Originaltitel: The Banker__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: William Webb__Darsteller: Robert Forster, Shanna Reed, Duncan Regehr, Jeff Conaway, Leif Garrett, Richard Roundtree, Michael Fairman, Juan García, Deborah Richter u.a. |
Der gemeine Banker ist ein Menschenschlag, der nicht erst seit diversen Finanzkrisen ein Imageproblem hat. Auch in Filmen kommt er meist schlecht weg und war mit seiner Gier immer mal wieder Handlungsauslöser oder Katalysator für manchen Rachefeldzug. Der Banker im hier besprochenen 80s-Thriller „The Banker“ gibt sich gar nicht erst Mühe, irgendwie für eine Imagekorrektur zu sorgen. Ganz im Gegenteil.
Banker Spaulding Osbourne hat ein riesiges Vermögen angehäuft. Wirklich glücklich macht ihn der Reichtum allerdings nicht. Er muss töten, um zu spüren, dass er lebt. Als Opfer hat er sich Prostituierte ausgesucht, die er entweder vögelt und dann killt oder erst jagt und dann erlegt. Die Tatorte versieht er mit Symbolen, die ursprünglich von einem indigenen Volk Südamerikas für dessen Jagdrituale genutzt werden.
Die Umstände der Morde rufen zwei Menschen auf den Plan: Zum einen Dan, einen abgerissenen, knallharten Los-Angeles-Cop. Und zum anderen Reporterin Sharon, die Ex von Dan. Letztere möchte mit der Berichterstattung über die Morde die Karriereleiter hochfallen und steht infolgedessen ihrem Ex und dessen Ermittlungen immer mal wieder im Wege. Zudem fühlt sich Osbourne von den Beiträgen Sharons geschmeichelt und versucht, ihr näher zu kommen. Eine höchst gefährliche Gemengelage.
Schaut in den Thriller hinein
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„The Banker“ macht von Minute eins an keinen Hehl daraus, was er ist und auch sein möchte: Exploitation pur. Infolgedessen wird direkt nach Filmbeginn eine Frau splitternackt gemacht und von einem Typ ordentlich begattet. Am Ende des Aktes knallt der Typ die Nackte mit einer Laser-Armbrust ab und schmiert mit ihrem Blut ein seltsames Symbol an die Wand. Szenenwechsel zu Cop Dan. Der nächtigte im Baumhaus seiner Tochter und hat für seine aktuelle Frau keinerlei Augen. Und damit zur Einführung von Sharon: Die latscht frank und frei von einem Wettbewerb für Sandburgen zu einem Tatort und macht hier, wonach ihr der Sinn steht.
Alles schön drüber, alles schön überzogen und auch tempomäßig echt gut getaktet. Zudem darf der Killer noch einige Male zuschlagen und dabei seinen Modus Operandi immer mal wieder verändern. Die Ermittlungen jedoch wirken wenig überzeugend. Freund Zufall hilft Dan ebenso oft, wie Sharon, die als Ermittlerin erfolgreicher wirkt als der Cop. Das ist für einen Film, der nicht per se als Whodunit aufgezogen ist, sondern darauf fokussiert, wie der Gute den Bösen trotz dessen Macht überrumpeln kann, nicht sehr förderlich.
Zudem scheint „The Banker“ ungefähr auf Filmmitte mehr Interesse daran zu haben, Dan und Sharon wieder zusammenzuführen, als den Film zu einem runden Ende zu führen. Infolgedessen verliert „The Banker“ an Drive und Spannung. Auch weil interessante Aspekte, etwa dass der Killer sich durch Sharons Beiträge geschmeichelt fühlt, etwas zu stiefmütterlich behandelt werden. In Richtung Showdown fängt sich der Thriller wieder, wirkt ausgerechnet im Finale aber leider ein wenig gebremst.
Man hätte sich einen erhöhten Actionanteil gewünscht. Stattdessen entwickelt der Showdown wenig Zug und wirkt beinahe zahm. Langweilig oder gar zäh wird das Treiben dennoch nie. „The Banker“ mag nicht ideal erzählt sein, aber er macht durchweg Laune – auch und vor allem wegen diversen Grobheiten im Erzählrhythmus.
Schade ist, dass der Film in Sachen Action durchweg sehr verhalten agiert. Es gibt eine Zufuß-Verfolgungsjagd, etwas statisches Geballer und eben die Jagdszenen um den Banker, die aber wenig kinetisch daherkommen und meist den Jäger zeigen, wie er seine Opfer belauert. Woraus sich die hohe Freigabe speist, ist nie so wirklich klar. Vermutlich wird es eher eine geschmäcklerische Andeutung von Sex mit Minderjährigen sein als die gezeigte Gewalt.
Als Cop Dan macht Robert Forster („Peacemaker“) eine gute Figur. Zwar legt er seine Figur relativ eindimensional an, doch die grantelige Art seines Polizisten passt gut auf den Streifen. Als Sharon agiert eine solide Shanna Reed mit geiler 80s-Kaltwelle. Den eiskalten Killer reißt Duncan Regehr („Der letzte Samurai“) sauber runter und gefällt sowohl als aalglatter Geschäftsmann als auch als schwitzig durchtrainierter Killer. Ein wenig fieser hätte seine Figur allerdings schon sein dürfen. In einer Nebenrolle als Chef von Dan ist „Shaft“ Richard Roundtree („Fist of Justice“) am Start, hat aber zu wenig Screentime, um irgendeinen Impact auf den Film zu entwickeln. Und Cyborg-Schnuckel Deborah Richter darf in „The Banker“ als rührend naive und niedliche Nutte durch den Film stöckeln – in schreckliche 80s-Fummel gehüllt.
Schräge Fummel, Schulterpolster und wilde Frauenfrisuren sowie Vokuhilas bestimmen die Optik des ansonsten sehr düster daherkommenden Thrillers, der gefühlt die meiste Zeit in den Nachtstunden spielt. Das Treiben des Killers wird solide und ohne großen Fehl und Tadel bebildert. Ein Hit sind die immer mal wieder aufspielenden 80s-Rocknummern, die zwar allesamt unbekannt sind, aber einfach gut reingehen.
„The Banker“ ist in Sachen Exploitation eine sichere Bank
Was am Ende bleibt, ist ein in allen Belangen relativ grob aufgestellter Exploitation-Film. Wenig feinsinnig beherrschen demzufolge derbe Dialoge (inklusive einem wortwörtlich übersetztem Motherfucker!), amtlich nackte Hupen und Gewalt die Szenerie. Auch die Handlung haut immer direkt aufs Maul. Dementsprechend sind die Ermittlungen der Polizisten eher mit der groben Nadel gestrickt und nietet der fiese Banker irgendwann einfach alles um, was ihm vor die Armbrust läuft. Das läuft nicht immer rund und vergisst irgendwann massiv, die Spannung anzuheizen, schlecht unterhalten wird man von „The Banker“ aber nie.
Das neue Label Retro Gold 63 hat sich des Exploitation-Streifens angenommen und veröffentlichte ihn am 24. September ungeschnitten erstmals auf DVD. An Extras gibt es nur den amerikanischen Trailer, dafür wartet der Datenträger mit einem richtig guten Bildmaster auf. Das hätte man bei einem eher unbekannten Film wie diesem nicht erwartet. Der Film kann direkt im Shop des neuen Labels erworben werden.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Retro Gold 63__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |