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Splice – das Genexperiment

Originaltitel: Splice__ Herstellungsland: Kanada-Frankreich-USA__ Erscheinungsjahr: 2009__ Regie: Vincenzo Natali__ Produzenten: u.a. Guillermo del Toro und Joel Silver__ Darsteller: Sarah Polley, Adrien Brody, Delphine Chanéac, Brandon McGibbon, Simona Maicanescu, David Hewlett, Abigail Chu, Doug Hicton, …
Splice

Ein US-Postermotiv von “Splice”.

Zum deutschen Trailer geht´s hier!

Bei “Splice” (2009) handelt es sich um einen dramatischen Sci-Fi-Horror-Streifen aus dem Hause “Dark Castle Entertainment”, der u.a. von Guillermo del Toro und Joel Silver mit einem rund 30 Millionen Dollar starken Budget produziert sowie von Vincenzo Natali co-verfasst und in Szene gesetzt wurde. Während der Film trotz ordentlicher Kritiken seinerzeit an den Kino-Kassen “scheiterte” – das globale Einspielergebnis betrug am Ende bloß etwas über $27 Millionen – erwarb er sich seither aber dennoch einen verbreiteten “geachteten Ruf” – was auch mit an seiner bis heute weiterhin aktuellen zentralen Thematik liegen dürfte. Die Idee zu der Story war Natali beim Betrachten eines Fotos der “Vacanti-Maus” gekommen, auf deren Rücken ja eine Knorpel-Anordnung in Form eines menschlichen Ohrs wuchs – und das unabhängig dessen, dass jenes Experiment eigentlich nichts mit Gen-Technologie, sondern mit Gewebe-Züchtung zutun hatte. Ursprünglich wollte er das Projekt direkt nach seinem 1997er Kult-Hit “Cube” realisieren – allerdings standen ihm die dafür notwendigen finanziellen sowie F/X-bezogenen Mittel da noch nicht zur Verfügung, weshalb er das Vorhaben erst einmal aufschob, bis die entsprechenden (von ihm gewünschten) Voraussetzungen gegeben waren…

Dem ambitionierten, für ein Pharma-Unternehmen tätigen Wissenschaftler-Pärchen Elsa (Sarah Polley) und Clive (Adrien Brody) ist es gelungen, die DNS verschiedener Tiere miteinander zu kreuzen: Auf diesem Wege sind zwei große Schnecken-artige Geschöpfe entstanden, aus deren Gen-Material ihre Finanziers Schrägstrich Auftraggeber allerlei effektive wie lukrative Produkte (Impfstoffe, Wachstums-Proteine etc.) zu gewinnen gedenken. Der Vorschlag, künftig Homo-Sapiens-Erbgut in das Verfahren mit einzubinden, um so nach Möglichkeit gezielt Krankheiten wie Krebs angehen zu können, wird seitens ihrer Chefs (Simona Maicanescu und David Hewlett) jedoch aus ethischen Gründen abgelehnt. Verärgert darüber, dass “das Kommerzielle” nun der dominante Faktor ihrer Arbeit sein soll, wagen sie heimlich dennoch einen Versuch: Erneut mit Erfolg. Was als ein blau-gräuliches, ein wenig an eine riesige frühe Kaulquappen-Entwicklungsstufe erinnerndes Wesen sein Dasein beginnt, wandelt sich rasch hin zu einer hellen, haarlosen Hasen-ähnlichen Kreatur – bevor es eine immer konkretere humanoide Gestalt annimmt und schon bald einem kindlichen Mädchen (Abigail Chu) ähnelt, welches sich als äußert lernfähig entpuppt sowie ungebrochen rasant weiter “heranwächst”…

An sich erzählt “Splice” keine neue Geschichte – sondern eine, die in ihrem Kern auf Mary Shelley´s 1818er Roman “Frankenstein or The Modern Prometheus” zurückgeht und so auch durchaus “offen” von den Drehbuch-Autoren Natali, Antoinette Terry Bryant und Doug Taylor kundgetan wird (etwa indem sie die Haupt-Protagonisten nach den Schauspielern Colin Clive und Elsa Lanchester benannten, welche gemeinsam in James Whale´s 1935er Klassiker “Bride of Frankenstein” auftraten). In den Werken geht es jeweils um das Kreieren neuen Lebens – ebenso wie darum, wie eigentlich löbliche Absichten zu fatalen Konsequenzen führen können. Je nach Fall, Ansicht und Perspektive sind die Fortschritte in der Gen-Forschung mal bedenklich-erschreckend-verwerflich, mal faszinierend-nutzbringend-positiv. Wenn man ein Wissenschaftler ist sowie über die Befähigung und Ressourcen für solche Experimente verfügt – wie beeinflusst das die Bereitschaft, bestimmte “Grenzen” (á la Moral oder Gesetze) anzutesten oder zu überschreiten? Abwägungen wie Reiz und Ehrgeiz versus Gefahr also – oder zwischen gewichtigen Motiven wie einer ergiebigen Gewinnung von Wissen (bspw. in medizinischer Hinsicht) und einer potentiellen Vermarktbarkeit der Resultate…

