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Solo: A Star Wars Story

Das Spin-Off „Solo: A Star Wars Story“ erzählt von den ersten Abenteuern von Han Solo, der erst langsam zu dem Schmuggler wird, den Fans aus der Originalreihe kennen. In diesem Film lernt er nicht nur Chewbacca kennen, sondern muss mit diesem auch Teil einer Heist-Crew werden, um nicht bei einem Gangsterboss in Ungnade zu fallen und umgebracht zu werden.

Originaltitel: Solo: A Star Wars Story__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Ron Howard__Darsteller: Alden Ehrenreich, Joonas Suotamo, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover, Thandiwe Newton, Phoebe Waller-Bridge, Paul Bettany, Ian Kenny, John Tui, Anna Francolini, Andrew Woodall, Warwick Davis, Shaquille Ali-Yebuah, Clint Howard, Anthony Daniels, Ray Park u.a.
Solo: A Star Wars Story

Das Spin-Off “Solo: A Star Wars Story” erzählt von den Abenteuern des jungen Han Solo

Mit „Solo“, der zweiten „Star Wars“-Auskopplung unter Disney-Ägide nach „Rogue One“, erlitt das Studio finanziellen Schiffbruch. Ob dies am eigentlichen Film, der Nachfolge auf den kontrovers aufgenommenen „The Last Jedi“ oder der Veröffentlichungspolitik von nur einem halben Jahr Pause zum genannten „Star Wars“-Sequel lag, lässt sich dabei allerdings nur schwer feststellen.

Es geht um die Abenteuer des jungen Han Solo (Alden Ehrenreich) und das Spin-Off steigt direkt mitten ein: Auf dem Planeten Corellia gehört Han zu einer Horde von Habenichtsen, die für die herrische Außerirdische Lady Proxima schuften müssen. Han und seine Angebetete Qi’ra (Emilia Clarke) wollen der Hölle möglichst schnell entfliehen und die Chance bietet sich, als Han bei einem schiefgelaufenen Deal eine Phiole wertvollen Treibstoffs in die Hände fällt. Doch auf der Flucht wird Qi’ra gekascht, während Han entkommen und sich an der Pilotenakademie des Imperiums einschreiben kann. All das erzählt „Solo“ mit ordentlich Tempo, definiert den Helden eher über seine Handlungen als über großes Gerede, ganz im Geiste des klassischen Abenteuerfilms, an den sich „Solo“ klar anlehnt.

Ein Zeitsprung zeigt jedoch, dass es mit versprochenen Pilotenkarriere nichts geworden ist; stattdessen muss sich Han als Fußsoldat auf Himmelfahrtskommandos verdingen, weshalb er die Chance zum Desertieren nutzt, um sich der Crew des Gauners Tobias Beckett (Woody Harrelson) anzuschließen. Dazu gehören die Sprengmeisterin Val (Thandiwe Newton) und der vielarmige Pilot Rio Durant – die erste, aber nicht die letzte bunte Truppe von Überlebenskünstlern, die in diesem Film zusammenarbeiten muss, ganz im Stil von Heist- und Men-on-a-Mission-Filmen.

Ein erster gemeinsamer Coup gelingt leider nur beinahe, weshalb nicht alle Teammitglieder überleben und man nun auch noch bei dem üblen Gangsterboss Dryden Vos (Paul Bettany) in der Kreide steht. Um sich freizukaufen, schlagen Beckett und Han einen Ersatz-Heist vor. Dabei muss Han feststellen, dass Qi’ra mittlerweile für Vos arbeitet…

