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Steve Austin in dem Actioner „The Stranger“. Copyright: entertainment one
Denkt man an Stone Cold Steve Austin, sieht man einen gewaltigen Kerl in einem Wrestling Ring vor sich, der sich zwei Dosen Bier zuwerfen lässt, diese fängt, aufreißt und über seinem Kopf zusammenhaut. Eine gewaltige Schaumfontäne regnet auf den Kerl herab, der beide Dosen über seinem Mund leert.
So ist Stone Cold Steve Austin. Einer von uns. Einer der für ein paar Bierchen Fünfe gerade sein lässt. Und der gegen das System aufbegehrt. Das System war in der Attitude-Era der WWF, der World Wrestling Federation, der Chef der Liga: Vince McMahon. Und Stone Cold war der, der McMahon in die Klöten trat. Symbolisch und tatsächlich. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Und ein noch viel weiterer Weg war es, bis Stone Cold Steve Austin als Actionheld von sich reden machte.
Der Weg zum Wrestler
Steve Austin wurde am 18. Dezember 1964 in Austin, Texas, als Steven James Anderson geboren. Seine Eltern ließen sich direkt nach seiner Geburt scheiden. Seine Mutter zog mit ihm und seinen Brüdern Scott, Kevin und Jeff in die Kleinstadt Edna. Hier heiratete sie erneut und gebar Steves neuem Adoptivvater dessen Töchterlein Jennifer. Steve selbst war ein extrem schüchternes Kind, das erst in der Highschool mit der Entdeckung des Footballs an Selbstvertrauen zulegte.
Der Einser-Schüler begann mit Muskelaufbautraining und kämpfte sich auf dem Football-Feld von Erfolg zu Erfolg. Das brachte ihm sogar ein Stipendium für die North Texas State University ein. Doch hier geriet er schnell an seine Grenzen, da es ihm nicht gelang, den trockenen Lernstoff und den Sport erfolgreich unter einen Hut zu bringen. Er brach das Studium ab und fing an, für eine Spedition zu arbeiten.
Mit seinen Kollegen besuchte er an mehreren Abenden eine Lokalität, wo man sich ein Feierabendbierchen reinpfeifen und nebenher Wrestling-Kämpfe genießen konnte. Steve Austin erinnerte sich sofort an seine Kindheit, als er immer wieder begeistert Wrestling im TV gesehen hatte. Eines Abends sieht er obendrein Werbung für die Chris Adams Wrestling Akademie. Und da war er: Der Wunsch, selbst Wrestler zu werden. Der Startschuss für eine entbehrungsreiche Zeit war gefallen.
Die ersten Jahre
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Die WWE verstand es schon immer, auch mittels DVDs und Co. Geld zu verdienen. Copyright: Fremantle / tonpool Medien GmbH
1989 beginnt Steve Austin mit dem Wrestling. Er war der Chris Adams Wrestling Akademie beigetreten, wo er die Basics des Sports erlernte. Nebenbei tingelte er zwischen Memphis und Texas von Auftritt zu Auftritt – meist für wenige Dollar pro Abend. Hier wrestlete er unter dem Namen seines Adoptivvaters als Steve Williams.
1991 wird er Teil der WCW (World Championship Wrestling), in der es bereits einen Steve Williams im Roster gab. Also wurde er in Steve Austin, genauer Stunning Steve Austin umbenannt. Hier verdiente er erstmals richtig gutes Geld, aber sein Gimmick und sein Look zündeten nicht. So schaffte er nie den Sprung in die erste Reihe. Als er sich auch noch verletzte, wurde er gekündigt. Der noch heute in der WWE tätige Paul Heyman nahm ihn daraufhin unter die Fittiche und engagierte ihn für seine ECW-Promotion.
Extreme Championship Wrestling war die Liga, die die Sonderlinge des Geschäfts sammelte und auf lautes, brutales Wrestling setzte. Hier lernte Steve Austin, sich besser zu vermarkten. Hier entstand sein Beiname „Stone Cold“ und er schaute sich das Biertrinken im Ring von dem ECW-Wrestler Sandman ab.
Stone Cold Steve Austin wird zum WWF-Superstar
1995 ruft ihn Vince McMahon an. Er will Steve Austin für die WWF (World Wrestling Federation, die später in WWE-World Wrestling Entertainment umbenannt wird) und stülpt ihm die Figur des „Ringmasters“ über. Was überhaupt nicht funktionierte. Austin machte sich selbst wieder zu Steve Austin und ging mit sich selbst in Klausur, um sein Profil zu schärfen. Während seinen Überlegungen erfährt er von dem Killer Richard Kuklinski alias Iceman und ist fasziniert von dessen eiskaltem Auftreten. Das wollte er adaptieren. Entsprechend zieht er seinen ECW-Beinamen „Stone Cold“ mit seinem Ringnamen Steve Austin zusammen.
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Vom Wrestler zum Schauspieler. Hier in „Tactical Force“. Copyright: entertainment one
Er kreierte zudem seinen neuen Look, rasierte sich also eine Glatze und ließ sich einen Goatee stehen. 1996 sollte sich das auszahlen. Nachdem es sich der Wrestler Triple H mit der WWF verscherzt hatte, wurde der für ihn geplante Push ad acta gelegt und Stone Cold Steve Austin sollte ihn stattdessen erhalten. Infolgedessen gewann Austin das „King of the Ring“-Turnier. Im Umfeld der Preisverleihung hat er einen genialen Moment und lanciert Sprüche/Aussagen, die zu weiteren Markenzeichen seines Charakters werden:
„Austin 3:16“ – hiermit verhöhnte er die Bibelfestigkeit seines King-of-the-Ring-Finalgegners Jake „The Snake“ Roberts. Das Kürzel steht in „seiner Bibel“ stellvertretend für den Vers „I just whipped your ass“ und sollte alsbald all seine besiegten Gegner verhöhnen.
„… and that’s the bottom line“ – diese Zeile sollte ab sofort die meisten seiner Promos dick unterstreichen.
Für Stone Cold Steve Austin startete nun ein einzigartiger Run bei der WWF. Im Zuge dessen musste er jedoch noch einen heftigen Niederschlag einstecken.
Der alles verändernde Unfall
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„Austin 3:16“, zwei Bierchen und der Titel: So kennt man den Wrestling-Star. Copyright: Fremantle / tonpool Medien GmbH
1997 trat Stone Cold Steve Austin beim Summer Slam um den Intercontinental Championship Titel gegen Owen Hart an. Dabei verbotchte Owen Hart einen Sit-Out Tombstone Piledriver komplett. Steve Austin blieb für Minuten paralysiert im Ring liegen. Er konnte nicht mehr aufstehen, geschweige denn stehen oder laufen. In einem seltsamen Finish gewinnt Steve Austin zwar dennoch, doch er muss befürchten, sich das Genick gebrochen zu haben. Zum Glück ist es „nur“ eine Rückenmarksprellung – mit allerdings heftigen Auswirkungen. Stone Cold behält bleibende Schäden zurück, darunter Muskelschwund und irreparable Nervenschädigungen.
Steve Austin wird zu DER Ikone des Wrestlings
Die WWF nutzt den Schock, um Anpassungen an ihren Storylines vorzunehmen. Austin erhält endlich den ganz großen Push. Er darf als Mann aus der Mitte des Volkes gegen das System, verkörpert durch Vince McMahon, aufbegehren. Diese Fehde und das Drumherum gilt als wichtigster Wegbereiter der erfolgreichsten und einträglichsten Ära der WWF, der Attitude Era. Als deren Vorreiter wird Steve Austin zur Cash-Cow der Liga, dessen Merchandising-Artikel wie geschnitten Brot weggehen und dessen Events immer ausverkauft sind.
Dann hilft er mit, The Rock zum Superstar aufzubauen. Auch diese Fehden gelten als absolute Highlights in der Geschichte der Liga. Irgendwann jedoch wurden die Storys schlechter. Der als einzelgängerisch und schwer händelbar geltende Austin reagiert zunehmend ungehaltener auf Storyline-Vorschläge. Als er sich für den neu aufzubauenden Brock Lesnar hinlegen soll, taucht Steve Austin für Monate unter und verweigert jegliche Kontaktaufnahme.
Als er sich mit den Bossen wieder ausgesöhnt hat und ein Comeback hinlegen will, merkt er schnell, dass sein Körper auch aufgrund des Unfalls ausgezehrt ist. Mehr und mehr versagt er den Dienst. Steve Austin bestreitet im Jahr 2003 gegen seinen engen Freund Dwayne „The Rock“ Johnson ein letztes großes Match bei Wrestlemania 19 und verkündet sein Wrestling-Karriereende. Er wird in den Folgejahren immer wieder einmal bei Events der WWE auftreten, bestreitet aber bis auf ein Match gegen Kevin Owens bei Wrestlemania 32 im Jahr 2022 keine Kämpfe mehr.
