Originaltitel: The Battle: Roar to Victory__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Won Sin-yeon__Darsteller: Yoo Hae-jin, Ryu Jun-yeol, Jo Woo-jin, Kazuki Kitamura, Hiroyuki Ikeuchi, Park Ji-hwan, Choi Yoo-hwa, Seong Yoo-bin u.a. |
1905 wurde Korea japanisches Protektorat und 1910 gliederten die Japaner das Land als Kolonie in ihr Kaiserreich ein. Natürlich blieb da koreanischer Widerstand nicht lange aus. Und so lernen wir zu Beginn von “The Battle: Roar to Victory” eine kleine Widerstandstruppe unter der Führung des schwertschwingenden Hwang Hae-chul kennen. Der ist im Jahre 1920 mit seinen Mannen in China unterwegs, um der von hier aus tätigen provisorischen Regierung Koreas Geld und Waffen zukommen zu lassen.
Dabei begegnet er einem alten Weggefährten, der sich auf einer Selbstmordmission befindet. Denn er muss es irgendwie schaffen, ein Elite-Bataillon der Japaner in die Berge von Bongo-dong zu locken. Hier haben die Widerstandskämpfer all ihre Truppen zu einer konzertierten Aktion zusammengezogen und wollen den Japanern ihre Grenzen aufzeigen. Ehrensache, dass Hwang und seine Mannen bei dieser Mission behilflich sind. Und es braucht deren Bauernschläue, um den Plan in die Realität umzusetzen.
Schaut in den koreanischen Historienfilm hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=CLzxsIWwVgg
Zu Beginn von „The Battle: Roar to Victory“ wähnt man sich in einem südkoreanischen „Inglourious Basterds“ Wiedergänger. Ein bunter Sauhaufen von Widerstandskämpfern, der nicht nur die Menschen, die zufällig seinen Weg kreuzen, an eine Gruppe Banditen erinnert, zieht hier Sprüche klopfend und furzend durchs Unterholz. Begegnet er Japanern, schlägt sich brutale, comicesk überzogene Gewalt Bahn. Doch mit der vermehrten Zelebrierung japanischer Grausamkeiten verändert sich der Ton im Film.
Obschon unsere Helden in absurden Momenten immer noch eine Stange Wasser in die Gegend stellen, während sie ihre Taktiken beratschlagen, wird alsbald verzweifelter um die Freiheit des Landes gekämpft. Es wird zunehmend heldenhafter gestorben und Pathos bricht sich Bahn. Dadurch gerät der Film zunehmend vorhersehbarer, bleibt aber unbestritten sehr unterhaltsam. Einziges Problem: Man ist nie wirklich involviert.
Die Helden bleiben dem Zuschauer zu fremd. Man erfährt eigentlich gar nichts über sie, ihre Geschichte und ihre Motivation. Dass man ihnen die Daumen hält, liegt eigentlich nur daran, dass einem die wilden Kerle durch die Bank durchaus sympathisch erscheinen und dass die Japaner schon brutal überzeichnete Abziehbilder von elenden Saukerlen sind. Hier schwingt „The Battle: Roar to Victory“ wahrlich nicht die feine Klinge. Bei der Überzeichnung werden wirklich alle Regler auf Anschlag gedreht. Hitlerfrisur und heftigstes Overacting inklusive. Letzteres steht teils im extremen Gegensatz zu den präsentierten Grausamkeiten der Invasoren. Im Grunde darf nur ein Japaner nett sein, doch selbst der verschwindet irgendwann einfach aus dem Film.
Hier und da hätten vermutlich auch ein paar Informationen mehr zu den geschichtlichen Hintergründen geholfen, besser in die Story hineinzufinden. Warum unsere Helden beispielsweise größtenteils in China unterwegs sind, obschon sie Korea befreien wollen, wird zumindest in der deutschen Fassung nicht wirklich angerissen/erklärt.
Actiontechnisch brennt in dem Film durchgehend die Hütte. „The Battle: Roar to Victory“ reiht blutige Eskalation an blutige Eskalation und hetzt von Schlachtenszenario zu Schlachtenszenario. Damit diese nicht zu repetitiv geraten, kommen immer mal wieder andere Waffenklassen zum Einsatz. Mal wird sich mit Bajonetten beharkt, mal wird ausschließlich geballert, mal kommen Kanonen zum Einsatz und mal Maschinengewehre. Und wenn der Anführer der Widerständler mit Breitschwert quasi im Alleingang eine Einheit Japaner killt, kommt der Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr raus.
Dabei gibt es diverse brutale Spitzen. Bloodpacks platzen, Köpfe rollen, Extremitäten werden abgehakt oder weggesprengt, sogar Hoden werden abgerissen. Nebenbei schraubt sich der Bodycount in immer höhere Sphären. Das ist alles sehr sauber und extrem kinetisch inszeniert, kommt ohne CGIs aus und setzt immer mal wieder auf hübsche Drohnenbilder, die sowohl die vielfältigen, teils atemberaubenden Naturpanoramen zelebrieren als auch dabei helfen, die verschiedenen Kampfschauplätze genauer zu verorten. Ein schöner Score sorgt an genau den richtigen Szenen für zusätzlichen Druck und bejammert gekonnt den einen oder anderen Heldentod.
„The Battle: Roar to Victory“ ist technisch perfekt, reißt aber nicht mit
Es wäre interessant gewesen, zu sehen, wie „The Battle: Roar to Victory“ ausgesehen hätte, wenn er sein anfängliches Konzept aus seltsamen Humormomenten und grotesk überzogenen Gewaltmomenten beibehalten hätte. Also tatsächlich ein „Inglourious Basterds“ des historischen Koreas geworden wäre.
Aufgrund seines Umschwenkens auf eher ausgetretene Patriotismus-Pfade verschenkt der Film allerdings einiges an Potential. Andererseits bebildert er natürlich ein Ereignis, das ein gewaltiges Momentum für den Widerstandskampf der Koreaner gegen die Japaner aufbaute. Vermutlich verbat sich auch deshalb ein durchgängig flapsiger Ton.
Die perfekt inszenierte Daueraction, die mit feinen Choreographien des Chaos’ aufwartet, wetzt wie die stark aufspielenden Hauptdarsteller zwar die eine oder andere Scharte aus, kann aber nicht verhindern, dass der Film alsbald in höchst vorhersehbaren Bahnen verläuft und die Dämonisierung der Japaner total drüber ist. Zumindest wird das wilde Treiben niemals langweilig.
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 27. März 2020 von Splendid Film. Vorab erschien der Film in einem hübschen Mediabook und kommt hier mit dem Bonusfilm „The Suspect“ vom gleichen Regisseur. Beide Filme sind ab 16 freigegeben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |