Originaltitel: Spring__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Justin Benson, Aaron Moorhead__Darsteller: Lou Taylor Pucci, Nadia Hilker, Vanessa Bednar, Shane Brady, Francesco Carnelutti, Vinny Curran, Augie Duke, Jeremy Gardner, Holly Hawkins u.a. |
Nach dem Unfalltod seines Vaters verliert der junge Amerikaner Evan auch noch seine Mutter an ein Krebsleiden. Aufgewühlt und impulsiv schlägt er in der Folge an seinem Arbeitsplatz einen Typ zusammen, der ihm quer kommt. Daraufhin verliert Evan seinen Job. Sein bester Kumpel empfiehlt ihm infolgedessen, sich aus allem raus zu nehmen. Herunter zu kommen. Er rät ihm zu einem Europatrip. Am besten Italien. Vielleicht kann Evan dort neben der Bewältigung der Trauerarbeit auch ein paar sexy Italienerinnen aufreißen.
Evan fügt sich. In Italien angekommen macht er mit zwei Briten in schöner Regelmäßigkeit die Nacht zum Tag. Dabei lernt er in einem lichten Moment auch die schöne Louise kennen und ist sofort von ihr fasziniert. Als sich seine Saufkumpanen gen Holland absetzen wollen, beschließt Evan, in Italien zu bleiben und Louise für sich zu erobern. Tatsächlich kommt er seiner Angebeteten näher. Die beiden schlittern in eine intensive Beziehungskiste, die einen höchst unerwarteten Verlauf nimmt…
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„Spring“ ist mit Sicherheit eine der ungewöhnlichsten Romanzen der jüngeren Filmgeschichte. Dabei startet der Film etwas sperrig in seine Handlung. Präsentiert Evan in seinem bedrückenden sozialen Umfeld und erzeugt dennoch viel Empathie für den jungen Mann und sein aus den Fugen geratenes Leben. Es schließt sich ein wilder Trip an, bei dem Evan Trinkfestigkeit beweist, um sich direkt danach in ein beinahe beschauliches Umfeld zu begeben. Er kommt bei einem Olivenbauer unter, der das Laissez-faire einst erfunden zu haben scheint. Während Evan auf diesem Wege Land und Leute kennenlernt, intensiviert sich sein Kontakt zu Louise. Man landet im Bett…
Der ruhig und langsam erzählte „Spring“ reißt nun den Zuschauer aus der Betulichkeit der mit kontrastarmen und weichgezeichnet wirkenden Bildern geschaffenen Urlaubsatmosphäre. Im Gegensatz zu Evan erfahren wir nun nämlich, dass mit Louise etwas absolut nicht stimmt. Aus der Liebesgeschichte wird plötzlich Cronenbergscher Bodyhorror auf den Spuren von H.P. Lovecraft. Nicht die schlechtesten Inspirationsquellen. Doch „Spring“ bewahrt sich seine Eigenständigkeit. Treibt seine Liebesgeschichte voran und verzaubert den Zuschauer immer wieder mit seiner tollen Optik. Vor allem die genialen Kameraflüge um und über den wunderschönen Schauplatz der Story wissen absolut zu begeistern.
In langen Einstellungen und mittels Atmosphäre pumpenden Scores lassen die Regisseure Moorhead und Benson (die auch das Drehbuch, Teile des Soundtracks, die Produktion und die Kamera übernahmen) ihren Evan in seinen Fantasien von der perfekten Liebe versinken, während sie diese Tagträume mit den Abscheulichkeiten Louises konterkarieren. Erstaunlicherweise verliert der Film dennoch niemals eine gewisse Leichtigkeit. Das liegt vor allem an den beiden grandiosen Hauptdarstellern Lou Taylor Pucci („Evil Dead“) und der Münchnerin Nadia Hilker. Die beiden spielen in ihren gemeinsamen Szenen so einnehmend, so leicht und so grundsympathisch auf, dass man gar nicht anders kann, als ihnen die ewige Liebe zu wünschen. Und Frau Hilker ist einfach einmal wunderschön anzuschauen.
Als Evan dann erfährt, was mit Louise los ist, sprengt „Spring“ alle Grenzen des Horrorgenres. Obwohl am Höhepunkt des Bodyhorrorteils angekommen (brillant und einfach nur verstörend umgesetzt!), mutiert „Spring“ nun nicht zu einer Blut-, Geschrei- und Horror-Orgie. Stattdessen wird er zu einer Art Road Movie. Ein Road Movie über zwei Menschen – unterwegs zu einem zunächst unbestimmten Ziel. Die einzige bekannte Größe ist die Zeit: Beiden bleibt genau ein letzter Tag…
Das Ergebnis ist einfach wundervoll. Kleine, feine Szenen, in denen Charaktere einfach nur da sitzen und in die Weite schauen, wechseln sich ab mit beunruhigenden, verstörenden Momenten, die punktgenau einschlagen. Über allem schwebt die wunderschöne Liebesgeschichte der mit brillanten und lebensnahen Dialogen parlierenden, megasympathischen Hauptfiguren. Will man „Spring“ etwas ankreiden, dann dass er sich ab und an zu sehr in bedeutungsschwangeren und überladen wirkenden Bilder verliert und Evan gegen Ende zu missionarisch anmutet. Davon abgesehen ist „Spring“ ein kleines Schmuckstück des Genres und sicherlich eine der seltsamsten und zugleich berührendsten Romanzen überhaupt.
Die deutsche DVD/Blu-ray erschien am 8. August 2015 von Koch Media und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Beide Datenträger kommen mit einer satten Ladung an Extras daher, die einen teilweise fast schon ratlos zurücklassen, offenbaren die Macher doch durchweg einen höchst eigenwilligen Humor, der mit den Qualitäten des fertigen Filmes so gar nicht zusammengehen will. Vor allem das alternative Ende ist dahingehend ganz ganz übel.
In diesem Sinne:
freeman
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