Originaltitel: The Burrowers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: J.T. Petty__Darsteller: Clancy Brown, Doug Hutchison, Laura Leighton, William Mapother, Sean Patrick Thomas, Robert Ri’chard, Karl Geary, Tatanka Means, Jocelin Donahue, David Midthunder, Christopher Hagen u.a. |
Hybride aus Horror und Western sind selten, am ehesten ist die komödiantische „Tremors“-Saga bekannt, die das Ganze allerdings meist in die Neuzeit verlegt. „The Burrowers“ bleibt da klassisch.
Es beginnt mit einem Überfall auf eine Pionierfamilie, man schreibt das Jahr 1879. Die Monster sieht man nicht oder nur in Teilen, nach den von „Alien“ etablierten Genremustern. Davor und danach werden die Hauptfiguren eingeführt: Fergus Coffey (Karl Geary), dessen Verlobte die Tochter der überfallenen Familie ist; außerdem der Indianderkriegsveteran William Parcher (William Mapother), der eine Witwe freit und sich Ersatzpapa für deren Sohnemann empfiehlt. Kurz und knapp werden Monster und Hauptfiguren eingeführt, das ist wirklich ökonomisches Erzählen.
Danach schaltet „The Burrowers“ erstmal einen Gang runter, zeigt das Auffinden des Schauplatzes, an dem die Familie verschwunden ist, während es eine zweite erwischt hat. Coffey, Parcher und John Clay (Clancy Brown) formen eine Posse, nehmen den Sohn der Witwe mit und wollen die Indianer jagen, die sie für die Entführung verantwortlich machen. Sicherlich ein logischer Schluss für die Figuren, aber auch die erste Spitze gegen weiße Hybris und weißen Imperialismus.
Dabei treffen sie auch auf die Armee-Einheit des sadistischen Henry Victor (Doug Hutchison), der ebenfalls auf Indianerjagd gehen möchte. Von der wahren Bedrohung durch die von den Indianers Burrowers getauften Kreaturen ahnen sie nichts…
httpv://www.youtube.com/watch?v=R7FxYJEgWYA
„The Burrowers“ ist ein B-Movie, aber ein effektiv inszenierter und überraschend durchdachter Vertreter seiner Zunft, eben nicht nur „Alien“ im Wilden Westen, sondern ganz stark dem Spätwestern verhaftet. Resigniert wird von sinnloser Gewalt gegen Indianer erzählt, der WASP-Sadismus der Armee ausgestellt und auch gegen Sklaverei und Vorurteile wird hier scharf geschossen. Man missachtet, foltert oder tötet die Indianer, die einem mehr über die Burrowers sagen könnten, glaubt lange nicht an eine nicht-indianische Bedrohung und Heldenfiguren gibt es hier nicht. Victor ist ein Sadist, Grünschnabel Coffey bringt die Gruppe durch dummes Verhalten in Gefahr und der als Held gefeierte Parcher offenbart später erbarmungslose Züge (unter anderem ist er bereit andere als Köder zu benutzen).
Das Ende des Films kann man als blanke Resignation ansehen, Peckinpah und Co. hätten ihre Freude dran gehabt, doch der Spätwesterneinschlag ist nicht separat von der Horrorkomponente zu sehen, sondern beeinflusst diese: Man hat keine Probleme auch Sympathieträger und Hauptfiguren zu killen, was die Dezimierung der Truppe natürlich herrlich unvorhersehbar macht. Sicher, immer wieder kommen konventionelle Taktiken des Monsterfilms zur Anwendung (z.B. der scheinbar Tote, der aber nur schläft), doch zu gleichen Teilen wird mit Erwartungen gebrochen. Das Western-Setting ist zudem stimmig in Szene gesetzt, gerade bei einem B-Budget keine Selbstverständlichkeit.
Als Creature Feature ist „The Burrowers“ allerdings teilweise etwas formelhaft, nach einer etwas langen Wanderschaft (die eben die Subtexte thematisiert, sonst aber wenig macht) greifen die Biester das erste Mal an und danach kann man alle 15 bis Minuten mit einer weiteren Attacke rechnen. Man kriegt die Viecher bei jeder Attacke mehr zu sehen (wie in „Alien“), sie greifen gerne unterirdisch an (eine Referenz an „Tremors“?) und Menschen werden als Nahrungsquelle für später verwendet. Spannend, actionreich und schweißtreibend sind die Attacken stets, anfangs mehr auf Horror, später mehr auf Kampf ausgelegt, wobei die letzte Konfrontation leicht enttäuscht: Vom Höhepunkt des Films hätte man etwas mehr erwartet, außerdem sind Burrowers nicht mehr ganz so eindrucksvoll sieht man sie dann in voller Pracht. An den FX kann man aber nicht groß herummäkeln, gerade für einen B-Film sind diese durchweg ansehnlich geraten. Der Härtegrad ist moderat, wobei zwischendurch immer mal wieder ein paar echt fiese Szenen dabei sind.
Die Darsteller sind allesamt aus der zweiten bis dritten Reihe Hollywoods zusammengecastet, aber das macht nichts: Ohne eindeutigen Star kein eindeutiger Überlebender im Horrorfilm. Doug Hutchison spielt wie zuletzt in „Give ’em Hell, Malone“ und „The Punisher: Warzone“ den fiesen Sadisten mit Elan, aber etwas wenig Tiefe, während bei Clancy Brown („Homefront“) das Innerfilmische (Indianerkriegsveteran) und das Außerfilmische (B-Film-Veteran) wunderbar zusammenkommen in der Rolle des alten Haudegen. Karl Geary („Stag Night“) ist etwas blass, ganz stark dafür William Mapother („Blackhat“) als gefeierter Held, der mit seinem Allerweltsgesicht und seiner Allerweltsstatur herrlich gegen konventionelle Heldenmythen besetzt ist.
Als Monster Movie teilweise etwas formelhaft, aber trotzdem ein wahrlich überzeugendes B-Movie: Geistig in der Tradition des Spätwestern und mit intelligenten Ansätzen, als Mixtur aus Horrorfilm und Western erfrischend und zudem stimmig inszeniert. Da stören die etwas lange Exposition und das leicht enttäuschende Finale nur etwas – gerade angesichts der sonstigen Einfallslosigkeit im direct to video Bereich.
In Deutschland ist der Film bei Savoy Film/Schröder Media auf DVD erschienen, ungekürzt ab 16 Jahren freigeben und auf DVD zudem noch mit nettem Bonusmaterial (2 Making Ofs und ein Audiokommentar von J.T. Petty und Karl Geary) bestückt. Es gibt auch eine Neuauflage mit dem holprigen Titel „Dawn of the Undead – Burrowers of Death“.
© Nils Bothmann (McClane)
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