Sylvester Stallone ist jemand, der auf der ganzen Welt Bekanntheit genießt – und das in erster Linie als Action-Darsteller, der mitunter auch Regie führt, Drehbücher schreibt und/oder als Produzent tätig ist. Während er im Laufe seiner Karriere bislang dreimal für einen “Oscar” nominiert war, gewann er 2016 indes einen “Golden Globe” für seine Nebenrolle in Ryan Coogler´s “Creed“, in welchem er das bis dato siebte Mal seine (neben John J. Rambo) wohl ikonischste Filmfigur verkörperte, die ihm zudem einst seinen “Durchbruch” bescherte – nämlich Robert ‘Rocky’ Balboa…
Was viele über ihn, der am 06. Juli 1946 als Michael Sylvester Gardenzio Stallone in New York City geboren wurde, jedoch nicht wissen, ist dass ‘Sly’ gern zeitgenössische Kunst sammelt sowie selbst bereits seit den 1960ern ein leidenschaftlicher Maler ist. Lange war er sich darüber im Unklaren, ob die Öffentlichkeit überhaupt etwas mit seinen Werken anfangen können würde – schließlich sei die Malerei für ihn eine ungemein private Sache – bis er 2008 bei einem Besuch der Galerie Gmurzynska in Zürich mit dem Galeristen Mathias Rastorfer ins Gespräch kam, der ihm im Zuge dessen zumindest einige der Zweifel daran nehmen konnte…
Nach einer “Sneak Preview” acht seiner Arbeiten bei der 2009er “Art Basel” in Miami Beach kam es im Februar und März 2011 dann zu seiner ersten größeren Ausstellung in der Galerie Gmurzynska, St. Moritz – bevor zwei weitere folgten: 2013 im Russischen Museum in St. Petersburg sowie 2015 im Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain in Nizza. Und welche “Stadt von Welt” sollte die nächste werden? Ausgerechnet Hagen in Nordrhein-Westfalen, wo das traditionsreiche Osthaus Museum allen Interessierten vom 04. Dezember 2021 bis zum 20. Februar 2022 nun eine Retrospektive zu seinem 75. Geburtstag präsentiert…
“Sylvester Stallone. Best of Life.” heißt die Ausstellung mit 53 zum Teil noch nie gezeigten Gemälden aus den Jahren 1966 bis 2020, welche es im vierten Stock eben jenes städtischen Museums für moderne Kunst aktuell gerade zu besichtigen gibt. Zur Eröffnung war Stallone am 03. Dezember höchstpersönlich angereist – siehe dazu den weiter unten eingebetteten Clip mit seiner Rede – ich selbst habe sie mir zusammen mit meiner Freundin 14 Tage später angesehen; wobei die reguläre Erwachsenen-Karte sieben Euro kostet und darin auch der Zugang zu den anderen Etagen bzw. Schauflächen mit enthalten ist…
Seine ersten Zeichnungen fertige Stallone daheim auf Wäscherei-Pappschachteln an – seine frühen Werke signierte er eingangs noch mit ‘Mike Stallone’. Das Bild “Finding Rocky” malte er schon vorm Verfassen des betreffenden Drehbuchs: Die in die Farbe geritzte Gestalt (samt Häuser und Boxen-bezogenen Zeitungsschnipseln im Hintergrund) half ihm beim Konzeptualisieren der berühmten Figur. Inspiration fand er u.a. im Schaffen Jean-Michel Basquiats, Francis Bacons, Kasimir Malevichs und Andy Warhols (für welchen er Anfang der ’80er übrigens für eine Reihe von Portrait-Fotos posierte)…
Stallone´s Bilder sind meist farbkräftig, abstrakt, illustrativ und experimentell – häufig aber auch düster vom “Ton” her; etwa da er auf diesem Wege verschiedene Schicksalsschläge (wie den Tod seines Managers oder gescheiterte Liaisons) verarbeitete. Einflüsse der klassischen Stilrichtungen Surrealismus und Expressionismus sind evident. Ab und an hat er sein eigenes Antlitz in die unterschiedlich großen Gemälde mit eingebunden – so z.B. bei “Civil Impact” ein mit einer Schablone per Spray-Paint integriertes “Graffiti-Motiv” seines Kopfes, welches mit zum Promo-Material seines 2008er “Rambo”-Sequels gehörte…
Stallone beschreibt die Malerei als eine durchaus “therapeutische”, nicht selten spontan entstehende, überaus persönliche und “pure” Form der Kunst, u.a. weil sie keiner vorgegebenen Struktur unterliegt: Durch sie macht man sich sozusagen “nackig”, denn sie offeriert dem Betrachter einen Blick auf das Innen- bzw. Seelenleben des Schöpfers. Anders als bei der Entstehung eines Films ist man dabei auf sich allein gestellt, hat er mal gesagt – auch deswegen schätzt er diese “kreative Ausdrucksform” derart sehr…
Wer also Interesse an der Ausstellung des rüstigen Action-Veteranen im nordrhein-westfälischen Hagen hat, dem bleibt noch bis zum 20. Februar 2022 Zeit…
Internet-Auftritt Osthaus Museum Hagen
httpv://www.youtube.com/watch?v=qjEkRY0X9_I
Fotos geschossen von: Stefan Seidl |