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Space Truckers

Originaltitel: Space Truckers__Herstellungsland: USA / Irland__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Stuart Gordon__Darsteller: Dennis Hopper, Stephen Dorff, Debi Mazar, Charles Dance, Tim Loane, Ian Beattie, Olwen Fouere, Shane Rimmer, Roger Gregg, Denis Akiyama, Seamus Flavin, Jason O’Mara, Sandra Dickinson, George Wendt u.a.

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Space Truckers Cover

Mediabook Cover A von “Space Truckers”.

Blickst du in die Sterne, kannst du in deine Zukunft sehen. Was die Erdbevölkerung der 90er angeht, starrte sie dabei durch das immer größer werdende Ozonloch, während sie sich von brennenden Reifenbergen und anwachsenden Müllhalden umgeben wähnte. Wohin bloß mit all den Nebenprodukten der rasanten Expansion der gierigen 80er? Na klar: Ab ins Weltall damit. Vielleicht wurde ja so die äußerst eigentümliche Science-Fiction-Pop-Art jener Zeit geboren.

Auch das Fernsehen war geflutet mit actionreichen Produktionen in pappenen Abriss-Studiokulissen, die man als Antwort auf das philosophisch-nüchterne Star-Trek-Establishment verstehen konnte, aber in erster Linie bleibt das exzentrische Setdesign von Luc Bessons „Das Fünfte Element“ in Erinnerung, wenn es um die popkulturelle Prägung geht. All diese extravaganten Kostüme darin, die den Gezeiten einer nicht dekodierbaren Mode zu gehorchen schienen, die schrillen Frisuren, die überladene Infrastruktur und die Verpoppung gehobener Kunst… wenn ein Robert Zemeckis der Zeit gewissermaßen voraus war, als er 1989 mit den nicht minder schrägen Gadgets aus „Zurück in die Zukunft II“ das Fundament für solche Verschrobenheiten schuf, dann befand sich Besson 1997 mittendrin im Sweet Spot und konnte wortwörtlich den Gaultier von der Leine lassen. Entdecken wir heute im Blockbuster-Segment einen seltenen kreativen Ausrutscher der Marke „Thor: Tag der Entscheidung“, dann sind darin immer auch Restspuren der DNA von „Das Fünfte Element“ verborgen.

Kurz bevor Taxifahrer jedoch lernten, durch New Yorks Wolkenkratzer-Canyons zu schweben, wussten LKW-Fahrer bereits, wie man mit tonnenschweren Anhängern durchs All navigiert. Wenn sich ein Film als Cheapo-Variante von Bessons pompös-schäbiger Space Opera qualifiziert, dann muss es einfach „Space Truckers“ sein. Ein Film, der keineswegs für das Kino gemacht ist, sondern für die endlose Reproduktion im Sonntagsprogramm der Privaten. Ein Film, der auf VHS-Band gebannt gehört, wo er mit jeder Abtastung noch ein Stück ranziger, billiger und abgenudelter wirkt.

„Space Truckers“, das ist die Geschichte eines freiberuflich arbeitenden Weltall-Truckfahrers (Dennis Hopper), der seine besten Tage hinter sich hat und sich mit einem Berufsanfänger (Stephen Dorff) zusammentun muss, um eine ominöse Ladung Sexpuppen auf die Erde zu befördern. Beiden bleibt gar nichts anderes übrig, als den zwielichtigen Job anzunehmen, denn es geht um ihre Existenz. Mit an Bord ist außerdem die Kellnerin eines Astro-Diners (Debi Mazar), die eine Mitfahrgelegenheit braucht, um ihre kranke Mutter auf der Erde zu besuchen. Mit diesen Zutaten ist schnell ein Spannungsdreieck gebildet, wie es im Lehrbuch für die Dreifaltigkeit von Comedy, Love Story und Actionfilm geschrieben steht. Das Trio hockt, wohl aus Budgetgründen, überwiegend in der Transporterkabine und wird dort zum dominierenden Zentrum eines Films, der seinem Drehbuch zufolge eigentlich vielmehr von der Außenwelt zeigen müsste, handelt es sich doch streng genommen immer noch um ein Road Movie.

Doch von der (Milch-)Straße ist eher wenig zu sehen, auch wenn ihr Ruf überdeutlich nachhallt. Die unendlichen Weiten teilt sich das mit Sternen gespickte schwarze Nichts des Universums immerhin mit den amerikanischen Landstraßen, und gefüllt wird das Vakuum auch hier mit selig dämmernder Country-Musik. Dass dann im Abspann ausgerechnet „Cotton Eye Joe“ von den Rednex angespielt wird, lässt den wahren Redneck natürlich vor Schreck aus dem Schaukelstuhl springen, aber der Einspieler passt wunderbar zum Zeitgeist der 90er und ist ein weiteres Indiz für einen Mainstream, die damals besonders gerne Traditionelles zerlegte und in schnell konsumierbare Fast-Food-Formeln umwandelte.

Regisseur Stuart Gordon war einer der größten Experten seines Fachs, wenn es darum ging, mit geringen Mitteln ein Maximum an Realitätsflucht zu ermöglichen. Auch seine achte Regiearbeit ist demnach wieder bestens dazu geeignet, die schnöde Gegenwart für einen Moment aus den Augen zu verlieren. Dies gilt, obwohl das gesamte Skript im Grunde direkt auf die ökonomische Skrupellosigkeit sehr realer Großkonzerne verweist, so wie überhaupt der gesamtgesellschaftliche Aufbau der hier präsentierten Zukunft lediglich eine Parabel auf die Realität ist, sich also tunlichst von utopischen und dystopischen Szenarien fernhält und lieber einen Spiegel ohne Zerrformen aufstellt, ähnlich wie etwa die Zeichentrickserie „Futurama“, die drei Jahre später an den Start gehen sollte. Es ist einfach so, als mache der Mensch da draußen ganz normal weiter, wie er Jahrhunderte auf seinem Geburtsplaneten agiert hatte, mit medialer Reizüberflutung und Konsum ohne Ende.

Schaut in den Trailer von “Space Truckers”

httpv://www.youtube.com/watch?v=VQOqLOErhZA

Das Setdekor allerdings ist dermaßen dominant, dass es die gesamte Handlung umschließt wie eine Blase und kaum einen Gedanken daran zulässt, was jenseits der ganzen Hebel, Geräte und Kisten verborgen sein mag. Die Erde bekommt man gegen Ende mal kurz in Form eines Krankenhauszimmers zu sehen, bis dahin wird sie aber lediglich als weit entfernter Zielort umschrieben, mit dem allenfalls nostalgische Erinnerungen verknüpft sind, wenn überhaupt. Die interstellaren Kulissen sind es letztlich, die dem Film sein Gesicht geben. Bei ihnen handelt es sich um kostengünstige Provisorien, oberflächliche Illusion also, die allzu schnell als Zusammenstellung billiger Module aus Plastik oder Schlimmerem enttarnt ist, doch ist es ja gerade das baukastenartige Setdesign, das den eigenwilligen Charakter dieser Produktion ausmacht, die als Ausläufer einer dem Untergang geweihten VHS-Ära auftritt. Wo Luc Besson einen solchen Effekt mit aufwändigen Requisiten erst teuer reproduzieren musste, da bedient sich Gordon sozusagen direkt an der Quelle.

Und wenn man einmal über die improvisierte Bauweise der Sets hinweggesehen hat, realisiert man, wie originell sie im Detail tatsächlich gestaltet sind. Das dem Aufbau einer ringförmigen Raumstation nachempfundene Diner zum Beispiel überzeugt mit einer Architektur, die sich sogar über die Gravitationsgesetze erhebt und jene Art von Out-of-the-Box-Thinking offenbart, die man sich von der Science Fiction doch immer so sehr wünscht. Ähnliches gilt für die todbringenden Roboter, deren Design so minimalistisch ausfällt, dass sie sich beinahe zum Einsatz im Straßenverkehr eigneten, würden ihre Blitze die Autofahrer bloß fotografieren anstatt sie zu dampfenden Blubberbläschen zu zersetzen. Bei Charles Dance wiederum, der seiner fiesen Visage zum Dank erneut den schmierigen Widerling spielen darf, wird das Dilemma des Halb-Mensch-Halb-Maschine-Daseins in gewisser Weise sogar besser auf den Punkt gebracht als in jedem hochwertigen SciFi-Epos; denn wie könnte die Unvereinbarkeit biologischer und maschineller Komponenten noch augenscheinlicher werden als durch eine im höchsten Maß karnevalistische Körperprothese, die ästhetisch wie haptisch dermaßen nah an das Erlebnis „Actionfigur“ heranreicht, dass es jedem 11-Jährigen ganz warum ums Herz werden müsste…

Äußerst schlecht gealtert ist „Space Truckers“, wann immer er sich an computeranimierten Außenszenen versucht, frei schwebenden Colaflaschen etwa oder Manövern über der All-Landebahn. Da ist man beinahe schon froh, wenn die Andockstation eher nach Lego-Nachbau als nach Computer-Polygonen aussieht. Man kann bei solchen frühen Einsätzen von CGI oft kaum glauben, dass ein „Jurassic Park“ aus der gleichen Zeit stammt, obgleich jener nicht zuletzt aufgrund der geschickten Kombination mit animatronischen Effekten die Zeit schadlos überdauert hat. In letztgenannter Kategorie hat der Film immerhin eine gelungene Szene mit quadratischen Schweinen zu bieten. Die Grunzwürfel gehen nicht einfach nur als gelungener optischer Gag durch, es wird mit ihnen außerdem das Dilemma globaler Produktion und Verteilung aufs Korn genommen, das bis zum heutigen Tag eher schlimmer als besser geworden ist. Bedauerlich, dass dieser Weg nicht weiter verfolgt wurde, denn weitere Kreaturen dieser Art hätten die Zukunft etwas lebendiger und organischer wirken lassen.

Das Leben muss somit der Hauptdarsteller in die Bude bringen. Der knorrige Dennis Hopper passt als Held der alten Garde ziemlich gut in das bunte Ambiente, besser jedenfalls als in seiner Bösewicht-Rolle aus „Super Mario Bros.“, der ja eine ähnlich bunte Welt zu bieten hatte. Als wandelnder Anachronismus liefert er die nötigen Kontraste, da macht es auch keinen Unterschied, ob es nun der Schauspieler oder sein Charakter ist, der sich über die affigen Merkmale dieser Zukunft lustig macht. Mit einem blondierten Bruce Willis in Hochform kann er es vielleicht nicht aufnehmen, aber ob nun Taxifahrer oder LKW-Fahrer, das Transportwesen bekommt in beiden Fällen etwas angenehm Kerniges zugesprochen. Der kurz vor seinem Durchbruch mit „Blade“ stehende Stephen Dorff verbringt die eine Hälfte seines Auftritts in alberner Dienstuniform und die andere mit freiem Oberkörper, während er in der Dreier-Konstellation für die dynamischen Wendungen verantwortlich ist. Debi Mazar wiederum, die in ihrer Karriere oft stachelige Biester spielte, strahlt als Cindy eine ungewöhnliche Niedlichkeit aus und droht zunächst zur Zierpflanze zu verkommen, die wie ihr Konterpart meist in Unterwäsche unterwegs ist, jedoch ist ihre Figur ein tieferer Teich als es zunächst scheint, wie sich spätestens bei ihrem Zusammentreffen mit Charles Dance herausstellt. Es macht also durchaus Spaß, das Trio durch die ein oder andere brenzlige Situation zu begleiten, gerade zum Ende hin hätte es aber gerne noch etwas mehr Anarchie sein dürfen, denn das vorhersehbare Töpfchen-Deckelchen-Spiel lässt sich in seiner Harmonie am Ende kaum ertragen und wird der schnoddrigen Anlage der Figuren nicht gerecht. Ferner bleibt Shane Rimmer als eigentlicher Oberfiesling erschreckend blass, so dass man die Rangfolge ignorieren und stattdessen Dance zum Haupt-Antagonisten erklären möchte, der im Grunde ohnehin die Rolle übernimmt, die Hopper gerade erst in „Waterworld“ gespielt hatte.

Als spektakuläres Science-Fiction-Abenteuer mit großen Spezialeffekten und halsbrecherischen Actionszenen ist „Space Truckers“ sicherlich eine massive Enttäuschung, bleibt er doch lieber in der Kabine und verlässt sich auf das sitcom-eske Zusammenspiel seiner Hauptdarsteller in recht eigenwilligen Kulissen. In denen steckt offenbar nicht einmal viel Geld, sehr wohl aber einiges an Kreativität, so dass man mit Fug und Recht behaupten kann, sie machen 80% der Wirkung des Films aus und sorgen in der Retrospektive für ein typisches 90er-Jahre-Seherlebnis. Den Rest liefert ein grummeliger Dennis Hopper und seine jungen Co-Piloten, weiterhin ein Charles Dance im ungewohnt ironischen Comic-Modus. Wem „Das Fünfte Element“ schon zu billig aussah, der schlägt hier wohl verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, aber als eigene Kunstform verstanden verströmt dieser krude Weltraumtrucker-Chic durchaus einen gewissen Reiz, gerade auch, weil sich dahinter ein Hybrid-Werk verbirgt: Mit einem Bein noch in der altmodischen On-Set-Effektarbeit verhaftet, mit dem anderen auf dem Sprung in eine unerforschte Dimension der Digitalität.

5 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Space Truckers”

Mediabooks

“Space Truckers” erscheint über Wicked Vision in drei verschiedenen Mediabook-Varianten.

Limited Collector’s Edition #46

Tjaja, die „Space Truckers“ haben schon einen wilden Ritt auf der heimischen Mattscheibe hinter sich. Finden wir im nicht eben intelligenter gewordenen TV-Programm heute allenfalls noch die „Trucker Babes“ auf den Sendeparkplätzen, wurden diese in den 00er Jahren auf Pro7 noch regelmäßig von Dennis Hopper und seiner Crew angesteuert. Zuvor, im Sommer 1998, strahlte der Pay-TV-Sender Premiere den Weltraumtrip erstmals für seine Kundschaft aus, dicht gefolgt von der DVD-Premiere aus dem Hause EuroVideo, die im November des gleichen Jahres erschien. Schon 1997 jedoch konnten die Besitzer von Kassettenspielern eine VHS von Starlight kaufen. Sowohl die Starlight-VHS als auch die EuroVideo-DVD lagen noch im 1,33:1-Vollbildformat vor. Das mag funktionieren, wenn es darum geht, die quadratischen Schweine in ganzer Pracht einzufangen, der Rest der Geschichte wird aber in diesem Format um seinen linken und rechten Rand betrogen. Spätere DVD-Neuauflagen von Cine Plus hatten immerhin ein 1,85:1-Format zu bieten (was aber immer noch nicht dem Originalformat entspricht), ein wenig an Extras und den deutschen Ton in zwei Formaten, der englische Ton war aber auf all diesen Veröffentlichungen nicht vorhanden.

Rechtzeitig zum 25. Geburtstag erschien über Wicked Vision im Juli 2021 nun die deutsche Blu-ray-Premiere. Dass diese nun endlich das korrekte Bildformat 2,35:1 und optional auch den englischen Ton an Bord hat, gehört dabei lediglich zur Standard-Ausstattung, denn die nunmehr 46. „Collector’s Edition“ hat noch weit mehr zu bieten.

Die Verpackung

Einmal mehr galt es, drei passende Cover-Motive zu finden, sollten doch wieder drei Mediabook-Varianten erscheinen, diesmal limitiert auf jeweils 444 Stück. Gar nicht so einfach, denn „Space Truckers“ gehört nun nicht gerade zu den Titeln, die zu ihrer Entstehungszeit mit hübschen Postern verwöhnt wurden. Eigentlich verwunderlich, böte der Film mit seinen skurrilen Einfällen doch mehr als genug Gelegenheiten, gewisse Unzulänglichkeiten mit einer hübschen Zeichnung für den Buchdeckel zu kaschieren. Doch das Gegenteil ist der Fall; das Originalmotiv ist eine ziemliche Scheußlichkeit, wie sie in der VHS- und frühen DVD-Ära oftmals bei Nischentiteln anzutreffen war. Weil es aber auch immer darum geht, das Andenken an die Originalmotive zu bewahren, entschloss man sich bei Wicked Vision dazu, dennoch einen der Slots mit diesem Motiv zu belegen. Mit seinen verzerrten Eierköpfen erinnert die Collage an falsche Letterbox-Einstellungen auf Röhrenfernsehern, die schwammigen Rot- und Blautöne lassen eher den Geist diverser billiger SciFi-TV-Serien aufleben als den einer Filmproduktion, insbesondere im Zusammenspiel mit dem metallisch-sterilen Schriftzug. So hässlich das Motiv auch sein mag, aus nostalgischen Gesichtspunkten heraus funktioniert es dann doch recht gut.

Cover B sieht da schon ansehnlicher aus; kein Wunder, handelt es sich hier doch um neuere Cover-Art, die ursprünglich von Illustrator Rich Davies für den Release der britischen Blu-ray von Second Sight angefertigt und nun durch Wicked Vision lizensiert wurde. Im Grunde handelt es sich hierbei auch nur um eine Variation des Originalmotivs, Dennis Hopper und den Truck scheint er sogar direkt davon abgezeichnet zu haben. Die restlichen Köpfe wurden etwas anders arrangiert, am Ende aber wieder zu einer ähnlichen Collage zusammengefügt, nur dass die Farben und Formen hier viel harmonischer sind als auf dem ursprünglichen Photoshop-Verbrechen. Der metallische Schriftzug ist dabei identisch zu Cover A und auch zur Second-Sight-Blu-ray.

Cover C ist die einzige Neuanfertigung und somit exklusiv dieser Edition vorbehalten. Alleine durch den wesentlich angenehmeren Schriftzug (mit stilechtem LKW-Warnband in schwarzgelb) hebt sich dieses Motiv wohltuend hervor. Die weiß leuchtenden Umrandungen der Figuren sind wohl eher Geschmackssache, die Darsteller sind allerdings sehr gut getroffen und der Hintergrund mit all den Monden, Schiffen und herumfliegenden Teilen fällt sehr schick aus. Die ersten 300 Besteller im Wicked-Shop konnten übrigens noch eine limitierte Postkarte mit diesem Motiv abgreifen, da der Titel aber nun bereits ein halbes Jahr im Handel ist, kann man wohl davon ausgehen, dass diese Postkarten alle vergriffen sind.

Das Booklet

Der Booklet-Text von Christoph Kellerbach beginnt mit der Überschrift „Ein SciFi-Kultfilm, der seiner Zeit weit voraus war“, kommt aber erst auf den letzten beiden Seiten zur Begründung dieser These. Auf den vorherigen Seiten führt er im Detail die speziellen Herausforderungen dieser Produktion aus, wobei er auf Castingwechsel, Budgetprobleme, Altersfreigaben und andere Aspekte eingeht, um mit ihnen die speziellen Charakteristika des Films zu begründen. Versteht sich fast von selbst, dass der Text in weißen Buchstaben auf schwarzem Papier gedruckt ist, denn der Hintergrund ist natürlich mit dem Weltall und seinen Sternen bedruckt, die sich als bestimmendes Design-Element über den Innenteil des Mediabooks ausbreiten, von den Seiten über das Booklet-Cover bis auf die Innenseiten der Trays, die zusätzlich mit Strudeln und herumfliegenden Gimmicks aus dem Film (Wasserflasche, Senftube, Bierdose im Plastikring) veredelt sind. Der Text wird durch diverse Screenshots aus dem Film oder aus Hinter-den-Kulissen-Features aufgelockert – und ja, ganz am Ende gibt’s auch nochmal das quadratische Schwein.

Das Bild

Der Hauptfilm ist jeweils einmal auf einer Blu-ray und auf einer DVD aufgebracht (die diesmal ansonsten nicht hundertprozentig inhaltsgleich sind, dazu aber später mehr). Wie schon erwähnt, kommt man nun erstmals in Deutschland in den Genuss, „Space Truckers“ im original intendierten Breitbildformat mit den Maßen 2,35:1 zu begutachten. Stellenweise wurde wohl sogar das Framing neu angepasst, weil bis dato die Titeleinblendung sowie der Abspann aus dem sichtbaren Bildbereich ragten. Insbesondere in den Farben überzeugt die Blu-ray mit einer breiten Palette bunter Flächen, die dem Comic-Look des Films vollkommen gerecht werden. In manchen Passagen wirkt das Bild ein wenig weich, es reicht aber jederzeit, dass man mit bloßem Augen die Fäden erkennt, an denen die durchs All geschleuderten Darsteller während ihrer Actionszenen hingen. Der korrekte Bildausschnitt und die plastische Präsentation mögen den improvisiert wirkenden visuellen Stil noch betonen, doch gerade deswegen macht der Film wohl mehr Spaß als jemals im Fernsehen oder auf den technisch missglückten alten DVDs.

Der Ton

Bei den Tonspuren findet man Englisch und Deutsch in Stereo-Abmischung sowie eine separate deutsche Surround-Abmischung in 5.1, wobei irritierenderweise auf der getesteten Heimanlage auch die Stereo-Spuren die Rear Speaker fütterten. So oder so gibt es mit jeder Tonwahl eine voluminöse Hintergrundkulisse zu bestaunen und knackige Dialoge, die nur in einzelnen Szenen der Synchronisation ein wenig blechern klingen könnten. Man hat durchaus hin und wieder das Gefühl, in einer Achterbahn zu sitzen und im Fahrtwind mit dynamischen Umgebungsgeräuschen beschallt zu werden. Dazu die pompöse Filmmusik, die fast jede Sequenz kommentiert, das kann sich durchaus hören lassen.

Der Audiokommentar

Als vierte Tonspur findet man einen Audiokommentar von Regisseur Stuart Gordon, den man auf Wunsch auch mit deutschen Untertiteln abspielen kann. Gordon ist grundsätzlich mit seiner ruhigen Art ein sehr angenehmer Erzähler, der auch solo weiß, wie man einen so einen Kommentar füllt. Ohne sich von den schnellen Szenenwechseln drängen zu lassen, geht er durchgehend auf die Dreharbeiten ein und bleibt stets sehr nah an der gerade gezeigten Szene.

Stuart Gordon

Stuart Gordon im Interview.

Das Bonusmaterial

Was das Video-Bonusmaterial angeht, läuft dieses länger als der Film und ist in seiner Zusammenstellung quasi eine Entsprechung der Motiv-Auswahl für die Mediabook-Cover, denn es handelt sich um eine Mischung aus Original-Dokumentationen aus der Produktionszeit, lizensierten Features der Second-Sight-Blu-ray und selbst produzierten Dokumentationen aus dem Jahr 2021. Selbst wenn man den Audiokommentar nicht mitrechnet, kommt man so auf eine Laufzeit von deutlich über zwei Stunden, wobei die DVD-Beigabe einige dieser Features nicht an Bord hat.

Exklusiv auf der Blu-ray enthalten sind vier der neueren Featurettes. „Scoring Space Truckers“ (ca. 12 Min.) und „The Art Of Space Truckers“ (8 Min.) erschienen vormals auf der britischen Blu-ray. Im ersten Fall handelt es sich um ein Interview mit dem Komponisten Colin Towns, der als Mitglied einiger Bands von Deep-Purple-Vokalist Ian Gillan startete und sich später ein Standbein als Session-Musiker und Filmkomponist schuf. Stilecht vor einem Piano erzählt er ein wenig über seine Banderfahrung, während die Regie Archivfotos von ihm ausgräbt, bevor er auf jene SciFi-Klamotte zu sprechen kommt, um die es hier geht. Sein musikalischer Fokus auf gehobene Rock- und Jazzkultur mag täuschen, denn in seiner Vita als Filmkomponist stehen auch Werke wie „Puppet Master“ und „Vampire’s Kiss“, ferner diverse Beiträge zu deutschen TV-Produktionen wie dem „Tatort“, was auch daran liegen mag, dass er beruflich offenbar immer schon viel in Deutschland zu tun gehabt hat. Art Director Simon Lamont steht wiederum in dem anderen Second-Sight-Feature Rede und Antwort. Er referiert über die Aufgaben eines Art Designers am Filmset und erörtert, inwiefern der Wandel vom Modellbau zur Computeranimation seinen Job verändert hat oder auch nicht.

