Originaltitel: Gwi gong ja__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Park Hoon-jung__Darsteller: Kim Seon-Ho, Kang Tae-Ju, Kang-woo Kim, Go Ara, Justin John Harvey, Hyuk-Hyun Kwon, Caroline Magbojos u.a. |
Das Leben von Marco könnte komplizierter kaum sein. Seine schwer erkrankte Mutter benötigt eine teure Operation. Um das Geld aufzutreiben, nimmt Marco an illegalen Boxkämpfen teil. Das dabei errungene Geld würde im Leben nicht für die Operation ausreichen. Also setzt er es in riskanten Sportwetten. Bei denen er nie gewinnt. Die Lage scheint aussichtslos. Eine Hoffnung hat Marco jedoch: Denn einen Teil seines Geldes investiert er in die Suche nach seinem Vater.
Dazu muss man wissen, dass Marco ein Kopino ist, ein Mischling, hervorgegangen aus einer Nacht zwischen einem Koreaner und einer Filipina. Marco und seine Mutter verblieben auf den Philippinen, der Vater entschwand gen Korea. Eines Tages tritt ein Anwalt an Marco heran. Er vertritt angeblich Marcos Vater und leitet alles in die Wege, um Marco nach Korea zu bringen und dessen Mutter die überlebensnotwendige Operation zukommen zu lassen.
Zum ersten Mal in seinem Leben scheint sich für Marco alles nach Wunsch zu fügen. Doch schon auf dem Flug gen Korea bekommt seine Hoffnung Risse. Ein ebenso arroganter wie verrückt wirkender junger Mann – nennen wir ihn den Nobleman – spricht ihn im Flugzeug an und offenbart Marco, dass er in Korea sterben werde. Und wirklich: Kaum in Korea gelandet, scheinen die verschiedensten Parteien aus den unterschiedlichsten Gründen hinter ihm her zu sein. Was wird hier nur gespielt?
Schaut in „The Childe – Chase of Madness“ hinein
Eine verrückte Jagd mit Brutalo-Showdown aus Südkorea
Regisseur und Drehbuchautor Park Hoon-jung („New World – Zwischen den Fronten“) lässt sich zu Beginn sehr viel Zeit, die hoffnungslose Situation von Marco zu bebildern. Mit aller Ruhe baut er Marco auf und macht dessen Motive nachvollziehbar. Und der sein Filmdebüt gebende Kang Tae-ju verkörpert den Kopino mit viel Understatement und sympathischer Ausstrahlung.
Sobald Marco dann in Korea gelandet ist, bringt der Regisseur seinen eigentlichen Clou in den Film ein. Mit Macht übernimmt der furios aufspielende Kim-Seon-ho als Nobleman die Kontrolle über den Film und startet die untertitelgebende Chase of Madness auf Marco. Warum er Marco jagt, bleibt lange im Unklaren. Warum andere Marco jagen, wird hinreichend erklärt. Wenngleich sich das Drehbuch auch einen Spaß daraus macht, nicht alles ausführlich ausklamüsern zu müssen.
Und es ist auch gar nicht so wichtig, alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, denn fortan ist „The Childe“ nur noch in Bewegung. Eine Verfolgungsjagd geht in die nächste über. Der südkoreanische Actionthriller ist nach seinem bedachten, ruhigen Einstieg zu purer kinetischer Energie geworden. Zu Fuß und in fahrbaren Untersätzen muss nun Marco Fersengeld geben. Und der Nobleman klebt ihm immer an den Hacken. Witzigerweise hat Kang Tae-ju nun so gut wie keine Dialogzeilen mehr. Die bewältigt alle Kim-Seon-ho als sein Verfolger und die anderen Jäger.
Zwischendurch sorgt Park Hoon-jung immer wieder für ruppige, sehr blutige Gewalteskalationen, die den Bösewichtern des Streifens, also auch dem Nobleman, noch mehr bedrohliches Profil verleihen und auch die Spannung immer wieder ein wenig kicken. Langweilig wird „The Childe“ so nie, auch und vor allem, weil die Rolle des Nobleman in dem ganzen Konstrukt einfach nicht klar ist.
Die wird so richtig erst im Showdown erklärt. Beiläufig, augenzwinkernd und durchaus humorig, ohne den Charakter zu schwächen. Der entfesselt daraufhin ein blutiges Inferno, das die bisherigen Gewalteskalationen mühelos toppt und Action bietet, von der man nicht genug bekommen kann. In einem famosen Setting steigt eine grandiose Abräumaktion, bei der doppelläufige Flinten ebenso blutspritzend zum Einsatz kommen wie medizinisches Gerät und allgemein alles, mit dem man Hauen oder Stechen kann. Dabei spritzt der rote Lebenssaft ungehemmt und wird das Setting neu tapeziert – in Dunkelrot.
Dabei ist die Action toll choreographiert und dynamisch in Szene gesetzt. Mal setzt „The Childe“ auf längere Totalen, dann auf schnellere Schnitte. Das alles hätte gerne so viel länger ausfallen dürfen. So mutet der Showdown ein wenig kurz und knapp an, ohne allerdings irgendwie enttäuschend zu wirken. Auch abseits der Action ist der Film klasse inszeniert. Setzt auf den Philippinen auf warme und satte Farben, in Korea eher auf einen unterkühlten, klaren Look.
Perfekt ist der Actioner allerdings nicht. Vor allem nach dem Showdown meint es „The Childe“ ein wenig zu gut mit seinen Charakteren und will gefühlt für jede Figur ein Happy End zusammenklöppeln. Das macht er sogar noch im Abspann. Hier hätte der Schnitt gerne ökonomischer ausfallen dürfen. Zudem ist schade, dass Marco gegen Ende immer mehr in den Hintergrund gerät. Der Nobleman überfährt ihn förmlich. Dabei hätte Marco im Showdown mit seinen Kampfsportfähigkeiten für noch mehr Abwechslung sorgen können.
Zudem bekommt der Film den immer wieder durchscheinenden Buddy-Movie-Ansatz erst nach dem Showdown so richtig lanciert – wo er dem Film freilich nichts mehr bringt. Last but not least gibt es ein paar CGI-Momente, die nicht richtig funktionieren. Eine sich überschlagende Karre bildet dabei ein übles Lowlight.
„The Childe – Chase of Madness“ weiß topp zu unterhalten
Von allen Filmen des Regisseurs Park Hoon-jung, die es bislang nach Deutschland geschafft haben, ist „The Childe“ der leichteste und sich selbst am wenigsten ernst nehmende. Die Folge ist ein unterhaltsamer Mix aus flotter, in Teilen extrem blutiger Action und einem relaxten, angenehm verschmitzten Erzählton. Dabei setzt vor allem der grandios gespielte und mit coolen Dialogzeilen versehene Nobleman die Höhepunkte, doch auch Hauptfigur Marco verfängt beim Zuschauer und lässt ihn um dessen Leben bangen. So ist man immer drin in der unterhaltsamen Schnurre und würde sich ein cooles Team-up aus Marco und Nobleman in einer Fortsetzung wünschen.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Splendid Film und ist mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten. Neben einer kurzen (zwei Minuten) Featurette zum Film haben es nur Trailer auf die Datenträger geschafft. Freilich kann man den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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