Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

the Big Ugly

Originaltitel: the Big Ugly__ Herstellungsland: USA_ Erscheinungsjahr: 2020__ Regie: Scott Wiper__ Darsteller: Vinnie Jones, Ron Perlman, Malcolm McDowell, Nicholas Braun, Leven Rambin, Brandon Sklenar, Lenora Crichlow, Bruce McGill, Dan Buran, Stephen Marcus, David Myers Gregory, Elyse Levesque, Joelle Carter, Leilani Berrett, Nathan Neorr, …
the Big Ugly

Das US-Postermotiv von “the Big Ugly”.

httpv://www.youtube.com/watch?v=RZol7I7FLcA

God. Land. Oil.
It is often said, war is waged over just these three. Yet if war is for the land, that land usually has something to do with god or oil.
I didn’t come here to West Virginia for God.

Normalerweise, wenn einem ein Film mit Vinnie Jones “über den Weg läuft” – insbesondere, wenn er darin mehr als bloß eine Nebenrolle spielt – sollte jedem “Qualitätsschätzenden” die Empfehlung (bzw. ggf. die Song-Textzeile) “Run, don´t walk away!” in den Sinn kommen – schließlich ist jener einstige britische Fußball-Profi dafür bekannt, hauptsächlich in mäßigen bis richtig miesen Produktionen mitzuwirken; von wenigen Ausnahmen (á la “Lock, Stock and two smoking Barrels”, “Snatch” oder “the Midnight Meat Train”) mal abgesehen. Mir unabhängig dieser “warnenden Stimme im Kopf” den hier nun zur Rezension vorliegenden dramatischen Revenge-Streifen “the Big Ugly” (2020) nichtsdestotrotz anzuschauen, hatte ich mich übrigens primär auf der Grundlage seines unerwartet ansprechenden Trailers entschieden – und obgleich auch diese sechste Regie-Arbeit Scott Wipers (“A better Way to Die”) letzten Endes nicht über “solide B-Movie-Kost” hinausgekommen ist, kann ich jedoch vermelden, es keineswegs bereut zu haben, in diesem Fall meinem “Bauchgefühl” nachgegangen zu sein…

Eines Tages reist der Londoner Crime-Boss Harris (Malcolm McDowell) nach West Virginia, um sich dort mit 25 Millionen Dollar an einem Ölbohr-Projekt seines (ebenso in “kriminelle Aktivitäten” verstrickten) langjährigen Kumpels Preston (Ron Perlman) zu beteiligen. Harris’ “Entourage” besteht aus einer jungen Escort-Dame (Elyse Levesque), seinem Business-Konsultanten James (Stephen Marcus), seinem “Enforcerer” Neelyn (Jones) sowie dessen Freundin Fiona (Lenora Crichlow). Der Deal wird besiegelt und ausgelassen in einer örtlichen Bar “begossen”. Nachdem sich Neelyn dabei kräftig betrinkt, in eine Prügelei gerät sowie (etwas später) im Hotelzimmer relativ zügig einschläft, geht Fiona noch einmal zum Rauchen raus – wo sie Preston´s charmantem Sohn Junior (Brandon Sklenar) begegnet und sich von ihm zu einem Drink überreden lässt, aus dem im Laufe der Nacht “einige mehr” werden. Als Neelyn dann am nächsten Morgen erwacht, ist Fiona nirgends aufzufinden. Sofort begibt er sich auf die Suche nach ihr, während Harris vorerst ohne ihn zurückfliegt – allerdings dauert es im Folgenden nicht lange, bis er ihre Leiche an einem abgelegenen Fluss-Abschnitt entdeckt…

Ja, bei “the Big Ugly” haben wir es mit einer klassischen Rache-Story zutun – welche an sich jedoch (im Gegensatz zu zig ähnlichen, häufig gewichtiger auf “Krawall” ausgerichteten Flicks) überraschend “gesprächig” sowie stärkeren Wert auf seine Drama-Elemente legend daherkommt. Mag durchaus sein, dass sich so mancher “Genre-Fan” genau daran stören wird – mir indes gefiel exakt das (gerade in Kombination mit speziellen Charakter-Zeichnungen) mit am besten an diesem von Wiper ebenfalls verfassten Werk. In Addition dazu mochte ich den “Klang” gewisser Aussagen und Dialoge (u.a. über Loyalität, Prinzipien und Erfahrungen), welche zusätzlich ergiebig zum mitunter heraufbeschworenen “von bestimmten Taten und Gegebenheiten überdrüssigen Ton” verschiedener Inhalte und Passagen beitragen. Versteht mich nicht falsch: Das Skript ist weder sonderlich originell, “tiefschürfend” noch arm an Klischees – worüber hinaus die eine oder andere Satzzeile schon ein Stück weit “gestelzt” und/oder “pseudo-philosophisch” anmutet – hebt sich in dieser Hinsicht aber dennoch erfreulich (bspw.) von Wiper´s Vorlagen zu “the Condemned” oder “the Marine 3: Homefront” ab…

Good men do bad things. Bad men do good things. (…) On the spectrum, on the far end of where we operate, bad men know the difference between dark shades of grey and pitch black. They see it, smell it and they feel it. And Junior – he’s pitch black. After all the shit I’ve done in my life: If I can’t stop a beast like him, then what’s my purpose?

Beginnen wir einfach mal bei Preston: Einem einflussreichen, die betreffende Gegend (meist mit einem großen Cowboy-Hut auf dem Kopf) knallhart kontrollierenden “Baddie”, mit dem man sich besser nicht “anlegen” sollte – der zugleich jedoch über eine Reihe löblich-fester Grundsätze verfügt, nach denen er handelt. Losgelöst dessen, dass er nach Öl bohrt, respektiert er das Land und die Leute: Fracking kommt für ihn nicht in Frage – die oft in relativ ärmlichen Verhältnissen lebenden Einheimischen versorgt er mit Jobs und Essen. Bei seinem ersten Auftritt weist er prompt einige “Rednecks” zurecht, die an ihrem Pick-up eine Flagge der Konföderierten – welche damals ja den US-Bürgerkrieg verloren hatten – zur Schau stellen: “You want to fly a flag? Go win something. Riding around with this just says ‘Hey, I’m a fucking loser’.” Seinen “renitenten” Sohn liebt und beschützt er – allem Ärger, den jener ihm (und anderen) bereitet, zum Trotz. Zwar nicht übermäßig “einschüchternd”, ist er wohl allerdings charismatisch – was nicht unwesentlich der prima aufgelegten Darbietung Ron Perlmans (“In the Name of the King: A Dungeon Siege Tale“) zu verdanken ist…

Verkörpert wird Junior von Brandon Sklenar (“Midway“), der die wohl wertigste Performance in “the Big Ugly” abliefert. Er schaut gut aus (hält sich für “Gottes Geschenk an die Frauen”), ist tough (Neelyn unterliegt ihm im Faustkampf) und glaubt, mit allem davonzukommen (u.a. da Preston sein Daddy ist). Dass er sich in letzterem Punkt irrt, wird ihm im Verlauf “natürlich” vor Augen geführt. Sklenar meistert die unterschiedlichen, gelegentlich schnell wechselnden “Stimmungen” und “Gesichter” Juniors vorzüglich. Zu gefallen weiß zudem Bruce McGill (“Run all Night“) als Preston´s “Fixer” Milt: Ein mit Vernunft gesegneter, seinem Boss jedoch bedingungslos getreuer Mann. In einer Szene erläutert er Neelyn: “I work for him with absolute loyalty. If you go after his boy, I’ve got to put you down. Right or wrong – it’s just what I’ve got to do.” Derweil beherrscht Malcolm McDowell (“Cat People“) Rollen wie die des “alternden Gangsters” Harris “aus dem Effeff” – und so macht er seine Sache hier rundum “routiniert-ordentlich”; wobei eine Zusammenkunft mit Preston (im finalen Drittel) von seiner Seite her da positiv heraussticht…

Der Part des “Durchsetzers” Neelyn ist einer der besten in der Karriere von Vinnie Jones, den man für gewöhnlich ja vorrangig in “Bargain-Basement-Ware” á la “Toxin“, “Checkmate” oder “Puncture Wounds” antrifft. Klar: Er ist ein gestandener Schläger und Killer – doch ist er auch derart “in die Jahre gekommen”, dass er sich bei einem Fight mit einem jüngeren Kontrahenten schon mal einen Stein schnappen muss, um die Oberhand zurück zu erlangen. Fiona gegenüber zeigt er echte Gefühle – das “Weiche hinter der Fassade” sozusagen. Nach ihrer Ermordung treiben ihn Trauer, Wut sowie der Drang nach Sühne an. Das ist nachvollziehbar – lässt ihn aber keineswegs unbedingt sympathischer erscheinen (eingangs richtet er bspw. auf Anordnung von Harris einen mit ihm befreundeten Herrn aus ihrem “engeren Kreis” hin, nur weil jener sich gegen den Deal mit Preston ausgesprochen hatte). Jones überzeugt – und das unabhängig dessen, dass seine Figur nicht wirklich “vielschichtig” gestrickt wurde und dass es ihm an einer ausgeprägteren “emotionalen Bandbreite” mangelt (was man per Voiceover offenbar etwas “auszugleichen” versucht hat). Wie eh und je, ist seine “physische Präsenz” jedoch unbestritten “kraftvoll”…

“How’re you feeling? Do you feel it?”
“You always feel it.”
“Does it feel better?”
“Killing never makes it feel better. It’s the booze that makes it feel better.”

“the Big Ugly” wartet mit mehreren Backstorys und Subplots auf, von denen der sich um den Vorarbeiter Will (ein guter Nicholas Braun aus “the Perks of being a Wallflower”) rankende der dominanteste ist: Zusätzlich zu seiner Position in der Firma wird er von Preston dafür bezahlt, auf Junior “aufzupassen” – was sich entsprechend schwierig gestaltet; zumal er ein zurückhaltender, Konfrontationen möglichst meidender Typ ist. Diese Konstellation spitzt sich zu, als Junior die Barkeeperin Kara (solide spielend und hübsch: Levin Rambin aus “the Hunger Games“) zunehmend heftiger “anzubaggern” beginnt – welche aber wiederum mit Will ein heimliches Paar bildet. Die “Chemie” zwischen ihnen passt und die “Entwicklung” ist nachvollziehbar – allerdings verliert der Film durch diesen Bereich der Geschichte ein wenig an “Fokus”. Während Rambin und Lenora Crichlow (“Fast Girls”) an sich anständig agieren, hat das Skript keiner seiner Damen jedoch allzu “Reichhaltiges” zu bieten gehabt – wie auch im Falle von Joelle Carter (TV´s “Justified”) als Tomi, welche Neelyn auf Anhieb den Truck sowie die alte Kleidung ihres toten Dads schenkt, damit er nach Fiona suchen kann…

Cinematographer Jeremy Osbern (“Roo”) hat die Landschaften und Geschehnisse optisch nett eingefangen – wobei aber in Kentucky anstatt in West Virginia gedreht wurde – diverse Szenen haben einen schicken Look – z.B. eine im Gefängnis, u.a. dank der gewählten Ausleuchtung – und einige Vintage-Pop-Rock-Tracks (á la “Kiss you all over” und “Long cool Woman in a black Dress”) ergänzen den Score Alex Heffes (“Miss Bala“) annehmbar. Action-technisch werden dem Zuschauer einzelne Prügeleien und Shootouts geboten – ja sogar eine kleinere Explosion – doch kann ich an dieser Stelle bloß noch einmal betonen, dass “the Big Ugly” alles in allem stärker auf seine Drama-Anteile als auf “Genre-Fun” setzt. Als Will Junior seine Liebe zu Kara in einem düsteren Büro offenbart, sind das wahrhaft spannend-intensive Momente. Gern hätte ich weitere solcher Art (und Atmosphäre) in dem Streifen gesehen, dem eine beseeltere Vorlage und eine leichte Straffung zu wünschen gewesen wäre. Kompetent realisiert sowie unterhaltsam anzuschauen ist er dennoch. Gewidmet wurde er übrigens Tanya Jones – der 2019 an Krebs verstorbenen Ehefrau Vinnies…

“the Big Ugly” ist inzwischen auch hierzulande auf DVD und BluRay erhältlich…

Stefan Seidlthe Big Ugly

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the Big Ugly

Copyright der “the Big Ugly” Postermotive und der Pics: 4G Vision / ACE Ent. / Vertical Entertainment, Lionsgate (US)__ Infos zur amerikanischen VÖ:__ Rated R__ DVD/BluRay: ja/ja

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