Originaltitel: Shattered__ Herstellungsland: USA-Deutschland-Schweiz__ Erscheinungsjahr: 2022__ Regie: Luis Prieto__ Darsteller: Cameron Monaghan, Lilly Krug, Frank Grillo, Sasha Luss, Ridely Asha Bateman, John Malkovich, Ash Santos, Dat Phan, James C. Burns, … |
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Erinnert Ihr Euch noch an die “sexy Thriller” der ’90er – mal mehr, mal minder leidenschaftlich-erotische, aufregend-spannende, gelungen-unterhaltsame Streifen, z.B. “Basic Instinct”, “Color of Night“, “Final Analysis“, “Sliver“, “Never talk to Strangers”, “Body of Evidence“, “Jade” und “Wild Things” (plus B-Movies wie “Scorned”, “Blindfold: Acts of Obsession” und “Snapdragon”)? Oftmals “Guilty Pleasures”, sind solche Filme in den letzten Jahren geradezu zu einer Seltenheit geworden. Die hier nun zur Besprechung vorliegende 2022er Veröffentlichung “Shattered” sehe ich als so etwas wie ein “Throwback” in der betreffenden Hinsicht an – in artverwandter Weise wie “the Voyeurs” (mit Sydney Sweeney) ein paar Monate zuvor…
Unter der Regie Luis Prietos entstanden – seines Zeichens bestbekannt fürs britische “Pusher”-Remake sowie für “Kidnap” (mit Halle Berry) – handelt es sich bei dem Werk um “a pulpy R-rated Genre-Flick” mit einer nicht uninteressanten Besetzung, zu der neben Cameron Monaghan und Lilly Krug (dem hübschen Nachwuchs von Produzentin Veronica Ferres) überdies Frank Grillo, John Malkovich und Sasha Luss in weiteren Rollen zählen – während das Skript aus der Feder David Lougherys stammt, welcher u.a. nach “Dreamscape”, “Star Trek 5”, “Passenger 57“, “the Three Musketeers” und “Money Train” in diesem Millennium vorrangig sich ähnelnde Flicks á la “Obsessed”, “Nurse 3D” und “Fatale” verfasst hat…
Im Zentrum der Story steht ein junger Mann namens Chris (Monaghan), der erfolgreich eine Tech-Firma aufgebaut und diese dann für ein Vermögen verkauft hat – was ihm aufgrund all der investierten Zeit und Mühe am Ende jedoch seine Ehe “kostete”. Inzwischen lebt er allein in seiner modernen, auf einem Berghang gelegenen Villa – sehnt sich nach Töchterchen Willow (Ridley Asha Bateman) und sträubt sich wehmütig noch ein wenig dagegen, die Papiere für die Scheidung von seiner wohl baldigen Ex-Frau Jamie (Luss) final zu unterschreiben. Obwohl sie einen freundschaftlichen Umgang pflegen, sieht jene keine echte Chance auf Versöhnung – weshalb sie ihm da auch keine falschen Hoffnungen machen möchte…
Eines Abends wird Chris von der Schönheit Sky (Krug) beim Einkaufen um eine Empfehlung in Sachen Wein gebeten. Sie kommen nett ins Gespräch – und angesichts des Regens draußen sowie ihres nicht auftauchenden Fahr-Services bietet er ihr spontan an, sie mitzunehmen. Via eines Stopps an einem Motel, in dem sie sich mit ihrer Mitbewohnerin Lisa (Ash Santos) ein Apartment teilt, endet das schließlich bei ihm daheim – erwartungsgemäß im Bett. Zwar ist sie am nächsten Morgen “verschwunden” – doch weiß Chris, wo sie arbeitet, und überrascht sie kurzerhand dort. Als sie zusammen aufbrechen wollen, geraten sie allerdings mit einem Herrn (Dat Phan) aneinander, der sich zuvor an Chris’ Wagen zu schaffen gemacht hat und ihm daraufhin brutal das Bein bricht…
