Originaltitel: Sympathy for the Devil__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Yuval Adler__Darsteller: Nicolas Cage, Joel Kinnaman, Alexis Zollicoffer, Cameron Lee Price, Oliver McCullum, Rich Hopkins, Nancy Good, Kaiwi Lyman u.a. |
Die Steuerschulden von Nicolas Cage sind mittlerweile angeblich abbezahlt, gelegentlich reüssiert er auch mal wieder in einem etwas größeren Kinofilm wie „Renfield“, aber inzwischen ist der Star schon eher im Independent- und B-Movie-Bereich verankert. Doch seine Projekte scheint er mittlerweile mit mehr Bedacht zu wählen als zu seiner Direct-to-Video-Hochzeit, wie auch „Sympathy for the Devil“ beweist.
Die Credits versuchen sich an Abstraktion, weisen die Figuren eher über ihre Funktion als über Namen aus (wie etwa auch „The Driver“ von Walter Hill oder jüngst „The Princess“). Wobei der Mann, der im Abspann nur als „The Driver“ geführt wird, einen Namen hat: David Chamberlain (Joel Kinnaman). Der setzt seinen kleinen Sohn bei der Großmutter ab und eilt ins Krankenhaus, wo seine Ehefrau kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes steht. Doch David ist, so soll es zumindest seine Betitelung im Abspann suggerieren, ein Jedermann.
Dieser Jedermann gerät jedoch in eine Ausnahmesituation, als sich ein Fremder (Nicolas Cage) in der Tiefgarage des Krankenhauses auf seinen Rücksitz setzt und ihn mit einer Pistole bedroht. „The Passenger“, wie der Abspann ihn nennt, fordert David auf loszufahren. Ein genaues Ziel nennt er nicht, nur die nächsten Stationen. Ebenso nebulös bleibt der Grund für das Ganze, nach dem der Entführte immer wieder fragt. Sein Fahrgast sieht diabolisch aus, mit seinen rot gefärbten Haaren, seiner extravaganten roten Jacke und dem irren Grinsen.
Doch der Fremde sieht nicht nur teuflisch aus, sondern er tut auch teuflische Dinge, wie David bald feststellen muss. Irgendwie will er sich seinem Kidnapper entziehen und zu seiner Frau gelangen, doch der Fahrgast ist anscheinend auf alles vorbereitet…
Schaut euch den Trailer zu „Sympathy for the Devil“ an
Der kleine B-Thriller von Yuval Adler („The Secres We Keep“), nach einem Script von Drehbuch-Debütant Luke Paradise, hat unübersehbare Vorbilder, die jedoch verschiedene Richtungen andeuten, in welche das Ganze gehen könnte. Da ist der Kontrast zwischen David und seinem diabolischen Gegenpart, der eine übernatürliche Option der Marke „Angel Heart“ anteasert. An „Hitcher“ gemahnt der Gedanke, dass David einen Psychopathen im Auto hat, der einfach nur aus purer Lust Gräueltaten verübt. Die überdeutliche Inspiration ist natürlich „Collateral“, in dem er Schurke ein berechnender Profikiller war. Der namenlose Fahrgast hier vereint Facetten aller dieser Fieslingskonzepte, erinnert bisweilen sogar an D-FENS in „Falling Down“, wenn er seine Aggressionen gegen die kleinen Demütigen im Alltag, etwa während einer Polizeikontrolle, richtet.
Dementsprechend ist Nicolas Cage („The Old Way“) dann auch die klare Hauptattraktion des Films, wenn er den Mann mit der Pistole als gleichzeitig berechnend und durchgeknallt anlegt. Auf vermeintlich jede Aktion Davids hat der Mann eine Antwort, dreht jedoch immer gerne frei. So schnauzt er den Mann am Steuer beispielsweise an, dass dieser zu viel reden würde, als David seine Tiraden kurz für einen Minisatz unterbricht. Das Drehbuch, das den Entführer rätselhaft anlegt, spielt ihm in die Hände: Unterschwellig kommuniziert Cage, dass er mehr über sein Opfer weiß, dass die Entführung vielleicht doch kein Zufall war, ohne jedoch mehr zu enthüllen. Joel Kinnaman („The Suicide Squad“) hat als Biedermann den undankbareren Part, den er sauber absolviert, wobei er vor allem in der Schlussphase glänzen kann.
Tatsächlich dreht „Sympathy for the Devil“ im Schlussakt ordentlich auf, nicht nur was die Schauwerte (darunter ein Katz-und-Maus-Spiel vor einer Feuersbrunst) angeht, sondern auch inhaltlich. Nach und nach verdichten sich kleine Details, ehe ein Twist kommt, den man zumindest in dieser Form nicht unbedingt erwartet. Manches rüttelt zwar ein wenig an der generellen Logik des Films, insgesamt zeugt der Schlussakt aber vom Einfallsreichtum trotz all der deutlich zuwinkenden Vorbilder. Noch dazu ist „Sympathy for the Devil“ sauber inszeniert, liefert stimmige Nacht-und-Neon-Bilder, wenn sich die Handlung in und um die Glitzer-Glücksspiel-Metropole Las Vegas abspielt.
Was Adlers Film dann den Aufstieg zu höheren B-Weihen verwehrt, sind seine leichten Tempoprobleme und seine Konventionalität. Die Hilfesuch- und Ausbruchsversuche des Fahrers kennt man aus Dutzenden von Vorbildern und wurden dort schon mal pfiffiger umgesetzt, der Tod mancher Randfigur ist erahnbar. Etwa wenn ein großkotziger Verkehrsbulle das ungleiche Gespann nach einer Geschwindigkeitsübertretung stoppt und auf Teufel kaum raus Führerschein und Papiere sehen will. Auch die Diner-Szene ist sicherlich ein Herzstück des Films und lässt Cage ordentlich Raum zum performen, ist aber auch etwas zu lang und etwas zu statisch geraten, nachdem sich der vorige Film fast nur im fahrenden Auto abspielte.
Doch ein nettes B-Picture ist Yuval Adler gelungen, der vor allem auf einen herrlich entfesselten Nicolas Cage bauen kann, der eine Schau für sich ist. Kein Wunder, dass der Star auch zu den Produzenten des Films gehört, genau wie B-Regisseur Allan Ungar („Gridlocked“, „Bandit“). Auch der knallige Schlussakt und die Optik von „Sympathy for the Devil“ wissen zu gefallen, was für einen eher konventionellen Mittelteil und einige Tempoprobleme entschädigt. „Collateral“ meets „Hitcher“ mit einem grandios aufgelegten Nicolas Cage.
„Sympathy for the Devil“ war auf dem Fantasy Filmfest zu sehen. Die deutschen Rechte hat sich DCM gesichert. Ein DVD- und Blu-Ray-Release ist über LEONINE für den 24. November 2023 geplant. Der Film ist ungeschnitten ab 16 freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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