Making Of

Im Making Of bekommt man viele Einblicke hinter die Kulissen.

Nun haben die Wicked-Visionäre aber eben nicht nur Fremdmaterial aufgekauft, sondern sich auch gleich selbst hinter die Kamera gestellt und Interviews mit Modellbauer Steve Howarth und Visual Effects Supervisor Paul Gentry aufgenommen. Erstgenannter kommt in der 16-minütigen Featurette it dem Titel „Making A Vehicle Fleet“ zu dem Schluss, dass sein Arbeitsfeld am Set eher nicht zu den kreativen Bereichen des Filmemachens gezählt werden kann, sondern vor allem mit Ingenieurskunst zu tun hat und durch das Arbeiten nach Plänen bestimmt ist. Dennoch wird in der bescheidenen Einschätzung des eigenen Werks deutlich, wie wichtig dieser Job ist für das Erlebnis, das dem Zuschauer am Ende zuteil wird, erst recht bei einem Film wie „Space Truckers“, der immer noch sehr viel mit Modellen arbeitet. Die Doku „Building Better Trucker Worlds“ (knapp 20 Min.) mit Paul Gentry greift wiederum ähnliche Themen auf wie Simon Lamont. Wie der Titel schon sagt, geht es hier um das World Building im Allgemeinen, vom Konzept über die Visualisierung bis zur praktischen Umsetzung. Dem eigentlichen Kern des Films ist damit definitiv Gerechtigkeit getan. Das Gentry-Feature übrigens scheint besser durchproduziert als dasjenige mit Howarth, was sich in besserem Ton, besserer Bildqualität, höheren Produktionswerten und einer strukturierteren Regie niederschlägt; man hat einmal sogar daran gedacht, den eingeworfenen Fachbegriff „CG“ bzw. „CGI“ als Definition in den Bildhintergrund einzublenden, damit jeder Zuschauer weiß, wovon der Interviewte spricht. Howarths Interview wurde zwar auch mit Schnitten und eingeblendeten Zusatzinformationen aufgewertet, scheint aber spontaner zustande gekommen zu sein, zumal es heißt, er selbst habe das Interview angeregt; eine ganz tolle Sache, wo sich Making-Of-Produzenten vermutlich normalerweise eher Situationen ausgesetzt sehen, wo sie den Interviewpartnern hinterherlaufen müssen.

Sowohl auf der Blu-ray als auch auf der DVD zu sehen ist der gesamte Rest des Bonusmaterials. Von besonderem Interesse ist sicherlich das 2018 entstandene Interview mit dem 2020 erst verstorbenen Stuart Gordon (23 Min.), weil er mit dem gebührenden Abstand zum Projekt recht offen und neutral darüber sprechen kann. Viel werbelastiger und deswegen nur aus historischen Gründen interessant dagegen ist das 25-minütige Making Of aus der Entstehungszeit, das aber immerhin mit ein paar aufschlussreichen B-Rolls aufwarten kann – lediglich die Inhalte der Interviews beschränken sich auf die üblichen Lobhudeleien. Ähnlich sieht es mit dem zweiten, diesmal deutschsprachigen Making Of von Premiere aus (8 Min.), das vermutlich zum Start um 1998 herum produziert wurde. Schön ist es, dass hier auch mal längere Passagen einfach nur unkommentiertes Hinter-den-Kulissen-Material gezeigt wird.

Und dann haben wir eben noch die gesammelten Werke von Promo-Material: Teaser und Trailer in fünffacher Ausführung (Original und 2021er Recut, Deutsch und Englisch etc. pp.) sowie eine in Kategorien sortierte, überlange Bildergalerie mit Postern, Presseheften, Cover-Artworks, Modellfotos und mehr. Und wer seine „Cotton Eye Joe“-Maxi-CD vor zehn Jahren beim Umzug verloren hat, dreht beim Stöbern einfach den Ton auf. Eine zweite Bildergalerie mit Konzeptzeichnungen verbirgt sich dann noch unter dem dreiminütigen Punkt „Das Set-Design“.

Bildergalerie

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Sascha Ganser (Vince)

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: FSK16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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