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The Climbers

Originaltitel: Pan Deng Zhe__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Daniel Lee__Darsteller: Wu Jing, Zhang Ziyi, Zhang Yi, Jing Boran, Hu Ge, Jackie Chan, Wang Jingchun, He Lin, Liu Xiaofeng u.a.
The Climbers mit Wu Jing und Zhang Ziyi DVD Cover

Zhang Ziyi und Wu Jing wollen in “The Climbers” den Mount Everest besteigen.

Ein Film von Action-Derwisch Daniel Lee („Dragon Squad“), produziert von Tsui Hark („Flying Swords of Dragon Gate“) und in den Hauptrollen mit Zhang Ziyi („The Grandmaster“) und Wu Jing („Wolf Warrior 2“) besetzt – was soll da schon groß schiefgehen? Nun, eine Menge. Vor allem, wenn man kein Chinese ist, der seine Ladung Durchhalteparolen und die Aufforderung, jede Herausforderung zu meistern, auf die ganz platte Tour braucht. Vermutlich hätte einen die Tatsache, dass das chinesische Propaganda-Zugpferd Jackie Chan („Iron Mask“) in dem Film einen Gastauftritt absolviert, bereits stutzig machen sollen.

Im Jahr 1960 wagt das chinesische Bergsteigerteam das nahezu Unmögliche: Es will den Mount Everest über die Nordseite besteigen. Die Chinesen betreten damit Neuland, denn auf diesem Wege wurde die Besteigung des höchsten Berges der Welt noch nie gewagt. Doch der Aufstieg fordert seinen Tribut. Bei einer Lawine sterben zahlreiche Expeditionsteilnehmer und die mitgeführte Kamera geht verloren.

Zwar schaffen es drei Bergsteiger auf den Gipfel, doch ihr Erfolg wird nicht anerkannt, weil kein Fotobeweis gemacht werden konnte. Die drei Helden verkommen zu wenig bekannten Randnotizen des Bergsteigens. Doch 1975 wagen die Chinesen einen neuerlichen Anlauf. Nicht nur soll der Mount Everest bestiegen werden, man möchte ihn bei der Gelegenheit direkt vermessen.

Ganz vorne dabei: Die drei Chinesen der ersten Mission. Sie bilden die neuen Bergsteiger aus, koordinieren die Aktion, befehligen das Hilfsteam und sind in Gestalt von Fang Wuzhou sogar Anführer des sogenannten „Angriffsteams“, das die Spitze ins Visier genommen hat.

Schaut in die Propagandamaschine hinein

Bergsteigen auf die lustige Tour mit Zhang Ziyi und Jackie Chan

Um „The Climbers“ zu verstehen, muss man sich das Jahr 2019 in Erinnerung rufen. In diesem Jahr feierten die Chinesen das 70. Jubiläum der Gründung der Volksrepublik China. Um dies gebührend feiern zu können, wurden auch heftige Patriotismuskracher in Blockbusterform auf den Weg gebracht (beispielsweise „The Bravest“), in denen die Stärken der Nation überbordend gefeiert wurden. In „The Climbers“ wird, die Inhaltsangabe deutet es an, die erste chinesische Messung des Mount Everest – in China heißt er im Übrigen Zhūmùlangma Fēng – gefeiert.

Denn wenn sogar die Naturgewalten niedergerungen werden können, muss die dahinterstehende Nation doch alles schaffen. Addiert man nun noch die beiden Actionquerköpfe Tsui Hark und Daniel Lee zu diesem Faktotum hinzu, kann man sich vermutlich ungefähr vorstellen, was „The Climbers“ bietet. Auf jeden Fall keine irgendwie nachvollziehbare Bergbesteigung, die irgendetwas mit der Realität zu tun hat. Und ganz ehrlich: Gegen „The Climbers“ sind sogar „Cliffhanger“ oder „Vertical Limit“ Wunderwerke an Realismus.

Wu Jing in The Climbers

Wu Jing darf in “The Climbers” mal nicht um sich treten.

In dem chinesischen Bergsteigerfilm wird auf Leitern den Berg hinuntergerutscht, Menschen fliegen mit vom Wind aufgeblähten Zelten durch die Luft, Charaktere springen mit ausgekugelten Armen über klaffende Abgründe und fangen sich auf der gegenüberliegenden Seite mühelos ab. Und andere fliegen wie Bergziegen und mittels sichtbaren Seilzugeinsätzen Kletterhindernisse hoch.

Spätestens wenn sich alle Charaktere an eine Leiter klammernd gegen einen Supersturm wehren, sitzt der gemeine westliche Zuschauer vor dem TV, hält sich den Bauch vor Lachen und schreit gen TV: „Ja wollt ihr mich denn verarschen?“ Die wie eine militärische Operation geplante und durchgeführte Aktion ist da allerdings schon lange zu einer astreinen, kein Stück ernstzunehmenden Komödie verkommen.

Eine Komödie, in der pathetisch und mit patriotischem Bla auf den Lippen verreckt wird. In der sich sämtliche Charaktere nur über Worthülsen wie „vorwärts“, „weiter“ und „jawohl“ mitteilen. Und in der man über die Figuren wirklich gar nichts erfährt. Stattdessen ist es wie bei schlechten Blockbustern der Amerikaner: Wer auch nur einen Hauch von Einblick in sein Seelenleben gibt, verreckt in den nächsten Minuten.

The Climbers mit Zhang Ziyi

Auch am Berg gehört mal richtig stillgestanden! Arme Zhang Ziyi.

Infolgedessen wird einem nicht nur die Mission schnell egal, sondern auch alle Figuren. So findet man nie in den Streifen hinein und sobald die Propagandamaschine vom sowieso Alles-Schaffenden-Chinesen anläuft, will man das auch gar nicht mehr. Jedem Land seinen Patriotismus – aber bitte nicht so platt. 120 Minuten fühlten sich selten so lang an.

Zumindest liefert Daniel Lee ein paar wirklich schöne Impressionen des Mount Everests und seiner Umgebung. Ein oder zwei (realistischere) Kletterpassagen verfangen in ihrer Dramatik auch beim Zuschauer. Andere sehen seltsam künstlich und unecht aus. Leider überwiegen zweitere. Wie es VIEL besser geht, hat etwa 2015 Baltasar Kormákur mit „Everest“ gezeigt. Da fror man aufgrund der Bildwelten sogar auf dem heimischen Sofa. Das bekommt Lee nie hin, zumal echte Chinesen mit der Kälte auch kein Problem zu haben scheinen. Der dünne Sauerstoff macht ihnen auch nicht viel aus. Alles Maschinen!

Jackie Chan im Bergsteigerdrama von Daniel Lee

Jackie Chan schaut auch mal kurz im Film vorbei.

Und immer wieder tun sich für den mitdenkenden Zuschauer ganz viele Fragen auf. Warum lässt man bei einer schlechten Verbindung, bei der man kaum etwas versteht, eine kranke Person mit der mithin leisesten Stimme sprechen? Wieso werden Meteorologen bei der Expedition mitgeführt, wenn man dann aber nie auf sie hört? Wie ist es möglich, einen random irgendwo abgestürzten Bergsteiger so zielgenau zu finden, dass man einen Bollerwagen mitführend loslatscht, um innerhalb von Minuten seine Leiche zu finden? Nur ein paar der wirklich hirnverbranntesten Momente.

Über das schauspielerische Niveau brauchen wir angesichts des vollumfänglichen Vollversagens nicht weiter zu sprechen. Da einem die Figuren egal bleiben, könnten sich die Stars ein Bein ausreisen, es wäre vergebliche Liebesmüh. Doch sie tun nicht einmal das. Stattdessen wirkt vor allem Wu Jing trotz der actionlastigen Ausrichtung des Filmes vollkommen überfordert. Warum sich die wie immer bezaubernde, aber unfassbar blass bleibende Zhang Ziyi in ihn verliebt haben soll, man kann es nicht einmal erahnen. Rund um die beiden Stars wird solide agiert, aber es ist halt für die Katz. Jackie Chans Mitwirken beschränkt sich auf eine vollkommen überflüssige Mid-Credits-Szene.

„The Climbers“ klingt irgendwie toll – irgendwie…

Dass man aus der ersten chinesischen Ausmessung des höchsten Berges der Welt einen dramatischen und spannenden Film generieren hätte können, steht vollkommen außer Frage. Addiert man dann noch die Schaffenden vor und hinter der Kamera, war das Potential für gute Unterhaltung definitiv vorhanden. Doch was Daniel Lee und Co. dann linientreu für einen Schwachsinn verzapft haben, spottet jedweder Beschreibung.

Die Faszination fürs Bergsteigen, die Motive, die die Bergsteiger antreiben, die Ängste der Zurückgebliebenen, die Strapazen der Beteiligten… all das ist „The Climbers“ scheißegal. Hauptsache, alles, was hier passiert, geschieht im Namen des Vaterlandes und mehrt dessen Stolz. Als Nicht-Chinese hielt mich genau dieser Ansatz vollkommen aus dem Film raus. Und da hat Daniel Lee seine vollkommen abstrusen Actionszenen im Berg noch nicht einmal gezündet.

Letzten Endes wäre es am besten gewesen, der absolut misslungene „The Climbers“ wäre geendet wie einer der zahlreichen Bergsteiger, die wirklich versuchten, den Mount Everest zu erobern, dabei ihr Leben ließen und nun im ewigen Eis als Mahnung für andere noch immer auf dem Berg verweilen.

2 von 10

CherryBomb Films ist in deutschen Landen den lockenden Namen der Produktion erlegen und hat „The Climbers“ über Capelight Pictures auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Ungeschnitten, mit einer Freigabe ab 12 und bar jedweder Extras. Hier könnt ihr den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: CherryBomb Films / Capelight Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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