Originaltitel: Skin Creepers__Herstellungsland: Deutschland __Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Ezra Tsegaye__Darsteller: Nicolas Szent, Nicolás Artajo, Barbara Prakopenka, Dieter Landuris, Thomas Schmuckert, Sesede Terziyan, Mai Duong Kieu, Annika Strauss, Micaela Schäfer u.a. |
Mit „Skin Creepers“ schafft es am 18. Oktober 2018 eine Independent-Horror-Komödie aus Deutschland in unsere Kinos. Mit einem Gesamtbudget von gerade einmal 50.000 Euro in Szene gesetzt, erzählt der Film von den Brüdern und Möchtegern-Regisseuren Ben und Daniel. Die wollen DAS Meisterwerk des erotischen Filmes schlechthin produzieren. Nur haben sie keinerlei Knete. Die ist nämlich beinahe komplett für den großen Star des zukünftigen Porno-Meisterwerkes drauf gegangen: Sasha Blue!
Die reist extra für die Dreharbeiten aus den USA an und entpuppt sich Daniel gegenüber als witzige, schlagfertige und höchst sympathische Person. Man kann sich vorstellen, wie der innerlich frohlockt, als er sie vom Flughafen abholt. Im Hotel von Sasha angekommen dreht sich das Ganze aber komplett. Die junge Frau scheint nach dem Anblick eines Bildes in ihrem Hotelzimmer vollkommen verändert. Sowohl gegenüber dem Pagen als auch gegenüber Daniel verhält sie sich plötzlich vollkommen unangemessen. Jetlag, vermutet Daniel und verpisst sich.
Als er Sasha am nächsten Drehtag aus dem Hotel abholen will, liegt die total verkatert in ihrem Bett und scheint kaum Willens, irgendeine Form von Film drehen zu wollen. Nach langem Hin und Her schafft es Daniel, sie ans Set zu bringen. Wo Sasha ihrer Drehpartnerin mal eben die Unterlippe abbeißt. Kurz bevor Sasha die anderen Teammitglieder attackieren kann, wird sie von einer Schauspielerin eiskalt getasert.
Daniel und Ben bringen sie wieder in ihr Hotelzimmer, wo sie irgendwann einfach unter der Zimmerdecke schwebt. Daniel ist sich sicher: Sasha ist besessen. Die letzte Hilfe in der Not scheint ein TV-Prediger/Dämonen-Austreiber zu sein, den Daniel und Ben stande pede zu sich ins Hotelzimmer bestellen…
Schaut in “Skin Creepers” mit Micaela Schäfer hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=iA5rxfuV1Q8
Im Grunde standen die Macher von „Skin Creepers“ vor dem gleichen Problem wie ihre Filmbrüder Daniel und Ben: Der Masterplan für den Durchbruch steht, alleine das Geld fehlt. Dabei haben Ezra Tsegaye, Regisseur von „Skin Creepers“, und sein Team aber durchaus einiges aus der misslichen Lage herausgeholt. Denn das extrem schmal klingende Budget von 50.000 Euro scheint gar nicht so oft durch. Zumal die abgeranzten Drehorte des Filmes wunderbar simpel darüber erklärt werden können, dass die Filmbrüder kein Geld für wertigere Drehorte haben. Aus der Not eine Tugend gemacht, sozusagen.
Viel mehr als gegen das Budget hat Ezra Tsegaye aber gegen das von ihm selbst und von Sebastian Kühne verfasste Drehbuch zu kämpfen. Das schiebt die ganze Geschichte viel zu langsam an. Etabliert mit Figuren wie Lederkalle zwar echte Typen, die es für den Fortgang der Geschichte aber nicht wirklich braucht. Und lässt sowohl den Horror- als auch den Komödien-Aspekt zu kurz kommen.
So manche Gags sind einfach zu platt geraten. Die Infilmgags etwa bleiben auf dem Niveau von „Kopfwääh“ anstelle von „Kokowääh“-Plakaten stecken. Auch viele andere humorig gemeinte Momente verpuffen. Lowlight: Der pointenlose Besuch vom Dildo-Händler. Mit dessen Riesenspielzeugen wird aber zumindest auch mal jemand umgehauen. Immerhin.
Der Horror-Aspekt ist derweil schnell durchschaut. Besessenen-Horror wird angepeilt und geliefert. Aber eben leider mit allen sattsam bekannten und zu oft gesehenen Klischees wie Rauschestimme, Dämonenfratze, Kotzstrahl und Rundflugnummer. Zudem sind die Macher von „Skin Creepers“ auch gar nicht darum bemüht, eine bedrohliche Stimmung zu etablieren. Was schade ist, da man so Probleme im Komikteil hätte überspielen können. Dass obendrein die vielen Klischees nicht ironisch gebrochen werden, ist ein weiteres echtes Versäumnis der Horrorkomödie.
Dass die gesamte Erklärung wirklich aller Hintergründe auch noch in den Showdown verlagert wird, ist dem ohnehin nicht ganz runden Erzähltempo alles andere als zuträglich. Zumal der Film über seine Laufzeit hinweg einige Leerlaufmomente hat, die sich für Erklärungen durchaus auch angeboten hätten.
Darstellerisch geht „Skin Creepers“ für einen Film seiner Preisklasse absolut in Ordnung! So mancher Nebendarsteller overacted zwar brutal, aber im Rahmen des überzeichneten Figuren-Interieurs ist das absolut okay. Von den Hauptdarstellern wirkt Nicolás Artajo als Daniel immer ein wenig zu passiv. Was schade ist, da die Chemie zwischen ihm und dem Darsteller seines Filmbruders (Nicolas Szent ) durchaus stimmig ist.
Der bekannteste Darsteller dürfte in jedem Fall Dieter Landuris („Alles außer Mord“) sein, der einerseits als Fernseh-Dämonen-Austreiber eine starke Show hinlegen darf, andererseits aber auch den Erklärbär geben muss und dabei nicht so glücklich wirkt. Bei einem Film über die Inszenierung eines Pornos darf freilich auch eine hübsche Damenriege nicht fehlen. So ist die immer gern gesehene deutsche Horror-Ikone Annika Strauss („Blood Feast“) ebenso am Start wie Webcam-Girl RoxxyX und Deutschlands Nacktschnecke Numero Uno: Micaela Schäfer („Euroclub“). Die ist bei all ihren drei Auftritten splitterfasernackt. So wie es sich gehört. Schauspielern muss sie dabei nicht.
Optisch sieht der Film für seine Preisklasse ganz passabel aus. Er wirkt nicht schmuddelig oder dergleichen. Es gibt sogar ein paar Drohnenkameraflüge zu verzeichnen. Hier und da findet man kleinere Anschlussfehler, etwa wenn Charakteren großformatig die Köpfe platzen und die Effektgelder offensichtlich für Folge-Shots nicht reichten und daher die Toten wieder mit ganzen Köpfen am Boden liegen. Die wenigen, aber effektiv eingesetzten Splattereffekte sind schön handgemacht und angenehm schlotzig geraten. Am meisten bleiben im Übrigen die Szenen in Erinnerung, die sich um die Dämonenaustreibungen drehen. In deren Umsetzung ist effekttechnisch noch einmal einiges an Budget reingeflossen. Derweil bleibt von der Filmmusik wirklich gar nichts im Gehörgang verhaftet.
“Skin Creepers” ist trotz Macken unterhaltsam
„Skin Creepers“ basiert laut den Machern im Übrigen auf realen Ereignissen. Habe doch in Frankfurt am Main eine koreanische Familie in einem Hotelzimmer eine Teufelsaustreibung an einer jungen Familienangehörigen vorgenommen – die dabei verstarb. Dieser Fall liefert sozusagen die Prämisse (inklusive einiger Rückblenden) für „Skin Creepers“ und wird ganz nett weiter gedacht, ist aber trotzdem als handlungstragendes Element ein wenig dünn geraten. Was man als Zuschauer hier und da auch zu spüren bekommt.
So richtig rund läuft der gesamte Low-Budget-Film nicht. Der Horror-Anteil stottert ebenso wie der Komödien-Anteil. Dran bleibt man aber trotzdem, auch und vor allem, weil sich hier mal wieder Leute für ihren Traum vom eigenen Horrorfilm den Arsch aufgerissen haben. Dass sie am Ende auch noch einen Kinorun als Kirsche auf die Torte packen, ringt nur noch mehr Respekt ab. Und so bleibt trotz diverser Defizite eine kleine trashy Produktion, mit der man unter der Voraussetzung abgesenkter Erwartungen durchaus seinen Spaß haben kann! Soviel ist mal sicher. Zudem darf man gespannt sein, ob Ezra Tsegaye und Co. noch ein paar Produktionen nachlegen.
„Skin Creepers“ ist ab 18. Oktober 2018 in den deutschen Kinos zu sehen und wird bereits am 9. November auf DVD und Blu-ray von White Pearl Movies / daredo erscheinen. FSK 18 freigegeben und ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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