Insgesamt würde man sich aber mehr von der soliden Action wünschen. Deren Umsetzung hat der im Stuntfach sehr versierte Regisseur gleich selbst übernommen und ein paar hübsche Sequenzen geschaffen. Eine Ballerei an einem Bahnhof und die krachige erste Hälfte des Showdowns stechen dabei deutlich hervor.

Beide Szenen stehen aber auch exemplarisch für das größte Problem des Filmes: Die Actionszenen haben allesamt große Macken. Bei der Bahnhofsballerei etwa setzte der Regisseur auf eine absolut billige Zeitlupendarstellung der gesamten Sequenz. Diese ruckelt nun eher vor sich hin, als Dynamik zu entwickeln. Und der Showdown endet in einem total unbefriedigenden Hubschrauberfinale, bei dem die Heldin mal wieder an einer der Kufen baumeln darf. Das hat man einfach schon zu oft gesehen. Und wenn dann der Oberlump und seine rechte fiese Hand offscreen verrecken, ist das auch nicht unbedingt das, was Actionfans von einem Actioner wollen. Man hätte sich gewünscht, Produzent Ronny Yu („China White“) hätte da mal durchgegriffen.

Aber zumindest der Blutzoll stimmt, das Martial-Arts-Gekeile passt schon irgendwie und insgesamt bekommt man schon durchaus was geboten – Jade Leung etwa machte sichtlich all ihre Stunts selber –, nur echte Highlights, die fehlen rundweg. Das beispielsweise der Henchman mit dem Roboterarm nie so richtig loslegen darf, man versteht es nicht.

Dafür dürfen die meisten Nebendarsteller in „Satin Steel“ ordentlich loslegen. Hier gibt es schon eine Menge Overacting und Gesichtsgulasch zu bestaunen. Ja, du bist gemeint, Kenneth Chan. Interessant ist die Besetzung von Jade Leungs neuem Love Interest, die mit Russell Wong („Contract to Kill“) durchaus prominent ausgefallen ist.

„Satin Steel“ präsentiert zwei wie Samt und Stahl – immerhin!

„Satin Steel“ ist einer jener Filme, in dem der Hauptcharakter heißt wie seine Darstellerin, in der der Bösewicht mal eben die Stimme der Heldin eins zu eins nachahmt und in dem nervige Figuren herumspringen, denen man direkt bei ihrer ersten Szene eine Bleivergiftung wünscht. Dazu gesellt sich eine total unrunde Tonalität, Action, die letzten Endes nie so richtig kickt, und eine vor Klischees nur so triefende, banale Story.

Dafür springen die Heldinnen gerne leicht bekleidet herum, treten und ballern beherzt um sich, lassen sich von dem ganzen Schlock um sich herum nie entmutigen und ziehen ihr Ding ordentlich durch. Das Ergebnis ist nun wahrlich kein Geheimtipp von der Kronkolonie, als kleiner Actionhappen zwischendurch ist das angerichtete Gebräu aber durchaus goutierbar.

4 von 10

Bisherige Veröffentlichungen von Splendid waren immer um eine winzige, unwichtige Szene gekürzt und kamen im falschen Bildformat. Seit 30. Juni 2023 gibt es den Streifen erstmals uncut und im richtigen Bildformat von T&G Vision Film / Cargo Records. Bild- und Tonqualität wissen absolut zu überzeugen. Der nur auf DVD erschienene Streifen hat eine Freigabe ab 18.

In diesem Sinne:
freeman

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