Originaltitel: Stalled__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Christian James__Darsteller: Dan Palmer, Antonia Bernath, Tamaryn Payne, Mark Holden, Giles Alderson, Sarah Biggins, Victoria Broom, Marcus Kelly, Victoria Eldon, Chris R. Wright u.a. |
Frauentoiletten. Das letzte große Mysterium unserer aufgeklärten Welt. Was an diesem Ort ist so unheimlich, dass Frauen immer zu zweit dahin gehen müssen? Was machen die Frauen dann auf dem stillen Örtchen? Erleben sie dort Abenteuer? Begrabbeln sie sich? Gibt es wilde Leckorgien? „Stalled“ hat dafür eine einfache Antwort: Frauen gehen gemeinsam auf den Topf, um sich gegenseitig zu verführen und dann in Zombies zu verwandeln!
Ok, Gemach, gemach! Beginnen wir beim Anfang. W.C. arbeitet seit Jahren als Hausmeister für ein und dasselbe Unternehmen. Selbst am Weihnachtsabend, wenn es die eigentliche Belegschaft der Firma bei einer Weihnachtsfeier in den Büros so richtig versaut krachen lässt, muss er arbeiten. Doch dieses Jahr ist alles anders: W.C., dem unlängst wegen angeblichem Toilettenpapierklaus gekündigt wurde, hat nämlich die Spendenkasse des Unternehmens gemopst und will sich nun in aller Seelenruhe absetzen. Um nicht aufzufallen, will er seinen letzten Arbeitstag in aller Ruhe zu Ende bringen. Sein aktueller Auftrag führt ihn in eine Damentoilette. Hier hockt er gerade in einer der Kabinen, als zwei heiße Ladys den Donnerbalken aufsuchen wollen, vom knappen Outfit der jeweils anderen aber so angetörnt werden, dass sie übereinander herfallen. W.C. beobachtet das wilde Treiben mit gespanntem Schritt und will die Szenerie gerade mit der Handycam aufnehmen, als die eine Dame der anderen herzhaft und mit Schmackes in den Hals beißt. Danach geht die Beißerin auf W.C. los, der ihren Kopf mit dem Klodeckel zertrümmert und in die Nachbarkabine klettert. Warum er nicht flieht? Weil plötzlich zig Zombies auch aufs Damenklo wollen und nun vor der Kabine von W.C. ausharren und auf das Leckerli warten…
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Ein Zombiefilm auf engstem Raum schwebte den Machern vor. Das Ergebnis ist ein Film, der komplett in einer Damentoilette spielt, den Aktionsradius der Hauptfigur gar auf nur eine Klokabine begrenzt! Immer mal wieder reckt der Held der Chose zwar seine Nase aus seinem kleinen Gefängnis heraus, löst damit aber meist unvorhersehbare, brüllend komische Kettenreaktionen aus, die ihn beschließen lassen, lieber auf dem Klo zu verweilen. Damit ist klar: „Stalled“ versteht sich selbst als Funsplatter und dreht infolgedessen lieber an der Humor- als an der Spannungsschraube. Und das funktioniert prächtig: Wenn hier in schneller Folge die heiligen Kühe des Weihnachtsfestes geschlachtet werden und ein Weihnachtsmannzombie ebenso vor W.C.’s Kabine lauert wie ein Elfenzombie, welcher dicht gedrängt neben einem Jesuszombie steht, dann kommt man aus dem ungläubigen Staunen gar nicht mehr heraus. Werden diese dann mit Spiegelspielen verarscht, mit gefüllten Tampons gefüttert oder mittels Hammer und ähnlichem Handwerkszeug zermantscht, dann bleibt definitiv kein Auge mehr trocken.
Leider vertrauen die Macher nicht vollends auf ihre Grundidee und etablieren eine zweite Figur neben W.C., die ebenfalls in einer Klokabine eingesperrt ist. Diese soll uns nun W.C. nahe bringen. In der Folge wird sehr viel geredet. Zwar wird einem so die Hauptfigur über ihre leichte Trotteligkeit hinaus noch sympathischer, das Tempo allerdings bricht in dieser Phase ziemlich ein. Leider sieht und hört man auch die Zombies ab sofort nur noch selten und muss daher davon ausgehen, dass diese konzentriert vor den Kabinentüren stehen und mitschreiben. Doch auch dieser Abschnitt geht nicht vollends schief. Zum einen überrascht die Art und Weise, wie Regisseur Christian James diese Dialoge gestaltet. Denn er zeigt uns die andere Person nie. Stattdessen zeichnet W.C. ein Idealbild seiner Gesprächspartnerin an die Klowand und führt ab diesem Zeitpunkt mit diesem Portrait sein Zwiegespräch, was einen hier und da auch vermuten lässt, die Gesprächspartnerin sei vielleicht nur eine Einbildung. Des Weiteren lässt „Stalled“ seinen Helden W.C. in diesem Abschnitt auch immer mal aus dem Klos heraus – auch wenn das nur in dessen Fantasie stattfindet. Etwa wenn er auf Ecstasy ekstatisch tanzend für einige Zombies in den Gängen des Bürokomplexes den Eintänzer gibt. Auch steigen in diesem Abschnitt rasend komische Abschnitte um Rettungsversuche durch besonders strahlende Helden, die teilweise wundervoll absurd und brutal schwarz enden.
Mit zunehmender Laufzeit wird die Menge der Zombies vor W.C.’s Kabine immer größer. Ob diese Raser oder Schleicher sind, erfährt man nie, denn in dem engen Raum haben sie eh kaum Bewegungsfreiheit. Auch erfahren wir nie, wie es zu dieser Zombieplage kam. Vom Make Up her hielt man sich deutlich zurück, lieber haute man bei den Kostümierungen auf die Pauke. Die Effekte sind weitgehend handmade und haben einiges an Blutmatscherei zu bieten, insgesamt aber bleibt man auf einem vernünftigen Level und steigert sich nicht in Braindead-Dimensionen hinein.
Optisch wird nicht viel geboten. Was bei dem Schauplatz aber auch nicht verwundert. Zumindest die Kabine von W.C. scheint man förmlich mit Kameras gespickt zu haben, denn hier lanciert man immer wieder neue Einstellungen, die den arg begrenzten Schauplatz niemals langweilig werden lassen. Ansonsten ist die Bebilderung eher funktional. Optische Gags werden also kaum geboten. Musikalisch agiert „Stalled“ sehr zurückhaltend. Einzig der trancige Abtanzsong und der coole Abspanntitel lassen den Fuß des Zuschauers wippen. Darstellerisch haben wir die Zombies hier und einen sympathisch aufspielenden Dan Palmer (der auch am Drehbuch mitschrieb) als W.C. da. Seine tolle Performance und sein präzises Timing lassen die wenig heldenhafte Heldenfigur niemals zur Lachnummer verkommen.
Was bleibt, ist ein Film, nach dem man(n) zumindest verstehen kann, warum sich Frauen nie alleine aufs Klo trauen. Denn glaubt man „Stalled“, ist jeder Toilettenbesuch der holden Weiblichkeit ein einziger Überlebenskampf. Daher geht mein Dank an W.C., dass er dahin gegangen ist, wo sich bisher kaum ein Mann hingetraut hat. Und auch „Stalled“ verdient ein Extralob für den aufklärenden, sehr schwarzhumorigen, flott durchgezogenen und durchaus blutigen Augenzeugenbericht. Hier und da hätte man die Ereignisse noch etwas verdichten können, da vor allem der zweite Klohocker dem Tempo schadet und durchaus auch seine nervigen Momente hat. Davon abgesehen macht „Stalled“ wirklich viel Spaß und wird trotz seines extrem begrenzten Settings nie langweilig. Und der fiese Schlussgag lässt auf ein Mehr an klaustrophobischen, rasend komischen Zombiehorror hoffen.
„Stalled“ kommt in Deutschland von dem Label Mad Dimension, ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten und kann ab 7. Februar 2014 im deutschen Handel erstanden werden.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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