Schaut euch den Trailer zu „Solo: A Star Wars Story“ an

Eigentlich ist es schade, dass ausgerechnet „Solo“ den kommerziellen Misserfolg einfuhr, denn in vielerlei Hinsicht ist er eine willkommene Abwechslung – eine, die filmisch vielleicht sogar ohne das Han-Solo-Label funktioniert hätte. Denn hier gibt es keine Verbindung zur Skywalker-Saga, nur zarte Berührungspunkte zum großen Ganzen (etwa dass der begehrte Treibstoff wichtig für das Imperium ist), keine Jedi-contra-Sith-Machtspiele – Darth Maul taucht nur kurz als Hologramm auf und wird erneut von Fan-Favorit Ray Park („Accident Man“) gespielt, der rollenbedingt allerdings keine seiner Martial-Arts-Skills vorführt. „Solo“ muss kein großer staatstragender Film sein, sondern einfach nur ein flottes Abenteuer, ein Swashbuckler im Weltraum, der die Western-Eigenschaften der Originalreihe noch einmal stärker hervorhebt. So gibt es eine Art Saloon, eine Art Pokerspiel (hier Sabaac genannt), eine Art Zugüberfall und westernartige Einstellungen, etwa auf Han Solos Blaster bei einem Standoff.

Als Prequel zur Originalreihe, als Erforschung der Figur Han Solo, ist der nach ihm benannte Film freilich kaum nötig. Wie der ursprüngliche nachnamenslose Han durch einen imperialen Beamten an das titelgebende „Solo“ kommt, wie er Chewbacca (Joonas Suotamo) kurz vor seiner Flucht aus den Diensten des Imperiums kennenlernt, wie er an den Millennium-Falken kommt, wie er mit Lando Calrissian (Donald Glover) das erste Mal Karten spielt – das ist nettes, aber letzten Endes unnötiges Fabulieren. Als archetypischer Space-Cowboy ohne auserzählte Hintergrundgeschichte funktioniert Han in den Originalfilmen hervorragend, allerdings macht „Solo“ auch nichts kaputt, wenn er zeigt wie Han den Kessel-Run in zwölf Parsecs hinbekommt. Jedoch zeigt sich an dieser Stelle, wie entspannt dieser Film sein könnte, wenn er wirklich nur eine Geschichte im „Star Wars“-Kosmos wäre, wenn er einfach nur das erschaffene Universum für ein erzähltechnisch unabhängiges Abenteuer nutzen würde.

Immerhin kann „Solo“ vom Worldbuilding, das George Lucas dereinst begann, ebenso profitieren wie von der Kreativ- und Rechenpower der Design-, Ausstattungs- und VFX-Departments bei Walt Disney und Lucasfilm. Da werden reichlich Kreaturen und fremde Welt aufgefahren, manche davon nur in einer einzigen Szene zu sehen wie etwa die garstige Alien-Gangsterchefin Lady Proxima, andere sogar nur kurz als Hintergrunddeko im Saloon oder am Kartentisch. Anderes spielt eine größere und bedrohlichere Rolle, etwa ein gigantisches Space-Tentakelwesen, an dem sicherlich auch H.P. Lovecraft seine helle Freude gehabt hätte. Manchmal taucht bekanntes Kriegsgerät des Imperiums auf, manchmal interessante neue Figuren wie Beckett und seine Crew, der Schurke Dryden Vos oder die Rebellin Enfys Nest (Erin Kellyman). Das ist bunt, das ist hübsch anzusehen, das ist effekt- und produktionstechnisch auf höchstem Niveau, quasi das moderne Pendant zu alten Technicolor-Abenteuern wie „Der rote Korsar“.

Ganz so selbstironisch und witzig wie in erwähntem Burt-Lancaster-Piratenspektakel wird es dann nicht, vielleicht auch deshalb, weil die ursprünglich mit dem Projekt betrauten Phil Lord und Chris Miller sich mit dem Studio nicht über den Ton einigen konnten. Die Macher hinter den „Jump Street“- und „LEGO Movie“-Filmen hatten etwas Abgedrehteres im Sinn, das Studio wollte es klassischer haben. Also verfasste Lawrence Kasdan, der schon an „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ mitschrieb, das finale Script, während die Regie an den soliden Handwerker Ron Howard ging. Und genauso solide fühlt sich das Ergebnis dann auch inszenatorisch an, eine Auftragsarbeit auf höchstem Niveau, ohne große eigene Handschrift. Vom Humor ist auch noch was geblieben, seien es die Wortwechsel zwischen Han und Lando, die revolutionären Gedanken der feministischen, leicht sozialistischen Droidin L3-37 (Phoebe Waller-Bridge), die als Comedic Sidekick fungiert, oder die kleinen Anspielungen auf spätere „Star Wars“-Abenteuer, sei es nun Chewie beim Weltraumschach oder der invertierte Oneliner „I’ve got a good feeling about this“.

Alden Ehrenreich („Cocaine Bear“) mag dann auch kein Harrison Ford sein und dem Original auch nicht zwingend ähnlichsehen, macht sich aber durchaus gut als tollkühner interstellarer Abenteuer. Emilia Clarke („Terminator – Genisys“) als dessen Love Interest, später eine undurchsichtige Space-Gangsterbraut, vielleicht sogar eine Femme Fatale macht einen soliden Job. Doch die großen Akzente setzen Woody Harrelson („Kate“) als Hallodri-Gauner und Paul Bettany („Avengers: Infinity War“) als eiskalter Auftraggeber – beides kriminelle Profis, aber komplett unterschiedlich in ihrem Auftreten. Donald Glover („Spider-Man: Homecoming“) liefert starken Support als Schlitzohr Lando, Phoebe Waller-Bridge („Indiana Jones und das Rad des Schicksals“) spielt L3-37 zwar per Motion Capturing, ist aber eher eine bessere Synchronsprecherin für diese etwas abstrakte Figur. Kleinere Akzente setzen Thandiwe Newton („Westworld“) als toughe Räuberin und Erin Kellyman („The Green Knight“) als idealistische Rebellin.

Wäre „Solo“ besser gelaufen, dann gäbe es vielleicht schon Sequels dazu – das Ende lässt ein paar Fäden in der Richtung offen, doch der Film kann dankenswerterweise auch als Einzelstück bestehen. Als solcher ist er ein flottes Abenteuer, dessen Plot etwas sekundär bleibt. Jede neue Aktion, jeder neue Coup ist in erster Linie da, um frühere Fehler auszumerzen, ein kleines bisschen Glück oder Reichtum zu erlangen. Da gibt es die Gauner mit Ehrenkodex und da gibt es die wahrhaft verachtenswerten Leute, das sorgt für ein sauberes Gut-Böse-Schema, aber so bleibt es eine archetypische Glücksrittergeschichte. Eine, die selten überrascht oder große Spannung aufbaut, aber durch ihre hübsche Optik, ihr hohes Tempo und durch ihre Schauwerte solche Schwächen übertüncht.

Über die Set Pieces kann man sich selten beschweren, wobei „Solo“ sein Highlight bereits gegen Ende des ersten Drittels mit einem Zugüberfall liefert. Die auszuraubende Magnetbahn fährt nicht nur auf gerader Strecke, weshalb sich alle Figuren auf dem Zug besonders gut festhalten oder mit technischen Hilfsmitteln festmachen müssen, neben den Wachen greift eine konkurrierende Räuberbande ein, das sorgt für komplexe Feuergefechte, Stunts und waghalsige Aktionen auf und um den Zug. Ansonsten gibt es weitere Verfolgungsjagden, Schießereien und Nahkämpfe, schick choreographiert von Stunt Coordinator und Second-Unit-Regisseur Bradley James Allan („The King’s Man: The Beginning“) und meist ebenso gut inszeniert. Nur der Heist in einer Treibstoff-Raffinerie leidet unter einem etwas zu schnellen Schnitt und nur semi-gelungener Rauminszenierung – das schwächste Set Piece des Films.

Am Ende des Tages will „Solo“ kein großer Film sein, was in erster Linie Vor-, manchmal auch Nachteil ist. Als Ursprungsfilm für Han Solo ist er eher belanglos, als flottes Weltraumabenteuer ist er aber angenehm befreit von den festgefahrenen „Star Wars“-Blaupausen der Hauptfilme. Es gibt ein starkes Design, es gibt einfallsreiche Kreaturen, es gibt meist gelungene Actionszenen und es gibt einen locker-leichten Abenteuer-Spirit, der einen für „Solo“ einnimmt, trotz der einfachen Handlung. So hätte es gern weitergehen dürfen anstelle der x-ten Jedi-Ritter-Geschichte.

„Solo“ wurde in Deutschland von Lucasfilm/Walt Disney auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Die DVD besitzt keinerlei Bonusmaterial, die Blu-Ray entfallene Szenen und mehrere Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Lucasfilm/Walt Disney__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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