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Seized – Gekidnappt

Originaltitel: Seized__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Isaac Florentine__Darsteller: Scott Adkins, Mario Van Peebles, James P. Bennett, Steven Elder, David Fernandez Jr., Karlee Perez, Justin Nesbitt, Jordann Kimley, Aaron Gassor, Mauricio Mendoza u.a.
In Seized muss Scott Adkins seinen Sohn befreien

In “Seized” muss Scott Adkins seinen Sohn aus den fiesen Griffeln von Mario Van Peebles befreien.

Scott Adkins hat mit Jesse V. Johnson und Isaac Florentine gleich zwei Regular-Regisseure an der Hand, bei denen der Actionfan weiß, dass sie ihm nur zu gerne bieten, wonach er giert. Hard Hitting Action – gereicht an nicht zu komplizierten Storys. „Seized“ ist eine neuerliche Kollaboration zwischen Scott Adkins und Isaac Florentine, die aber leider nicht so abliefert, wie man es von den beiden gewohnt ist.

Taylor ist auf seinen Dad nicht sonderlich gut zu sprechen. Der langweilige Geschäftsmann für Sicherheitslösungen hängt ihm seit dem Tod seiner Mutter immer im Nacken, maßregelt ihn beständig und will ihm nicht beibringen, wie er sich gegen Bullys in der Schule wehren kann. Doch Taylors Einstellung zu seinem Vater wird sich alsbald komplett verändern. Denn Taylor wird entführt und als Geisel eines fiesen Kartellchefs erfährt er bald erstaunliche Sachen über seinen Vater.

Der entpuppt sich nämlich als kreuzgefährlicher Agent, der für Taylors Entführer Mordanschläge mit äußerst geringen Erfolgsaussichten durchführen soll. Nero meistert sie alle. Und während er sich durch die mexikanische Unterwelt schnetzelt, kommt er den Entführern von Taylor und deren finsteren Geheimnissen immer näher.

Schaut in den Actioner von Isaac Florentine mit Scott Adkins hinein

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Die Inhaltsangabe klingt deutlich komplexer, als „Seized“ letzten Endes ist. Das Drehbuch zu dem Actionfilm ist absolut auf das Nötigste heruntergebrochen, hält sich nicht groß mit Erklärungen auf und gibt einen Scheiß auf komplexe Charaktere oder ausgefeilte Dialoge. Bereits nach wenigen Minuten killt Nero die ersten Konkurrenten des Entführers seines Sohnes und präsentiert sich Scott Adkins („Undisputed 4“), wie seine Fans ihn sehen wollen.

Dabei schickt Isaac Florentine („Close Range“) Adkins in vier größere Actionszenen. Die erste steigt in einem Restaurant und präsentiert einen überwiegend ballernden Adkins. Bei der zweiten Actionszene in einem Stripclub darf Adkins dann schon mehr von seiner Körperbeherrschung ausspielen und im Grunde eine Art Gun-Fu im John-Wick-Stil präsentieren. Die dritte Actionszene steigt mit Großkalibergeballer ein und endet mit einem von Art Camacho choreografierten Fight, in dem Scott Adkins mit auf dem Rücken gefesselten Händen nur um sich tretend ein paar Lumpen umdrischt. Mal wieder mit ein oder zwei so noch nie gesehenen Einlagen.

Das Besondere an diesen drei Actionszenen: Isaac Florentine weicht bei ihnen keine Sekunde von Scott Adkins’ Seite. Ist in langen Einstellungen immer richtig nah dran an seinem Star. So hat man immer den totalen Überblick über die Action, die fiesen Treffereffekte lassen sich aber leider meist nur erahnen, weil Adkins nur selten aus nächster Nähe auf die Lumpen feuert. Der dynamische Effekt dieser Herangehensweise ist allerdings enorm und macht wirklich Laune.

Ausgerechnet im Showdown hakelt es gewaltig

Problematisch bei allen Actionszenen sind Zwischenschnitte zu den Entführern von Taylor, die Neros blutiges Treiben dank Kamera an dessen schusssicherer Weste im POV-Stil verfolgen. Deren Jubelschreie und Wettgebote nerven und bremsen die Action immer wieder. Das Highlight aller vier Actionszenen war für mich die Nachtclub-Actioneinlage. Warum ich das schon vor der Beschreibung der vierten Actionszene verrate? Weil diese für das, was sie sein soll, reichlich enttäuschend geraten ist.

Es handelt sich, man kann es sich vermutlich schon denken, ausgerechnet um den Showdown. Keine Ahnung, ob der Produktion hier das Geld ausgegangen ist oder die Szene ursprünglich anders geplant war. Was auch immer. Sie unterscheidet sich in vielen Punkten von den bisherigen Actioneinlagen und fühlt sich wie ein Bruch mit dem bislang etablierten Konzept an. Plötzlich gibt es Ballereien im Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren. Adkins wird kaum gefordert. Mario Van Peebles killt als Hauptbösewicht beinahe alle verblieben Charaktere und sein Standoff mit Adkins mag zum Grundtenor des Filmes passen, ist aber einfach nur enttäuschend. Schwierig.

Weitere Problemherde in „Seized“

Doch nicht nur in Sachen Action nimmt der Film eine falsche Abzweigung. Auch beim Handlungsverlauf orientiert sich der Film – für meine Wahrnehmung grundlos – erstaunlich schnell auf Mario Van Peebles. Infolgedessen wird der irgendwann zum handlungsantreibenden Charakter, während Scott Adkins zum Stichwortgeber herabgestuft wird, der eigentlich nur noch in der Action etwas zu melden hat. Und das ist echt schade, denn Adkins schraubt sich in seinen Szenen herrlich bissig und kantig durch die Szenen, haut ein paar starke Dicke-Eier-Momente raus und bewältigt ein paar hübsch unflätige Dialoge.

Dem setzt Mario Van Peebles („Armed“) eine charismatische, niemals überzogene Darstellung entgegen, die „Seized“ einerseits gut steht, andererseits aber keinen wirklich fiesen Antipoden für Adkins generiert. Die restlichen Darsteller agieren zwar solide, sind aber eh nur dazu da, um von irgendwem umgebracht zu werden. Leider ist die Opfermasse mit Fallobst noch nett umschrieben. Einen wirklichen Gegner für Adkins stellt eigentlich keiner dar, weshalb der sich auch relativ unbeeindruckt durch die Finsterlinge mordet. Nicht die beste Voraussetzung für eine durchgehende filminhärente Spannung.

Isaac Florentine steigt in technischer Hinsicht mit hübschen Drohnenbildern eines Strandes in Mexiko toll in „Seized“ ein, schraubt seine Optik danach aber gefühlt deutlich herunter. Der Film wirkt sehr glatt und etwas schmucklos. Vor allem von dem mexikanischen Schauplatz bekommt man verdammt wenig mit. Ein paar schräge Perspektiven, Reißschwenks und Zooms im Florentine-Stil lassen den Meister immer mal wieder erahnen, wirken aber auch deutlich zurückgenommen. Von der Musik zum Film bleibt leider gar nichts in den Gehörgängen verhaftet.

„Seized – Gekidnappt“ liefert nicht ab

Bis zum Ende der Nachtclubszene hat man bei „Seized“ das Gefühl, dass der Film in Sachen Action nach dem Steigerungsprinzip aufgebaut sein könnte. Bei jeder Actionszene also draufgesattelt wird. Doch schon bei Actionszene Nummer drei wirkt dieses Versprechen obsolet, nur um im Showdown vollends gebrochen zu werden. Ja, Florentine und Adkins liefern dem Actionfan ein paar sehr feine Momente, aber so richtig will die Action in „Seized“ einfach nicht zünden.

Das gilt unisono für die Story. Deren Anfang mutet herrlich straight an und stört weder den Fluss des Filmes noch den der Action. Die Darsteller sind engagiert bei der Sache. Scott Adkins wirkt bereit, ordentlich einen rauszuhauen. Doch dann läuft irgendwas schief. Mario Van Peebles labert immer mehr. Adkins rückt stetig weiter in den Hintergrund. „Seized“ wird so nach wirklich flottem Beginn leider immer egaler. Und egal ist eigentlich kein Label, das man an einen Florentine-Adkins-Actioner pappen will. Aber hier muss es leider so sein.

05 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray kommt von Black Hill / Koch Media und ist mit einer Freigabe ab 18 leider nur geschnitten erhältlich. Es fehlen über eine Minute an gewaltätigen Momenten. Die amerikanische DVD von Lionsgate ist hingegen ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Black Hill / Koch Media__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Ja__Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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