Originaltitel: Strike Back: Retribution__Herstellungsland: USA, Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: MJ Bassett, Brendan Maher, Debs Paterson__Darsteller: Daniel Macpherson, Warren Brown, Roxanne McKee, Alin Sumarwata, Nina Sosanya, Sullivan Stapleton, Philip Winchester u.a. |
Die erste Staffel von „Strike Back“ genießt bei Kritikern einen durchaus hohen Stellenwert. Den der Verfasser dieser Zeilen nicht wirklich nachvollziehen kann. Für mich startete „Strike Back“ erst mit seiner zweiten Staffel durch. In dieser übergab Richard Armitages („Der Hobbit“) John Porter den Staffelstab an Sullivan Stapleton („300: Rise of an Empire“) und Philip Winchester („Solomon Kane“) als Damien Scott und Michael Stonebridge. Die beiden frotzelten, ballerten und fickten sich fortan durch die Brandherde dieser Welt. Und das mit einer Verve, die jeden Actionfan frohlocken ließ.
Doch nach vier Staffeln hatten die beiden Darsteller genug. Dementsprechend wird nun in „Strike Back: Retribution“ der Staffelstab erneut an eine neue Heldenriege übergeben. Unter dem Befehl von Col. Adeena Donovan müssen Sergeant Thomas ‘Mac’ McAllister, Sergeant Samuel Wyatt, LCpl. Gracie Novin und Captain Natalie Reynolds als reaktivierte „Sektion 20“ gegen den fiesen Terrorlumpen Omair Idrisi in den Krieg ziehen.
Das neue Team ist bei seiner Jagd mehr als erfolgreich und pustet dem Terroristen schon früh die Lebenslichter aus. Doch dessen Frau Jane Lowry, eine Engländerin, will das Tun ihres Mannes unbedingt fortsetzen. Nun muss „Sektion 20“ die rachedurstige Frau einbremsen. Ab sofort wird sich das Team um Stinger-Raketen, das Nervengift Nowitschok, rechtsextreme Ungarn, Anschläge, Entführungen, unbequeme Enthüllungen und Verrat in den eigenen Reihen kümmern müssen…
Schaut in die sechste Staffel von “Strike Back” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=G7qfp5pgg1A
Episodenführer von “Strike Back: Retribution”
01. Die Jagd ist eröffnet
02. Schwere Geschütze
03. Nackte Gewalt
04. Der Experte
05. Totentanz
06. Ein sinnloser Tod
07. Ein Geflecht aus Lügen
08. Verrat
09. Doppeltes Spiel
10. Gegen die Wand
Storytechnisch will der Neustart in “Strike Back: Retribution” nicht gelingen
„Strike Back: Retribution“ beginnt reichlich klischeehaft mit der Mär vom blindwütigen islamistischen Terrorlumpen, der mal wieder Tod und Verderben über die westliche Welt bringen will. Glücklicherweise lässt die Staffel dieses Motiv bald fallen, indem es den vermeintlichen Oberlump recht unerwartet aus dem Spiel nimmt und dessen Frau als neuen Bösewicht etabliert. Leider schafft es „Strike Back: Retribution“ nicht, die Frau als wirklich bedrohlich aufzubauen.
Was auch und vor allem daran liegt, dass man nie so wirklich erfährt, was eigentlich der Masterplan hinter ihrem beziehungsweise hinter dem Tun ihres Mannes ist. „Strike Back: Retribution“ wirkt dadurch immer etwas unfokussiert. Switcht teilweise fast schon atemlos zwischen zig Schauplätzen (Syrien, Polen, Kroatien, Deutschland, England,…) hin und her und zaubert gefühlt in jeder Folge eine neue superfiese Idee von Jane Lowry aus dem Hut.
Dadurch fehlt der Serie eine gewisse Grundspannung. Denn es gibt einfach nicht den einen großen Anschlag oder das weltverändernde Attentat, welche es zu verhindern gilt. Es ist sogar eher so, dass die Auflösung um das große „Warum“ deutlich zu lapidar und beliebig gerät. Ein weiteres echtes Problem des unfokussierten Storytellings ist, dass die Einführung der neuen Charaktere reichlich oberflächlich anmutet. Da unsere neuen Helden permanent von Schauplatz zu Schauplatz und von Actionszene zu Actionszene hetzen, bleibt gar keine Zeit für eine wirkliche Charakterisierung.
Was vor allem bei den beiden männlichen Hauptfiguren Wyatt und Mac eklatant auffällt. Zunächst ganz eindeutig in der Tradition von Scott und Michael aus den vier Vorgängerstaffeln eingeführt, geraten die beiden bald derart in den Hintergrund, dass die Mädels im Team irgendwann deutlich taffer und zupackender wirken. Das wird richtig brutal deutlich, wenn Stapleton und Winchester in den letzten Folgen ihre ikonischen Rollen kurz noch einmal aufnehmen und alles und jeden an die Wand spielen.
“Strike Back” ist eine Serie, die die Bezeichnung Actionserie wirklich verdient hat
Langeweile oder Tempohänger kann man der sechsten Staffel trotz allem nicht vorwerfen. „Strike Back: Retribution“ ist permanent in Bewegung, kommt nie zur Ruhe und lässt in schöner Regelmäßigkeit die Luft brennen. Und das auf angenehm aufwändige Art und Weise. Schon in der ersten Actionszene der Staffel überschlagen sich explodierende Autos und rotiert der Bodycount mal eben so hoch, dass jeder zeitgenössische Actionfilm-Bodycount neidisch wird.
Wie in den Vorgängerstaffeln macht die Serie „Strike Back“ auch in ihrer insgesamt 6. Staffel (nach deutscher Zählweise ist es im Übrigen erst die 5. Staffel, da bei uns aus unerfindlichen Gründen die erste Staffel mit Richard Armitage ausgeklammert wird) ihrem Ruf als echte Actionserie alle Ehre. In jeder Folge gibt es mindestens zwei ausufernde Shootouts. Autos explodieren, Häuser gehen in Flammen auf, Bloodpacks platzen, Goons werden aufgespießt und aufgeschlitzt, Genicke brechen und immer wieder gelingen auch großartige Einzelszenen, die man so noch nie in einem Actionfilm gesehen hat.
Wenn etwa ein Bösewicht von einem Haus geschossen wird und in Richtung eines Swimmingpools fällt, schneidet „Strike Back: Retribution“ schonmal auf die Bilder einer Unterwasserkamera und man sieht den Körper auf die Wasseroberfläche zufliegen. Schnitt. Zwei weitere Fieswichter werden umgenietet und fliegen ebenfalls in den Pool. Schnitt zur Unterwasserkamera. In Zeitlupe tauchen die Körper in den Pool ein, ein weiter Körper kommt hinzu… Eine Art blutiges Unterwasserballett. Cool.
Dazu gibt sich „ Strike Back: Retribution“ alle Mühe, die Schauplätze der Action immer wieder zu variieren. Geballert wird in Hafenvierteln, auf stillgelegten Schiffen, in alten Fabriken, Black-Ops-Einrichtungen, Restaurants, Wäldern, auf dem Meer und sogar in Tschernobyl.
In der Action dominieren Shootouts. Dabei gehen unsere Helden sehr glaubwürdig im Spezialeinheitenmodus vor. Rennen einander nicht gegenseitig in die Feuerlinie. Decken sich, feuern kontrolliert und gehen immer überlegt vor. Ihre Gegner verhalten sich dagegen teils sehr tölpelhaft. So geraten die Actionszenen häufiger zum Tontaubenschießen. Allerdings zum dynamisch geschnittenen, souverän bebilderten und von CGI-Ausfällen verschont bleibenden Tontaubenschießen. Die direkten physischen Konfrontationen sind eher kurzer Natur. Deutlich ragt dabei eine topp choreografierte One-Shot-Sequenz von Actionfloh Alin Sumarwata alias Novin heraus.
Die neuen Darsteller in “Strike Back: Retribution”
Alin Sumarwata ist definitiv eine der Entdeckungen der Serie. Ihr nimmt man die taffe Soldatin in jeder Szene ab. Und sexy anzuschauen ist sie obendrein. Weshalb die Serie freilich auch die eine oder andere Gelegenheit nutzt und ihren Körper nackig ins rechte Licht rückt. Dahingehend war „Strike Back“ noch nie ein Kind von Traurigkeit. Dementsprechend springt natürlich auch Roxanne McKee („The Legend of Hercules“) alias Natalie Reynolds aus den Klamotten. Wobei man ihr ihre Nacktszene mehr abnimmt als die Actionseite ihrer Figur. McKee wirkt immer ein wenig zu perfekt und modelhaft für ihre Rolle.
Wer nun #metoo-Gesänge anstimmen will: Die Kerle der sechsten Staffel müssen freilich genauso blank ziehen. Gleichberechtigung wohin man schaut. Wie bereits erwähnt, funktionieren Daniel MacPherson („The Osiris Child“) als Wyatt und Warren Brown („Byzantium“) als Mac nicht so gut wie ihre Vorgänger. Die Chemie zwischen beiden wirkt ein wenig bemüht. Viele Sprüche zwischen beiden funktionieren meist nicht. Dementsprechend beschränkt sich die Serie auch bald darauf, beide nur in Action zu präsentieren und sie hinter die starken Frauenfiguren zurückzustellen.
Die Darsteller in den Nebenrollen agieren ordentlich. Leider fehlt ein richtig charismatischer Bösewicht, zumal Katherine Kelly als ziellos wirkende Jane Lowry einfach nicht so wirklich zündet. Richtig gut funktioniert derweil die Optik von „Strike Back: Retribution“. Dabei sorgen schon die vielen unterschiedlichen Schauplätze für irre viel Flair. Zumal häufig direkt vor Ort gefilmt wurde. Dabei lässt die Serie sogar den Ostblock endlich mal richtig gut aussehen und nicht im stumpfen Grau absaufen! Vor allem die Szenen in Kroatien machen richtig Bock auf Urlaub.
“Strike Back: Retribution” – Neustart durchaus geglückt
„Strike Back: Retribution“ gelingt insgesamt eine ganz ordentliche Staffelstab-Übergabe. Mit viel Tempo und dem gewohnten Overload an Action versucht man über die personellen Neuerungen hinweg zu rasen. Dabei geraten die neuen Figuren und ihre Interaktionen ebenso ein wenig unter die Räder wie die letztlich etwas ziellos erzählt wirkende Story.
Dafür knallt die Action in ihrer Stunt- und Effektarbeit nach wie vor auf höchstem Niveau. Der Bodycount über die gesamte Season hinweg dürfte locker bei 200-300 Mann liegen. Immer wieder gehen Autos in druckvollen Explosionen in die Luft, was umstehende Personen durch die Gegend fliegen lässt. Diverse Härten lassen den Actionfan anerkennend mit dem Kopf nicken und das taktische Vorgehen der Hauptfiguren weiß absolut zu begeistern. Einzig, man würde sich mehr Intensität in den direkten physischen Konfrontationen wünschen. Hier hält die neue Crew noch sichtlich hinter dem Berg.
Ansonsten bleibt nur zu konstatieren, dass „Strike Back: Retribution“ mit seinem Gebräu aus Verschwörungs- und Terroristenplot, amtlich blauen Bohnen sowie ordentlich Titten und Ärschen nach wie vor Spaß macht.
In Großbritannien erschien die Serie auf DVD von dem Label 2entertain. Auf dem PAY-TV Sender FOX lief die Staffel bereits mehrfach in deutscher Fassung. Dabei meist mit einer Freigabe ab 16. Nur eine Folge kassierte eine Freigabe ab 18. In Deutschland legt Warner Home / HBO nun nach. Ab dem 7. März 2019 kann “Strike Back Staffel 6” auf DVD und Blu-ray erworben werden. Freigegeben ab 18 kommen die Datenträger unter dem Titel “Strike Back: New Team. Same Attitude.”
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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