Originaltitel: The Survivor__Herstellungsland: Puerto Rico, USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Nick Davis__Darsteller: Xavier Declie, Richard Moll, Lisa Robin Kelly, Stewart Finlay-McLennan, Pat Asanti, Richard Herd, Carlos Cestero, Ernesto Concepción Jr., Lawrence Duffy, Jasper Schellekens u.a. |
Angestellter: Hey, Chef. Wir haben hier ne Lizenz für den Film „The Survivor“ erworben. Da spielt der Typ mit, der in „Terminal Force“ den Bösewicht gegeben hat. Er heißt hier auch Kyla, quatscht denselben Dünnpfiff und hat fast die gleichen Klamotten an. Zudem spielt die Handlung immer mal im Weltraum. Und der Regisseur von „Terminal Force 2“ hat das Drehbuch zu „Terminal Force“ geschrieben! Und offiziell, so munkelt man, sollte der Film tatsächlich die Fortsetzung von „Terminal Force“ darstellen.
Chef: Hm, dann lass uns den Quatsch doch einfach wieder seiner Urbestimmung zuführen und ihn in „Terminal Force II“ umbenennen. „The Survivor“ versteht doch eh keiner…
Angestellter: Ok, aber es sei zumindest erwähnt, dass die Handlungen jetzt wirklich gar nichts miteinander gemein haben!
Chef: Wen juckts? So schlagen wenigstens die zu, die „Terminal Force“ gut fanden! Wer auch immer das gewesen sein soll…
Ja, wer auch immer das gewesen sein soll. Gut fand ich „Terminal Force“ nicht, aber bekloppt unterhaltsam. Ergo konnte ich um die bei ihrem Release 1998 eilig in „The Survivor“ umbenannte „Fortsetzung“ nicht wirklich einen Bogen machen. Antesten kann man ja mal. Leider ist man immer erst hinterher schlauer…
httpv://www.youtube.com/watch?v=5YwVcxZgrh8
Irgendwann in der Zukunft flüchtet sich die Menschheit ins All und treibt dort in Raumschiffen von Welt zu Welt. Die Erde selbst hat man zur Strafkolonie umgewandelt und schickt alle fiesen Lumpen auf deren Oberfläche, in der Hoffnung, dass sie sich dort gegenseitig zerfleischen. Eines Tages stürzt das Raumschiff des Präsidenten auf die Erde ab. Er muss erkennen, dass hier eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft entstanden ist: Die einen leben wie Indios vor sich hin. Die anderen Strolche machen auf „Mad Max“. Wirklich gut verstehen wollen sich die Gruppierungen nicht.
Das ist aber auch egal. Viel wichtiger ist, dass der Präsident den „Mad Maxern“ in die Hände fällt und deren Anführer Kyla mit ihm ein Hühnchen zu rupfen hat. Kyla ist nämlich der verstoßene Sohn des Präsidenten! Da trifft es sich gut, dass der Präsident mit seinem Enkel, Kylas Sohn, unterwegs ist. Das macht das ganze noch prickelnder. Oder auch nicht. Um die Spannung zu heben, hat Kyla auch noch eine Atombombe am Wickel. Sowas bringt doch immer Stimmung in die Bude. Die Kumpel des Präsidenten finden derweil Unterstützung in dem Einzelkämpfer Tarkin, der der Einfachheit halber eh jeden umkickt, der ihm zu nahe kommt… Der große Showdown darf anrollen.
Das wünscht man sich bei „Terminal Force 2 – The Survivor“ schon sehr früh, denn es will einfach nichts passieren. Stattdessen wird beständig gelabert. Und gelabert. Und gelabert. Dabei ist die Grundsituation schnell etabliert, die Parteien sind flott den jeweiligen Seiten zugeordnet und eigentlich stehen alle Weichen auf „Ready, Steady, Go!“ Aber es passiert nichts. Man ist irgendwann sogar dankbar, wenn beinahe verstohlen ein paar Indios umgenietet werden, weil der Film dann endlich mal aus seiner Lethargie erwacht. Doch gleich danach kaut einem Kyla-Darsteller Richard Moll („Terminal Force“) wieder ein Ohr ab und jegliches erwachtes Interesse verabschiedet sich wieder in den Winterschlaf.
Action, Tempo oder gar Spannung kommen so nicht auf. Zumal auch der Held, Tarkin, einfach eine riesige Lusche ist. Gesegnet mit dem Charisma eines Goldhamsters schaut er mit großen Augen in die Kamera und man hockt als Zuschauer auf dem Sofa und brüllt: „Mach was, Junge!“ Dabei hätte das Drehbuch gerne einen zweiten Snake Plissken installiert. Das spürt man schon. Es kann aber auch sein, dass dieses Gefühl nur vom Kribbeln meiner eingeschlafenen Füße herrührte.
Actiontechnisch sticht eigentlich nur ein von Koichi Sakamoto („Attack of the Yakuza“) choreografierter Fight zwischen Tarkin und drei Finsterlingen in einer Art Arena hervor. Sollte Sakamoto bei der restlichen Action auch die Hände im Spiel gehabt haben, merkt man davon leider gar nichts. Die ist durchweg saft- und kraftlos geraten und wenn sie etwas interessanter zu werden droht (das Finale zwischen den Indios und den „Mad Max“-Typen), wird abgeblendet!
Das Schlussbild ist dann an Zynismus nicht mehr zu überbieten und sicherlich im Vollsuff zusammengezimmert wurden. Die Lehre, die man daraus nur ziehen kann: Auch in der Zukunft ist Undank der Welten Lohn. Anders ist das nicht zu erklären. Sehr gut erklären kann man hingegen das Scheitern von „Terminal Force 2“. Der ist schlichtweg eine lahmarschige Gurke mit einem ebenso lahmarschigen Held und noch lahmarschigerer Action. Die Musik lässt einem die Ohren bluten, die Darsteller sind durch die Bank eine mittlere Katastrophe und nicht einmal die wenigen lustig gemeinten Szenen funktionieren. Dazu noch ein nervendes Balg und schon hat man eigentlich alles, was einen miesen Trashfilm ausmacht. Zumindest in einer Sparte gefällt „Terminal Force 2“: Der Drehort Puerto Rico liefert ein paar schöne Settings im dampfenden Dschungel. Leider wird das 4:3 Bildformat und die Düsteroptik des Streifens dieser Schönheit nicht gerecht.
„Terminal Force 2“ erschien im Juni 2015 gemeinsam mit dem „ersten Teil“ von Eurovideo und der MIG Filmgroup, ungeschnitten und ab 18 freigegeben. Technisch gesehen erinnert die Optik der DVD an eine VHS Kopie…
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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