Originaltitel: Spiritwalker__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Jae-Keun Yoon__Darsteller: Yoon Kyesang, Ji-Yeon Lim, Yong-woo Park, Gi-jun Hong, Sung-Wook Lee, Ji-hwan Park, Seung-mok Yoo u.a. |
Kang Ian landet nach einem Autounfall im Krankenhaus. Als er hier wieder zu sich kommt, hat er eine Schussverletzung und kann sich an nichts mehr erinnern. Schnell wird ihm jedoch klar, dass an seiner Situation etwas noch viel Grundlegenderes nicht stimmt: Kang Ian befindet sich nicht in seinem eigenen Körper!
Wenig später erlangt er erneut in einem vollkommen anderen Mann sein Bewusstsein und hat keinerlei Ahnung, was mit ihm passiert. Zumindest die Regeln hinter dem Körpertausch erfasst er schnell: Alle zwölf Stunden wechselt er den Wirt. Genauso schnell stellt er fest, dass alle seine Wirte miteinander und mit ihm in Verbindung stehen. Mit jedem Körpertausch kommt er einer groß angelegten Verschwörung auf die Spur.
Deren Hintermänner bedrohen infolgedessen nicht nur Kang Ians Leben, sondern auch das von Jina, Kang Ians großer Liebe. Die wichtigste Frage jedoch ist: Wo befindet sich Kang Ians eigentlicher Körper?
Übersinnliche Action aus Südkorea
Ein körpertauschender Mann, der eine Verschwörung aufdecken, seine große Liebe retten und zudem seinen eigenen Körper finden muss. Das ist schon eine steile Prämisse. So steil, dass sich der südkoreanische Actionthriller „Spiritwalker“ zu Beginn eine Menge Zeit lässt, sein Konzept zumindest storyinhärent logisch zu verorten. Infolgedessen erleben wir einige Körpertauschaktionen von Kang Ian mit. Diese sind mal subtiler Natur, mal mit voller Effektlast inszeniert.
Hat der Mann dann den Körper gewechselt, bleibt uns ständig das Gesicht von Hauptdarsteller Yoon Kyesang erhalten. Nur wenn er in Spiegel schaut, sieht man das wahre Gesicht, welches er gerade spazieren trägt. Und wann immer Kang Ian sich anderen zu offenbaren versucht, sehen wir ebenfalls immer mal wieder ganz kurz das Gesicht des jeweils aktuellen Körpers. Dadurch verliert man nie den Bezug zur Hauptfigur und kann an seiner Seite die sich zunehmend verdichtende Story genießen.
Denn je sicherer sich „Spiritwalker“ mit seiner Grundprämisse fühlt, umso mehr webt er die eigentliche Geschichte hinter der Körpertauscherei und der Verschwörung ein. Neben dem Miträtseln, was es mit Kang Ians Zustand auf sich hat, bekommt man hier direkt das nächste, sorgsam und plausibel aufgebaute Geheimnis vorgesetzt.
Mit Voranschreiten der Handlung mischt sich dann auch die von südkoreanischen Filmen gewohnte, fein anzuschauende Action unter. Kleinere Autoverfolgungsjagden führen zu Martial-Arts-Fights, in denen es topp choreografiert zwischen Lump und Held hin und her geht. Die Actionszenen werden dabei immer größer und komplexer und münden in ein Finale Furioso, in dem Kang Ian im „John Wick“-Stil purzelbaumschlagend aus nächster Nähe Kugeln in Körper und Köpfe ballert.
Dabei spritzt das Blut und kein Charakter wird geschont. Das Finale atmet eine absolut coole Dynamik und die Bebilderung ist schlicht und ergreifend extrem souverän. Was Action angeht, macht den Koreanern aktuell einfach niemand etwas vor.
Darstellerisch ist „Spiritwalker“ die Show von Yoon Kyesang. Der Darsteller kommt sehr sympathisch rüber und überzeugt sowohl in der Action als auch in den charaktergetriebenen Momenten. Die straffe Fokussierung auf Kang Ian macht es sämtlichen Nebendarstellern quasi unmöglich irgendeine gefühlte Relevanz aufzubauen.
Selbst Lim Ji-Weon als Jina, die große Liebe Kang Ians, kommt gefühlt nie im Film an. Und dass, wo „Spiritwalker“ um ihre Figur die eine oder andere recht unvermutete Entwicklung lanciert. So bleibt eigentlich nur noch der Oberbösewicht in Erinnerung, der sich im Laufe des Filmes vom souverän bedrohlichen Charakter zum absoluten Vollpsycho wandeln darf – und das mit irrer Lache und extremer Kaltblütigkeit auch schafft.
In optischer Hinsicht gibt es an „Spiritwalker“ nichts zu mäkeln. Er ist keines dieser absoluten südkoreanischen Hochglanzgeschosse, ist aber dennoch in jeder Einstellung wertig, bietet unverbrauchte Settings und ist angenehm flott montiert. In Sachen Score hätte man sich mitreißendere Themen gewünscht, aber zum Antreiben der Bilder reicht das Gebotene.
„Spiritwalker“ punktet mit starker Prämisse und sattem Actionfinish
„Spiritwalker“ hat eine starke Story-Prämisse, die für sich betrachtet schon extrem effizient in den Film hineinzieht und die ich in der Form nur von dem ebenfalls eher ungewöhnlichen Teen-Romantik-Streifen „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ kenne. Schön ist, dass „Spiritwalker“ sich nicht nur auf den Bodyswitch-Aspekt verlässt, sondern noch einen Thriller-Plot lanciert, der für all die Geschehnisse sogar eine Auflösung präsentiert, die innerhalb der Filmlogik für einen runden Abschluss sorgt.
Kann man sich auf den originellen Fantasy-Aspekt der Story nicht einlassen, wird „Spiritwalker“ nicht gar so ersprießlich für den Zuschauer. Zumal sich der Bodyswitch-Aspekt zum Ende hin tatsächlich ein wenig totläuft beziehungsweise überstrapaziert wirkt. Dadurch hat der der Film ausgerechnet kurz vor seinem Finale ein paar kleinere, nicht zu leugnende Längen. Dafür entschädigt Regisseur Yoon Jae-geun mit einem klasse Action-Finale, in dem Held Kang Ian brutal unter den Fieswichten aufräumen darf. Das Finale alleine ist schon ein Antesten des Streifens wert. Versprochen!
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Busch Media, mit einer FSK 16 ungeschnitten. Beide Datenträger vereinte das Label auch in einem Mediabook. Die Discs haben neben einer Behind the Scenes Featurette auch Interviews (Regisseur, Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin) zu bieten. Streamen kann man den Streifen freilich auch.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |