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See for Me

Originaltitel: See for Me__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Randall Okita__Darsteller: Skyler Davenport, Kim Coates, Jessica Parker Kennedy, Laura Vandervoort, Matthew Gouveia, Keaton Kaplan, Pascal Langdale, Emily Piggford, Joe Pingue, George Tchortov u.a.
See for Me DVD Cover

Ein neuer Eintrag ins Home-Invasion-Genre: „See for Me“.

Was kann es Schlimmeres geben, als Einbrecher, die in die sicher geglaubten eigenen vier Wände eindringen – während man selbst zuhause ist! Home Invasion heißt das Horror-/Thriller-Subgenre, das sich diese moderne Urangst des Menschen zunutze macht und einige wirklich effektive Schocker wie „The Purge“, „The Strangers“, „Becky“ oder „Don’t Breathe“ hervorbrachte.

Home-Invasion-Filme wie „Hush“ zeigten zudem auf, wie man dieses Subgenre noch verschärfen konnte: Indem man auf gehandicapte Helden/Heldinnen setzte. Der kanadische Thriller „See for me“ geht einen ähnlichen Weg wie „Hush“, fokussiert jedoch nicht auf eine taubstumme sondern auf eine blinde Hauptfigur.

Sophie gilt als eine der hoffnungsvollsten Skifahrerinnen ihrer Generation, als sie aufgrund einer Krankheit ihr Augenlicht verliert. Im Grunde ihres Herzens will sie ihre Passion nicht aufgeben und würde gerne irgendwann an den Paralympics teilnehmen. Doch Sophie steht sich selbst ein wenig im Weg, was dieses Ziel angeht. Denn die junge Frau ist sehr wütend wegen der grundlegenden Situation und lässt das ihr Umfeld und vor allem ihre Mutter gerne spüren. Dieses Rebellentum überlagert immer wieder Sophies echte Ambitionen.

Als wir Sophie das erste Mal begegnen, versucht sie gerade, sich aus dem Haus zu stehlen. Ohne das Wissen ihrer Mutter hat sie einen Katzensitterjob angenommen. In der edlen Behausung beginnt Sophie nach der Abreise der sympathischen Besitzerin sofort, nach leicht zu entwendendem, nicht sofort vermisst werdendem Diebesgut zu suchen. Der Grund für das unmoralische Verhalten ist simpel: Sophies Paralympics-Plan ist nicht billig.

Als sich Sophie irgendwann blöderweise selbst ausschließt, installiert sie eine ihr von ihrer Mutter empfohlene App für Blinde: See for Me. Die patente Kelly, die von der App mit Sophie verbunden wird, hilft ihr via Videotelefonie im Handumdrehen wieder ins Haus. Im Zuge dessen deaktiviert Sophie jedoch das Alarmsystem, was es drei Kerlen leichtmacht, am selben Abend in das Haus einzusteigen. Diese sind allerdings davon ausgegangen, das Haus leer vorzufinden.

Sophie entgeht den Einbrechern zwar mehrere Male, irgendwann ist ihr Glück jedoch aufgebraucht. Ihre einzige mögliche Rettung: Die App See for Me und Kelly!

Schaut in den Home-Invasion-Thriller hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=uMA7crVH0sU

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich kein großer Fan von Smartphones bin. Wenn ich von Smombies höre, verdrehe ich die Augen. Wenn ich in Restaurants Menschen sehe, die sich zwar gegenübersitzen, aber nur in ihre Handys starren, möchte ich ausrasten. Und wenn Menschen auf Konzerten selbiges nur durch den Bildschirm ihres aufzeichnenden Handys erleben, habe ich dafür nur höhnisches Lachen übrig. „See for Me“ zeigt nun aber auf, wie nützlich Smartphones abseits vom Swipen, Texten und Twittern auch sein können.

Für die blinde Sophie ist das Smartphone nämlich eine wichtige Lebenshilfe. Die Sprachsteuerung macht alle Funktionen des Handys nutzbar, die zu beaufsichtigende Katze kann via Tracking-Programm verfolgt werden, ein via Videofunktion zugeschalteter Freund erklärt Sophie ihre neue Umgebung und die via App hinzugezogene Kelly hilft der blinden Heldin wie bei einem POV-Shooter aus den dringlichsten Lagen.

See for Me mit Skyler Davenport als Sophie

Die tatsächlich blinde Skyler Davenport absolviert als Sophie ihr Spielfilmdebüt.

Intelligent webt Regisseur Randall Okita schon früh die Möglichkeiten der Hilfsfunktionen von Sophies Handy in den Film ein. Lässt sie damit das gewaltige Anwesen verorten und die neue App „See for Me“ ausprobieren. Zudem wird uns in dieser Phase die leicht störrisch wirkende Sophie nähergebracht und früh verklickert, dass sie einfach genervt ist, dass alle sie als schwach und hilflos sehen. Unvermittelt startet „See for Me“ dann in seinen Thrillerpart durch.

