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Space Defender – Goldrausch im Weltall

Philippe Moras Sci-Fi-Abenteuer „Space Defender“ ist eine Art Western im Space-Gewand, in dem unter anderem Rutger Hauer, Joan Chen, Brion James und Harold Pruett nach einem wertvollen Edelmetall namens Precious suchen. Als drei Schürfer ein riesiges Precious-Vorkommen auf einem Asteroiden finden, machen ihnen Equipment-Fehler, Banditen und die eigene Gier zu schaffen.

Originaltitel: Precious Find__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Philippe Mora__Darsteller: Rutger Hauer, Joan Chen, Harold Pruett, Brion James, Morgan Hunter, Don Stroud, Philippe Mora, Aleks Shaklin, Tim De Zarn, Anthony Guidera u.a.
Space Defender

In Philippe Moras “Space Defender” suchen unter anderem Rutger Hauer, Joan Chen und Brion James wertvolles Edelmetal im Weltall

„Goldrausch im Weltall“ – der deutsche Untertitel trifft den Inhalt ziemlich gut. Warum die hiesige Titelgebung jedoch statt vom „Precious Find“ zu reden einen „Space Defender“ herbeifabulierte, obwohl hier eigentlich niemand etwas so wirklich verteidigt, das ist eine berechtigte Frage.

„Space Defender“ ist eigentlich ein Western im Sci-Fi-Gewand, in dem alle Beteiligte in der Zukunft des Jahres 2049 nach einem wertvollen Material suchen, das Precious genannt wird, obwohl an manchen Stellen geschlampt wurde und das Drehbuch doch von Gold spricht. Bevor sich eine Zweckgemeinschaft zwecks Schürfen zusammenfindet, werden drei Akteure vorgestellt, die jeweils ein wichtiges Puzzleteil mitbringen: Der junge Prospektor Ben Rutherford (Harold Pruett) besitzt den nötigen Spürsinn für das wertvolle Edelmetal, aber keine Crew, die ihn mitnimmt, Pilot Sam Horton (Brion James) ein Raumschiff plus Equipment, während der Glücksspieler Armond Crille (Rutger Hauer) eine Karte zu einem Precious-Vorkommen beim Pokern gewinnt. Natürlich in klassischer Westernmanier, wonach der Unterlegene seine Knete erst nicht rausrücken und dann gewaltsam zurückerobern will, woraufhin Armond von Ben rausgehauen wird.

Als der Youngster von Armonds Schatzkarte erfährt, leiert er eine Schürfexpedition an, für die Sam als Pilot rekrutiert und Equipment bei einem Händler kauft, den Regisseur Philippe Mora spielt. Der orientierte sich nach eigener Aussage bei seiner glubschäugigen Performance an Peter Lorre und hat tatsächlich Ähnlichkeit. In weiteren Szenen werden weitere für die Handlung wichtige Figuren eingeführt: Zum einen Pilotin Camilla Jones (Joan Chen) nebst Crewmitglied Salomon (Morgan Hunter), die Ben keinen Job anbieten kann, aber eigentlich auch nach Precious sucht, zum anderen Gesichtsschnitzel und Samurai-Bandit Loo Seki (Don Stroud), der mit seiner Horde am liebsten Schürfer ausnimmt anstatt selbst zu arbeiten. Mit einem solchen hat er eine kleine Fehde, damit er als Schurke in der ersten Filmhälfte überhaupt etwas zu tun bekommt.

Jedenfalls bricht das Protagonistentrio auf und findet nach einigen Bohrabenteuern tatsächlich Precious in Hülle und Fülle. Dummerweise sorgen technische Probleme dafür, dass ihr Fund bald entdeckt werden könnte, und auch mit dem Vertrauen unter den Partnern ist es angesichts der Knete nicht so weit her…

Schaut in den Trailer von „Space Defender“ hinein

Philippe Mora begann seine Karriere mit Filmen wie dem gut gelittenen Horror-Reißer „Das Engelgesicht“, durfte danach als erster Joe Dantes „The Howling“ versequeln, obwohl seine beiden Fortsetzungen deutlich weniger geliebt wurden, mutierte in den 1990ern aber zum Lieferanten uninspiriert heruntergekurbelter Direct-to-Video-Ware wie „Mercenary 2“ oder „Heart of Stone“. „Space Defender“ fügt sich leider nahtlos in das Bild ein, obwohl man noch Rückstände von handlicher Sorgfalt erkennt. So sind die computeranimierten Flug- und Weltallszenen immer als billige Computertricks zu erkennen, bewegen sich aber noch einen Ticken über Schlonz wie „Dome 4“ oder „Ravager“. Mit Farbfiltern und gelegentlichen ausgefallenen Kamerawinkeln erzeugt Mora hin und wieder sogar eine leicht andersweltliche Atmosphäre, auch wenn er die Billigherkunft des Films nicht leugnen kann: Der angebliche Weltraumhafen auf dem Mond ist einfach nur eine umdekorierte Lagerhalle, die Ausgrabungsstätte auf einem Asteroiden einfach der nächstbeste Strich Wüste. Dort spielen sich große Teile des Films ab, was geldbeutelschonend bedeutet, dass meistens nur drei bis fünf Hauptfiguren anwesend sind und man auf Statisten oder ähnliches verzichten kann.

Dummereise scheint Mora jeden Sinn für Dramatik oder auch nur Dramaturgie bei diesem Film aus Zeit- und Kostengründen fahren gelassen oder verlernt zu haben. Selbst den Ansatz einer Spannungskurve sucht man hier vergebens, denn die einzelnen Szenen wirken ramschig aneinander geklebt. Da wird eine verletzte Figur in ein intergalaktisches Sanatorium zur Ausheilung einer Wunde gebracht und fünf Filmsekunden und zwei Schnitte später erklärt die betreffende Person, dass sie sich hier zur Ruhe setzen will. Wenn Figuren von der Angst besessen sind, dass sie das Precious jederzeit verlieren könnten und jeder sie betrügen will, dann geschieht dies teilweise so abrupt, als sei ein Schalter bei ihnen umgelegt worden. Und das Ausscheiden manch einer wichtigen Figur geschieht absolut beiläufig; allerdings kehren mehrere vermeintlich Tote wieder zurück. Wobei das Drehbuch von Lenny Britton, das wohl mal als eine Art „Der Schatz der Sierra Madre“ in Sci-Fi gedacht war, Mora auch kein sonderlich gutes Material an die Hand gibt. Die obligatorische Liebesgeschichte zwischen Ben und Camilla wird ebenso holprig wie unemotional erzählt, Lee Soki und seine Schurkenbande wirken eher wie ein Nachgedanke denn wie eine große Bedrohung, da sie nur sporadisch auftauchen.

Wer jetzt gehofft hat, dass es wenigstens in der Abteilung Schauwerte wenigstens noch etwas zu gucken gibt, der guckt in erster Linie in die Röhre. Die wenigen Keilereien und Schusswechsel in dem Film sehen so aus wie von jemandem choreographiert, der Worte wie Eleganz oder Dynamik noch nicht einmal buchstabieren kann. Ein Monster taucht nur kurz in Form mäßig animierter Tentakel auf, die aus dem Boden schießen. Und für echten So-schlecht-dass-es-schon-wieder-gut-ist-Trash ist „Space Defender“ dann doch nicht durchgeknallt genug oder unbeholfen genug gemacht. Stattdessen ist Moras Werk ein komplett öder Langweiler, in dem man sehr viel Zeit damit verbringt Leuten dabei zuzusehen, wie sie Precious schürfen und Blech reden.

Für etwas Leben in der Bude sorgt immerhin Rutger Hauer („Iron Mask“). Geisteszustand und Souveränität seiner Figur schwanken zwar immer soweit hin und her wie es dem Drehbuch gerade beliebt, aber Hauer hängt sich mit genüsslichem Overacting rein. Schade nur, dass der Film so dermaßen bieder ist, dass sich seine Freude beim Spielen nicht als Freude beim Zusehen auf das Publikum überträgt. Hauers „Die Jugger“- und „Wedlock“-Kollegin Joan Chen liefert okaye, aber schnell vergessene Routine ab, ähnlich wie Harold Pruett („Spellcaster“). Brion James („Steel Dawn“) hinterlässt da ein wenig mehr Eindruck, während Don Stroud („Soldier Boyz“) höchstens negativ in Erinnerung bleibt mit seiner Schmierenkomödienperformance als Schurke.

So ist „Space Defender“ in erster Linie uninteressanter und kreuzlangweiliger Murks, der trotz seines Trashfaktors durch das mangelnde Budget und einige schräge Ideen unfassbar bieder und öde bleibt. Die Geschichte kommt nie in die Pötte, irgendeine Form von Schauwert sucht man vergebens und als Weltall-Western wirkt das Ganze nie wie ein gelungenes Genre-Experiment.

Die deutsche DVD von „Space Defender“ kommt von Splendid und ist ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Bonusmaterial gibt es dort nicht.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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