Originaltitel: Superfly __Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Director X.__ Produktion: Joel Silver u.a.__Darsteller: Trevor Jackson, Jason Mitchell, Michael Kenneth Williams, Lex Scott Davis, Jennifer Morrison, Andrea Londo, Allen Maldonado, Adriyan Rae, Terayle Hill, Omar Chaparro u.a. |
1972 beschloss Ron O’Neal unter der Regie von Gordon Parks Jr. die Unterweltgeschäfte als Zuhälter und Drogendealer an den Nagel zu hängen. Das Ergebnis hieß „Super Fly“, bot Blaxploitation pur und wurde 2018 mit einem Remake bedacht. Selbiges firmiert nun unter dem Titel „Superfly“ und wurde sowohl von Produktionstitan Joel Silver („The Nice Guys“) als auch von Rapper Future finanziert, der ebenfalls alle Songs zum Film produzierte. Für das Ergebnis war sogar ein internationaler Kinostart vorgesehen. Doch als „Superfly“ an den US-Kinokassen sang- und klanglos absoff, begrub man die Kinoauswertung außerhalb Amerikas und schickte den Film weitgehend DTV.
Dieser erzählt von Youngblood Priest. Eine eher kleine Nummer im organisierten Verbrechen. Ein paar Huren hier, ein wenig Koks da. Der Vorteil dieser Situation: Priest kann immer unter dem Radar bleiben. Für seine Geschäfte interessiert sich niemand. Eines Abends jedoch kommt es vor seinem Club zu einem Zwischenfall.
In dessen Verlauf wird eine Kugel auf Priest abgefeuert. Der kann zwar ausweichen, doch eine unschuldige Clubbesucherin hat weniger Glück. Für Priest ist spätestens jetzt klar: Die Verbrecherkarriere muss ein Ende finden. Bevor er selbiger den Stecker ziehen will, plant er noch ein letztes, ein großes Ding. Bei dem er sogar ehemalige Weggefährten und Freunde abziehen will. Gleichzeitig gerät er mehr und mehr ins Visier der aufstrebenden Gang „Snow Patrol“.
Schaut in den Actionthriller von Joel Silver hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=MQIvV800Atk
Der Misserfolg von „Superfly“ dürfte niemandem, der den Film gesehen hat, irgendwelche Rätsel aufgeben. Die Geschichte wird uninspiriert und gelangweilt abgespult. Jedwedes Klischee, das euch zu Filmen um einen Gangster, der aussteigen will, in den Sinn kommt, wird bedient. Bis zum Erbrechen. Dabei schafft es das Drehbuch nicht zu einer Sekunde, so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen. Immer wieder geht der Blick zur Uhr. Immer wieder stöhnt man auf, weil der mit 111 Minuten viel zu lange Film noch ewig so weitergehen soll.
Dazu gesellt sich ein absolut unglaubwürdiger Held. Priest ist mehr Lackaffe als Gangster. Zumindest zieht der Film ein wenig verzweifelten Humor daraus, dass er sich selbst über die reichlich exaltierte Optik von Trevor Jackson in der Rolle des Priest lustig macht. Irgendwann gehen einem die Sprüche um den Zustand seiner pomadigen Frisur und seiner Skinny Jeans aber auch gewaltig auf den Zünder. Jackson selbst kann man gar nicht mal den riesigen Vorwurf machen. Er müht sich sichtlich. Aber seine Figur taugt einfach nichts. Man erfährt zu wenig über sie. Sie wirkt zu weich für einen Gangster. So ist einem Priests Schicksal und sein Rumgehampel bald reichlich Wumpe.
Doch auch das restliche Figureninterieur von „Superfly“ funktioniert nicht. Klischees auf zwei Beinen wäre noch das Netteste was mir einfiele. Die korrupten Cops. Der Verräter in den eigenen Reihen. Der väterliche Mentor. Die Huren mit Herz. Öde. Und die Fieswichter haben nur ein einziges cooles Gimmick. Entsprechend des Gangnamens – Snow Patrol – ist von der Kleidung über die Waffen bis zu den Autos alles weiß. Das schaut stylisch aus, aber bedrohlicher macht das die Pfeifenköpfe auch nicht.
Dazu gesellen sich ganz viele Szenen, die frappierend an peinliche Rap-Videos erinnern. Highlight ist ganz sicher eine Szene in einem Nachtclub. In dieser tanzen, nein twerken, zig halbnackte Girls auf einer Bühne, während die geilen Motherfucker-Supergangstas auf einer Empore darüber stehen, Geldstapel in der offenen Hand balancieren und mit der anderen Hand Scheine von dem Stapel auf die Nackedeis am Boden regnen lassen. Eine Szenerie, die der Regisseur, nennen wir ihn Director X., minutenlang zelebriert. Ohne sie ironisch abzufedern. Ein weiteres Highlight ist eine minutenlange, vollkommen unsexy Duschszene von Priest und zwei nett ausschauenden Ladys. Die ist peinlichst choreographiert, aber macht zumindest eines klar: Ein Mann wie Priest, dem reicht nicht nur eine Frau. Ganz klar. Fremdscham Deluxe ist die Folge.
Zumindest, und das muss man Director X. lassen, schauen selbst die Fremdscham-Momente ganz nett aus. Denn Style hat „Superfly“ definitiv. Alles ist auf Hochglanz getrimmt. Zwar ist der Look ab und an zu digital, im Großen und Ganzen kann man sich über die Optik des Filmes aber nicht beklagen. Der Soundtrack von Future ist hingegen Geschmackssache. Manche Songs haben wirklich Bumms und passen gut zu den gebotenen Szenerien. Manche Songs der omnipräsenten Filmmusik sind aber einfach nur nervig.
Bei der grundlegenden Story und dem Namen Joel Silver würde vermutlich jeder Zuschauer darauf wetten, auch ein paar ordentliche Actionszenen auf die Netzhaut gebrannt zu bekommen. Leider hält sich „Superfly“ dahingehend sehr bedeckt. Die Actionszenen sind allesamt sehr kurz. Dafür gefällt, dass sie durchgehend handgemachte Effekte bieten. Und platzende Bloodpacks bei ausschließlich weiß gekleideten Lumpen nehmen Actionfans immer gerne mit. Aber es fehlt, von der Explosion einer Luxuskarosse nach einer Verfolgungsjagd abgesehen, an spektakulären Szenen. Zudem werden Priests super Martial-Arts-Fähigkeiten immer nur angeteasert und nie ausgespielt. Das Gleiche gilt für den Einsatz von großkalibrigen Wummen.
Es ist nicht viel super an “Superfly”
Am Ende ist „Superfly“ eine einzige Enttäuschung. Die öde Story hat man schon zigfach besser gesehen. Die Helden funktionieren genauso wenig wie die Bösewichter und die Darsteller wirken durch die Bank überfordert. Zudem ist „Superfly“ viel zu lang und öfters auch -weilig. Die Auflösung wäre gern clever, passt sich aber ans Tieffliegerniveau des Restes an. Und zu allem Überfluss schafft es die Joel-Silver-Produktion auch nicht, mit amtlich Action von den zig Unzulänglichkeiten abzulenken. So bleiben auf der Habenseite nur eine Menge unfreiwilliger Humor und eine zumindest ansehnliche Optik.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Sony Pictures und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Sony Pictures Home Entertainment__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |