Originaltitel: The Collection__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Marcus Dunstan__Darsteller: Randall Archer, Christopher McDonald, Navi Rawat, Lee Tergesen, Josh Stewart, Daniel Sharman, Andre Royo, Shannon Kane, Johanna Braddy, Emma Fitzpatrick u.a. |
„The Collector“ war vor einiger Zeit für mich ein echtes Highlight im sich langsam totlaufenden Horrorgenre, das gefühlt nur noch aus Folterterror besteht und keinerlei Platz mehr für Ideen zu haben scheint. Zwar enthielt auch „The Collector“ Ansätze der sadistischen Spielereien eines „Saw“, war im Grunde aber ein fast schon intimes Duell zwischen dem Collector und dem Kleinkriminellen Arkin, der unbewusst in die Albtraumnacht seines Lebens stolpert, als er ein Anwesen um dessen Wertstücke berauben will. Ein permanenter Spannungsbogen, eine dichte Atmosphäre und ein höchst ambivalenter Held hielten durchweg bei der Stange und enttäuschten mich erst im etwas zu konventionellen, zu gewollten Ende.
Das bügelt „The Collection“ aus, indem er direkt an Teil I anschließt und das vorhersehbare Ende des einen Filmes zum starken Opener des anderen macht. Hier folgen wir der hübschen Elena und ihren Freunden auf eine Undergroundparty. Da lassen die Freunde zunächst die Fetzen fliegen, als Elena ihren Freund bemerkt, der ihr kurz zuvor abgesagt hatte, nun aber vor Ort feuchtfröhlich mit einer Blondine herumknutscht. Tja, dumm gelaufen. Elena verpasst dem Widerling einen Fausthieb und flüchtet in die obere Etage der Partylocation. Hier schließt sie sich in einem Zimmer ein. In dessen Mitte steht die rote Kiste, die schon in „The Collector“ Schlimmstes erahnen ließ. Und wirklich, aus der Kiste kommen Geräusche! Elena öffnet sie und heraus fällt der panisch schreiende Arkin! Er reißt Elena zu Boden, denn das Öffnen der Kiste setzte einen todbringenden Mechanismus in Gang. Dieser verfehlt zwar Arkin und Elena, setzt aber eine noch weitaus größere Todesmaschinerie in Gang, die alle Partygäste zu Hackfleisch verarbeitet!
Das Ergebnis ist eine in Blut und Gedärmen watende Splatterorgie, die alleine schon einen Bodycount auffährt, der jedem Actionfilm gut zu Gesicht stehen würde und dennoch nicht viel mehr ist als die Ouvertüre für das, was nun folgt. Denn nachdem hier Menschen verhackstückt, aufgeschlitzt und zerquetscht wurden, kann der Collector Elena greifen und mit sich nehmen. Arkin derweil rettet sich in Freiheit und kommt ins Krankenhaus. Hier wird er von einem Abgesandten von Elenas Vater gebeten, ihm zu helfen, Elena aus den Händen des wahnsinnigen Killers zu befreien. Arkin, der mal wieder einen Funken Menschlichkeit in sich erkennt und sich außerdem grämt, Elena einfach sitzen gelassen zu haben, willigt ein und führt unwissentlich einen Trupp Söldner zur Schlachtbank …
httpv://www.youtube.com/watch?v=n08aIH-Bhcc
Während der Collector in „The Collector“ noch in fremde Eigenheime und damit in den vermeintlich letzten sicheren Zufluchtsort jeder Familie eindrang und den Terror hinein brachte, dringen nun die Jäger des Psychos in dessen Heim ein. Dabei landen sie weniger in einem Haus als vielmehr in einer Art Parallelwelt, gespickt mit todbringenden Fallen, übersät von Leichen und mit verstörenden Kunstwerken verschönert. Denn wir erfahren in „The Collection“ überdeutlich, was der Killer mit den Entführten anstellt. Er tötet sie, zerlegt sie, setzt sie neu zusammen und erschafft Alptraumwesen in riesigen Schaukästen. Und das sind die glücklichen seiner Opfer. Denn die anderen setzt er unter Drogen, bis sie keinen eigenen Willen mehr haben und Zombies gleich Eindringlinge attackieren. Wieder andere scheinen einer Art Stockholmsyndrom zu erliegen und wollen sogar Teil der Collection werden. Wollen vom Collector geliebt werden und arbeiten gar für ihn.
Kurzum, was Arkin und die Söldner in dem Haus vorfinden, reicht mühelos aus, um einen Horrorfilm am Laufen zu halten, ohne dass man wirklich eine echte Geschichte erzählen müsste. Diese beschränkt sich dann auch auf das simple „rettet Elena“ Konstrukt und versucht gar nicht erst, irgendwelche Nebenschauplätze zu etablieren. Auch die Figurenzeichnung ist „The Collection“ weitgehend egal. Die Figuren werden über kaum mehr als ihre Taten und ihr Äußeres charakterisiert und dennoch fiebert man mit ihnen mit. Was wohl daran liegt, dass „The Collection“ vor allem darauf abzielt, in das kranke Gehirn des Collectors einzutauchen und man eigentlich niemandem wünschen kann, einem solchen Psycho in die Hände zu fallen. Regisseur Marcus Dunstan hält dabei das Tempo auf einem absolut irren Niveau und lässt zu keiner Sekunde irgendwelchen Leerlauf entstehen. Das wird durch die kurze Laufzeit von gerade einmal 75 Netto-Film-Minuten eindrücklich unterstrichen. „The Collection“ hat wahrlich kein Gramm Fett zuviel auf den Rippen.
Leider nimmt Regisseur Dunstan den gritty Look von Teil 1 zugunsten eines glatteren HD Looks zurück. Eine Entscheidung, die mir vor allem zu Beginn nicht sonderlich zusagte, da „The Collection“ so ein wenig zu glatt wirkte. Spätestens mit Eindringen ins Haus vom Collector (witzigerweise ein Argento Hotel) wird aber soviel Wahnsinn auf den Zuschauer losgelassen, dass der Look des Filmes vollkommen zur Nebensache wird. Im Hotel angekommen schraubt Dunstan auch den Bodycount nicht zurück. Weiterhin stapelt er Leiche auf Leiche und greift auf einen ordentlichen Mix aus CGI-Effekten und Handmade-Gesplatter zurück. Die Wirkung der Szenen sitzt in den meisten Fällen auf den Punkt – was mich erfreute, da ich im Vorfeld hier und da eher Gegenteiliges gehört hatte. Großes leistet im Übrigen Charlie Clouser, der einige starke Themen auffährt und vor allem im etwas übergroßen Finale ordentlich auf die Pathostube haut.
Dass „The Collection“ trotz der etwas maroden Figurenzeichnung funktioniert, liegt vor allem an den ordentlich aufspielenden Darstellern. Gerade Josh Stewart, der wieder wundervoll zwischen den Befindlichkeiten hin und her switcht (mal ist er sich selbst am Nähesten, dann wieder Held der Chose), entwirft einen wunderschön kantigen „Helden“. Einen Helden, mit dem man gerade deshalb mitfiebert, weil er wie weiland McClane zufällig in eine verfahrene Chose geraten ist, auf die er nicht ansatzweise irgendeinen Bock hat und mit der er sich auch nur höchst widerwillig arrangiert. Als wundervoll kämpferische und toughe Elena überzeugt die hübsche Emma Fitzpatrick („In Time“) und als ihr sie beschützender Schatten Lucello liefert Lee Tergesen („Red Tails“) eine grundsympathische und vor allem sehr männliche Performance ab. Der Rest im Film hat eher Fallobstqualitäten, nur Randall Archer wirft als Collector noch amtlich physische Wucht in die Waagschale.
Was bleibt, ist ein Film, der das größer, härter und brutaler Element diverser Horror-Franchise-Fortsetzungen fast schon ins Extrem pervertiert. Aus dem eher intim angelegten Szenario in „The Collector“ wird rein vom Bodycount her gesehen ein Kriegsschauplatz. Wie in seinem Vorgänger entwirft Regisseur Marcus Dunstan auch in „The Collection“ einen packenden Spannungsbogen, der ein enorm kurzweiliges und förmlich vorüberfliegendes Filmerlebnis zur Folge hat und nicht eine Minute langweilt. Die Figuren sind kantig genug, um mit ihnen mitzufiebern, die Erkenntnisse über das Wesen des Collectors sind einfach nur abgefahren (im Sinne von überlebensgroß und over the top) und der Schauplatz an und für sich ist pures Horrorgold wert. Auch die Handlungsvariationen zum Vorgänger sind groß genug, um den Streifen als Weiterführung und nicht als Neuauflage von „The Collector“ zu begreifen. Gorehounds bekommen ebenfalls ordentlich auf die Augen und in die Magengrube und das Ende macht sehr gespannt darauf, wie das Franchise wohl weitergehen könnte …
Der brettharte Streifen hatte es in Deutschland erwartungsgemäß schwer. Planet Media blieben allerdings konsequent ihrer Linie treu, wollten den Film uncut bringen und nahmen dafür auch den Gang zur Spio in Kauf. Der „Dank“. Die harte Spio/JK Freigabe und das zugehörige Werbeverbot. Für den freien Handel erstellte man eine indizierungsfeste FSK 18 Version, die einige Minuten im Vergleich zum ungeschnittenen Original missen lässt. Die DVD kommt in toller Bild und Tonqualität. Die Extras sind durchaus interessant und fokussieren vor allem auf die Stunt, Effekt- und Make-Up-Arbeit.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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