Stone Cold Steve Austin wird zum Actionstar
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Steve Austin zeigt auch als Actionheld, was er drauf hat. Copyright: entertainment one
Doch das Karriereaus geht nicht spurlos an dem ewig getriebenen Steve Austin vorbei. Er fühlt sich verloren, trinkt, ist depressiv. Nach drei Jahren beschließt er, gen Los Angeles zu ziehen und die verbliebenen Reste seines Images zu vermarkten. Er hatte im Vorfeld schon in den Fernsehserien „Nash Bridges“ und „The Bernie Mac Show“ sowie in Adam Sandlers „Spiel ohne Regeln“ mitgespielt, richtig ernsthaft ging es aber erst 2007 mit dem von den WWE-Studios produzierten „Die Todeskandidaten“ los.
Dem wuchtigen Debüt folgte 2009 mit „Damage“ ein erstaunlich gelungener Mix aus Drama und harten Fightszenen, der auch ein gewisses schauspielerisches Potential bei Austin offenbarte. Davon war in dem weitgehend schwachen „Jason Bourne“-Wannabe „The Stranger“ aus dem Jahr 2010 nichts mehr zu spüren.
Der größte Hit: „The Expendables“
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Steve Austin, links außen, im Ensemble-Actionkracher „The Expendables“. Copyright: Splendid Film
2010 erscheint der von den Fans sehnlich erwartete Ensemble-Actioner „The Expendables“ von Sylvester Stallone. Austin gibt hier Paine, die rechte Hand des von Eric Roberts gespielten Fieswichtes. Bei den Dreharbeiten tackelte er Sylvester Stallone in einer Szene so hart, dass der sich einen Haarriss eines Halswirbels zuzog, weshalb ihm eine Metallplatte eingesetzt werden musste. Man mag sich gar nicht vorstellen, was das bei Austin für Erinnerungen hochgerufen haben muss.
Der Film wird ein Hit und Steve Austin dreht mit einigen „Expendables“-Darstellern weitere B-Actioner. Mit Dolph Lundgren prügelt er sich 2012 durch den Jesse V. Johnson Knaller „The Package“ und mit Eric Roberts und Gary Daniels geht es 2011 auf eine „Hunt to Kill“.
Das bleiben nicht seine einzigen Actioner mit den Großen im Genre. In „Maximum Conviction“ (2012) trifft er auf Steven Seagal und Michael Paré, in „Recoil“ (2011) auf Danny Trejo und sowohl in „Tactical Force“ (2011) als auch in „Chain of Command“ („2015“) spielt er neben Michael Jai White. Der komplett misslungene „Chain of Command“ markiert zugleich auch die letzte Filmproduktion von Steve Austin.
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In „Hunt to Kill“ geht Steve Austin nicht nur auf Rotwildjagd. Copyright: entertainment one
Der gab in der Reihe WWE Legends zu Protokoll, dass er sich im Filmgeschäft nie heimisch gefühlt habe und ebenjenem auch nicht nachweine. Er fühle sich wohler in Reality-Formaten oder als Podcast-Host.
Stone Cold Steve Austin privat
Steve Austin war bislang vier Mal verheiratet und hat mehrere Kinder. In der bereits genannten WWE Legends Folge gab er reumütig zu Protokoll, dass er vor allem zu seiner Wrestling-Hochzeit seine Frauen und Kinder immer vernachlässigt und hinten angestellt habe. Seit er sich zur Ruhe gesetzt habe, versuche er vor allem, zu seinen Kindern ein besseres Verhältnis aufzubauen. 2009 heiratete er zum fünften Mal: eine Dame namens Kristin Feres.
Zu seinen größten Leidenschaften zählt die Rotwildjagd und natürlich hat ein Bierfan wie er auch eine eigene Biermarke: Broken Skull.
Die Filmographie von Stone Cold Steve Austin
1977 | Liebe, Lügen, Leidenschaft (TV-Serie) |
1996 | Nash Bridges (TV-Serie) |
1998 | V.I.P. – Die Bodyguards |
2000 | Dilbert (TV-Serie – Sprechrolle) |
2005 | The Bernie Mac Show (TV-Serie) |
2005 | Spiel ohne Regeln |
2007 | Die Todeskandidaten |
2009 | Damage |
2010 | The Stranger |
The Expendables | |
Hunt to Kill | |
Whoop Ass (Kurzfilm) | |
Chuck (TV-Serie) | |
2011 | Recoil |
Tactical Force | |
Knockout – Born to Fight | |
2012 | Maximum Conviction – Keiner kann sie stoppen! |
2013 | The Package – Killer Games |
Kindsköpfe 2 | |
2015 | Smosh: The Movie |
Chain of Command | |
2021 | Drew & A (TV-Serie) |
2023 | Stone Cold Takes on America (TV-Serie) |
Die WWE-Schatzjäger (TV-Serie) |