Originaltitel: Silent Hill: Revelation__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: M.J. Bassett__Darsteller: Adelaide Clemens, Kit Harington, Carrie-Anne Moss, Sean Bean, Radha Mitchell, Malcolm McDowell, Martin Donovan, Deborah Kara Unger, Roberto Campanella, Erin Pitt, Peter Outerbridge, Jefferson Brown, Milton Barnes, Heather Marks u.a. |
„Silent Hill“ kam nicht überall gut an, wurde aber gerade von Gamern als eine der besten und werkgetreuesten Videospielverfilmungen angesehen. Angesichts der Popularität der Marke und der Menge an Vorlagenmaterial beschloss man eine Fortsetzung, deren Release sich aus mehreren Gründen verzögerte, etwa weil Drehbuchautor Roger Avary wegen eines von ihm verursachten Autounfalls mit Todesfolge in den Knast musste und daher kein Script für das Sequel schreiben konnte. So kam „Silent Hill: Revelation“ erst 2012 heraus.
M.J. Bassett („Rogue Hunter“) – damals noch Michael J. Bassett – schrieb und inszeniert den neuen Film, der allerdings diverse Brüche zum Erstling aufweist, weil Bassett sich mehr an die Spielereihe halten wollte. Also ist Sharon Da Silva (Adelaide Clemens) nun doch nicht im verwunschenen Silent Hill gefangen, nur noch Mutter Rose (Radha Mitchell). Die Teenagerin kann sich an die traumatischen Ereignisse nicht mehr erinnern, zieht mit ihrem Vater Harry (Sean Bean) jedoch von Stadt zu Stadt, geplagt von Alpträumen, die sie immer wieder an Silent Hill erinnern. Dass Daddy ihr verklickert, dass sie keinesfalls dorthin gehen darf, ist dann ein wenig Hintergrundinfo für jene, die den Vorgänger nicht kennen, aber die dürften hier auf verlorenem Posten stehen.
Der Grund für die häufigen Umzüge sind die Häscher jener religiösen Fanatiker aus Silent Hill, die in Sharon den Schlüssel zu ihrer Erlösung sehen und sich von dem Rachegeist Alessa (Erin Pitt) befreien wollen. Der Privatdetektiv Douglas Cartland (Martin Donovan) spürt sie zwar im Auftrag der Schurken auf, will ihr aber helfen, weil er die wahre Natur seiner Auftraggeber kennt. Diese sind (im Gegensatz zu Cartland) nicht auf den Kopf gefallen, haben den Privatschnüffler verfolgt und damit Sharon gefunden. Das Ende vom Lied: Harry wird entführt, Cartland dahingemetzelt und Sharon für dessen Mörderin gehalten, auch wenn sie vorerst entkommt.
Um ihren Vater zu retten, tut Sharon genau das, wovon Daddy sie immer abhalten wollte: Sie macht sich nach Silent Hill auf. Hilfe erhält sie von ihrem Klassenkameraden Vincent Cooper (Kit Harington), der sich zu ihr hingezogen fühlt, doch selbst noch ein Geheimnis hütet…
httpv://www.youtube.com/watch?v=2US-R-WsWwQ
Man kann dem Erstling von Christophe Gans‘ sicher vorwerfen, dass er nur eine videospielartige Item-und-Level-Struktur hat – aber immerhin hat er eine. Bassetts Sequel ist eine durchweg konfuse Aneinanderreihung Jagd-, Schock-, Horror- und Metzelszenen, welche die Heldin von einem Set zum nächsten verfrachtet, ohne eine wirkliche innere Logik dahinter. Die voneinander getrennten Dimensionen in Silent Hill, deren Wechsel durch eine Sirene angekündigt wird, scheinen hier zum einem Matsch zu verschmelzen, manche Regel und Begebenheit aus dem Erstling wird kurzerhand abgeändert, damit es passt, und viele Figuren tauchen nur für eine Szene auf, um mal eben etwas Information zu vermitteln, als Futter für das nächstbeste Monster zu dienen oder selbst für einen Hui-Buh-Effekt gut zu sein. Auch Vincent scheint über weite Strecken nur mitzutun, damit irgendwer da ist, der beständig den Film und die Mythologie dahinter erklärt, was sich dann genauso plump anschaut wie es sich hier liest.
Und trotz all der erklärenden Laberei fühlt sich „Silent Hill: Revelation“ abweisend bis feindselig für Leute an, den Vorgänger nicht auswendig herunterbeten können und sämtliche Games gezockt haben. Auch mit den ganzen Erklärungen versteht man manchmal nur Bahnhof, aber das tut auch freilich nichts zur Sache, denn eigentlich jede Figur geht einem Allerwertesten vorbei. Dazu kommt, dass „Silent Hill: Revelation“ erzählerisch ein Kraut-und-Rüben-Film sondergleichen ist, der keinen Spannungsbogen aufbaut und viele Situationen geradezu lächerlich auflöst. Da wird die Kraft des Bösen mal eben via Umarmung gebannt, da taucht der Pyramid Head immer mal wieder als deus ex machina, da hat die Heldin immer so viel oder so wenig übersinnliche Power wie es dem Drehbuch gerade beliebt.
Da ist es schon ein starkes Stück wie selbstbewusst und kackendreist noch auf ein oder mehrere Sequels hingearbeitet wird. Eine wichtige Figur verbleibt in Silent Hill, weil es dort noch etwas zu erledigen gibt, ein durch Silent Hill hindurchfahrenden Gefangenentransport bringt neue potentielle Opfer in das Städtchen aus der Hölle und zitiert damit munter einen Teil der Game-Reihe. Ähnlich wichtig wie das Anteasern von Fortsetzungen scheinen dem Film auch seine 3D-Effekte zu sein, deren Einsatz man auch in 2D prima erkennen kann: Da wird immer wieder etwas, egal ob Patschehändchen oder Riesenschwert, demonstrativ in die Kamera gehalten, damit auch ja ein Mehrwert da ist, obwohl es den Film weder ästhetisch noch inhaltlich weiterbringt. Aber diese Gimmicks waren Bassett wohl wichtiger als Storytelling oder Figurenzeichnung.
Immerhin: Es gibt einige gelungene Locations, Monster und Bilder zu sehen. Gerade der Rummelplatz aus der Hölle mit entsprechenden Hasenfiguren ist ein Beispiel, eine Häschertruppe, deren Mitglieder spezielle Luft atmen müssen, damit sie nicht eingehen, ein anderes, ein Spinnenwesen aus Teilen von Schaufensterpuppen ein drittes. Nicht alle Biester sind so kreativ erdacht, denn der Pyramid Head ist eh ein Markenzeichen der Reihe, andere Kreaturen sehen dagegen wie Cenobiten-Azubis für den nächsten „Hellraiser“-Film aus. Immerhin gibt es einen coolen Monster-Fight am Ende, aber das ist eben wieder einer diesen starken Einzelmomente, die hier allein auf weiter Flur stehen. Denn all die Orte und Monster sind in keinen irgendwie kohärenten Film eingewoben, sind oft einfach nur da, weil es gerade cool oder en vogue erscheint.
Durch dieses Chaos stolpert dann Michelle-Williams-Lookalike Adelaide Clemens („X-Men Origins: Wolverine“), ist aber darstellerisch eher mittelprächtig, was dem schwachbrüstigen Film auch nicht gerade hilft. Auch Kit Harington („Brimstone“) ist ganz okay, aber in seiner ersten Filmrolle alles andere als ein Ausbund an Charisma. Sean Bean („Jupiter Ascending“) absolviert seinen kleinen Part recht überzeugend, andere Rückkehrer aus dem Erstling wie Radha Mitchell („London Has Fallen“) oder Deborah Kara Unger („Vengeance – Pfad der Vergeltung“) haben ihre Rollen vermutlich an einem Drehtag heruntergerissen – ebenso wie Neuzugang Malcolm McDowell („The Big Ugly“). Einen etwas größeren Part hat Carrie-Anne Moss („Frankenstein – Das Experiment“) abgestaubt, die aber unter einer Perücke und dicker weißer Schminke derart verborgen wird, dass man diese Rolle auch einfach an die nächste Darstellerin von der Laienschauspieltruppe um die Ecke hätte geben können.
Die Hardcore-„Silent Hill“-Fans werden bei diesem Sequel sicherlich nicht glücklich sein, da Bassetts Film zwar am dritten Teil der Reihe orientiert und einige Fan-Verweise parat hält, allerdings den direkten Filmvorgänger mit Füßen tritt, indem er diesen beliebig umschreibt und umdeutet. Alle anderen werden von „Silent Hill: Revelation“ schon dadurch abgestoßen, dass man ohne genaue Vorlagenkenntnisse oft nur halb durchsteigt. Das mag allerdings auch daran liegen, dass dieses Sequel (trotz andauernder Erklärversuche) ein heilloses Durcheinander, eine reine Ansammlung von unterschiedlicher gelungener Jagd- und Horrorszenen ohne Spannungsbogen ist. Da helfen auch einige coole Sets und Monster nicht weiter.
„Silent Hill: Revelation“ ist hierzulande bei Concorde/EuroVideo auf Blu-Ray und DVD erschienen und ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial umfasst einen Audiokommentar, entfallene Szenen, Making Ofs und Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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