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The Commuter

Originaltitel: The Commuter__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Jaume Collet-Serra__Darsteller: Liam Neeson, Vera Farmiga, Sam Neill, Elizabeth McGovern, Jonathan Banks, Patrick Wilson, Dean-Charles Chapman, Florence Pugh, Damson Idris, Letitia Wright u.a.
The Commuter Filmplakat

Liam Neeson erlebt in “The Commuter” seinen zweiten “Non-Stop”

Regisseur Jaume Collet-Serra begreift seine inzwischen vierte Kollaboration mit Liam Neeson als „ideenverwandte Fortsetzung von ‘Non-Stop‘“. So kann man es freilich auch nennen, wenn man den gesamten Aufbau eines Filmes 1:1 einfach in ein anderes Beförderungsmittel versetzt. In der Folge haben zukünftige Actionthriller-Fans immer die schöne Möglichkeit, zu entscheiden, ob sie eine ganz spezielle Handlung in einem Zug oder in einem Flugzeug sehen wollen. Echt nett von den Herren Collet-Serra und Neeson. Zumal beide Filme in der gleichen Qualitätsliga spielen.

Michael McCauley hat vor zehn Jahren seinen Job als Cop an den Nagel gehängt. Seitdem verdient er seine Brötchen als Versicherungsvertreter. Trotz des vermeintlich soliden Jobs leben Michael und seine Familie von der Hand in den Mund. Vieles von dem, was mal die Zukunft der Familie absichern sollte, löste sich dank des Bankencrashs vor einigen Jahren in Luft auf. Auf das gemeinsame Haus hat man bereits mehrere Hypotheken aufgenommen. Wie sie die schulische Ausbildung des Nachwuchses finanzieren sollen, wissen die beiden Eltern bis jetzt nicht.

Da kommt es einer Hiobsbotschaft gleich, als Michael unterbreitet wird, dass man ihm kündige. Mit leerem Blick und unfähig, seiner Frau von diesem Vorfall zu berichten, steigt Michael in den Zug, mit dem er seit Jahren zwischen Job und Arbeit hin und her pendelt. Als sich eine Frau zu ihm setzt, beachtet Michael sie zunächst kaum, obwohl sie äußerst redselig ist. Erst als sie ihm eine hypothetische Frage stellt, wird er hellhörig.

Die Frau fragt ihn, ob er für eine große Menge Geld eine spezielle Aufgabe für sie erfüllen würde. Nach einer Weile merkt Michael, dass die Frau die hypothetische Frage sehr ernst meint. Genau in dem Moment macht sie auch schon Nägel mit Köpfen: In der Bordtoilette finde er 25 000 Dollar. Diese dürfe er behalten, wenn er für sie einen Passagier ausfindig machen würde, von dem Michael nur erfährt, dass er kein Pendler sei, eine Tasche habe und seine Identität etwas mit dem Namen „Prynne“ zu tun habe. Würde Michael diese Person finden, erhielte er am Endbahnhof noch einmal 75 000 Dollar zusätzlich.

Leicht ungläubig trottet Michael zu der Toilette und findet hier tatsächlich das Geld. Gleichzeitig klingelt sein Telefon und ihm wird unmissverständlich klargemacht, dass wenn er die Aufgabe nicht erfülle, seine Familie getötet werde…

Schaut in „Non-Stop 2“ äääh “The Commuter” mit Liam Neeson hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=b-Sxnftfc4c

Was nun folgt, ist dank „Non-Stop“ nichts Neues mehr: Jeder könnte die gesuchte Person sein, jeder verhält sich plötzlich auffällig und kaum einen stört, dass Michael fast schon manisch in dem Zug auf und ab rennt und nach Hinweisen sucht. Spannung kommt trotz hinlänglich bekannten Storyverlaufes durchaus auf. Zudem zaubert Collet-Serra („The Shallows“) die gesuchte Person nicht wie bei „Non-Stop“ aus dem Hut, sondern streut Hinweise, die zum Miträtseln einladen und den Zuschauer durchaus vor Liam Neeson („96 Hours“) auf die Identität des/der Gesuchten kommen lassen.

Auch das Motiv hinter all den Vorgängen ist überzeugend und wirkt deutlich logischer in der Story aufgehangen als im Quasi-Vorgänger. Dafür wirkt das ganze Komplott hinter den Vorgängen total verstiegen und zu weiten Teilen extrem unlogisch. Zumindest müssen sich die Hintermänner schon fragen lassen, ob sie ihr Ziel auf anderem Wege nicht viel einfacher hätten erreichen können.

The Commuter Vera Farmiga und Liam Neeson

Die geheimnisvolle Dame hat eine Aufgabe für Michael…

Von diesen Problemen kann Collet-Serra während des Filmes gelungen ablenken. Er treibt seinen “The Commuter” nämlich deutlich effizienter an als „Non-Stop“ und walzt so diverse Bedenken hinsichtlich der Story einfach mit richtig viel Tempo platt. Vermutlich liegt das auch am Schauplatz, denn Collet-Serra lässt seinen Hauptdarsteller Liam Neeson diesmal so ziemlich jeden Winkel seines Gefährtes erforschen und ihn natürlich auch unter und an dem Zug herum klettern.

Neeson macht dabei eine gewohnt starke Figur. Wenn er sich durch den Zug wuchtet, duldet das keinen Widerstand. Wer ihm in den Weg kommt, wird niedergewalzt. Entweder mit wuchtigen Dialogzeilen oder eben körperlich. Dahingehend ist ein als One-Shoot präsentierter Fight zwischen ihm und einem Killer in einem leeren Waggon der absolut Actionhöhepunkt, in dem äußerst ruppig hingelangt wird.

Allgemein ist Collet-Serras “The Commuter” optisch ein echtes Schmuckstück geworden. Seine Kamera fliegt nur so durch die Waggons, fliegt durch geschlossene Türen, durch Wände, fliegt mal neben dem Zug einher, dann wieder darin. Wenn Collet-Serra auf Dynamik aus ist, bekommt er das auch spielend hin. Doch auch kleine Momente, die eher für Suspense sorgen sollen, sind großartig gelungen. Ein kleiner Geniestreich ist zudem der effektive Vorspann, der Michaels Leben als Pendler clever montiert visualisiert.

The Commuter Liam Neeson

Michael traut bald niemandem mehr an Bord des Pendlerzuges…

Was man im direkten Vergleich zu „Non-Stop“ weggelassen hat, ist der Sidekick. Sprich: Die Julianne-Moore-Rolle aus „Non-Stop“ fehlt in “The Commuter” komplett. Michael ist immer alleine unterwegs, um seine Aufgabe zu erfüllen. Nicht fehlen darf allerdings das große Krawall-Ende. Auch in “The Commuter” geht es in Richtung Finale richtig ab. Überschlagen sich Waggons, entgleisen Züge und müssen alle zeigen, was sie in Sachen Überlebenskampf zu leisten imstande sind.

Ob es diese Szenen wirklich brauchte, hat man sich ja seinerzeit schon bei „Non-Stop“ gefragt. Aber hey, wenn noch genug Geld da ist, um derartiges Spektakel zu inszenieren, warum nicht? Spätestens das große Getöse ersäuft dann zwar in klischeehaften Heldenmomenten und ist nicht immer perfekt getrickst, Spaß kommt aber dennoch auf. Schlimm, dieses Kind im Manne…

The Commuter Liam Neeson in Action

Am Ende wird der Actionthriller “The Commuter” arg lärmig…

Was am Ende bleibt, ist ein temporeicher, spannender, sehr unterhaltsamer, optisch und technisch beeindruckender Actionthriller, der in Liam Neeson mal wieder den idealen Helden aus der Mittelschicht gefunden hat, welcher in einer ebenso überflüssigen wie großartigen Szene den Bankern den Mittelfinger zeigen darf. In Nebenrollen tauchen mit Vera Farmiga („Running Scared“), Sam Neill („Escape Plan“) und Patrick Wilson („Conjuring“) durchaus bekannte Gesichter auf, die aber leider durchweg unterfordert wirken. Zudem sind die Variationen zum Quasi-Vorgänger fast schon zu minimal, um “The Commuter” als eigenständigen Film ernst nehmen zu können. Als kurzweiliges Knallbonbon ist er aber allemal geeignet.

7 von 10

“The Commuter” ist ab dem 11. Januar 2017 in den deutschen Kinos zu sehen und kommt mit einer FSK 12 Freigabe von Studiocanal.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Studiocanal__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 11.1.2018 im Kino

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