Originaltitel: Tarzan and the Lost City__Herstellungsland: Australien, Deutschland, USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Carl Schenkel__Darsteller: Casper Van Dien, Jane March, Steven Waddington, Winston Ntshona, Rapulana Seiphemo, Ian Roberts, Sean Taylor, Gys De Villiers, Russel Savadier u.a. |
Tarzan alias John Clayton, Lord of Greystoke, hat die Jahre im Dschungel hinter sich gelassen. Er ist ohne große Probleme in die zivilisierte Welt hineingewachsen und inzwischen anerkannter Teil der adligen Gesellschaftsschicht. Mehr noch, die Hochzeit mit seiner geliebten Jane steht unmittelbar bevor.
Plötzlich wird er jedoch von einer Vision übermannt. Er sieht, wie Weiße ein afrikanisches Dorf auslöschen und er spürt, dass von diesen Männern noch weitaus mehr Gefahr ausgeht. Kurzentschlossen lässt er seine Verlobte eine Woche vor der Hochzeit sitzen und reist gen Zentralafrika. Hier muss er erfahren, dass ein Wissenschaftler namens Ravens ein Medaillon gefunden hat, das ihm den Weg in die verlorene Stadt Opar weisen kann. Ein Ort voller Symbolkraft für den afrikanischen Kontinent… und voller Schätze. Tarzan muss unbedingt verhindern, dass Ravens mit seiner Schar Wilderer und Elfenbeindiebe den heiligen Ort entweiht…
Verkompliziert wird die Lage, als Tarzans Verlobte Jane am Ort des Geschehens auftaucht und Ravens unversehens ein Auge auf sie wirft. Als er sie auch noch entführt, ist Tarzan nur noch entschlossener, den Halunken zu stellen.
httpv://www.youtube.com/watch?v=kBSj77k_jxg
„Tarzan und die verlorene Stadt“ schließt unmittelbar an die allseits bekannte Geschichte von Edgar Rice Burroughs an. Tarzan hat den Dschungel für seine Jane längst verlassen und wird Teil der Zivilisation. Dass er irgendwann in den Dschungel zurückkehrt, war schon immer im Erzählkosmos der Figur verankert. Allerdings geschah dies in den geschriebenen Abenteuern eher aus dem Antrieb, dass der Naturmensch die Zivilisation verachtete. In „Tarzan und die verlorene Stadt“ spielt dieser Aspekt keine Rolle. Hier wirkt Tarzan mehr wie der Held eines Serials, welches seine Hauptfigur in immer neue Abenteuer stürzt.
Und das funktioniert in „Tarzan und die verlorene Stadt“ sehr anständig. Die Grundprämisse wird flott installiert, Tarzan eilt ebenso schnell zurück gen Afrika und hier geht es dann Schlag auf Schlag. Tarzan kehrt zu den Orten seiner Jugend zurück, trifft in flottem Tempo alte Freunde wieder und auch erste Konfrontationen mit Ravens bleiben nicht aus. Das Tempo nimmt noch einmal zu, als Jane auftaucht, nur um hernach im Mittelteil komplett einzubrechen. Denn nun widmet sich der Film in einer beinahe eigenständigen Episode den Versuchen Tarzans, seiner Jane den Dschungel und das Leben darin nahe zu bringen. Hier purzeln dann diverse Klischees und laviert die wunderschöne Jane March etwas zu angestrengt und unglaubwürdig zwischen ungläubigem Staunen und nervendem Gekreische.
Doch zum Glück darf sich Jane im Verlaufe des Filmes wieder fangen. Als selbstbewusstes Revolvergirlie killt sie letzten Endes sogar mehr Bäddies als Tarzan! Der eilt nach der etwas zu langen Dschungel-Kennlern-Phase wortwörtlich gen Showdown und beschert dem Film einen knackigen Abgang. Hier geht die Schlagzahl noch einmal deutlich nach oben, rotiert der Bodycount dank eines Maschinengewehrs (unblutig) munter vor sich hin und wird der Film auch deutlich fantastischer. Was sich leider auch in etwas suboptimalen CGIs äußert. Matschige Matte Paintings und ein paar eher billig wirkende Morphing-Effekte trüben den bisher wertigen Eindruck des Filmes. Denn bis zum Showdown präsentiert sich „Tarzan und die verlorene Stadt“ als erfrischend altmodischer Abenteuerfilm, der toll ausgestattet daherkommt, die südafrikanischen Drehorte in langen Einstellungen zelebriert und abgesehen von den Menschenaffen (etwas bescheiden wirkende Man in a Suit Effekte.) rundweg auf echte Tiere und gelungene Tierdressuren setzt.
So richtig zum Affen machen darf sich Casper Van Dien („The Pact“), zumindest wenn er mit ernster Miene mit den Affen und Tieren „kommuniziert“. Da merkt man schon, dass der Mime seine Rolle etwas zu ernst nahm. Fernab derartiger Szenen macht er vor allem physisch eine tolle Figur und überzeugt auch beim Lianenhangeln. So richtig charismatisch kommt er allerdings nie rüber. Weshalb ihn Regisseur Carl Schenkel, der einige Jahre vorher bereits mit einem Tarzan Darsteller in „Knight Moves“ (Christopher Lambert) gearbeitet hatte, auch zumeist in Action zeigt. Tarzans Jane wird von der mal wirklich hübschen Jane March gegeben. Die Mimin, der ich persönlich aufgrund des großartigen Filmes „Der Liebhaber“ verfallen bin, die danach aber leider kein Glück mehr bei ihrer Rollenwahl hatte (siehe die Bruce Willis Piepmatzshow „Color of Night“), entwickelt mit Van Dien eine erstaunlich stimmige Chemie und mausert sich im Laufe des Filmes vom bloßen Eyecandy zur schlagkräftigen Frau Tarzan! In den weiteren Rollen fällt eigentlich nur Steven Waddington („The Crime“) als fieser Ravens auf. Der Mime entwirft dabei einen ziemlich gelungenen Bösewicht, den man auch wirklich ernst nehmen kann und der nicht durch etwaige dumme Aktionen unterminiert wird.
Der zu einem großen Teil mit deutschen Geldern finanzierte „Tarzan und die verlorene Stadt“ sammelte bei seinem Erscheinen 1998 überwiegend negative Kritiken. Dank einiger schwacher Special Effects, der alles andere als innovativen Story und dem hölzernen Acting Casper Van Diens sind diese durchaus nachvollziehbar. Aber aus heutiger Sicht, wo derartige Filme leider keine Rolle mehr spielen und wohl ausschließlich in Studios vor Greenscreens und mit Hilfe massiver Rechenpower entstehen und locker das vier- oder fünffache kosten würden, mutet der Film schlicht und ergreifend angenehm charmant und altmodisch an. Klar, etwas spritziger hätte der Film schon sein dürfen (auch in Humor-Angelegenheiten), doch als unterhaltsamer Abenteuerfilm funktioniert der toll bebilderte, aber leider mit einem öden Score versehene „Tarzan und die verlorene Stadt“ allemal.
Koch Media hat dem Film unlängst eine Neuveröffentlichung auf DVD gegönnt. Diese entlarvt die CGIs leider noch ein wenig offensichtlicher, ist in Bild und Tonqualität aber durchaus gelungen.
In diesem Sinne:
freeman
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