Originaltitel: Sting__Herstellungsland: Australien__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Kiah Roache-Turner__Darsteller: Alyla Browne, Penelope Mitchell, Ryan Corr, Jermaine Fowler, Silvia Colloca, Noni Hazlehurst, Robyn Nevin, Tony J Black, Alcira Carpio u.a. |

Spinnenhorror aus Down Under: „Sting“.
Eines Abends fällt neben einer ganzen Menge Schnee auch ein kleiner Gesteinsbrocken aus dem All gen Erdboden. Der Stein durchbricht eine Fensterscheibe eines Wohnhauses und landet in einem Puppenhaus. Hier entpuppt er sich als Kokon für eine kleine Spinne. Diese wird zufällig von der kleinen Charlotte entdeckt und in einem Glas einquartiert. Fortan kümmert sich das Mädchen liebevoll um die Sting getaufte Kreatur.
Doch Sting wächst exorbitant schnell. Und mit den immer mehr zunehmenden Dimensionen des Tieres wächst auch sein Hunger. Immer wieder entflieht das Lebewesen aus dem All seiner neuen „Behausung“ und sucht in dem Wohnhaus nach neuem Fressen. Bald entwickelt Sting Appetit auf Menschlein und wird damit nicht nur für Charlotte zur Gefahr.
Creature Feature der achtbeinigen Art
Es ist schon eine Crux mit den Erwartungen. Der Autor dieser Zeilen ist wirklich großer Fan der beiden „Wyrmwood“-Eskapaden des australischen Regisseurs Kiah Roache-Turner. Entsprechende Beglückung löste die Ankündigung aus, dass Roache-Turner sich in seinem neuesten Film dem Spinnenhorror widmen wolle. Die ersten Trailer versprachen dann auch etwas Turbulentes, Frisches und Freches. Doch genau das kann der fertige Film leider so gar nicht einlösen.
Der macht seinen achtbeinigen Star vor allem in den ersten 75 Minuten zum Nebendarsteller seines eigenen Filmes. Sting wird zwar immer mal wieder gezeigt und darf dann fressen oder töten, vielmehr scheint Kiah Roache-Turner aber an der kleinen Charlotte und deren Familie interessiert. Vor allem das schwierige Verhältnis der Kleinen zu ihrem Stiefvater bekommt sehr viel Raum eingeräumt. Das funktioniert gut, vor allem weil Alyla Browne (Die kleine Furiosa in „Furiosa: A Mad Max Saga“) als Charlotte und Ryan Corr („Hacksaw Ridge“) als Ethan sehr stark aufspielen, es ist aber nicht wirklich das, was man von „Sting“ erwartet.

Was seilt sich denn da im Hintergrund ab?
Auch zahlreiche Nebenfiguren bekommen viel zu viel Screentime eingeräumt. Diese sind betont spleenig und eigenwillig gehalten, können aber ebenfalls nicht verhindern, dass „Sting“ irgendwann furchtbar auf der Stelle tritt. Anstatt etwas über seinen tierischen Hauptdarsteller zu verraten, geht es um Mietprobleme, geizige Hausherrinnen und ähnlichen Tand. Und Spinne Sting will einfach nicht wirklich mit dem Killen loslegen.
Das ist insofern schade, da ein wirklich stark ausgekosteter Kill der Spinne herrlich an der Ekelschraube dreht und neugierig auf mehr macht. Was man leider nicht bekommt. Selbst in dem dann etwas hektischeren Showdown fehlt es an eindrücklichen Horrorszenarien und an echten Highlights. Und gefühlt ist der Showdown viel zu schnell und vor allem unproblematisch durchgestanden.

Sting weiß, was sie da macht …
Auch versteht es Kiah Roache-Turner nicht, mit dem Ekel, der für viele von Spinnen ausgeht, zu spielen. Hier will sich zu keiner Zeit beim Zuschauer ein Nackenhaar aufstellen. Wo „Sting“ punktet, ist seine feine, aus angenehm schrägen Perspektiven präsentierte Düsteroptik. Gefühlt wird es in dem Schauplatz des Wohnhauses niemals hell. Harte Schatten und Kontraste dominieren die Szenerie. Dadurch stellt sich dann doch einige Male wohliges Gruselfeeling ein, vor allem, wenn Sting mal wieder ausgebüxt ist.
Sting selbst wird in einem überzeugenden Mix aus Puppentricks/Animatronics und CGI-Effekten gereicht. Das Spinnentier funktioniert prächtig und ist obendrein interessant designt. Leider kann sie, obschon aus dem All stammend, nicht wirklich etwas Besonderes. Und warum sie nicht verträgt, was ihr im Laufe des Filmes gefährlich wird, erfährt man leider auch nie.
„Sting“ geht man leider nicht wirklich ins Netz
„Sting“ schafft es leider nicht, dem Spinnenhorror neue Facetten abzuringen. Stattdessen bleibt der Horrorstreifen arg konventionell, spielt auch nicht mit dem Subgenre oder bricht dessen Klischees auf. Und er hat gefühlt mehr Lust auf seine menschlichen Figuren als auf die tierische Hauptdarstellerin. Das funktioniert aufgrund des Heldengespanns aus Tochter und Stiefvater gut und sorgt auch für Involvement, führt bei manch anderer Nebenfigur in seiner Ausführlichkeit aber eher zu langen Gesichtern bei den Horrorfans.
Die müssen den Eindruck haben, dass die überzeugend zum Leben erweckte Spinne einfach stinkendfaul ist. Sie schlägt viel zu selten zu und Regisseur Kiah Roache-Turner verpasst es, mit seinem tierischen Hauptdarsteller wohliges Gruseln zu erzeugen. Infolgedessen zieht sich der Film in seinen ersten zwei Dritteln teils deutlich, macht gegen Ende etwas mehr Alarm, kann hier aber auch nicht mehr wirklich die Kohlen aus dem Feuer holen. Das Ergebnis ist schon alleine aufgrund der schauspielerischen Leistungen kein Schlag ins Wasser, spaßiger und vor allem in Erinnerung bleibender Tierhorror geht allerdings anders.
„Sting“ startet am 20. Juni 2024 in den deutschen Kinos. Studiocanal hat für den ungeschnittenen Streifen eine FSK-16-Freigabe erhalten.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: STUDIOCANAL / SP Sting Productions / Emma Bjorndahl__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, im Kino |