Man muss nicht unbedingt den Trailer von “Shattered” gesehen haben, um zu erahnen bzw. gar zu wissen, dass Sky etwas im Schilde führt, als sie Chris vorschlägt, bei ihm quasi einzuziehen und sich um ihn zu kümmern, während er vom Gips in seinem Alltag eingeschränkt ist. Ja, sie äußert, ein schlechtes Gewissen zu haben, da sie den Angreifer mit einer Bemerkung wohl provoziert hat, und ja, Chris genießt ihre Nähe – ihre Gesellschaft, Unterhaltungen, Zärtlichkeiten sowie den guten Sex – allerdings wirkt das gezeigte Vertrauen klar untypisch für ihn, der bislang stets sehr auf “Sicherheit und Kontrolle” bedacht war (siehe dazu nur mal sein High-End-Security-System). Natürlich spielt die Situation mit Jamie da ebenfalls mit rein – aber trotzdem…
Es geht bei Chris einfach ziemlich fix, dass er Sky derart (samt Preisgabe der Zugangscodes) in sein Haus lässt – ohne einem entsprechenden “Fundament”; primär von “Hormonen und Feelings” geleitet. Die neue Abwechslung von der seit dem Auszug seiner Familie existenten Einsamkeit in dem geräumigen, mit diversen Glasflächen und Monitoren ausgestatten Gebäude ist ihm offenkundig willkommen – wobei er es an sich verwunderlich locker (fast bloß wie eine “Unannehmlichkeit”) zu nehmen scheint, dass ihm jemand per Schlag mit einem Metall-Werkzeug eine solche Verletzung zugefügt hat. Nunja, jedenfalls wird dem Publikum deutlich vor ihm gewahr, dass Sky eine “Home-Invaderin mit sinisteren Absichten” ist…
Zuletzt wohnte Sky gemeinsam mit einer Freundin zur Miete in einer zu einem Motel gehörenden Wohnung. Bei jener war sie erst vor nicht allzu langer Zeit untergekommen – und trägt nunmehr die größere Schuld daran, dass sie mit ihren Zahlungen aktuell im Rückstand sind. Von Ash Santos (“Good Joe Bell“) zufrieden stellend verkörpert, ist Lisa ist eine “emotional aufgewühlte” junge Dame, welche Gefühle für Sky empfindet und ihr jetzt auf einmal desinteressiert-abweisendes Verhalten “seelisch” nicht vernünftig verkraftet. Es ist als in den Nachrichten irgendwann über das Auffinden ihrer Leiche berichtet wird und Chris Sky darauf anspricht, dass jene ihre sinnbildliche “Maske” ihm gegenüber dann endlich fallen lässt…
“Shattered” markierte Lilly Krug´s (“Every Breath you take”) Debüt in einer Hauptrolle – welche die attraktive Deutsche mit merklicher Spielfreude zum Besten gegeben hat: Besonders evident in einer Szene, in der Sky Chris vergnügt mit einer Bohrmaschine malträtiert, um auf diesem Wege u.a. an den Mädchen-Namen seiner Mutter zu gelangen. Mit Unterstützung zweier Komplizen verkauft sie schon bald seine Wertgegenstände und fängt damit an, seine Konten zu leeren. Sie verführt, stiehlt, foltert und tötet – und obgleich ihr das Drehbuch einen “damaged Background” zugestanden hat, vermittelt ihre Charakter-Zeichnung (nicht nur auf die psychosexuelle Komponente bezogen) dennoch einen “klischeehaft-oberflächlichen” Eindruck…
Leider verbleibt Cameron Monaghan (“Amityville: the Awakening“) als Lead recht “blass” – was aber auch mit daran liegt, dass Chris generell keine allzu reizvolle Persönlichkeit besitzt sowie eine ganze Weile lang braucht, bis er schließlich eine “wehrhaft-aktivere” Position innerhalb der Geschehnisse einnimmt. Überdies hält sich die “Chemie” Monaghans und Krugs ebenso unvorteilhaft in Grenzen wie etwaige (eingangs lustvolle, später aus ihrer “Verfeindung” hervorgehende) “knisternde Anspannung” zwischen Chris und Sky. Als seine Ex erhielt Sasha Luss (“Anna“) indes nicht viel zutun – agiert dabei jedoch okay – während Ridley Asha Bateman (“Shelter in Place”) zumindest am Ende noch einen “großen Auftritt” spendiert bekommen hat…
Loughery´s Regie, Federico Conforti´s Editing, der Score Tom Howes sowie die Bebilderung Juan Miguel Azpirozs: Vom “Handwerklichen” her haben wir es bei dem Streifen durchweg mit “konventioneller B-Movie-Kost” zutun. Die Locations in Montana sind nett anzusehen und haben zudem die Möglichkeit geboten, einen Fluchtversuch per Schneemobil mit einzubinden – doch insgesamt mutet alles relativ “kosteneffizient” arrangiert und umgesetzt an. Per se ist letzteres ja nichts Negatives – bloß wäre im Vorliegenden zusätzlich auf jeden Fall eine inspirierter verfasste Vorlage wünschenswert gewesen; mit besseren Dialogen, “reichhaltigeren” Figuren, kreativeren Handlungsabläufen und überraschenderen “Twists”…
Es ist schade, dass “Shattered” zeitweise sich ungünstig ernst nehmend daherkommt. Ein Beispiel dafür ist ein im finalen Drittel offenbartes Motiv – nämlich eine “Chancen und Limitierungen der Schicht-Zugehörigkeit” (sprich: das Leben und Gebaren der Reichen vs. Aufwachsen in Pflege-Familien und ärmeren Verhältnissen) thematisierende “gesellschaftliche Komponente”. Warum nicht einfach nur einen auf pures Entertainment abzielenden “pulpy-sexy Preposterous Thriller” erschaffen bzw. sich nicht stärker auf jene Punkte konzentrieren? Immerhin erfüllen bestimmte Augenblicke dieses eigentlich Erhoffte auf vergnügliche Weise prima – auch dank der speziellen Gestaltung und Präsentation zweier Nebenparts…
Zum einen wäre da John Malkovich (“Mile 22“) als Sky´s und Lisa´s opportunistisch-neugieriger Vermieter Ronald, der Sky noch nie leiden konnte sowie wahrhaft um Lisa´s Wohlergehen besorgt ist, sich nach dem Auffinden ihrer Leiche auskunftsfreudig der Presse “anbietet”, 5G-Verschwörungs-Therorien äußert, die Gelegenheit zum Bespannen einer Nachbarin via Teleskop nicht ungenutzt belässt sowie irgendwann (’80er-Jahre-Winterkleidung tragend) hinsichtlich Sky´s Machenschaften eigene Nachforschungen anzustellen beginnt. Anhand seiner Mimik, Sprechweise sowie spezieller Reaktionen (wie das Anlecken einer Blume) ist evident, dass Malkovich Spaß an der Rolle hatte, für welche er an sich aber klar “überqualifiziert” war…
Zum anderen taucht an der 58-Minuten-Marke noch Frank Grillo (“End of Watch“) auf, der fortan “smirky-sleazy-unterhaltsames Scenery-Chewing” betreibt – kurz nachdem Sky jemanden wohlgelaunt-lächelnd mit einem Samurai-Schwert durch die Villa verfolgt sowie mit multiplen Stichen ermordet hat. Ihr Blut-bespritzter Anblick – samt des kräftigen Rots, welches einen wunderbaren Kontrast zu ihrer hellen Haut, ihren blonden Haaren und ihrer weißen Kleidung bildet – ist ein weiterer Moment der erwähnten (ersehnten) Art. Hach, gäbe es nur mehr davon. So aber vermisst man bei dem Streifen alles in allem einen ausgeprägteren “Guilty-Pleasure-Fun-Faktor” – und/oder einen höheren Suspense-Grad…
Fazit: “Shattered” ist ein fader erotischer Thriller, dem es trotz einer brauchbaren Besetzung, einiger Wendungen sowie einzelner amüsanter, brutaler und freizügiger Sequenzen letzten Endes hauptsächlich an Originalität und “Pep” mangelt…
Hierzulande soll “Shattered” am 10. März 2023 auf DVD und BluRay erscheinen…
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Shattered” Poster-/Covermotive und Pics: Construction Film / Grindstone Ent. Group / Silver Reel / Lionsgate (USA) / Defiant Screen Ent. (AU)__ Infos zur australischen VÖ: Rated MA 15+__ DVD/BluRay: ja/ja |