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Schwarze Messe auf blutrotem Altar

Originaltitel: Curse Of The Crimson Altar__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1968__Regie: Vernon Sewell__Darsteller: Mark Eden, Boris Karloff, Christopher Lee, Barbara Steele, Michael Gough, Virginia Wetherell u.a.

Eine Wiederentdeckung von „Curse Of The Crimson Altar“ dürfte heute in aller Regel durch das Mitwirken der Horror-Ikonen Boris Karloff und Christopher Lee zustande kommen. Die Produktion selbst verströmt auf den ersten Blick wenig Reiz: Das damals wie heute altbackene Motiv des Altars bzw. der Opferung, eingebunden in den damals modernen, heute aber längst ausgeblichenen Stil der Swingin’ Sixties, mit denen das Studio Tigon British nicht nur einen scharfen Kontrast zu der angestrebten viktorianischen Kulisse nach dem Vorbild Hammers zog, sondern zugleich sämtliche Spuren H.P. Lovecrafts verwischte, der eine Kurzgeschichte mit ähnlichem Inhalt, aber völlig anderen Schwerpunkten schrieb.

Geblieben ist ein Karloff, der im Rollstuhl und im riesigen Ohrensessel eines großen, alten Anwesens kurz vor seinem Tod anmutet wie eine konzentrierte Schrumpfversion seines mächtigen Schattens von einstmals – was in seinem Fall aber auch bedeutet, dass er trotz seiner hilflosen Kümmererscheinung in ebenso konzentrierter Zusammenstellung mit erhobenem Finger alles kommentiert, was ihm vor die müden Augen kommt. Dass der altgediente Schauspieler jeden Dialog im Drehbuch kritisch beäugte, sieht man auch seiner Rolle an. Wie ein zynischer, kopfschüttelnder Kommentator wirkt sie, wie ein Schiedsrichter passiv das Spiel leitend, das knautschige Gesicht stets zu einer Maske des Aufmüpfigen oder des Trotzes verziehend; müde, aber mit durchaus wachsamen Augen. Lee indes, der gerade wegen Karloff mit an Bord war, erscheint in der Nähe seines Freundes ungewohnt mild, was die alternativen Überlegungen der deutschen Titelschmiede („Die Hexe des Grafen Dracula“) umso unpassender macht; von Dracula könnte dieser zuvorkommende Landlord trotz schurkischer Anlage kaum weiter entfernt sein.

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Ganz und gar körperlos tritt die eigentliche Bedrohung auf, die einem konventionellen Horrorfilm eigentlich stets als bindendes Element dient. Eine kreischende, rennende Frau im Wald entpuppt sich als Teil eines Spiels, die in scharlachroten Lettern versprochenen Opferungen finden in bildverzerrenden Traumsequenzen statt, die mit der Optik eines LSD-Trips umgesetzt werden. Menschen mit Tierköpfen werden vermeintlich willkürlich mit Menschen in Fetischkleidung vermischt, in durchdringende Beleuchtung getaucht und von einem direkten Handlungskontext befreit. Handfeste, nackte Angst findet nicht statt, eher eine diffuse Ahnung davon. Ausladend bis ins Ausbeuterische zeigt Vernon Sewell lieber eine Drogenparty, um das zeitgenössische Publikum abzuholen. Ausgelassenheit, permanente Kleidungsknappheit und auch ein, zwei Messerspitzen Nacktheit werden als Portal in die okkulten Träume der Hauptfigur genutzt, die es ihrerseits auch faustdick hinter den Ohren hat und seit Lovecraft den Sprung vom Mathematikstudenten zum Frauenhelden geschafft hat. Barbara Steele indes, die mit Mario Bavas „La Maschera Del Demonio“ zum Star wurde, hat als Schauspielerin in diesem Kontext keine Gelegenheit, sich zu beweisen, weil sie dem Film vielmehr als optisches Gimmick und lebendig gewordenes Requisit dient – mit Ganzkörper-Bodypainting und gehörnter Krone untermauert sie die Ambitionen dieses Films, hauptsächlich über optische Reize Akzente zu setzen. So bieten sich der Kamera im „Grim’s Dyke House“ nahe London immerhin unerwartet Räume für durchaus ambitionierte Bildkompositionen und ein ebenso inspiriertes Spiel mit Farben, das zwar nicht die Höhen eines Bava erreicht, einer Produktion mittlerer Klasse aber ebenso sehr schmeichelt wie die erstaunlich prominente Besetzung.

Im Drehbuch dagegen herrscht so etwas wie gepflegte Langeweile vor. So wie Mark Eden sich scheinbar endlos durch das große Anwesen bewegt, ähnelt sein Fortschreiten im Plot dem Pingpongspiel in einer Seifenblase, die er nur gelegentlich für kleine LSD-Exkurse verlassen darf. Das fatalistische Ende mag gar nicht so recht zu der labyrinthischen Ellipse dieser Handlung passen, gleichwohl seine Plötzlichkeit und seine Radikalität passenderweise wie das letzte Mittel erscheinen, die träge Handlung zu einem endgültigen Ende zu bringen.

Es ist dann auch eher die grimmige Atmosphäre, die Alpträume zu unterdrücken scheint und damit für einen gewissen Nachhall sorgt. Dass die Bedrohung im Film so diffus bleibt, mag sie innerhalb der Laufzeit schwach erscheinen lassen, verleiht ihr im Abklang aber doch einen gewissen Effekt: Wenn das lachende blaue Gesicht als Überblende den ganzen Bildschirm füllt und von höhnischem Lachen begleitet wird, bleibt vages Grauen zurück. Es ist nachvollziehbar, weshalb „Curse Of The Crimson Altar“ kein Klassiker geworden ist, zumal er wegen seiner modernisierten Elemente schlecht gealtert ist. Der Cast und einige handwerkliche Aspekte allerdings erzählen immer noch interessante Geschichten und bieten interessante Einsichten in den britischen Horrorfilm der 60er Jahre.

5 von 10

Informationen zur Veröffentlichung

„Curse Of The Crimson Altar“ gehört zu jener Art von Filmen, von denen man nicht unbedingt sagen kann, dass nichts sie verschandeln könnte; in VHS-Qualität mit Bildfehlern und dumpfem Ton dürfte man ihn als ranzigen 60er-Jahre-Trash abwinken, dem es recht geschähe, einfach vergessen zu werden.

Es konnte ihm also kaum etwas Besseres widerfahren als ein derart sorgsamer Umgang wie ihm diese Wicked-Veröffentlichung zuteil werden lässt. Sie stellt die Drehumstände in den Booklet-Texten von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad ebenso wie in den Interviews des Bonusmaterials zurecht heraus. Vieles dreht sich um Boris Karloff; er scheint trotz seiner passiven Erscheinung als alter Mann im Rollstuhl der Grund dafür gewesen zu sein, dass volle Terminkalender, kalte Winternächte und ein schlechtes Drehbuch ignoriert wurden und dieser Film trotz aller Widerstände realisiert werden konnte. So jedenfalls liest man zwischen den Zeilen der Interviews mit Editor Howard Lanning und den Schauspielern Mark Eden, Virginia Wetherell und Annette Whiteley heraus, die zum gut halbstündigen Making-Of „Creating The Curse Of The Crimson Altar“ zusammengeschnitten wurden. Auch Christopher Lee wird im hohen Alter vornehmlich über seine Erinnerungen an Karloff befragt und ist natürlich voll des Lobes für den Darsteller, den man bis heute vor allem mit „Frankenstein“ in Verbindung bringt.

Die Liste der übrigen Extras ist extrem lang und musste für die DVD sogar auf zwei Datenträger aufgeteilt werden, wobei ein Großteil der anwählbaren Punkte aus Trailer-Varianten, Aushängen, Vorspännen und ähnlichen Gimmicks besteht. Nostalgiker freuen sich über gleich drei Super-8-Fassungen sowie eine unbearbeitete Video-Fassung des Hauptfilms mit allen Bildverschmutzungen, die der Zahn der Zeit so hergibt. Alle Extras werden auf beiden Formaten angeboten, nur die Video-Fassung ist ausschließlich auf DVD verfügbar (und würde ja auf Blu-ray auch keinen Mehrwert bieten). Zählt man die Laufzeit aller Extras zusammen, kommt man locker auf vier Stunden Bonusmaterial, wobei nur etwa ein Viertel davon tatsächlich aus Extras im Sinne abseits des Films produzierten Materials besteht; alles andere sind Alternativfassung des ganzen Films oder von Teilen des Films.

Audiokommentare gehören ja ohnehin längst zum hohen Standard dieses Labels; diese Fassung bietet wieder eine Ausführung mit Produktionsbeteiligten in Person von Barbara Steele und David De Valle, auf Wunsch deutsch untertitelt, sowie einen exklusiven Kommentar in der Wicked-Vision-Expertenrunde mit Daniel Perée, Jörg Kopetz und Ingo Strecker. Reich an Tonspuren ist die Veröffentlichung ohnehin, denn neben den Audiokommentaren und der englischen Originaltonspur wird nicht nur die deutsche TV-Synchronisation geboten, sondern auch die alte deutsche Kinosynchronisation. Jene dürfte für manchen Käufer wohl sogar der Hauptanreiz für den Erwerb dieser Veröffentlichung bieten. Ein gewissen Grundrauschen an einigen Stellen stört den Hörgenuss kaum; tatsächlich poliert diese Spur die Qualität des Films noch einmal hörbar auf.

Als welchem Hut man die tolle Bildqualität gezaubert hat, wissen auch nur die Restauratoren; gerade die psychedelischen Sequenzen leuchten in starken Farben, über weite Teile ist das Bild zudem lupenrein und die kunstvolle Bildaufteilung kommt schön zur Geltung. Unschärfen ergeben sich nur manchmal und dürften auf das Ursprungsmaterial zurückzuführen sein.
Einmal mehr also ein echtes Deluxe-Paket, das die Wertschätzung für diesen etwas unscheinbaren, aber durchaus entdeckenswerten Spätfilm aus Karloffs Karriere steigen lässt.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie von “Schwarze Messe auf blutrotem Altar”

Hm, Schwefelsäure… Arsen… Putzmittel… klingt nach einem edlen Tropfen!

Christopher Lee hin oder her… wer sorgt am Set eigentlich für die putzigen Soldatenfiguren auf dem Kamin?

Auch wenn es hier den Anschein hat: This is not a Slasher Movie.

Auch wenn es hier den Anschein hat; This is not a Party Movie.

Barbara Steele, aus dem Strandurlaub direkt ans winterliche Set mit gesunder Hautbräunung.

Dieser Moment, wenn du eine Pille geworfen hast und dich Ziegen und Federgetier plötzlich richten wollen…

“Fratelli d’Italia, L’Italia s’è desta, Dell’elmo di Scipio”… äh Moment, war das nicht eine GB-Produktion?

Fast wie bei Kevin allein zu Haus.

Was hältst du von dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked-Vision Media__FSK Freigabe: FSK16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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