Originaltitel: Soldier__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Paul W.S. Anderson__Darsteller: Kurt Russell, Jason Scott Lee, Jason Isaacs, Connie Nielsen, Gary Busey, Michael Chiklis u.a. |
Ich muss zugeben, es dauert stets Jahre bis ich mich einer neuen Technologie wirklich verschreibe. DVDs habe ich lange ignoriert. Lieber hielt ich mich an der romantisch-verklärten Vorstellung fest, dass ein unsauberes Bild und ewiges Zurückspulen von Bändern einfach zum Filmgenuss dazugehören. Der Wechsel zu neuen Formaten erfolgte trotzdem.
Jedoch, was mir ein wenig Mühe bereitet, ist diese neue digitale Welt. Du kannst jederzeit jeden Film auf dieser Welt irgendwo runterladen, legal oder illegal, digital ausleihen, streamen und so weiter und so fort. Jedoch stürzen wir uns jetzt mit Vorliebe nur noch auf neues Zeug. Ein Klick auf aktuelle Download-Charts oder auf die neuesten Releases reicht und der Abendfilm ist ausgesucht. Richtiges Stöbern gibt es kaum noch. So gehen viele ältere Filme unter oder werden schlicht für immer vergessen.
Kürzlich lief ich über einen Flohmarkt. Da gab’s an einem Stand unzählige DVDs. Und da konnte ich stöbern. So richtig old school. Meine Finger rasten sauschnell durch die paar hundert DVDs, während ich mich wieder fühlte, als wäre wieder das Jahr 2003. „Soldier“ von 1998 war unter den erworbenen Titeln. Den hatte ich über 15 Jahre nicht gesehen. Umgehend nachgeholt.
Schaut in “Soldier” mit Kurt Russell hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=gkW3sTCcFis
Der zum ultimativen Soldaten erzogene Todd (Kurt Russell) gehört zu den härtesten seiner Sorte. Keiner hat mehr Kills auf dem Konto als er. Als eine neue Generation von gezüchteten Supersoldaten unter Führung von Caine 607 (Jason Scott Lee) ihren Dienst antritt, werden Todd und seinesgleichen getötet oder ausgemustert.
Vermeintlich tot wird Todd auf einem Müllentsorgungsplaneten abgeladen, kann sich jedoch in eine menschliche Siedlung retten und wird dort wieder aufgepäppelt. Die neuen Supersoldaten haben aber ihr Werk noch nicht vollendet und planen die komplette Vernichtung aller Siedler.
Hollywood war einst so herrlich bekloppt. 75 Millionen US Dollar betrug das Budget von „Soldier“, eingespielt hat er knapp 14 Milliönchen. Kurt Russell („The Hateful 8“) selbst kassierte ein Salär von 20 Millionen Dollar. Unglaubliche Zahlen für einen Film dieser Art. Ein Flop sondergleichen.
Die Story ist so simpel, sie könnte auf einem Post-It entworfen worden sein. Und doch hat der Film einen interessanten Hintergrund, soll „Soldier“ doch in der Welt von „Blade Runner“ spielen. Zudem lässt die Optik auf eine wirklich große Produktion schließen, denn die Settings, Kostüme und Effekte sind klasse.
Im Film geht es vor allem um den Kampf eines ausrangierten und roboterartig agierenden Mannes gegen eine noch gefühllosere neue Generation von Soldaten. Und dieser Kampf wird natürlich nicht mit Worten, sondern mit viel Blei und Schweiß ausgetragen. Der Film schlägt eine sehr erfreuliche, härtere Gangart ein, ohne jedoch in John-Rambo-mäßige Gefilde abzugleiten.
Kurt Russell ist in diesem Film definitiv nicht der Mann vieler Worte. Genauer gesagt spricht er während des ganzen Streifens nur 104 Worte. Das ist wenig. Ich spreche während den ersten Stunden meiner Arbeitstage aber auch nicht viel mehr. Jedoch liegt dies daran, dass ich ein totaler Morgenmuffel bin. Russells Rolle hingegen hat einfach nicht mehr zu sagen, lässt jedoch in jeder Szene seine Mimik sprechen – meist sehr subtil und wohlüberlegt.
Russells versteinertes Schauspiel läuft auf hohem Niveau ab, vor allem im Vergleich zu Darstellungen diverser Actionstars im höheren Alter, die einfach schauspielerisch nicht mehr drauf haben, als grimmig durch die Gegend zu schauen. Jason Scott Lee („Nomad“) als Russells Antagonist Caine 607 ist körperlich sehr präsent, wirkt aber leider etwas unterfordert. Jason Isaacs („Herz aus Stahl“) kann man wie in all seinen Filmen herrlich hassen. Connie Nielsen („Wonder Woman“) hat nicht viel mehr zu tun, als gut auszuschauen, und Gary Busey („Bulletproof – Der Tiger II“) und „The Shield“-Star Michael Chiklis („Parker“) wirken leider ziemlich verschenkt.
“Soldier” entpuppt sich als dreckiger kleiner SciFi-Actionfilm
Die Gangart ist hart und ruppig, geredet wird wenig. „Soldier“ ist ein richtig dreckiger kleiner SciFi-Actionfilm geworden. Heutzutage würde dieselbe Produktion als kleiner B-Streifen mit Minibudget enden. Seien wir also froh, dass dieser Film aus einer Filmzeit stammt, in der Hollywood teilweise noch etwas riskierte und so hin und wieder auf die Nase flog. „Soldier“ war ein Flop an den Kinokassen, kann aber im Heimkino überzeugen. Dementsprechend wünschen wir viel Spaß mit „Soldier“.
Die Veröffentlichungsgeschichte von „Soldier“ in Deutschland, wo er immer als „Star Force Soldier“ betitelt wurde, ist keine erfreuliche. Schon im Kino lief der Film nur geschnitten. Dieselbe Fassung brachte Highlight dann auf DVD als „Exklusiv“-Fassung heraus. Exklusiv geschnitten. Sogar eine noch mehr verstümmelte FSK-16-Fassung fertigte man an. Zumindest ein Bootleg-Label hatte dann irgendwann die Faxen dicke und brachte den Film ungeschnitten auf DVD und Blu-ray heraus. Nun hat sich endlich ein echtes Label des Filmes angenommen.
Koch Media spendierte „Soldier“ ein Mediabook (Veröffentlichung am 28. März 2019), das den Film offiziell ungeschnitten unters actionhungrige Volk bringt. Leider wird auch diese Veröffentlichung wieder diverse Szenen aus dem offiziellen Trailer missen lassen. Dieser enthielt doch einige Szenen, die es dann nicht in die finale Fassung von Regisseur Paul W.S. Anderson („Alien vs. Predator“) schafften. Die DVD und die Blu-ray zum Film werden folgende Extras beinhalten: Den deutschen und englischen Trailer, einen Audiokommentar von Paul W.S. Anderson, Jason Isaacs und Jeremy Bolt, ein Making of, Interviews und eine Bildergalerie.
Was meint ihr zu dem Film?
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