Originaltitel: Fung Wan Hung Ba Tin Ha__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Andrew Lau__Darsteller: Aaron Kwok, Ekin Cheng, Sonny Chiba, Kristy Yang, Michael Tse, Lawrence Cheng, Wayne Lai Yiu-Cheung, Jason Chu, Shu Qi, Vincent Wan Yeung-Ming, Roy Cheung, Alex Fong, Yu Rongguang u.a. |

„Stormriders“ bietet Fantasy-Action auf Comicbasis mit Aaron Kwok, Ekin Cheng, Sonny Chiba und Shu Qi
Was ging um die Jahrtausendwende ein Raunen durch die Reihen der Fans als man im Westen Andrew Laus „Stormriders“ gewahr wurde, ein Hongkongblockbuster, der es diversen Aussagen nach mit Hollywood aufnehmen konnte.
Laus Fantasymärchen erzählt die Geschichte des fiesen Lord Conquer (Sonny Chiba), der sich nach und nach alle Reiche Chinas unter den Nagel reißt und dabei fleißig magische Schwerter einsackt, wofür deren Besitzer dann draufgehen müssen. Wenige Kämpfer sind seiner Macht gewachsen, wobei eine Vielzahl von Figuren auftaucht oder nur bei Namen genannt wird, die man nicht alle so einfach einordnen kann, was wohl daran liegt, dass „Stormriders“ auf einer Mangavorlage basiert, die ihre Figuren wesentlich besser und detaillierter einführen konnte.
Als Lord Conquer durch eine Prophezeiung erfährt, dass zwei unter einer bestimmten Konstellation geborene Kinder ihn in der ersten Hälfte seines Lebens unbesiegbar machen werden, lässt er sie suchen, deren Eltern ermorden und sie als seine aufziehen. Natürlich muss man kein Experte sein, um sich vorstellen zu können, was die noch nicht ganz enthüllte Prophezeiung über Hälfte zwei seines Lebens sagen und wer sich noch daran erinnert, wie Ödipus’ Papa dereinst auf die Weissagung reagierte, dass Sohnemann irgendwann für Durchzug im väterlichen Kopf via eingeschlagenem Schädel sorgen würde, der kann sich gut vorstellen wie der Film weiter verläuft.
Doch vorerst enthüllt der Film dies nicht, zeigt stattdessen die zu jungen Männern herangewachsenen Striding Cloud (Aaron Kwok) und Whispering Wind (Ekin Cheng), die beide um die Gunst von Conquers Tochter Charity (Kristy Yang) bemüht sind. Doch ein neuer Auftrag enthüllt ihnen bald mehr darüber, wer ihr Adoptivvater wirklich ist…
httpv://www.youtube.com/watch?v=zVR8IqvojpQ
Nein, sonderlich originell ist der mythisch überhöhte Knatsch im Königshaus nicht, Vater gegen Söhne, dazu noch ein wenig Bruder gegen Bruder, da man sich um die gleiche Frau streitet, außerdem etwas Außeneinwirkung durch andere Herrscher, die nicht so gerne durch Lord Conquer ursupiert werden wollen und fertig ist die Lauge. Leider ohne klare Linie, denn „Stormriders“ wirkt furchtbar episodisch, führt einige Figuren, wie z.B. Doktor Yu, erst sehr spät ein, sodass sie nicht mehr so recht in den Fluss der Geschichte hineinkommen wollen, und bedient sich dabei öfters klassischer Plotkonstellationen, wodurch das Treiben leider auch etwas vorhersehbar ist.
Vielleicht sollte man Laus Film auch nicht direkt an der Hollywoodkonkurrenz messen, die das komplette „Stormriders“-Budget vermutlich aus der Portokasse gezahlt hätte, doch so wirklich konkurrenzfähig sind die CGI-Effekte des Films nicht – auch nicht für das Jahr 1998. Gerade der Kampf Lord Conquers gegen Whispering Wind sieht nach einem schlechten PC-Spiel aus und ist direkt ein großer Downer, den man den ganzen Film über im Hinterkopf hat, obwohl der CGI-Einsatz später dezenter und auch handwerklich besser ist (z.B. beim Kampf mit dem Firebeast). Es bleibt jedoch die Frage, ob man viele Szenen nicht lieber ohne den Rechenknecht gedreht hätte, denn anstatt eine Figur auf ein animiertes Hausdach zu setzen hätte es eine gut gebaute Kulisse doch auch getan.
Fans klassischer Handmade-Action sollten besser nicht zuviel von „Stormriders“ erwarten, es wird viel mit Wireworkunterstützung geflogen und die Special Moves der Kämpfer kommen mit dem Einsatz von Feuerbällen, Windböen usw. daher. Dafür haben die Choreographen dabei echt Phantasie bewiesen, die effektunterstützten Kampfszenen sind tatsächlich etwas, was man nicht alle Tage sieht und sie machen durchaus Laune. Jedoch erwartet den Zuschauer kein reines Actionspektakel, sondern ein Fantasymärchen, dem leider ein wenig die epische Dimension fehlt, um den Zuschauer aus den Socken zu hauen – angesichts der eher grob umrissenen Figuren und des fahrigen Plots fehlen die übergroßen Gefühle, die das Genre auszeichnen.
Eastern-Legende Sonny Chiba („Der Wildeste von allen“) als fiese Möpp kommt ziemlich eindrucksvoll daher, die Popstars Aaron Kwok („City Under Siege“) und Ekin Cheng („Zu Warriors“) dagegen sind ein wenig zu glatt, um wirklich bleibende Eindruck zu hinterlassen. Shu Qui („The Adventurers“) in einer frühen Rolle kann auch nur bedingt überzeugen, weshalb es dann vor allem die Nebendarsteller sind, die man in Erinnerung behält: Roy Cheung („Exiled“) als Shaolin, Wayne Lai Yiu-Cheung („Gen-X Cops“) als Mud Buddha und Vincent Wan Yeung-Ming („Shock Wave“) als Doktor Yu.
„Stormriders“ ist ein ganz nettes, aber doch wenig packend erzähltes Fantasymärchen, das seinem Ruf leider nicht ganz gerecht wird, denn so episch wie oft geschildert ist der Film nicht, die Hauptattraktion bleiben die phantasievollen Kampfszenen. Aber kein Vergleich zu Andrew Laus wesentlich reiferem und international erfolgreichen „Infernal Affairs“.
Die ersten deutschen Veröffentlichungen strichen „Stormriders“ mit massiven Handlungscuts auf rund 85 Minuten herunter, später brachte Splendid Film die ungekürzte, rund zwei Stunden lange Fassung auf DVD heraus, die inzwischen die gängigste hierzulande ist und wie die Erstveröffentlichung ab 16 Jahren freigegeben ist. Das Bonusmaterial umfasst ein Making of, ein Behind the Scenes, Featurettes zu den Special Effects und Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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