Originaltitel: Aftermath__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Patrick Lussier__Darsteller: Dichen Lachman, Dylan Sprouse, Mason Gooding, Kevin Chapman, Megan Stott, Heidi Garza, Will Lyman, Bhanu Gopal, Tanner Zagarino, Mark Dancewicz u.a. |

„Stirb Langsam“ auf einer Brücke: „The Bridge“.
Zuletzt bedienten sich gleich mehrere Filme des Schauplatzes einer Brücke. Der südkoreanische „Project Silence“ entfesselte auf einer Brücke blutrünstige Hunde und eine gefährliche Giftgaswolke. „Armor“ präsentierte Sylvester Stallone, der auf einer Brücke einen Geldtransporter überfiel. Und „Drive Angry“-Regisseur Patrick Lussier macht in „Aftermath“ ebenfalls Action auf einer Brücke. In Deutschland bekam der Streifen deshalb auch den griffigeren Titel „The Bridge“.
Der ehemalige Ranger Eric ist mit seiner jüngeren Schwester auf dem Weg ins Kino. Als sie mit ihrem Wagen auf die Bostoner Tobin Memorial Bridge rollen, detonieren zwei gewaltige Sprengsätze und reißen riesige Löcher in das Bauwerk. Zudem werden sämtliche Zugänge zu der Brücke versperrt und bewaffnete Lumpen übernehmen die Kontrolle. Im Handstreich sind alle Personen in ihren Autos als Geiseln genommen.
Allerdings gelingt es Eric, sich von seinen Fesseln zu befreien. Ab sofort versucht er, die Verbrecher tatkräftig auszuschalten. Doch die erweisen sich als äußerst wehrhaft, sind sie doch Mitglieder der militärischen Spezialeinheit Redcon 13. Ziel ihrer aktuellen Mission: Sie wollen eine Whistleblowerin ausschalten, die belastende Beweise gegen den Anführer von Redcon 13 hat, gegen ihn aussagen soll und sich ebenfalls auf der Brücke befindet.
Schaut in den Actionfilm hinein
„Stirb Langsam“-Rip-Off auf einer Brücke
Patrick Lussier („Play Dead“) entwirft gemeinsam mit Drehbuchautor Nathan Graham Davis ein hübsches „Stirb Langsam“-Szenario. Dieses macht vor allem in seinen ersten knapp 45 Minuten einfach nur Tempo. Dynamische Kamerafahrten und -flüge, gewitzte Szenenübergänge, eine flotte Montage und ein ultra treibender Score erzeugen ein irres Gefühl von Vorwärtsdrang. „The Bridge“ wirkt beinahe atemlos. Nebenbei wird die Storyprämisse zackig und ohne Vertun angeschoben. Die Figuren erhalten den nötigsten Background und immer mal wieder wird Action gemacht.
Mittels des hohen Tempos werden auch einige Problemherde überrollt. So nervt Erics Schwester stande pede – und es wird im Verlauf des Filmes sogar immer schlimmer. Auch die Flashbacks in Erics Army-Vergangenheit bremsen den Furor und wirken extrem störend. Obendrein ist das ganze Bedrohungsszenario nicht zwingend logisch. Es macht eigentlich nur Sinn vor dem Hintergrund der Ziele der Angreifer, ansonsten ist es schon arg hirnverbrannt und keine Zierde für die Intelligenz desjenigen, der den Plan entwickelt hat.

Dylan Spouse als kampfstarker Ranger Eric.
Dazu gesellen sich immer mal wieder optische Ausrutscher, die arg nach Playstation, aber gewiss nicht nach Film aussehen. Doch all das stört zumindest in der ersten Filmhälfte noch nicht so sehr. Auch weitere Logikfragen, etwa wie die Bausubstanz der Brücke die verheerenden Detonationen so gut wegstecken konnte, dass sie nie einzustürzen droht, fallen recht lange unter den Tisch.
Leider verliert „The Bridge“ ab der Filmmitte allerdings gewaltig an Schwung. Gut auszumachen am heftig nachlassenden Score, der bis dahin nahezu jede Filmminute dominierte. Plötzlich können eigentlich versteckt operierende Figuren mitten im Geiselszenario in aller Ruhe streiten, schreien und labern. Auch die Bösewichte dürfen sich den Mund fusselig reden. Es passiert auch kaum noch etwas. Und trotz des beengten Schauplatzes laufen sich Geiselnehmer und Held kaum noch über den Weg.

