Originaltitel: SockMonster__ Herstellungsland: USA_ Erscheinungsjahr: 2017__ Regie: Wesley Alley__ Darsteller: Briana Evigan, Derek Mears, AnaSofia Bianchi |
httpv://www.youtube.com/watch?v=qFunNa19iYY
Regisseur und Skriptautor Wesley Alley´s (ohne Schluss-Credits) knapp vier Minuten lang laufender 2017er Horror-Kurzfilm “SockMonster” greift den modernen Mythos des “Sockenmonsters” auf – laut Wikipedia ein hypothetisches Tier (oder andersartiges Wesen), das sich im Inneren von Waschmaschinen, in manchen Erzählungen auch in Wäschetrocknern oder in Nischen von Kellerräumen in der Nähe von Waschmaschinen aufhält und für das ansonsten scheinbar unerklärliche Verschwinden von Socken aus Waschgängen sorgt…
Auf dem Fußboden ihrer Garage hat sich Anne (Briana Evigan) eine Decke ausgebreitet, auf der wiederum u.a. ein voller Aschenbecher, eine Flasche Whiskey, mehrere Fotos sowie eine Puppe liegen. Letztere gehört ihrer Tochter Casey (AnaSofia Bianchi), mit der offenbar etwas geschehen ist – dem Gemütszustand ihrer Mutter nach, welche (anspannt und traurig) des Öfteren Zigaretten raucht, von dem hochprozentigen Alkohol trinkt, sich immer mal wieder erhebt sowie dann unruhig in dem kleinen Raum auf und ab schreitet…
Einem wird klar, dass sie sich einige Zeit bereits dort aufhält. Immer wieder richtet sich ihr Blick auf die Waschmaschine – nur ein paar Meter entfernt – in deren Trommel sie Casey in einem Moment (in ihren Gedanken) nach Hilfe rufend sieht und hört. Zudem hat sie einen Revolver bei sich – zu welchem Zweck, das ist dem Betrachter nicht eindeutig. Plötzlich durchbricht der Fertig-Signalton die Stille und öffnet sich die Bullaugen-Luke – worauf Anne näher ans Gerät herankriecht sowie in die Dunkelheit darin hineinblickt…
Dank des Titels weiß man ja eigentlich von Anfang an, auf was “SockMonster” zusteuert – bloß halt nicht in welcher Weise (dramatisch oder humorvoll) dies geschieht und wie die betreffende “Kreatur” wohl dargestellt werden würde. Ungleich gewisser anderer Werke mit ähnlich abstrusen “Killern” – wie z.B. “Kondom des Grauens” oder “Jack Frost” – entfaltet sich dieser “Short” hier (im Stile etwa von Jeff Maher´s “Bed of the Dead”) weitestgehend düster und ernst; der grundsätzlichen Absurdität seines Konzepts zum Trotz…
Als Produzent war Genre-Profi Darren Lynn Bousman (“Death of Me“) hier aktiv mit tätig. Eingangs gibt es einige schnelle Schnitte und hektische Kamera-Bewegungen zu verzeichnen, die einen ein wenig an seinen im Rahmen seiner “Saw”-Sequels gebotenen Stil erinnern. Im Folgenden wird die “visuelle Präsentation” jedoch merklich ruhiger – was es dem Publikum erleichtert, zügig eine solide “Connection” mit Anne aufzubauen; sich also selbst nur mit einem Minimum an Background-Infos in ihre Gefühlslage hineinversetzen zu können…
Dank kleiner ins Bild gerückter Details sowie der überzeugenden, emotionalen, ohne Worte auskommenden Performance Briana Evigans, welche in der Vergangenheit ja schon mehrfach mit Bousman zusammengearbeitet hat (u.a. bei “Mother´s Day” und “the Devil´s Carnival“), sympathisiert man in einem ergiebigen Maße mit Anne. Ihre Trauer, ihr Schmerz und ihre Wut nähren ihre Entschlossenheit – unabhängig dessen, dass auch ihr nicht genau bewusst zu sein scheint, was ihrer Tochter tatsächlich zugestoßen ist…
“SockMonster” wartet mit einer unheilvollen Atmosphäre auf, zu welcher der karge, weder geräumige noch sonderlich hell ausgeleuchtete Schauplatz ebenso seinen Teil beiträgt wie der stimmig-passende Score Robert Reiders (“Dark Seduction”). Lob gebührt überdies dem von Editor Curtis Schultz (“the Summoning”) und Cinematographer Austin Schmidt (“Radioflash”) Geschaffenen. Speziell eine mitrotierende Einstellung Schrägstrich Perspektive aus dem Innern der langsam zum Stillstand gelangenden Trommel heraus fand ich sehr gelungen…
Als man das besagte “Geschöpf” schließlich zu Gesicht erhält, entpuppt es sich wahrhaftig als ein “Wäsche-Berg” (aus zig verschiedenen Einzel-Socken) mit großen Augen und grünen, Krallen-bestückten Pranken. Statt den Drang heraufzubeschwören, loslachen zu müssen, wirkt das Gebotene (aufgrund des Kontexts und der Inszenierungsweise) aber dennoch bedrohlich und “packend” – was ergänzend mit darauf zurückzuführen ist, dass der Part mit dem 1,96-Meter-Hünen Derek Mears (“Alita: Battle Angel“) besetzt wurde…
Innerhalb der Branche ist Wesley Alley primär im “Camera and Electrical”-Bereich tätig – bspw. als “Assistant Chief Lighting Technician: Additional Photography” bei “Kong: Skull Island” oder als “Second Unit Gaffer” bei “Transformers 5: the Last Knight“. Die Verbindung zu Bousman kam am Set von “Alleluia! The Devil´s Carnival” zustande. Als Regisseur hat er im Vorliegenden eine absolut zufrieden stellende Leistung erbracht – während sein Drehbuch ansprechend tight (zielgerichtet und straff aufs Finale zusteuernd) verfasst wurde…
Kurzum: Obgleich inhaltlich simpler und absurder Natur, ist “SockMonster” dennoch ein effektiver, handwerklich ordentlich realisierter, Genre-Fans durchaus zu empfehlender “Short”, dessen “Augenzwinkern” sich nur indirekt registrieren lässt und der am Ende in einem unerbittlich-brutalen, feine Practical-F/X-Arbeit aufweisenden Showdown gipfelt…
“SockMonster” kann man sich hier (Vimeo.com) ansehen.
Stefan Seidl
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Copyright des “SockMonster” Postermotivs, der Pics und Screenshots:
Three Tales Productions |