Je menschlicher die Physis und Züge des Geschöpfs im Film werden, desto kräftiger wird die Bindung der beiden “Quasi-Eltern” zu dem Wesen, das Elsa irgendwann den Namen Dren gibt: Also “Nerd” rückwärts – sowohl eine englische Bezeichnung für einen Streber oder Sonderling als auch das Akronym ihres Instituts (Nucleic Exchange Research and Development). Irgendwann wird ihnen klar, dass sie Dren nicht mehr lange im Labor-Gebäude verborgen halten können – zumal Clive´s ebenfalls dort arbeitender Bruder Gavin (Brandon McGibbon) sie eines Abends entdeckt; sie aber nicht zu verraten verspricht – woraufhin man sie “rausschmuggelt” sowie in der Scheune einer verlassenen Farm “einquartiert”, auf der Elsa ihre (nicht gerade angenehme) Kindheit verlebte. Im “Evolutions-Stadium” einer jungen Frau steht Dren (Delphine Chanéac) u.a. auf kraftvollen Känguru-esken Beinen, kann Flügel aus ihrem Körper heraus entfalten, unter Wasser atmen und besitzt einen Schwanz samt Gift-Stachel. Während sie nach ihrer Ankunft vor Ort prompt ein Wild-Kaninchen jagt, tötet und frisst, freundet sie sich wenig später jedoch mit einer Katze an. Sie agiert und reagiert emotional und impulsiv: Eine sie relativ unberechenbar machende Kombination, die Obacht erfordert…

Elsa und Clive sind hochintelligente Forscher, die sich von ihren jüngsten Erfolgen aber förmlich “mitreißen” lassen: Sie erschaffen Leben – wirken allerdings unvorbereitet in Bezug auf vieles, das über Kurzfristiges hinausreicht; müssen improvisieren, Vorgehen anpassen und Entscheidungen überdenken. Es wird evident, dass “Splice” zudem als eine “Familiengründungs-Analogie” zu betrachten ist – inklusive der dazugehörigen Hoffnungen, Sehnsüchte, Bedürfnisse, Ängste und Zweifel. Clive hätte gern ein Kind mit Elsa – doch aufgrund ihres “unharmonischen” Aufwachsens und Verhältnisses zur eigenen Mutter möchte jene das lieber nicht. Mag man Dren eingangs noch als so etwas wie ein “Haustier” ansehen können, entwickelt sie sich geschwind hin zu einem leibhaftigen “Tochter-Ersatz” – wodurch Elsa die Chance erhält, sich mal in der “Mama-Rolle” auszuprobieren. Sie bemüht sich redlich, lässt aufkommende Gefühle zu und macht genauso Fehler wie so ziemlich jede Mutter auf der Welt. Clive indes bewahrt eine offenkundige emotionale Distanz zu Dren – u.a. da er nicht abschätzen kann, wie alles wohl weiter- bzw. ausgehen wird: Wie z.B. können sie dieses Geheimnis bloß für sich behalten, wie rapide wird ihr Alterungs-Prozess voranschreiten – und wie könnte sie sich ggf. noch verändern?

Als Dren sozusagen ihre “Pubertät” durchläuft, fangen sich die Anordnungen des “Beziehungs-Gefüges” zu verschieben an: Statt Elsa erweckt nun zunehmend Clive ihr Interesse – welcher das auf einmal nun auch (anders als bislang) zu erwidern beginnt. Seiner Partnerin bleibt das nicht unverborgen: Missstimmung (Eifersucht) erkeimt. Dren´s “Coming of Age” geht mit “Emanzipations-Tendenzen” und ihrem “sexuellen Erwachen” einher: Eine brisante Situation für ein solches ausgeprägt von ihren Instinkten und Emotionen geleitetes Wesen – ebenso wie für die Personen in ihrer Umgebung. C.G. Jung´s “Elektra-Komplex” lässt grüßen. Anwachsend wird Dren sich ihrer Fremdartigkeit bewusster – plus gewisser “Macht”. Als Clive schließlich einen speziellen “Tabu-Bruch” begeht – wie man die betreffende Handlung durchaus ohne weiteres einstufen könnte – spitzt sich die Lage (nicht nur wegen den “Auswirkungen” Elsa gegenüber) kritisch zu. Leider fällt der finale Akt des Films dann aber weitestgehend “konventionell” (mit “klassischen Genre-Thrills” angereichert) aus – einschließlich Blutvergießen, einer Hatz durch den nächtlichen Wald sowie dem Widerfahren geradezu “unvermeidlicher” gravierender Konsequenzen für das Getane; in verwandter Weise wie “damals” schon bei Victor Frankenstein…

Die drei Hauptrollen in “Splice” wurden mit “Oscar”-Preisträger Adrien Brody (“the Jacket“), der vor allem in “Indies” aktiven, vielfach mit Lob und Awards honorierten Kanadierin Sarah Polley (“Go”) sowie dem französischen Model Delphine Chanéac (“Stranger in the Dunes”) besetzt, welche allesamt überzeugende Performances abliefern – während Brandon McGibbon (“Killshot”), David Hewlett (“Midway“) und Simona Maicanescu (“Dante 01”) in Nebenparts rundum solide agieren. Um Dren zu erschaffen, wurde eine Kombination aus Chanéac´s Oberkörper, Make-up-Arbeit und CGIs verwendet – wofür Howard Berger und seine Kollegen bei der “KNB EFX Group” verantwortlich waren: U.a. wurde der Abstand zwischen ihren Augen digital erweitert – worüber hinaus sich Chanéac im Vorfeld eine Glatze schnitt sowie den Dreh in High-Heels absolvierte, um ihre Haltung beim Stehen und Bewegen ein Stück weit gegenüber der normalen abzuwandeln. Trotz ihrer “animalischen Merkmale” (Flügel, Schwanz, die langen mehrgelenkigen Beine etc.) generiert sie bei einem (neben Unbehaglichkeit) aber auch Sympathien (á la Mitleid). Zudem strahlt sie eine seltsame, ja gar erotische Schönheit aus – was einen reizvollen “Gefühls-Zwiespalt” beim Publikum (primär beim männlichen) heraufbeschwört…

Als schade erachte ich, dass nicht inniger auf die Figur der Dren (auf ihre Persönlichkeit; also auf sie als Individuum) eingegangen wird – obgleich es ja zu erwarten war, dass Clive und Elsa in der Hinsicht mehr “Aufmerksamkeit” erhalten. In manchen Bereichen geriet das Drehbuch einfach zu “oberflächlich”, um das Potential der Materie voll auszuschöpfen. Eine Menge der Ideen, Fragen und Ansätze sind einem bereits aus der Realität oder aus vorher erschienen Werken bekannt: Inwieweit kann oder mag man jemanden oder “etwas” (wie z.B. Dren) losgelöst der “physischen Komponente” als “menschlich” ansehen? Wie können bzw. sollten diese neuen technischen Möglichkeiten kontrolliert und/oder reglementiert werden? Es wird mit Stammzellen geforscht, werden DNS-Ketten manipuliert und wird Gewebe für Organ-Transplantationen in Tieren herangezüchtet: Immer häufiger holt die Gegenwart vormalige “Science-Fiction-Gedanken” ein. Wie sieht es da (noch) in Sachen Moral und Ethik aus? Der Film schneidet diese Punkte jeweils an – verknüpft spekulative wissenschaftliche und soziologisch-psychologische Elemente miteinander – nur um gegen Ende dann stärker auf einige gängige “Creature-Feature-Momente” zurückzugreifen…

Gelegentlich wirkt die Story ein wenig “sprunghaft” und erinnert einen das Gebotene an bestimmte artverwandte Veröffentlichungen – unter ihnen (zusätzlich zu den schon aufgeführten) “Species”, “Jeepers Creepers” sowie das 1986er “the Fly”-Remake. Des Öfteren empfindet man einen charakteristischen “David-Cronenberg-Vibe” – insbesondere auf die “Ungemütlichkeit” einer Reihe von Situationen, Taten und Anblicke bezogen; mit konkreter Erwähnung der letzten Minuten sowie einer Szene, in der die Schnecken-artigen Kreaturen bei einer Veranstaltung plötzlich höchst aggressiv reagieren. Gewalt gibt es allerdings bloß punktuell zu verzeichnen und ist insgesamt von nebensächlicher Bedeutung. “Atmosphärisch” – inklusive einer düster-kühlen Bebilderung Tetsuo Nagatas (“Blueberry”) und einem angepassten Score Cyrille Auforts (“Past Life”) – markiert “Splice” im Ganzen also einen eigenwilligen, ambitionierten, handwerklich gut gemachten, mitunter aber auch nicht im erhofften Maße zufrieden stellenden dramatischen Sci-Fi-Horror-Streifen, der zudem u.a. als “Cautionary Tale” und “Elternschafts-Allegorie” angesehen werden kann und selbst heute noch (mehr als 12 Jahre nach seiner Entstehung) weiterhin “inhaltlich aktuell” ist…

7 von 10

Hierzulande ist “Splice – das Genexperiment” auf DVD und BluRay erhältlich…

Stefan SeidlSplice

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Splice

Copyright der “Splice” Poster-/Covermotive und Pics: Canal+ / Gaumont / Copperheart Ent. / TPS Star / Dark Castle Ent. / Ontario Media Development Corp. / Senator Ent. Co / Téléfilm Canada / LEONINE (D)__ Infos zur dt. VÖ:__ FSK-16__ DVD/BluRay: ja/ja

 

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Categorised in: Creature Feature, Horror, Reviews

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