Der Oberlump – so will es das Klischee – bedroht freilich auch mal Erics Schwester.
Die Spannung weicht bis kurz vor den knalligen Showdown genauso wie das Tempo aus dem Film. Viele der kurz zuvor genannten Problemherde schlagen nun deutlicher durch und stören mehr. Und manche Actioneinlage verschreckt einen nachhaltig. So eine absolut seltsame Einlage um einen Motorradstunt, der seltsame Rückprojektionseinlagen mit physischen Stunts und CGI kombiniert und im Ergebnis echt – sorry – scheiße aussieht. Auch Schnittbilder von der Brücke im Gesamten sehen reichlich bescheiden aus. Ein irgendwann vom Himmel geholter Hubschrauber sowie ein unter der Brücke fahrendes Schnellboot sehen nie real aus.
Hier wird das niedrige Budget von „The Bridge“ offenkundig. Und die etwas zu großen Ambitionen von Lussier. Man fragt sich beständig, warum er nicht ausschließlich auf Mano-a-Mano-Duelle auf der Brücke fokussierte. Denn die funktionieren durchweg ganz ordentlich und kommen eben ohne teure Tricks aus. Hier gibt es auch clevere Momente, etwa wenn Eric einem Typ die Waffe in die Achselhöhle rammt, den Arm runterklappt und dann trocken abdrückt. Das macht den Gegner zu Opfer und Schalldämpfer in Personalunion. Auch sonst räumt Eric ordentlich auf, setzt blutige Kopfschüsse und wirkt niemals übersouverän.

Dichen Lachman spielt die Whistleblowerin.
Gegeben wird er von Dylan Sprouse („Piggy Banks“). Der wirkt zwar irgendwie seltsam jung, macht aber einen soliden Job und überzeugt auch in der Action. Der Obermotz der Lumpen wird von Mason Gooding („Scream 5“) gegeben. Der overacted zwar ganz schön und kommt auch wie ein ziemlicher Jungspund rüber, macht aber insgesamt als Schurke durchaus Laune. Seine Henchmen bleiben hingegen arg gesichtslos. Und was sie so speziell macht, erkennt man auch kaum, da sie doch recht leicht abgeräumt werden. Als Whistleblowerin ist zudem Dichen Lachman („Altered Carbon“) dabei, der man mehr Screentime gegönnt hätte.
In technischer Hinsicht setzt Lussier auf einen kräftigen Komplementärfarbenlook, der „The Bridge“ einen amtlichen Comiccharakter einimpft. Die dynamischen Kamerafahrten und Drohnenaufnahmen machen Laune. Spaßbremsen sind die zahlreichen CGI-Bilder und dass das optisch immer wieder stark verengt wirkende Setting der Brücke nie so hundertprozentig zu überzeugen vermag. Dafür rockt der Score.
„The Bridge“ läuft nicht ganz rund
In Richtung Showdown legt „The Bridge“ dann dankenswerterweise doch noch einmal nach. Held und Schurke geraten gleich zwei Mal aneinander und dürfen sich ganz cool eine vors Fressbrett donnern. Nebenbei werden die Henchmen abgeräumt und ein Big Bang sorgt für klare Verhältnisse. So muss das sein. Und so bleibt ein Actioner, der genial rasant einsteigt und trotz kleiner Makel richtig rockt, dann aber gefühlt vollkommen den Fokus verliert.
Der als Editor versierte Regisseur Patrick Lussier hätte seinem Schnittmaestro Tommy Aagaard empfehlen sollen, gute 15 bis 20 Minuten aus seinem 98-minütigen Actioner zu nehmen. Es hätte „The Bridge“ vermutlich deutlich runder und vor allem wie ein Powerhouse rüberkommen lassen. Und es wären einige nervig-dumme Szenen aus dem Film geflogen. So bleibt solide Unterhaltung, die in vielen Szenen das Beste aus ihren Möglichkeiten macht, es in anderen aber auch grandios verkackt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 29. November 2024 von Splendid Film und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Ihr könnt den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |