Originaltitel: The Beekeeper__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: David Ayer__Drehbuch: Kurt Wimmer__Darsteller: Jason Statham, Emmy Raver-Lampman, Bobby Naderi, Josh Hutcherson, Jeremy Irons, David Witts, Michael Epp, Taylor James, Phylicia Rashad, Jemma Redgrave, Minnie Driver, Don Gilet, Sophia Feliciano, Enzo Cilenti, Megan Le u.a. |
Nachdem David Ayer zuletzt mit dem Gangsterfilm „The Tax Collector“ in vielen Ländern, darunter Deutschland, nicht im Kino reüssieren konnte, kommt sein „The Beekeeper“ wieder in die Lichtspielhäuser, als Vehikel für Actionstar Jason Statham.
Selbiger spielt hier Adam Clay, der sich als Bienenzüchter auf dem Gelände der alten Dame Eloise Parker (Phylicia Rashad) betätigt. Schon diese Tätigkeit etabliert Adam als totalen Profi, der die Tierchen mit größter Akkuratesse umsorgt, und als Beschützer, der ein Nest Hornissen auslöscht, damit diese den Bienen nicht gefährlich werden. Dass Adam diese Eigenschaften früher als US-Geheimagent anwandte, dürfte angesichts des typischen Statham-Rollenprofils kaum überraschen, gibt der Actionstar doch regelmäßig den halbseidenen Vollprofi, der härter draufhaut, zielsicherer schießt und schneller fährt als alle anderen.
Adams Beschützerinstinkte werden geweckt, als Eloise Opfer eines Phishing-Scams wird, bei der die Betrüger nicht nur ihre Kohle, sondern auch 2 Millionen Dollar vom Konto einer Stiftung klauen, die sie verwaltet. In ihrer Verzweiflung begeht die Seniorin Selbstmord, was ihre Tochter, die FBI-Agentin Verona (Emma Raver-Lampman), auf den Plan ruft. Vor allem aber Adam, für den Eloise die einzige Person war, die sich ihm gegenüber warmherzig zeigte. Ein Problem für die Schurken, denn Adam arbeitete früher für die Geheimorganisation der Beekeepers, die ihm noch einen Gefallen schuldet und die Urheber des Scams finden kann, während Ermittler wie das FBI daran verzweifeln.
Also stapft Adam los und fackelt in Eigenregie das verantwortliche Callcenter der Scammer ab, wobei er auch ein paar tote Wachleute in Kauf nimmt. Damit tritt er jedoch ins Hornissennest, denn Hintermann Derek Danforth (Josh Hutcherson) setzt Killer auf ihn an und ist bis in die höchsten Kreise vernetzt…
Schaut euch den Trailer zu „The Beekeeper“ an
„The Beekeeper“ fügt der bekannten Formel für Statham-Solovehikel wenig hinzu, kann aber vor allem in der ersten Hälfte auf ein großes Schadenfreudepotential bauen. Denn der kantige Adam setzt sein Vorhaben nicht nur ohne mit der Wimper zu zucken um, sondern hält auch nicht damit hinterm Berg, wenn er Sicherheitsleuten und Twentysomething-Hackern gegenüber ankündigt, dass er ihren Laden gleich niederbrennen werde, dabei zwei Benzinkanister in der Hand. Vor allem lebt der Film von seinen Schurken, die allesamt irgendwelche Laffen sind, die glauben, dass sie durch Cybertricksereien, Anwälte, Sicherheitspersonal und angeheuerte Killer unantastbar seien, in der Konfrontation mit Adam aber schmerzhaft vom Gegenteil überzeugt werden. Und weil es alles so verkommene Subjekte sind, die arme Leute auf hinterhältigste Weise um ihr Erspartes betrügen und auch noch stolz darauf sind, ist es natürlich umso vergnüglicher, wenn Adam sie mit einem Telefonhörer verprügelt, ihnen Tackernadeln in die Haut treibt oder ihre Finger mit einer Säge absäbelt.
Eigentlich könnte „The Beekeeper“ in dieser vergnüglichen Tour weitergehen, doch das Drehbuch von Kurt Wimmer („Kinder des Zorns“) will noch mehr und ist sich dabei für keinen Hirnfurz zu schade. So ist Dereks Geschäftspartner Wallace Westwyld (Jeremy Irons) ehemaliger CIA-Chef – und das sind nicht die einzigen Kontakte, die der Film den Schurken andichtet, weshalb Adam bald auch CIA-Black-Ops-Spezialisten, Secret-Service-Agenten und Elitesöldner verprügelt – ebenso wie das FBI, wenn es ihn von seiner Mission abhalten will. Verona und ihr Partner Matt Wiley (Bobby Naderi) ermitteln nämlich in einem putzig-nutzlosen Subplot sowohl gegen die Cyberkriminellen als auch gegen Adam, dürfen immer kurz betonen, wie wichtig doch Gesetze und Rechtsstaatlichkeit sind, während Adam (und der Film) natürlich etwas ganz anderes propagieren. Dass die Beekeeper eine Geheimorganisation sind, die das US-Volk unabhängig von Geheimdiensten und Präsidenten beschützen, kommt noch als Absurdität hinzu – alles reichlich dämlich und unnötig für einen Film, in dem sich der Held quasi von einer Managementebene zur nächsten hochkämpft, aber wohl eine Anbiederung an das „John Wick“-Erfolgsmodell der Geheimbund-Parallelgesellschaften.
Dementsprechend engagierte man mit Jeremy Marinas den „John Wick 4“-Kampfchoreographen als Second-Unit-Regisseur und Fight Choreographer, dem jedoch leider deutlich weniger einfiel als bei dem Keanu-Reeves-Sequel. Adam erledigt seine Gegner gelegentlich in Feuergefechten, meistens in Nahkämpfen, die zwar alle ganz ansehnlich gemacht sind, aber jedoch in Sachen Moves und Variantenreichtum weniger draufhaben als beispielsweise „The Transporter“. So bleiben am ehesten die Momente in Erinnerung, wenn Adam seine Gegner in die Falle lockt (Stichwort Aufzug), zumal es dem Helden an ebenbürtigen Kontrahenten mangelt. Lediglich ein bulliger, ganzkörpertätowierter Söldnerchef mit Prothesen liefert ihm einen würdigen Final Fight, der Rest bleibt (manchmal zu) einfach erledigte Prügelmasse. Besonders enttäuschend ist die reichlich trashige Einlage, in der Adams Beekeeper-Nachfolgerin den Garaus machen will: Die sieht aus wie eine zugedröhnte Raver-Schickse, hat eine Minigun auf ihrem Truck und muss nach lächerlich kurzer Konfrontation die Segel streichen, obwohl Darstellerin Megan Le nicht nur als Schauspielerin („Daughter“), sondern auch als Stuntfrau („Ant-Man and the Wasp: Quantumania“) Erfahrung hat. So bleibt die Action meist kaum mehr als Soll-Erfüllung, die ihren Reiz eher daraus wer da verprügelt wird als wie derjenige verprügelt wird.
Oberstes Ziel ist natürlich Derek, den Josh Hutcherson („Five Nights at Freddy’s“) als geckenhaften New-Age-Vollspacko mit Koksnase gibt, dass es eine Gaudi ist. Ähnlich sieht es mit David Witts („Accidentally in Love“) als Mittle-Management-Schleimi aus, der allerdings plotbedingt weitaus weniger Screentime hat. Immerhin: Wie er und seine Kollegen in Büros zwischen Start-Up-Office, Vegas-Spielhalle und Tech-Support-Callcenter residieren und Leute abzocken, das ist eine Schau, welche die Wut auf die Übelwichte noch steigert. Phylicia Rashad („Creed III“) hat eine bessere Cameo-Rolle, Jeremy Irons („The Flash“) geht es als Eigentlich-doch-nicht-Schurke kaum besser, auch wenn er Hutcherson immerhin ein paar herrlich kaltschnäuzige Sprüche an den Kopf werfen darf. Emmy Raver-Lampman („Blacklight“) und Bobby Naderi („Bright“) mühen sich nach Kräften, können aber kaum verhehlen wie nutzlos ihre Figuren für den Film sind. Der gehört dann doch in erster Linie Jason Statham („The Expendables 4“), der seine Paraderolle gewohnt cool und staubtrocken abzieht.
So hätte „The Beekeeper“ als straighte Selbstjustizgeschichte durchaus Potential, denn gerade in der ersten Hälfte wohnt man mit Freude bei, wenn Adam die herrlich hassenswerten Callcenter-Lackaffen abfertigt. Dummerweise versteigt sich Wimmers Drehbuch im weiteren Verlauf zu immer hirnrissigeren Volten, während der Action leider selten wirklich erinnernswerte Dinge einfallen, sodass nur gut gemachtes Standard-Hauen-und-Stechen bleibt. Die Chance auf ein Statham-Vehikel von Qualitäten eines „Cash Truck“ oder eines „Homefront“ vertut „The Beekeeper“ dann, obwohl er mehr richtig macht als mancher anderer David-Ayer-Fehlschlag der letzten zehn Jahre.
Leonine hat „The Beekeeper“ am 11. Januar 2024 in die deutschen Kinos gebracht, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Leonine__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 11.1.2024 in den deutschen Kinos |