Mit „Return of the Street Fighter“ alias „Sonny Chiba – Der unerbittliche Vollstrecker“ wurde der rabiate Karate-Klassiker „Der Wildeste von allen“ ähnlich rüde fortgesetzt. Als Profikiller mit Ehrenkodex legt sich Sonny Chiba erneut mit seinen Auftraggebern, deren gedungene Mörder er in vielen Kampfszenen durch den Wolf dreht.
Originaltitel: Satsujin ken 2__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1974__Regie: Shigehiro Ozawa__Darsteller: Sonny Chiba, Claude Gannyon, Yôko Ichiji, Masashi Ishibashi, Masataka Iwao, Masafumi Suzuki, Kô Tanaka, Zulu Yachi, Shingo Yamashiro u.a. |
„The Street Fighter“ ist der Film, der Sonny Chiba („Resort to Kill“) endgültig zum großen Martial-Arts-Star machte, und sein wohl bekanntestes Werk. Kein Wunder, dass im selben Jahr noch zwei Fortsetzungen das Licht der Leinwand erblickten. Beim zweiten Teil, „Return of the Street Fighter“ alias „Sonny Chiba – Der unerbittliche Vollstrecker“, führt wie beim Erstling Shigehiro Ozawa („Sister Street Fighter: Fifth Level Fist“) Regie.
Am Rezept und der inhaltlichen Ausrichtung ändert sich dabei wenig. Kampfkunstprofi Takuma ‘Terry‘ Tsurugi (Sonny Chiba) ist immer noch ein Profikiller, der weiterhin für die Unterwelt leitet und gebucht wird, obwohl er im Vorgänger ein ganzes Syndikat auslöschte. Ein Mafiahandlanger heuert Terry jedenfalls an, um zwei Zeugen zu beseitigen, einer davon in Polizeigewahrsam. Terry führt den Auftrag mit der gewohnten Rohheit aus, tötet einen davon mit bloßen Händen und lockt damit einen kampfkunstkundigen Cop auf seine Fährte, der danach aus dem Dienst ausscheidet, um Jagd auf den Killer und seine Hintermänner zu machen, welche das Karate-Geschäft in Japan übernehmen wollen.
Besagter Polizist trainiert bei dem Großmeister Kendo Masaoka (Masafumi Suzuki), der Nachforschungen anstellt. Nun will die Mafia auch ihn aus dem Weg räumen und heuert Terry an, der jedoch wegen seines Respekts vor Kendo ablehnt. Damit landet er selbst auf der Abschussliste…
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„Sonny Chiba – Der unerbittliche Vollstrecker“ ist eine Fortsetzung, die sich – im Guten wie im Schlechten – weitestgehend an den Erstling anlehnt und den Plot teilweise kopiert. Wieder landet der Antiheld auf der Abschussliste, weil er sich für jemanden einsetzt, sogar für einen Verbündeten aus dem Vorgänger. Sogar sein Finalgegner Tateki Shikenbaru (Masashi Ishibashi) kehrt wieder, denn – so will der Film es verkaufen – den rausgerissenen Kehlkopf am Ende des Erstlings hat er überlebt. Wobei die Story eh nur behelfsmäßig ist und Szenen teilweise ohne Flow aneinanderreiht: Auf Terry werden nacheinander Mordanschläge in den verschneiten Bergen, bei einer Massage und in seinem Hotelzimmer verübt, jedes Mal macht er eine Überzahl von Killern platt, aber warum er sich nun an jedem dieser Orte aufhält, das ist nie so ganz klar. Kurios auch die Szene, in der Terry den Auftrag zur Liquidierung von Kendo erhält: Übers Radio bestellt man ihm zum Bahnhof, dort übergibt ihm ein stummer Bettler einen Schlüssel, mit dem er wiederum ein Schließfach öffnet, in dem die geschriebene Arbeitsanweisung liegt. Eine Szene später sitzt Terry im Büro seines Auftraggebers und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass das Ganze unkomplizierter und unverdächtiger hätte ablaufen können.
Zudem wird bei einer knappen Laufzeit von rund 80 Minuten noch Zeit durch zwei längere Rückblenden aus dem Erstling geschunden, wenn man sowohl Kämpfe gegen Kendo als auch gegen Tateki noch einmal in großer Ausführlichkeit gezeigt bekommt. Immerhin sieht man an diesen Szenen, dass man in der Fortsetzung etwas Feintuning an Sonny Chibas Darstellung vorgenommen hat: Der Karate-Star röchelt und grimassiert in seinen Fights weitaus weniger und wirkt damit in den Kampfszenen überzeugender. Gleichzeitig kultiviert als Terry seine Antihelden-Persona, die erneut an die skrupellosen Protagonisten des Italowestern erinnert. Terry ist nicht wegen seiner Persönlichkeit, sondern wegen seiner Skills der Protagonist, denn menschlich lässt er zu wünschen übrig. Er ist einer, der seine Freundin Pin Boke (Yoko Ichiji) herumschubst und betrügt. Einer, dem das Leben von Unschuldigen wenig bedeutet. Einer, der kampfunfähige Gegner noch über den Jordan schickt, etwa indem er sie massenweise in einem aufgedrehten Dampfbad verrecken lässt.
Natürlich bräuchte ein derartiger Antiheld auch vernünftige Schurken, doch da sieht es erneut düster aus. Weder Tateki noch der amerikanische Mafiaboss, der sich geschickt verkleiden kann, sind so wirklich präsent, viele groß angekündigte Kampfkunstmeister streichen schon in ihrem ersten Kampf gegen Terry die Segel. Auch deren Ankündigungen haben den Eindruck von Zeitschinden, wenn man langen Trainingseinheiten in Dojos zusieht, die Kämpfer und ihre Waffen vorstellen sollen. Sehr viel Aufbau, sehr wenig Ertrag. Doch auch mit positiven Figuren geht der Film kaum anders um: Wenn einige Sympathieträger über den Jordan gehen, dann geschieht das nebenbei und lapidar. Auch erzählerisch dient die dünne Rachestory in erster Linie der Aneinanderreihung von Kampfszenen, was man schon daran sieht, dass der Subplot um Auf-eigene-Faust-Ermittlungen des Cops sofort fallen gelassen wird, nachdem er den eigentlichen Plot um Terrys Vogelfreiheit in Gang gesetzt hat.
Immerhin bietet jedoch auch „Sonny Chiba – Der unerbittliche Vollstrecker“ satt Fressegeballertes, wenn es nie lange dauert, bis die nächste Schlägerei wieder ansteht. Die Kämpfe erinnern dieses Mal weniger an Karatematches im Dojo, sondern tatsächlich mehr an die Straßenkämpfe, welche der „Street Fighter“-Reihe ihren Namen gehen. Allerdings sind sie weiterhin steifer als die meisten Kampfszenen bei der Konkurrenz aus Hongkong, zumal die Inszenierung durch Shigehiro Ozawa eher grobschlächtig ist: Manche Szenen sind etwas dunkel, nicht jeder Schnitt sitzt sauber und hier und da geht auch die Übersicht verloren. Doch es gibt viele Fights, in denen Terry gegen Einzelgegner, Duos oder ganze Horden antritt, durch die Verwendungen von Waffen wie Nunchakus oder Sperren kommt Variation hinein und die Finishing Moves sind gewohnt splattrig, wenn Finger in Kehlköpfe gebohrt, Schädel gebrochen oder (in einer besonders cartoonhaften Szene) Augenäpfel aus dem Schädel geprügelt werden.
„Sonny Chiba – Der unerbittliche Vollstrecker“ bietet also erneut reichlich Karate-Action mit hohem Bodycount und derben Tötungsszenen, in denen Chiba sogar eine bessere Figur als im Erstling macht. Dafür sind Handlung und Figuren noch egaler als im Erstling, die Inszenierung grobschlächtig und das simple Rezept klar aus dem Vorgänger abgepaust. Der war dann unterm Strich auch etwas besser, akzeptable Simpel-Brutalo-Action ist das Sequel aber dennoch.
Im Gegensatz zu „Der Wildeste von allen“ erschien „Sonny Chiba – Der unerbittliche Vollstrecker“ auch auf VHS, dort allerdings etwas gekürzt. In der ersten DVD-Auskopplung von Anolis fehlte noch (wie in der früheren Kinofassung) eine Dialogszene, später schaffte das Label mit einer ungekürzten Hartbox Abhilfe. Das Bonusmaterial umfasst Trailer, eine Bildergallerie und Werbematerial für den Film.
© Nils Bothmann (McClane)
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