Die Einbrecher agieren nahezu unaufgeregt und ruhig. Was nicht verwundert, da sie ja glauben, das Haus sei leer. In gewitzten Einstellungen präsentiert uns Okita dann, wie zufällig die Einbrecher und die aus ihrem Schlaf gerissene und alarmierte Sophie immer wieder unbemerkt aneinander vorbeilaufen. Bis sich die Wege der beiden Parteien dann doch kreuzen. Hier zeigt Okita dann auf, dass ihm nicht an den üblichen Klischees des Genres gelegen ist.

See for Me mit Jessica Parker Kennedy

Jessica Parker Kennedy darf als Kelly zu Sophies Gunsten eingreifen.

Seine Einbrecher sind keine gewaltgeilen Sadisten. Sie würden Sophie vermutlich sogar ihrer Wege gehen lassen, zumal sie die Gesichter der Einbrecher ja gar nicht sehen kann. Mehr noch: Das Drehbuch präsentiert eine Heldin, die bereit ist, mit den Einbrechern gemeinsame Sache zu machen. Zum einen aus Selbstschutz, zum anderen, weil das Thema Geld für Sophie allgegenwärtig ist.

Derartige Winkelzüge sorgen für zusätzliche Spannung, lassen den Zuschauer dank der einnehmenden Performance von Skyler Davenport, die bislang überwiegend als Voice-Talent in der Traumfabrik tätig war und hier ihr Spielfilmdebüt abliefert, aber nie den Bezug zur Heldin verlieren. Zum Schauplatz des Geschehens hinzustoßende Figuren sorgen für zusätzliche Spannungsschübe und stellen durchaus auch mal das Geschehen auf den Kopf.

Kim Coates im Home Invasion Thriller mit blinder Heldin

Kim Coates hat leider nur einen kurzen Part in dem Home-Invasion-Thriller inne.

Knackig erzählt und ohne Leerlauf steuert der Thriller so auf sein Finale zu, in dem Sophie gemeinsam mit Kelly recht konsequent unter den Einbrechern aufräumen darf. Die stimmige Bildsprache mit ihren kühlen Bildern, die gegen Ende immer finsterer werden und aufgrund der Lichtverhältnisse Täter und Opfer irgendwann beinahe zu gleichwertigen Gegnern machen, sowie das weitläufige Anwesen mit seinen zahlreichen Zimmern, Ecken und Winkeln sorgen für zusätzliche Atmosphäre. Diese wird durch den starken Elektronik-Score von Joseph Murray und Lodewijk Vos noch zusätzlich verdichtet.

Neben Skyler Davenport als Sophie gibt es dank der Figur der Kelly einen weiteren starken Frauencharakter, der von Jessica Parker Kennedy (Michael Bays „Black Sails“) auf den Punkt und sehr ansprechend gespielt wird. Ihr hätte man gerne mehr Screentime gewünscht. Ebenfalls wenig Screentime haben die bekanntesten Namen im Cast: Laura Vandervoort („Jigsaw“) und der immer gerne gesehene Kim Coates („Fantasy Island“). Die Einbrecher werden von unverbrauchten, sehr souverän aufspielenden Darstellern gegeben.

„See for Me“ bietet spannende Thrillerkost

Regisseur Randall Okita liefert mit seinem Home-Invasion-Thriller absolut solide Genrekost ab, die aufgrund ihrer gehandicapten Heldin noch einen zusätzlichen Spannungsbringer auf der Habenseite verbuchen kann. Die tatsächlich blinde Skyler Davenport entwirft nach einem etwas störrischem Einstieg eine sehr sympathische Heldin, die sich patent gegen ihre Gegner zur Wehr setzt.

Die entsprechen mal nicht komplett den gängigen Stereotypen, wirken überlegt und aufgeräumt in ihrem Tun. Zum Wohle der Spannung könnten sie aber definitiv bedrohlicher daherkommen. Auch würde man über sie gerne ein wenig mehr erfahren. Da „See for Me“ aber recht konsequent bei seiner Heldin bleibt, bekommen sie kein wirkliches Profil. Auch die App bleibt letzten Endes leider nur ein ziemliches Gimmick. Und gegen Ende trifft unsere Heldin leider die eine oder andere echt dumme Entscheidung. Trotz dieser Makel wird hinreichend Spannung geboten und vor allem der Showdown ist aufgrund des innovativen Heldengespannes ein echter Hingucker.

7 von 10

„See for Me“ kann ab dem 25. März 2022 auf verschiedenen VoD-Plattformen erworben werden. Ab dem 20. Mai 2022 kann man den Film auch auf DVD und Blu-ray erstehen. Er kommt von dem Label Atlas Film und hat eine Freigabe ab 16.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wildling Pictures / Atlas Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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